A
Anfänge Die erste Million ist bekanntlich die schwerste. Die ersten hundert Millionen hingegen verdienen sich im postmodernen Kapitalismus unter Umständen recht flott. Der junge Elon Musk, Sohn eines südafrikanischen Ingenieurs und einer kanadischen Ernährungsberaterin, studierte Volkswirtschaftslehre und Physik in Philadelphia. Ein Promotionsstudium an der berühmten Stanford-Universität brach er 1995 nach zwei Tagen ab, um in den Internet-Boom einzusteigen. Erste Bekanntheit erlangte er als Gründer von X.com, einem Bezahldienstleister, aus dem später das heute weltweit genutzte Online-Zahlsystem Paypal hervorging.
Aufgrund interner Streitigkeiten wurde der damals 29-jährige Musk als CEO von Paypal durch Peter Thiel ersetzt, der später zum Milliardär wurde. Mit 11 Prozent der Aktienanteile war Musk aber immer noch größter Teilhaber an dem Unternehmen. Als Paypal an Ebay verkauft wurde, profitierte auch er – und erhielt über 175 Millionen US-Dollar. Knapp über 30 war er da und dieser Erlös (➝ Vermögen) legte den Grundstein für so ziemlich all seine weiteren Aktivitäten.
B
Brandenburg Mitten in einem Wald bei Berlin, im idyllischen Grünheide, soll einst die Stasi ihre Spitzel ausgebildet haben. Nun operiert hier ein anderer: Elon Musks sogenannte Gigafactory wurde am 22. März eröffnet und ließ mit nur zwei Jahren Bauzeit den nebenan liegenden Flughafen BER (14 Jahre) ganz schön, nun ja, alt aussehen.
Bei der Eröffnung waren auch Olaf Scholz und Robert Habeck vor Ort. Kein Wunder, dass beide frohlocken: Geplant ist, dass hier mit bis zu 12.000 Beschäftigten knapp 500.000 Teslas pro Jahr gebaut werden. Weniger begeistert sind Umweltaktivisten und Arbeitnehmervertreter: Für den Bau der Fabrik wurden rund 150 Hektar Wald gerodet und der prognostizierte Wasserverbrauch übersteigt das Vorkommen in der ohnehin trockenen Region enorm. Kürzlich sollen zudem Tausende Liter Chemikalien ausgelaufen sein. Obgleich Tesla die Tarifbedingungen der IG Metall umgehen will und von betrieblicher Mitbestimmung wenig hält, gründete sich im März ein Betriebsrat.
E
EDM Als Tech-Unternehmer der ersten Stunde (➝ Anfänge) versteht es sich von selbst, dass Elon Musk fließend Internetsprache und Meme-Kultur spricht. 2019 veröffentlichte er den Song „R. I. P. Harambe“ – ein recht unerträglicher Versuch eines Rap-Dance-Hybrids über den einst real existierenden Gorilla Harambe, der 2016 in einem US-Zoo erschossen wurde, nachdem ein Dreijähriger ins Gehege gefallen war. Die Nachricht wurde unter Belustigung und Anteilnahme zu einem viralen Phänomen auf diversen Netzplattformen. Ein ähnlich desaströses Unternehmen ist sein zweiter Song Don’t Doubt Ur Vibe (übersetzt etwa: „Zweifel nie an deinen Schwingungen“). Aber egal: Seine Fans lieben an Musk den Unternehmer, der Mut zur Unprofessionalität hat und sich auch mal in einer Podcast-Sendung beim Kiffen filmen lässt. Es ist das Geheimrezept seines Kultfaktors.
I
Innovation Wann Elon Musk etwas ernst meint und wann nicht, weiß man nie so genau. Aber gesagt hat er dies 2017 über den ÖPNV wirklich: „Niemand mag ihn. Außerdem gibt’s da eine Menge Fremder, von denen einer ein Massenmörder sein könnte.“ Um dieses „Problem“ zu lösen, gründete Musk 2016 The Boring Company, was sich mit „das langweilige“ oder auch „das bohrende Unternehmen“ übersetzen ließe. Gebohrt werden sollen Tunnel unter Großstädten, in denen bis zu 16 Personen in einem Shuttle von A nach B transportiert werden. Musk hält das Verkehrsaufkommen in den allermeisten Großstädten für eines der größten Probleme der modernen Welt.
