Jürgen Todenhöfer ist 80 Jahre alt und schaut auf ein gelungenes Leben zurück: Nach seiner Promotion zum Dr. iur. trat er mit Anfang 30 für die CDU/CSU-Fraktion in den deutschen Bundestag ein, behielt sein Mandat 18 Jahre lang und machte nebenher publizistisch auf sich aufmerksam. Seine zahlreichen Bücher verkaufen sich in hohen Auflagen, angesichts der neuesten Ereignisse um seine Person dürften sie derzeit weiter steigen. Zudem war er 20 Jahre lang Vorstandsmitglied in einem der größten Medienunternehmen Deutschlands, dem Burda-Medienkonzern, zu dem etwa der Focus und die Bunte gehören. Mit der im November 2020 gegründeten Partei Team Todenhöfer schwingt er sich nun zum Hoffnungsträger junger Leute auf, die sich für eine andere Politik einsetzen – und die doch eigentlich aus guten Gründen den alten, erfolgreichen, weißen Männern skeptisch gegenüberstehen.
Nonkonformistisches Image, gemäßigte Positionen
Um dieses Misstrauen aus dem Weg zu räumen, hat es allem Anschein nach weniger gebraucht als zu erwarten gewesen wäre. Offenbar genügt es bereits, nicht wie ein typischer Vertreter des politischen Establishments aufzutreten – wie es z.B. der Jürgen Todenhöfer von früher getan hatte, der Stahlhelm-Jürgen, der gemeinsam mit Alfred Dregger dem Rechtsaußen-Flügel der CDU angehört hatte. Der heutige Todenhöfer ist erklärtermaßen ein anderer. Seine Reportage-Reisen in arabische Krisengebiete haben ihn bekehrt, schon länger spricht er sich öffentlich gegen den deutschen Afghanistan-Einsatz und andere militärische Operationen der NATO-Staaten aus. Gekonnt weiß er sich dabei mit Lederjacke und lässigem Auftreten in Szene zu setzen. Im Rahmen seines neuen politischen Projekts zeigt er sich nun als aus dem Exil zurückgekehrter Polit-Rebell.
Neben der zentralen Forderung nach einem Ende von Auslandseinsätzen der Bundeswehr spricht er sich etwa auch für Bürokratieabbau und Steuersenkungen für die Mittelschicht sowie für überfällige Reformen in verschiedenen Bereichen aus – z.B. in der Bildungs- und Familienpolitik (Inklusion bildungsferner Schichten, mehrjährige Elternzeit). Bei aller Sympathie für seine Vorschläge, bleiben sie doch weit hinter der kompromisslosen Radikalität zurück, die sich Todenhöfer selbst zuschreibt. Denn weder vermitteln seine Aussagen die Absicht, die neoliberale Ära der letzten Jahrzehnte beenden zu wollen, noch scheint es ihm um die wirklichen strukturellen Probleme in Politik und Gesellschaft zu gehen. Eindrücklich bestätigt wurde diese Annahme am 25.01.2021, als im Rahmen einer Pressekonferenz in Berlin das Programm der Partei vorgestellt wurde.
Trotzdem: Er formuliert seine Überzeugungen erfrischend direkt und trägt sie mit dem Charme des unangepassten Widerständlers vor. Das vermittelt den durchaus sympathischen Eindruck eines Menschen, dem es mittlerweile reicht, der von den Machenschaften der Herrschenden genug hat und sich nun selbst das Wort erteilt.
Unter anderem bei den Jüngeren kommt das gut an, insbesondere dem Teil, der sich weltanschaulich zwischen grün, links und liberal verorten (lassen) würde. Denn einerseits ist diese Gruppe der aus politischen Talkshows bekannten Phrasen seit Jahren überdrüssig. Andererseits wollen sie sich auch nicht den Vorwurf einer grundsätzlichen Politikverdrossenheit gefallen lassen, da sie gerade in ökologischen und sozialen Fragen eine immer deutlichere Agenda vor sich sehen. Geschickt greift Todenhöfer ihre Forderungen auf und präsentiert sich als Alliierter im Kampf um mehr Gerechtigkeit und verstärkte politische Teilhabe von unten. Doch sollte eine junge Generation ihre Hoffnung tatsächlich auf jemanden setzen, dem es vor allem um sich selbst geht?
