HISTORY OF ECONOMIC THOUGHT und der Ukraine- Russland-Krieg

Ringen um Anteile und Werte Von der Geschichte und der Entwicklung der politisch ökonomischen Wirklichkeit und was das mit dem Ukraine-Russland-Krieg zu tun hat.

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Grob und überspitzt gesagt bestand Wirtschaftstheorie bis zur Entdeckung und vor allem der erfolgreichen Rückkehr der Iberer von und aus Amerika aus der Erkenntnis, dass Arbeitsteilung das Leben erleichtert und dass man schauen muss, dass man zumindest genug exportiert für den eigenen Importbedarf. Und dass man sein Vermögen, seine Ressourcen und seine Ländereien nicht geraubt bekommt weder von innen noch von außen oder am besten noch selbst was dazu erobert. Das „von innen“ war vor allem schon bei der attischen Demokratie ein Thema, quasi die Geburtsstunde der „streng individualistische Sozialvertragstheorie„. :)

Durch die Entdeckung Amerikas und vor allem der dortigen Gold- und Silbervorkommen und der Heimkehr der erstenSilberflottender Iberer, begann dann auch langsam die Zeit desMerkantilismus.

Das ist zwar noch eine wenig bis gar nicht wissenschaftlich untersuchte These, aber ich geh einfach mal davon aus, dass die gewaltige Menge an Gold und Silber und damit dem damaligen globalen Zahlungsmittel nach Spanien und Portugal und durch Piraterie auch in andere Nationen ein Ringen um positive Zahlungsbilanzen, wie sie für den Merkantilismus typisch waren, erst in größerem Umfang möglich gemacht haben. Die Iberer und „Piraten“ werden ihr neues Vermögen wohl kaum einfach in Schatzkammern vor sich hin funkeln lassen gewollt haben. Außerdem begann dann ja auch schnell ein Wettlauf um Kolonien in der neuen Welt. Das hatte nochmal mehr Druck zum Gold/Geld ausgeben erzeugt. Und vor allem bei Preußen hatte es ja doch länger gedauert bis die direkt um den „Platz an der Sonne“ mit geeifert hatten. Vorher werden die vor allem für das Gold und Silber, das aus Amerika kam, Fertigprodukte getauscht haben.

Durch den ganzen Handel und Finanzierungsbedarf entstand dann neben dem Adel langsam eine vermögende Bürgerschaft. Und damit war die Besteuerung und der direkte Vermögenszugriff über den Staat, diesmal den Adelsstaat wieder ein zentraleres Thema. Und die Vorläufer der „Streng individualistischen Sozialvertragstheorie“ bekamen wieder zahlungskräftige Förderer.

Gleichzeitig entstand mit der internationalen Freihandelstheorie quasi das zwischenstaatliche Erweiterungsstück zur national staatlichen streng individuellen Sozialvertragstheorie. Daran waren dann nicht mehr nur wohlhabende Bürger interessiert, die ihr Vermögen vorm staatlichen Zugriff sichern wollten, sondern auch die Staatenlenker selbst, welche in einer zollfreien Welt durch bessere Standortbedingungen oder einen historisch gewachsenen Vorsprung bei ihren Produkten einen Absatzvorteil hatten. Also solche Staaten(-lenker) wollten und wollen sich dann quasi vorm Zugriff anderer Staaten mit deren Bürger ihre eigenen Bürger Handel treiben schützen, damit die nicht deren Geschäft besteuern oder gleich ganz unterbinden können.

Allerdings haben solche Staatenlenker das Problem, dass sie selbst wiederum meist auf das Vermögen und Einkommen ihrer Bürger zugreifen wollen und zumindest bis zu einem gewissen Punkt auch müssen. Die „moralische“ Begründung für internationalen Freihandel darf daher nicht zu sehr auf die Mittel zur „moralischen“ Begründung des Verzichtes auf den Zugriffshandlungsraum des nationalen Staates auf das Vermögen der eigenen Bürger zurückgreifen. Die Intentionen sind da auch verschieden. Außer die Vermögenden eines Staates schaffen es direkt oder indirekt die Politik und Gesetzgebung ihres Landes selbst zu steuern.