Erste Interessenten für das System gibt es bereits. Kritiker halten sein Vorhaben für schwer umsetzbar. Was zudem unter anderem auf ➝ Twitter für Heiterkeit sorgt: Manche Idee klingt nach einer Erfindung, die es seit dem 19. Jahrhundert gibt. „Elon, das nennt man eine Bushaltestelle“, kommentierte ein Nutzer unter Musks begeisterter Beschreibung seiner unterirdischen Ein- und Ausstiegspunkte namens „Stationen“.
P
Privat In Musks Leben scheint alles ein Projekt, ein schillerndes Aushängeschild seines genialen Innovationsgeistes zu sein – auch sein Nachwuchs. Für Schlagzeilen sorgte seine Beziehung zur kanadischen Musikerin Claire Boucher aka Grimes, aus der 2020 ein Spross mit dem klangvollen Namen X Æ A-12 Musk hervorging. Weil der überraschenderweise gegen die Bestimmungen des US-Staates Kalifornien verstieß, einigte sich das Paar auf die sichtbar bürgerlichere Variante X AE A-XII Musk. Beide Eltern scheinen eine Vorliebe für den Buchstaben X (➝ Weltraum) sowie das lateinische „Æ“ zu haben, denn sowohl in ihren Songs als auch in seinen Unternehmen tauchen die Lettern immer wieder auf. Nur logisch daher, dass auch ihr zweites, 2021 von einer Leihmutter ausgetragenes Kind nun Exa Dark Sideræl Musk heißt.
Grimes ist erklärtermaßen keine Kommunistin, kokettierte in den sozialen Medien aber öfter mit dem Manifest und Ideen zur Verflechtung von künstlicher Intelligenz und Kommunismus. Naturgemäß sorgte ihre Beziehung zum reichsten Menschen der Welt und Turbokapitalisten Musk für Spott. Kurz nach der Geburt des zweiten Kindes erklärte Boucher, sie habe sich von Musk getrennt, er bliebe aber „die Liebe ihres Lebens“.
S
Strom Wahrscheinlich trüge das Unternehmen Tesla einen deutlich ausgefalleneren Namen, wenn es denn tatsächlich von Elon Musk gegründet worden wäre. Tatsächlich stieg er aber 2004 lediglich als Risikokapitalgeber ein. Der 2008 gebaute Tesla Roadster war das erste serienmäßige elektrische Fahrzeug mit Lithium-Ionen-Akku. Heute stellt das Unternehmen etliche Modelle her und hat im Jahr 2020 nach eigenen Angaben knapp 500.000 Fahrzeuge verkauft.
Elon Musk bezeichnete die Erderwärmung und den daraus resultierenden Klimawandel mehrfach als eine der größten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte. Unklar ist aber weiterhin, ob die Tesla-Fahrzeuge überhaupt maßgeblich zur Reduktion des globalen CO2-Ausstoßes beitragen können. Einer schwedischen Studie aus dem Jahr 2017 zufolge entsteht bei der Herstellung von Lithium-Ionen-Autobatterien ebenfalls eine Menge Treibhausgas. Musk selbst verweist darauf, dass sich dieser Wert reduziert, wenn die Batterieherstellung mit erneuerbaren Energien betrieben wird – so wie bei der Gigafactory in ➝ Brandenburg angedacht. Einer anderen Studie zufolge stößt die Herstellung eines Teslas zwar mehr CO2 aus, diese Emission rechne sich aber im Vergleich zu einem Verbrenner bereits nach wenigen Jahren.
T
Twitter Begeistert bis bestürzt reagierte die Twitter-Community an diesem Montag auf die Nachricht, dass dem Multimilliardär die Übernahme der Onlineplattform gelungen ist. Rund 44 Milliarden Dollar hat Elon Musk sich den Spaß kosten lassen, alsbald alleiniger Eigentümer von Twitter zu sein. Zuvor hatten ihm bereits neun Prozent des Unternehmens gehört.