Grundsteinlegung
Team Todenhöfer heißt die neue Partei, ins Leben gerufen am 12.11.2020, dem 80. Geburtstag von Jürgen Todenhöfer. Immerhin, so könnte man sagen, mahnt doch bereits der Titel an, um wen es hier eigentlich geht. Selbst die alliterative Anbindung an den ersten Bestandteil verbirgt nicht, auf welcher Seite die Waagschale der beiden Wörter ‚Team‘ und ‚Todenhöfer‘ von Anfang an gelegen hat. Diese Partei besitzt ein einziges Gesicht. In jeder medialen Darstellung steht ausschließlich Jürgen Todenhöfer im Mittelpunkt. Die Webpräsenz der Partei wirbt mit seiner antimilitaristisch engagierten Erfolgsbiografie, unter seinem Namen werden sämtliche Blogeinträge veröffentlicht. Selbst die großspurige Ankündigung, man werde zur Bundestagswahl „mit der jüngsten Kandidatenliste und mit dem höchsten Frauenanteil“ antreten, wirkt in diesem Licht besehen eher wie eine auszeichnende Qualität des alleinigen Aushängeschilds der Partei, die seine Nähe zu jungen Leuten unterstreichen soll.
In der Tat spricht vieles dafür, dass Jürgen Todenhöfer gerade die Gelegenheit nutzt, sich selbst ein Ehrenmal, seinem Leben ein denkwürdiges Finale zu setzen, einen letzten medial inszenierten Aufschrei, für den er erinnert werden will. Wenn es ihm aufrichtig darum ginge, zukunftsweisende Politik zu machen, die herrschenden politischen Verhältnisse aufzuwühlen oder junge Leute für Politik zu begeistern, würde er andere Mittel und Wege finden. Es gibt Möglichkeiten, etwas Derartiges zu erreichen, ohne sich selbst zur Bühne und zum Mittelpunkt der Diskussion zu machen. Eine Partei, die in nahezu allem auf eine Einzelperson hin ausgerichtet ist, muss sich dem berechtigten Vorwurf ausgesetzt sehen, nichts anderes als eine medienwirksame Selbstinszenierung zu sein. Bisher lässt keine Beobachtung annehmen, dass Todenhöfer und Team bemüht wären, diesen Umstand zu korrigieren. Hier haut gerade jemand ein letztes Mal lautstark auf die Pauke, um sich ins Gedächtnis der Nation einzuschreiben und unvergessen zu bleiben.
Was wird passieren?
Dass ihm dabei vor allem junge Leute auf den Leim gehen und unweigerlich zu Komplizen eines Ego-Projekts machen, ist bedauerlich. Immerhin bleibt zu hoffen, dass sie sich nach der vermutlich eintretenden Ernüchterung nicht wieder politik- und parteienverdrossen zurückziehen. Wenn ihr Interesse an der aktiven politischen Partizipation erhalten bleibt, hätte das Intermezzo Team Todenhöfer wenn auch einen anderen als den beabsichtigten, so doch einen positiv in Rechnung zu stellenden Erfolg gehabt.
Eine weitere wünschenswerte Folge der im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 auf den Plan gerufenen Ein-Mann-Partei wäre eine Reaktion seitens der anderen Parteien. Angesichts ihrer selbstbewussten neuen Konkurrenz könnten sie sich genötigt fühlen, Stellung gegen ihn zu beziehen und einen Wahlkampf zu veranstalten, der diese Bezeichnung verdient. Auch wenn diese Hoffnung nicht allzu großgeschrieben werden sollte: Selbst ein zweifelhafter Akteur wie Jürgen Todenhöfer könnte in einem sich politisch immer weiter auseinanderbewegenden Land zu verstärkter Selbstreflektion bei den vermeintlichen Volksparteien führen.
