Surfst du noch oder säufst du schon?

Werbekritik Bacardi hat Angst, dass die Zielgruppe sich lieber im Netz rumtreibt statt in Bars Cuba Libre zu schlürfen. Eine neue Kampagne soll fürs Offline-Trinken werben

Das wäre tatsächlich ein ganz schönes Mistleben: Wenn man keine Zeit mehr für seine Freunde hätte, weil man den lieben langen Tag damit beschäftigt wäre, mit ihnen online zu kommunizieren.

Das ist zwar ziemlich hanebüchen: Sommers sind die Freibäder voll, mittags die Parks, abends die Kneipen; dazu verabreden sich die Leute übers Internet, und wer online kommuniziert, ist besser vernetzt und nicht schlechter – auch im sogenannten echten Leben. Und doch handelt es sich bei dem Szenario der sozialen Verrohung um eines der liebsten Schreckgespenster der vergangenen Jahre: Der Papst warnte, man könne online vereinsamen, Vertreter aller Parteien stimmten ein. Überhaupt jeder, der intellektuell klingen will, monierte schon irgendwann mal eine Entfremdung von der realen Welt durchs Netz. Ganze Raucherpausen bei Elternabenden werden nur mit Simpeleien über Kommunikationsdefizite von Kindern und Jugendlichen bestritten.

Insofern könnte man vermuten, dass Bacardi Deutschland mit der neuen Kampagne seine Zielgruppe findet: "Deine Offline-Freunde vermissen dich", lässt Bacardi wissen, und: "Aus­gehen ist das neue Einloggen". "Wir möchten die Menschen wieder dazu bewegen, sich mehr miteinander im realen Leben zu beschäftigen", wird Bacardis Marketing-Direktor dazu zitiert.

Dass die Kampagne also ihre Zielgruppe findet, könnte man vermuten. Aber ob man wirklich davon aus­gehen muss, dass Eltern ihren Kindern raten, sie mögen mehr Bacardi trinken statt immer nur online zu sein? Das sei dann doch mal als Frage in den Raum gestellt.

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