Twitter selbst hatte sich gegen die Übernahme lange gewehrt und sogar mit einer sogenannten „Giftpille“ gedroht, die automatisch günstigere Aktienpakete freisetzt, wenn ein Käufer eine kritische Menge an Anteilen übersteigt, um Musk auszubremsen. Musk hatte unverhohlen gedroht: Er werde sein „Engagement“ bei Twitter überdenken, wenn der Kauf nicht gelingt. Der reichste Mann der Welt hat auf der Plattform knapp 85 Millionen Follower. Laut eigenen Angaben möchte er mit der privaten Übernahme die Redefreiheit auf der Plattform stärken (➝ Zensur). Was genau er darunter versteht, entnimmt man am besten einem Tweet von ihm: „Die Richtlinien einer Social-Media-Plattform sind gut, wenn die extremsten zehn Prozent rechts und links gleichermaßen unglücklich sind.“
V
Vermögen Mit einem geschätzten Vermögen von 283 Milliarden US-Dollar gilt Elon Musk als reichster Mensch der Welt. Sein tatsächliches Vermögen schwankt täglich im Zusammenhang mit dem Kurs der Tesla-Aktie. In den ersten Monaten des Jahres 2022 machte dieser einen kräftigen Sprung nach oben und bescherte ihm weitere 23 Milliarden Dollar. Er selbst bezeichnet sich oft als „cash poor“ (arm in Bezug auf Bargeld), weil er kaum Barvermögen und fast ausschließlich Unternehmensanteile besitze. Auch sonst ist er materiellen Gelüsten eher abgeneigt: Kürzlich erklärte er, dass er keine Wohnung habe und eine solche auch nicht brauche.
Trotz seiner immensen Mittel ist der Unternehmer bemüht, bei seinen Investitionen möglichst viele staatliche Subventionen abzustauben. Das Land ➝ Brandenburg förderte seine Tesla-Fabrik etwa mit Geld, das aus ehemaligen SED-Töpfen stammte. Von Umverteilung auf größerer Ebene hält er aber nicht viel: Er gilt als erklärter Gegner des US-Sozialisten Bernie Sanders, der sich für eine höhere Besteuerung von Superreichen ausspricht. Musk spendet regelmäßig, auch an die beiden wichtigsten Parteien in den USA. Ein bedingungsloses Grundeinkommen hält er für notwendig, da seiner Ansicht nach Künstliche Intelligenz in Zukunft viele (Erwerbs-)tätigkeiten übernehmen wird.
W
Weltraum Das wohl schillerndste Projekt des Milliardärs ist sein Raumfahrtprogramm Space X. Das Unternehmen ist die erste private Raumfahrtorganisation, die ein Raumfahrzeug mitsamt Besatzung zur ISS entsenden und wieder zurückbringen konnte. Im Mai 2020 dockte die Crew der „Endeavour“ an die Raumstation an, blieb für 62 Tage und landete anschließend wieder vor der Küste Floridas in einer schwimmenden Kapsel. Sein langfristiges Ziel, so Musk, sei die Besiedlung des Planeten Mars. Dass es nicht um eine Fluchtmöglichkeit für Reiche gehe, begründete er damit, dass eine solche Mission noch sehr riskant und potenziell lebensgefährlich sei. In Interviews verkündete er, es gäbe eine „Chance von etwa 70 Prozent“, dass er selbst den roten Planeten bereisen werde. Demnächst werde sich Space X auf weitere Missionen konzentrieren, so etwa die Entsendung der ersten Frau auf den Mond. Ein Ticket zum Mars soll in Zukunft nicht nur möglich, sondern auch „erschwinglich“ sein. Mit geschätzten Kosten von 100.000 Euro pro Person wäre ein Flug für „fast jeden“ (➝ Vermögen) möglich, so Musk.
Z
Zensur Wie die allermeisten schwerreichen Unternehmer ist auch Elon Musk von kritischer Berichterstattung überwiegend genervt. Kommuniziert wird primär über und mit ihm selbst. 2020 hat Tesla seine Presseabteilung abgeschafft, seitdem gilt das Unternehmen als einziger Autobauer der Welt ohne Sprecher. Als im März ein Presseteam des ZDF das Tesla-Gelände in ➝ Brandenburg besuchen wollte, bekam es keine Akkreditierung. Ein Interview mit Robert Habeck musste vor den Toren des Werkes geführt werden. Das ZDF äußerte später, dass eine kritische Berichterstattung des Magazins Frontal 21 als Grund für die Nicht-Zulassung angeführt wurde. Auch in den USA attackierte Musk Whistleblower und Reporter regelmäßig. Er selbst bezeichnet sich als „Absolutist der freien Rede“.