Zum Beispiel durch ein vermögensabhängiges Wahlrecht, anstatt einer Adelsherrschaft oder eines allgemeinen Wahlrechts.

Wenn solch ein Zensus- Wahlrecht aber erst mal nicht mehr besteht muss man als Proprietärer natürlich schauen wie man das wiedererlangen kann. Spätestens dann ist man dann tatsächlich bei der „Streng individualistischen Sozialvertragstheorie“ von James M. Buchanan angelangt. Bei der Ökonomisierung der Verfassung. Man hat dann zwei praktische Möglichkeiten. Entweder baut man die bestehende Verfassung so um, dass diese und auch gleich der Staat hinterher den eigenen Wünschen weitgehenden entspricht. Oder man beschränkt den Handlungsspielraum des aktuellen Staates über Verfassungsänderungen gleich soweit, dass über den nichts mehr gemacht werden kann, was einem missfällt. Das führt aber fast zwangsläufig dazu, dass man auch selbst über diesen Staat nicht mehr alles Notwendige machen kann. Also braucht man eine neue Verfassung und damit auch gleich quasi einen neuen Staat. Und diese neue Verfassung macht man dann gleich wunschgemäß. Aber um die nötigen Mehrheiten bekommen zu können kann man das natürlich nicht offen und ein einem Stück machen sondern immer in passenden Paketen. Die werden passend „versüßt“, damit hinreichend viele ihnen im Glauben es würde ihnen nachhaltig selbst nützen zustimmen.

Allerdings gibt es eben auch noch das „Außen“ und das hat durchaus auch am Beschränken des Handlungsspielraums des betroffenen Staates ein Interesse. Also muss man auch immer noch damit rechnen, dass beim Schneidern der Wunschverfassung auch noch Saboteure für das Außen mitmischen.

All das muss man also als Gesetz- oder Vertragsgeber bedenken, wenn man international oder national Verträge, Verfassungen und Gesetze macht.

Und genau in der Endphase wo man sowas noch ohne größere Aufmerksamkeit und Prüfung machen kann befinden wir uns gerade, vor allem seit 2017. Allerdings gibt es aktuell auch nicht gerade wenig Ablenkung und die wird auch von einschlägigen Kreisen und Netzwerken intensiv genutzt um diese Endphase noch möglichst lange zu verlängern.

Aber zurück zur HET. Die erste Nation, welche im freien Standortwettbewerb, einen Vorteil hatte und dort auch ihr Heil suchte war Großbritannien. Die waren auch seit der Antike seit derglorreichen Revolutionmit die ersten mit einem, soweit ich gerade weiß, nicht auf den Adel beschränkten Zensus- Wahlrecht. [Naja die Niederlande der Händler gab es vorher noch.]

Dort, GB, entstand dann folgerichtig auch die Classic der (Individual-) Ökonomie. Und der Manchester- Kapitalismus.

In den USA, als zumindest damals noch Land der Fülle, entstanden darausThe American Apologists. Eine auf das eigene Land bezogene laissez faire Ökonomie. Und mit derByrd Machinein Virginia auch schon ein neues (rassistisches) Zensuswahlrechtsystem.

Die historische Schule der Ökonomie und die alte institutionelle Ökonomie stellten sich der Propaganda der Freimarktideologie in den Staaten die von dieser (noch) nicht profitierten entgegen.

Und der Marxismus wollte gleich das ganze Kapital verstaatlichen und eine klassenlose Gesellschaft schaffen.

Aus diesem entstand aber der totalitäre oder zumindest autoritäre stalinistisch-leninistische Marxismus. Aber das nur am Rande.