Kommentare 8
Die zahlreichen neuen Oppositionsparteien bleiben chancenlos, außer sie bilden ein Wahlbündnis. Die Inhalte von Todenhöfers Partei sind mit der Friedensbewegung kompatibel. Selbst die meisten Querdenker wollen nicht nur gesund sondern auch in Frieden leben.
"Aus manchem wilden Falter wird ein weiser Alter."
@Kilian Thomas:Ich denke, Ihr Artikel ist gut und informativ geschrieben, Sie machen ein paar Punkte und Kritik hat immer ihren Platz, aber ich denke auch, dass man vorsichtig sein sollte, nicht vorschnell etwas Neues niederzuschreiben und immer vom Schlimmsten auszugehen.
So schreiben Sie etwa:
"Dass ihm dabei vor allem junge Leute auf den Leim gehen und unweigerlich zu Komplizen eines Ego-Projekts machen, ist bedauerlich."Wie können Sie sich mit Verlaub so sicher sein, dass es sich bloß um ein Ego-Projekt handelt? Herr Todenhöfer war sehr erfolgreich, war Richter und hat damals im Bundestag reichlich politische Erfahrung gesammelt und dabei auch aus Fehlern gelernt, weiß also wie es in der politischen Praxis und Wirklichkeit läuft, kennt zudem Wirtschaft und Medien genau und hat als Besonderheit darüber hinaus wie etwa ein Peter Scholl-Latour, journalistische und menschliche Erkenntnis vor Ort in schlimmsten Krisengebieten gesammelt statt nur vor dem Fernseher oder vom Hörensagen. Er hat mit eigenen Augen gesehen, welche schlimmen Folgen falsche politische Entscheidungen haben können. Dass das einen gewaltigen Unterschied - buchstäblich einen von Krieg und Frieden - macht, und in der heuten Politik leider nicht Standard ist, können Sie in erschreckender Weise in diesem Interview mit Bundestagsabgeordneten sehen, die ersichtlich keine Ahnung vom Inhalt ihrer weitreichenden Beschlüsse haben:
https://www.youtube.com/watch?v=0vfAdFuR6uM (=Klaas Butenschön fragt Bundestagsabgeordnete: Was machen wir eigentlich in Syrien? | extra 3 | NDR)
Er weiß also, wovon er spricht und warum er spricht. Und er hat schon so häufig gegen unreflektiert vorherrschende Meinungen mutig angeschrieben und gesprochen; kritisiert, was als Comment runtergedimmt und wie selbstverständlich in so manchem Leitmedium frei von Empörung und als bloße Randnotiz erscheint - etwa, dass Deutschland mittlerweile schon in sage und schreibe 13 Auslandseinsätzen militärisch beteiligt ist. Haben Sie das gewusst? Wenn nicht, ist es gut, dass es mal jemand klar anspricht, hinterfragt und zum Thema macht.
Und dabei spricht der, über den Sie schreiben, vielen Menschen, die völkerrechtlich fragwürdige militärische Beteiligungen nicht länger als normal betrachten wollen und sich auch mit anderen Themen nicht genug wahrgenommen fühlen aus der Seele und gibt Ihnen endlich eine Stimme. Er spricht also nicht für sich und sein Ego oder löblicher: sein Gewissen, sondern auch und gerade für weite Teile der Bevölkerung!