Kommentare 11
Elon Musk, Bill Gates, George Soros, Jeff Bezos und Co. haben schon heute mehr Macht als gewählte Parlamente. Weil sie mit ihren Milliarden auch die Inhalte bestimmen, die in den großen Medien als gesellschaftsfähig und politisch korrekt durchgehen. Persönliche Integrität und politische Ausrichtung sind zweitrangig neben der Macht durch schieres Kapital, das solche Menschen akkumuliert haben. Für den Staat und die Demokratie ist die eigentliche Herausforderung, weil die – und damit unsere gewählten Vertreter, erstens darauf angewiesen sind, jede Entscheidung gemeinsam mit und in den Gremien zu fällen, durch die sie demokratisch legitimiert wurden, während diese Leute schnell und flexibel nach ihrem Gutdünken agieren können. Ein Riesenproblem, weil es de facto die demokratischen Prozesse aushebelt und die Demokratie zu einer Art Oligarchie macht. Der Kauf von Twitter, wenn er denn von den Aktionären gebilligt wird, ist ein Symptom dafür und eigentlich ist es egal, wie Musk damit umgehen wird. Solange wir keine Lösung für dieses Problem finden, sind Systeme, die die Macht im Staat zentral organisieren, Autokratien also, im Vorteil, jedenfalls solange sie es schaffen ihre Macht gegen Abweichler und Revolutionäre zu verteidigen. Diese Form von Oligarchen- oder Scheindemokratie, zu der sich unsere ehemals liberalen Systeme immer mehr entwickeln ist meines Erachtens dekadent und Zeichen für die Auflösung all der Vorstellungen von Freiheit und Selbstbestimmung der Individuen im Staat, so wie wir sie in den letzten Jahrzehnten entwickelt und ausgelebt haben. Das wird für immer vorbei sein. Die Frage ist nur, wie lange das dauert und was dabei alles sonst noch auf der Strecke bleibt, außer der demokratischen Freiheit.
Es hat schon seinen Grund, weshalb sich ausschließlich folgende Personengruppen über die Übernahme freuen:
Rechtsextreme, Libertäre, Reaktionäre, Rassisten, Cryptojünger, Dumpfbacken, Trump-Kultisten, Putinknechte, Homophobe, Hassprediger, Sexisten, Demokratiefeinde, Fake-News-Verbreiter, PEGIDA-Spaziergänger.
Leute wie Elon Musk sind eine extrem ignorante, arrogante, dekadente, egozentrische, opportunistische, autoritäre, selbstverliebte, narzisstische und nimmersatte Version des wertewestlichen Homo sapiens.
Aber nicht wenige bürgerliche Untertanen in unserer plutokratischen wertewestlichen Demokratie finden das toll, großartig, super, cool, hammergeil und/oder Spitze!
Deshalb nennt man im bürgerlichen Lager die wertewestlichen Oligarchen auch "Superreiche" und nicht Oligarchen. Oligarchen gibt es nur im Werteosten bzw. Russland, obwohl bei Lichte betrachtet die Unterschiede zwischen Oligarchen und Superreichen marginal sind. Das Wort "Oligarch" hat 8 Buchstaben, das Wort "superreich" hat zwei Buchstaben mehr, nämlich 10 Buchstaben.
Allerdings klingt das Wort "Oligarch" etwas schmutzig, unanständig bis leicht oder sogar schwer kriminell. Die Schwaben sagen, das Wort "Oligarch" hat ein "Gschmäckle". Das Wort "superreich" ist dagegen unbefleckt und so rein wie gepanschtes Olivenöl.
Zitat: "Er selbst bezeichnet sich oft als 'cash poor' (arm in Bezug auf Bargeld), weil er kaum Barvermögen und fast ausschließlich Unternehmensanteile besitze."
Womit zahlt er dann an der Kasse im Supermarkt oder wenn er sich von Lieferklingeling eine Pizza liefern lässt? Mit seinem "guten" Namen, mit Unternehmensanteilen oder bekommt er alles kostenlos?
Meinereiner Dummkopf muss im Supermarkt immer alles sofort bezahlen. Blöd, wenn man kein Bargeld dabei hat und das Girokonto am Monatsende bereits bis zum Limit überzogen ist. Im Supermarkt kann man nicht anschreiben lassen wie das noch im kleinen Kaufladen meiner Tante Emma möglich war.