Nachdem Großbritannien seinen historisch bedingten Produktivitätsvorsprung verloren hatte und nun vor allem der natürliche Standortvorteil zählt. Ist die Neo- Classic der Individuellen folgerichtig in der Mitte Europas genauer in Österreich mehr oder weniger entstanden. Und der Keynesianismus in England.

Und in bester Byrd-Machine Tradition dieStreng individualistische Sozialvertragstheoriedurch Buchanan in Virginia.

Als mit größter Profiteur vom freien Standortwettbewerb ist das Zentrum der Freimarktideologie aktuell vor allem in Deutschland vertreten, Walter Eucken Institut und Co. Aber auch BuchanansStreng individualistische Sozialvertragstheorieist hier und dadurch in der EU schon seit den 1970ern voll am Start. Die Begeisterung für die 4 Grundfreiheiten im EU-Binnenmarkt und damit dem Zwang zur wirtschaftlichen Freiheit in der EU dürfte vor allem darauf zurückgehen.

In den USA ist z.B. das Marginal Revolution Institut (Herr Cowen) und die Koch finanzierten Institute wie Cato für die Begeisterung an wenig Staat und passender Verfassung zuständig.

International das Atlas-Netzwerk.

Und neben den Staaten und seinen nationalen Kollektiven, die vom Freimarkt profitieren.
Den proprietär gesinnten Superreichen die sich vom demokratischen Zugriff befreien wollen.
Gibt es natürlich auch noch Staaten und Akteure die einfach ein Interesse haben den Westen durch handlungsunfähige Staaten und ein übertriebenes Gegeneinander statt Miteinander zumindest hinreichend zu schwächen. Das wird wohl auch immer einfacher immerhin ist man in Amerika ja schon am (ab) fracking.

Aber anstatt dann global nachhaltig und fair sich neue Partner zu suchen, jetzt wo es nicht mehr so einfach möglich ist, auch nicht für die USA, einfach, dass zu tun was einem in den Sinn kommt ohne zumindest auf die eigene strategische Fairness auch global zu achten, arbeitet man in Konflikten wie dem Ukraine-Russland Krieg auf UN-Ebene, als „Hussein has the bomb“ Atommacht, nur mit deklarativen Erklärungen, wie das Russland die Ukraine von der Landkarte wischen wollte und man daran keine Zweifel haben dürfe, während Russland selbst seine Ziele eigentlich nochmal genau benannt hat und der Krieg darüber aktuell auch nicht hinausgeht. Mehr als den Militärhafen (also die Krim) und eine logistisch und geographisch passende Landbrücke (also größere Teile des Donbass) kann man zwar nicht eindeutig fair und auch vom nachhaltig Notwendigen her meiner Meinung nach Russland eindeutig zugestehen. Aber das ist auch gleichzeitig nach meinem besten Wissen und Gewissen das absolut Notwendige, dass man ihnen zugestehen muss. Dass das nicht geschieht, dass man nicht mal deutlich macht, dass man Russland seinen fair-notwendigen Anteil zugesteht, sondern sich an Zustimmungen zu Unabhängigkeiten direkt nach dem Untergang der UDSSR, wo Russland sich nun wirklich erstmal wieder sammeln musste und man bei der ökonomischen Umstellung nun, da wird wohl auchTobias Rupprechtzustimmen, auch nicht unbedingt sozial hilfreich beratend zur Seite stand, klammert, ist das menschlich und strategisch schlimmste Vergehen seit 1990 der NATO-Staaten inklusive der USA, an dass ich mich aktuell erinnern kann. Also in der Ukraine muss man eine Rote Linie ziehen ab der jede russische Aggression mit aller fairen Härte und allem was in der NATO zur Verfügung steht zurückgeschlagen werden muss. Aber diese Line muss jenseits des einzigen eisfreien Militärhafens und einer passenden Landbrücke liegen. Das ist doch nun wirklich offensichtlich, dass das damals eine logistische Vereinigung und ein Geschenk unter der Bedingung war zusammen zu bleiben. Jedes halbwegs unparteiische internationale Gericht müsste meiner Meinung nach so entscheiden. Wenn die NATO-Staaten da einfach als möchte gern Weltherren keinen Unterschied zwischen russischen Rückeroberungen dieser Gebiete und einem Einverleiben gleich der ganzen Ukraine machen, finde ich dass nur unfassbar. Wenn man sich da an die kleine Option klammert, dass Russland dabei kollabiert ist das echt in jeder Hinsicht zu schlecht. Also als Putin vor Kiew stand war ich mit am meisten für Waffenlieferungen und auch aktiver militärischer Unterstützung für die ukrainische Regierung. Aber die will ja mittlerweile auch den Militärhafen und die Landbrücke zurück. Der Krieg ist seit Monaten nur noch auf Gebieten die man, nach meiner Meinung fair zumindest nicht eindeutig Kiew zuordnen kann eher mehr oder weniger deutlich Russland. Mag ja sein, dass Putin sofort weitermacht, wenn er mal das Nötige hätte und tatsächlich die ganze Ukraine oder gar noch mehr will. Aber solange man Russland, dass fair mindeste nicht zugesteht, macht man es ihm leicht, sich immer darauf zu berufen doch nur dieses Mindeste haben zu wollen. Was er ja auch tut. Aktuell hat Russland seine Kriegsziele klar benannt. Wenn man da zurecht oder nicht behauptet, dass es mehr will und mit dieser Begründung Waffen liefert ist das ein Präventivkrieg, noch dazu ein fragwürdiger.