Ich habe gestern zum ersten Mal von Team Todenhöfer gelesen und heute Ihren Artikel, was mich dazu bewog, einen Blick in deren Programm zu werfen. Und was findet man da? Themen, die wirklich Ihren Platz in der politischen Diskussion verdienen. Und ganz gleich, ob man links oder rechts steht oder wie ich einfach wert- und faktenorientierte Politik im Einklang mit unserem Grundgesetz verwirklicht sehen will: man findet bei den Inhalten dieser neuen Partei vieles, was einen ansprechen könnte und bisher zu kurz gekommen ist. Darum soll er verdammt nochmal seine Chance haben. Soll beweisen dürfen, ob er und die Partei, der er zum Start ein bekanntes Gesicht gibt, in den politischen Diskurs neuen Schwung und Gehalt bringen können - weg von passiver Opposition und ausgelutschter bügerferner Programmatik einerseits und extremistischer Destruktivität und Nullinhalten von gefährlichen Scheinalternativlern andererseits. Vielleicht bieten Todenhöfer und seine - ich zitiere - ,,Komplizen´´ ja eine echte inhaltliche Alternative und verwirklichen am Ende das, wofür sie eintreten. Vielleicht meinen sie es mit der im Programm stehenden Wohnungsbauinitiative und Parteispendenreform tatsächlich ernst. Und vielleicht tut ein Schuss Idealismus und persönliche Expertise unserer Demokratie ganz gut, aktiviert mehr Nichtwähler und rüttelt die politische Landschaft mal gehörig wach.
Es ist zudem nur folgerichtig, dass Todenhöfer jetzt einen Schritt nach vorne geht, nachdem so vieles von seiner seit Jahren geäußerten Kritik politisch ohne Widerhall verklungen ist, um selbst mit seinem Namen, Biografie und Person für die erhobenen Forderungen einzustehen statt resigniert wegzusehen. Er riskiert damit auch viel und hat bestimmt mehr zu verlieren als zu gewinnen. Denn das mediale Echo kann grausam sein, der Wahlkampf stressig und aufzehrend; sich das zuzumuten, obwohl man finanziell ausgesorgt hat, kann doch eher ein Zeugnis von Konsequenz sein als lediglich Ausdruck von Ego. Ob nun Petra Kelly bei den Grünen, Wagenknecht, Gysi, Lafontaine bei der Linken, Sebastian Kurz bei der ÖVP oder Martin Sonneborn bei der Partei: es gab und gibt immer talentierte politische Figuren, die überragen und hervorragen und als politische Galionsfigur taugen. Damit auch enorm wichtige mediale Aufmerksamkeit der Partei zutragen. Ob sie indes wirklich hervorragend sind, wird sich darin zeigen, wie sie mit Partei, Wählern und den Versprechen umgehen, wenn sie bei der Wahl erfolgreich waren. Todenhöfer hat jedes Recht das alles auch für sich einzufordern. Wenn man nicht vorschnell seine Partei zu einem Egoprojekt reduziert, sondern ihr fair die Gelegenheit dafür einräumt sich zu beweisen, dann wird man noch früh genug über das Ganze urteilen können.
Zu den Motiven und Inhalten kann man sich z.B. mit diesen zwei Links ein eigenes Bild machen:
https://www.teamtodenhoefer.de/programm
https://kress.de/news/detail/beitrag/146472-exklusiv-wie-ex-burda-vorstand-juergen-todenhoefer-seinen-wahlkampf-plant.html
@Kilian Thomas:
Ich denke, Ihr Artikel ist gut und informativ geschrieben, Sie machen ein paar Punkte und Kritik hat immer ihren Platz, aber ich denke auch, dass man vorsichtig sein sollte, nicht vorschnell etwas Neues niederzuschreiben und immer vom Schlimmsten auszugehen.
So schreiben Sie etwa:
"Dass ihm dabei vor allem junge Leute auf den Leim gehen und unweigerlich zu Komplizen eines Ego-Projekts machen, ist bedauerlich."