Der amtierende Vorsitzende der deutschen CDU, Friedrich Merz, der sich selbst mit zwei Privatjets, Ferienvilla am Starnberger See und ein paar Euro auf dem Girokonto zur "oberen Mittelschicht" zählt, ist mit Sicherheit ein begeisterter Fan von Elon Musk. Die beiden Herren übertreffen sich gegenseitig in Bescheidenheit und Genügsamkeit.
Moment mal, irgendwas stimmt da nicht. Womit bezahlt Herr Merz das Benzin für seine Flugzeuge, wenn er nur ein paar Euro auf dem Girokonto hat und so ein Flieger braucht doch bestimmt 10 oder sogar 20 Liter pro Flugstunde. Wenn ich einmal im Monat mit dem Auto zum Tanken fahre, dann kostet das jetzt zwischen 80 und 100 Euro, je nachdem wie leer der Tank ist.
Was sagen Tagesschau, Tagesthemen, heute-journal, RTL News usw. zur Bescheidenheit von Elon Musk?
Was ändert sich denn durch den Kauf von Musk Fundamentales an Twitter, bzw. an der Welt der von Konzernen betriebenen Sozialmediaplattformen?
Ein Wirtschaftsunternehmen wechselt seinen Eigentümer und kann top-down die Geschicke der Kommunikation mitbestimmen. (Die Problematik, die mit der Oligarchie einhergeht, wie es Demokratischer Widerstand oben zum Thema macht, lasse ich jetzt mal außen vor.)
Ich kenne die aktuellen Besitzverhältnisse von Twitter nicht, glaube aber nicht, dass Twitter vorher einer gemeinnützigen Organisation gehört hat, auch wenn viele aus der Twitterblase offenbar so empfunden haben, bzw. mit Twitter Progressivität und freie Rede verbinden, dabei reagierte auch da immer nur das Kapital und damit dessen genehmer Kommunikationskorridor.
Ob die Algorithmen jetzt auf Grund des Besitzers mal"progressiver"'oder mal "konservativer" erscheinen, macht keinen fundamentalen Unterschied.
Ein entscheidender Punkt ist, dass die 'Greed is Good' - Anschauung in Elon Musk einen sehr motivierten Anhänger hat, Zeit seines Lebens setzt er dies im Gewand des Menschenfreundes Stück-für-Stück in schlichtem Eigeninteresse um.
Für Musk zählt Musk und seine (auch gesellschaftspolitischen) Interessen, das wird sich auch bei Twitter zeigen, auch wenn man das heute vielleicht noch nicht so genau erkennen kann.
https://theconversation.com/elon-musks-bid-spotlights-twitters-unique-role-in-public-discourse-and-what-changes-might-be-in-store-181374
https://theconversation.com/elon-musk-wont-have-a-board-to-watch-him-when-he-takes-twitter-private-does-that-matter-181773
Musk hat auch Asperger wie A. Gut, kann vergessen gehen. Item.
Elon Musk ist cool, manipulativ, nervt bisweilen stark und beherrscht die Sprache unserer Zeit wie kein Zweiter. Er ist selber zu einer Metapher für das digitale Zeitalter geworden. Und diesem darf man nicht unkritisch gegenüber stehen.
Wenn Rüstungskonzerne wichtige Medien besitzen und Oligarchen die öffentliche Meinung mit ihren Plattformen zensieren können, dann sind wir ........ wo? Nein nicht Russland oder China. Wir sind in den USA. Und die USA sind in Fragen Demokratievernichtung uns Europäern immer einen Schritt voraus. Vorausgesetzt man versteht unter Demokratie etwas anderes als MIllionen Twitter User, denen die Meinungskontrolle und Meinungsausbeutung egal ist.
Elon Musk wird der letzte sein, der sich für Meinungsfreiheit im Sinne einer aufgeklärten Demokratie einsetzt.
"Für Musk zählt Musk und seine (auch gesellschaftspolitischen) Interessen, das wird sich auch bei Twitter zeigen, auch wenn man das heute vielleicht noch nicht so genau erkennen kann."
Man kann es schon seit geraumer Zeit erkennen, die Spiele werden gespielt, aber nicht/viel zuwenig erörtert, hier nur eine Schlagzeile des HANDELSBLATT:
"Elon Musk lässt mit Tweets Tesla-Aktie abstürzen"
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/tesla-elon-musk-laesst-mit-tweets-tesla-aktie-abstuerzen/25795200.html
Ein Kommentator bei der ZEIT/ZONe brachte es ganz gut auf den Punkt, sinngemäß etwa: Musk verschränkt den "Meinungsmarkt" mit dem Finanzmarkt.
Danke für Feedback und den Hinweis, @Rüdiger Grothues,
„Musk verschränkt den "Meinungsmarkt" mit dem Finanzmarkt.“
Stimmt, dies kann ein wichtiger Aspekt der Twitter-Übernahme sein. Falls Sie weiteres Material zu dieser Annahme finden, warum bringen Sie es nicht in die ‚Verlinkung‘ ?
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Musks Tarnkappe ist die gesteuerte Öffentlichkeit. Er arbeitet mit strategischer Orientierung und mit langem Vorlauf, 6-7 Züge im Voraus denkend.
Ein Teil des ‚greed is good‘ – Weltbildes ersetzt den ‚Unternehmer-Dealer‘ durch den ‚Designer-Architekt‘ wobei der Eigentümer den eigentlichen Gestaltungswillen und dessen Dynamik entfaltet.
Dies läuft selbst in sehr großen Unternehmen ab; das klassische Unternehmensmanagement wurde/wird in diesen ‚Betrieben’ praktisch entmachtet, und de facto auf vergleichbar abhängige, gut bezahlte Leitungspositionen wie in der klassischen Fertigung (ähnlich einem ‚Schichtführer‘) zugeschnitten.
Leitungsfunktionen ohne echte Seniorität. Alles arbeitet dem 'Designer-Architekten' zu.
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Musk ist nicht der einzige, der für alle sichtbar, jedoch relativ gut verschlüsselt agiert. Eine ganze Gruppe ähnlicher Charaktere (Bezos, Thiel, Branson, Gates etc.) müsste auf den ‚öffentlichen Prüfstand‘ bevor wir uns endgültig als Meinungsmarionette auf dem künftigen ‚Meinungsmarkt‘ wiederfinden.
Sicherlich kann man in dieser Entwicklung auch Verbindungen oder Einflussnahme in die deutsche, europäische Politik vermuten.
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Ähnliche Macht-Konstellationen bilden sich im Industrialisierungsprozess durch Kapitalakkumulation in allen Teilen der Welt heraus, jedoch mit 'national angezogenen Handbremsen'.
"Ein Kommentator bei der ZEIT/ZONe brachte es ganz gut auf den Punkt, sinngemäß etwa: Musk verschränkt den "Meinungsmarkt" mit dem Finanzmarkt."
War es denn jemals anders und zündet Musk nicht einfach nur die nächste Stufe einer seit jeher bestehenden und nun immer offensichtlicher werdenden Verschränkung?
Eigentlich ist das eine begrüßenswerte Entwicklung, denn sie sollte einer großen Menge Naiver bewusst machen, dass man auf Sozialmediaplattformen, die als Wirschaftsunternehmen organisiert sind, eben Interessen unterworfen ist.
Ich finde es unter den obigen Gesichtspunkten geradezu fahrlässig, dass sich viele unsere Politiker seit Jahren unkritisch mit solchen Plattformen verheiraten und dadurch dazu beitragen diese Konstrukte zu quasi öffentlichen Institutionen zu erheben. Sie reflektieren ja in der Regel nicht mal deren Konstruktion, sondern bewegen sich wie Fische im Wasser auf diesen Plattformen.
"Ich finde es unter den obigen Gesichtspunkten geradezu fahrlässig, dass sich viele unsere Politiker seit Jahren unkritisch mit solchen Plattformen verheiraten und dadurch dazu beitragen diese Konstrukte zu quasi öffentlichen Institutionen zu erheben. Sie reflektieren ja in der Regel nicht mal deren Konstruktion, sondern bewegen sich wie Fische im Wasser auf diesen Plattformen."
In diesem Zusammenhang lohnt es, sich mit dem Wirken des Landesdatenschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg Dr Stefan Brink auseinanderzusetzen. Er kritisiert seit seinem Dienstantritt im Jahr 2017 die Nutzung von Facebook, Twitter und Co durch die Ministerien und hat u.a. dafür gesorgt, dass diese zumindest eine quelloffene Alternative bereithalten müssen.