Wie können Sie sich mit Verlaub so sicher sein, dass es sich bloß um ein Ego-Projekt handelt? Herr Todenhöfer war sehr erfolgreich, war Richter und hat damals im Bundestag reichlich politische Erfahrung gesammelt und dabei auch aus Fehlern gelernt, weiß also wie es in der politischen Praxis und Wirklichkeit läuft, kennt zudem Wirtschaft und Medien genau und hat als Besonderheit darüber hinaus wie etwa ein Peter Scholl-Latour, journalistische und menschliche Erkenntnis vor Ort in schlimmsten Krisengebieten gesammelt statt nur vor dem Fernseher oder vom Hörensagen. Er hat mit eigenen Augen gesehen, welche schlimmen Folgen falsche politische Entscheidungen haben können. Dass das einen gewaltigen Unterschied - buchstäblich einen von Krieg und Frieden - macht, und in der heuten Politik leider nicht Standard ist, können Sie in erschreckender Weise in diesem Interview mit Bundestagsabgeordneten sehen, die ersichtlich keine Ahnung vom Inhalt ihrer weitreichenden Beschlüsse haben:
https://www.youtube.com/watch?v=0vfAdFuR6uM (=Klaas Butenschön fragt Bundestagsabgeordnete: Was machen wir eigentlich in Syrien? | extra 3 | NDR)
Er weiß also, wovon er spricht und warum er spricht. Und er hat schon so häufig gegen unreflektiert vorherrschende Meinungen mutig angeschrieben und gesprochen; kritisiert, was als Comment runtergedimmt und wie selbstverständlich in so manchem Leitmedium frei von Empörung und als bloße Randnotiz erscheint - etwa, dass Deutschland mittlerweile schon in sage und schreibe 13 Auslandseinsätzen militärisch beteiligt ist. Haben Sie das gewusst? Wenn nicht, ist es gut, dass es mal jemand klar anspricht, hinterfragt und zum Thema macht.
Und dabei spricht der, über den Sie schreiben, vielen Menschen, die völkerrechtlich fragwürdige militärische Beteiligungen nicht länger als normal betrachten wollen und sich auch mit anderen Themen nicht genug wahrgenommen fühlen aus der Seele und gibt Ihnen endlich eine Stimme. Er spricht also nicht für sich und sein Ego oder löblicher: sein Gewissen, sondern auch und gerade für weite Teile der Bevölkerung!
Ich habe gestern zum ersten Mal von Team Todenhöfer gelesen und heute Ihren Artikel, was mich dazu bewog, einen Blick in deren Programm zu werfen. Und was findet man da? Themen, die wirklich Ihren Platz in der politischen Diskussion verdienen. Und ganz gleich, ob man links oder rechts steht oder wie ich einfach wert- und faktenorientierte Politik im Einklang mit unserem Grundgesetz verwirklicht sehen will: man findet bei den Inhalten dieser neuen Partei vieles, was einen ansprechen könnte und bisher zu kurz gekommen ist. Darum soll er verdammt nochmal seine Chance haben. Soll beweisen dürfen, ob er und die Partei, der er zum Start ein bekanntes Gesicht gibt, in den politischen Diskurs neuen Schwung und Gehalt bringen können - weg von passiver Opposition und ausgelutschter bügerferner Programmatik einerseits und extremistischer Destruktivität und Nullinhalten von gefährlichen Scheinalternativlern andererseits. Vielleicht bieten Todenhöfer und seine - ich zitiere - ,,Komplizen´´ ja eine echte inhaltliche Alternative und verwirklichen am Ende das, wofür sie eintreten. Vielleicht meinen sie es mit der im Programm stehenden Wohnungsbauinitiative und Parteispendenreform tatsächlich ernst. Und vielleicht tut ein Schuss Idealismus und persönliche Expertise unserer Demokratie ganz gut, aktiviert mehr Nichtwähler und rüttelt die politische Landschaft mal gehörig wach.
Es ist zudem nur folgerichtig, dass Todenhöfer jetzt einen Schritt nach vorne geht, nachdem so vieles von seiner seit Jahren geäußerten Kritik politisch ohne Widerhall verklungen ist, um selbst mit seinem Namen, Biografie und Person für die erhobenen Forderungen einzustehen statt resigniert wegzusehen. Er riskiert damit auch viel und hat bestimmt mehr zu verlieren als zu gewinnen. Denn das mediale Echo kann grausam sein, der Wahlkampf stressig und aufzehrend; sich das zuzumuten, obwohl man finanziell ausgesorgt hat, kann doch eher ein Zeugnis von Konsequenz sein als lediglich Ausdruck von Ego. Ob nun Petra Kelly bei den Grünen, Wagenknecht, Gysi, Lafontaine bei der Linken, Sebastian Kurz bei der ÖVP oder Martin Sonneborn bei der Partei: es gab und gibt immer talentierte politische Figuren, die überragen und hervorragen und als politische Galionsfigur taugen. Damit auch enorm wichtige mediale Aufmerksamkeit der Partei zutragen. Ob sie indes wirklich hervorragend sind, wird sich darin zeigen, wie sie mit Partei, Wählern und den Versprechen umgehen, wenn sie bei der Wahl erfolgreich waren. Todenhöfer hat jedes Recht das alles auch für sich einzufordern. Wenn man nicht vorschnell seine Partei zu einem Egoprojekt reduziert, sondern ihr fair die Gelegenheit dafür einräumt sich zu beweisen, dann wird man noch früh genug über das Ganze urteilen können.
Zu den Motiven und Inhalten kann man sich z.B. mit diesen zwei Links ein eigenes Bild machen:
https://www.teamtodenhoefer.de/programm
https://kress.de/news/detail/beitrag/146472-exklusiv-wie-ex-burda-vorstand-juergen-todenhoefer-seinen-wahlkampf-plant.html
Danke für den Kommentar. Dem kann ich nichts mehr hinzufügen!
Wenn ich bedenke aus welcher Ecke Todenhöfer kommt, ist die Wandlung von Saulus zu Paulus zumindest beachtenswert. Und es ist nicht die erste Personalie, welche im Herbst des Lebens geläutert dem Winter entgegenlebt.
Auch der Schweizer Friedensforscher Jean Ziegler kam aus dem Establishment und als Ex Banker ist er heute einer der grössten Kritiker des kannibalistischen Wirtschaftssystems.
Wer seine Komfortzone freiwillig verlässt und wie Scholl Latour dahin geht wo es wehtut, verdient Hochachtung und Respekt. Zumal der Journalismus gerade die Besten (investigativen) auch schnell verliert.
Zumal der Trend zur Egomanie nicht mehr viele substantielle Personalien zulässt.
Danke für den differenzierten Kommentar. Ich hoffe, ich war auch in meinem Artikel nicht nur einseitig in der Berichterstattung (oder habe zumindest, z.B. durch das verlinkte Parteiprogramm, die Möglichkeit gegeben, sich ein eigenes Bild zu machen).
Was Todenhöfers Forderungen betrifft: Die sind mir auch sympathisch. Ich finde darin auch Themen, die ihren Platz in der politischen Diskussion verdienen. Aber man schaue sich mal die Berichterstattung über TT an: Da geht es größtenteils um seine Person. Es wird ja kaum auf die Themen geschaut. Und das liegt doch wohl an dem Aufbau der gesamten Partei, deren Zentralfigur bereits im Parteinamen genannt wird (womit er der Partei ja nicht nur zu Beginn ein Gesicht gibt) und bei der bislang keine andere Person an die Öffentlichkeit getreten ist. Das kommt mir alles vor wie Beiwerk für JT.
Und darum habe ich meine Bedenken, sich als junger Mensch (denn es sind ja viele junge Menschen) bei TT zu engagieren. Ich glaube, wenn man sich im Feld der politischen Initiativen und Parteien etwas umschaut, findet man Alternativen, die sich für sehr ähnliche Themen einsetzen, ohne dabei personenfokussiert ausgerichtet zu sein.
Aber ich lasse mich gerne von der weiteren Entwicklung der Partei widerlegen. Das würde ich sogar begrüßen.
``Auch der Schweizer Friedensforscher Jean Ziegler kam aus dem Establishment und als Ex Banker ist er heute einer der grössten Kritiker des kannibalistischen Wirtschaftssystems.
Wer seine Komfortzone freiwillig verlässt und wie Scholl Latour dahin geht wo es wehtut, verdient Hochachtung und Respekt. Zumal der Journalismus gerade die Besten (investigativen) auch schnell verliert.´´
Sehr besondere Menschen. Leider heutzutage im inhaltlich und personell immer stromlinienförmiger erscheinenden Journalismus eine Seltenheit. Volle Zustimmung zu diesem Kommentar.
``Danke für den differenzierten Kommentar. Ich hoffe, ich war auch in meinem Artikel nicht nur einseitig in der Berichterstattung (oder habe zumindest, z.B. durch das verlinkte Parteiprogramm, die Möglichkeit gegeben, sich ein eigenes Bild zu machen).
Was Todenhöfers Forderungen betrifft: Die sind mir auch sympathisch. Ich finde darin auch Themen, die ihren Platz in der politischen Diskussion verdienen. Aber man schaue sich mal die Berichterstattung über TT an: Da geht es größtenteils um seine Person. Es wird ja kaum auf die Themen geschaut. Und das liegt doch wohl an dem Aufbau der gesamten Partei, deren Zentralfigur bereits im Parteinamen genannt wird (womit er der Partei ja nicht nur zu Beginn ein Gesicht gibt) und bei der bislang keine andere Person an die Öffentlichkeit getreten ist. Das kommt mir alles vor wie Beiwerk für JT.
Und darum habe ich meine Bedenken, sich als junger Mensch (denn es sind ja viele junge Menschen) bei TT zu engagieren. Ich glaube, wenn man sich im Feld der politischen Initiativen und Parteien etwas umschaut, findet man Alternativen, die sich für sehr ähnliche Themen einsetzen, ohne dabei personenfokussiert ausgerichtet zu sein.
Aber ich lasse mich gerne von der weiteren Entwicklung der Partei widerlegen. Das würde ich sogar begrüßen.´´
Danke für Ihre Replik und sorry für meine leider verspätete Antwort darauf - habe es jetzt erst gelesen. Ihr Artikel war nicht einseitig, sondern insgesamt ganz ausgewogen und lesenswert. Fand Ihren Artikel zu Semsrotts plötzlichen Ausstieg aus der PARTEI übrigens auch sehr informativ; zumal ich zu der Causa nichts zuvor in der Presse gelesen hatte. Wollte eigentlich nur auf die zitierte Stelle in Ihrem obigen Artikel eingehen und dabei anmerken, dass man es auch anders sehen könnte. Personelle Fokussierung und diese TV-Duells im Stil von US-Wahlkämpfen sind ja leider eine neumodische mediale Erscheinung (definitiv zu Lasten von Inhalten). Da Herr Todenhöfer Vorstand in einem Medienunternehmen war, weiß er bestimmt, dass es im Wahlkampf nun realistischerweise nicht anders gehen wird, als diese Schiene zu fahren, damit überhaupt über die neugegründete Partei berichtet wird (Prof. Kirchhof hatte z.B. damals seine Erfahrungen mit der Wahlkampfberichterstattung so formuliert, dass der Amtsinhaber Schröder das größere Mikro/mediale Aufmerksamkeit zu seinen Gunsten hatte und damit ohne auf seine Forderungen und politischen Inhalte argumentativ einzugehen, ihn einfach als ,,Professor aus Heidelberg´´ abtun konnte: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/wahlkampfkritik-kirchhof-wirft-schroeder-fehlinformationen-vor-a-382575.html). Wenn nun Jürgen Todenhöfer in Kenntnis der Klaviatur der leitmedialen Wahlkampfberichterstattung mit personifizierter Wahlkampfführung seiner Partei eine Chance gibt und das Ganze wirksam anschiebt, ohne dass sich alles in einem bloßen Egoprojekt erschöpft oder es in Show und Hetze wie bei Trump ausartet, wäre es halt eine pragmatische Herangehensweise, die sich den leidlichen Gegebenheiten erstmal fügt. Entscheidend wird natürlich sein, dass die Partei und deren Inhalte letztendlich von ihm unabhängig Bestand haben werden. Denke, dieses Video von vor zwei Jahren mit seinem Sohn Frederic sowie Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine zeigt, dass es ihm brennend um die Sache geht und er politisch wirklich was verändern will statt sich nur ein Denkmal zu setzen (https://www.youtube.com/watch?v=P0zIq0bti2o). Nichtsdestotrotz hat Kritik im demokratischen Denken immer ihren Platz und wir werden sehen, wie das Ganze am Ende ausgehen wird. Beste Grüße,DS