Soweit jenseits der Fairness und der strategischen Klugheit habe ich die NATO noch nie erlebt, auch nicht unter Trump. Das war eigentlich schon bei der Taliban Rückeroberung von Afghanistan und der einseitigen Schuldzuweisung an deren Armee so, die man gerade mehr oder weniger sagen wir mal „ihrem Schicksal überlassen“ hatte.

Und auch für die Ukraine sucht man, nach meiner Einschätzung, keine zügige Friedenslösung zu zumindest tolerierbaren Bedingungen. Einfach nur alles was 1991 unabhängig wurde soll von der Ukraine zurückerobert werden. Zumindest liefert man Waffen die auch dafür genutzt werden dürfen. Auf faire oder gar nur nötige russische Interessen geht man gar nicht ein.

So unfair, scheinheilig und auch strategisch schlecht habe ich die NATO Staaten noch nie erlebt und werde es hoffentlich auch nie mehr. Der ukrainischen Regierung kann man ja zumindest noch handeln in Furor zu gute halten, immerhin stand Putin vor Kiew und dort sterben täglich Duzende. Aber der Westen? Ich sehe keine Entschuldigung. Nur Hoffnung auf die nächsten Wahlen 2024 und 2025 bis 2027. So nicht !!!

Was glaubt man denn wie das in China auf die Menschen wirkt, wenn sie sehen wie es Russland und den Staaten der ehemaligen UDSSR nach dem Ende des totalitären Sozialismus ergeht. Wie krampfhaft man sich da auf direkt danach gezogene Grenzen klammert. Wie keine großen Bestrebungen stattfanden, eine internationale sozial eingebettete (Markt-)Wirtschaft in diesen Staaten aufzubauen, sondern unsoziale Oligarchen dran kamen. Da werden die sich stark überlegen, ob sie eine politische Wahl haben wollen. So nicht !!!

Aber auch für Russland gilt: Ihr betonnt nicht deutlich dass ihr den Militärhafen + Landbrücke braucht und nicht einfach nur Regionen einverleiben wollt. Ihr habt die Pandemie ausgenutzt. Hier habt kaum vorher offen verhandelt und Militärhafen + Landbrücke begründet gefordert. Hier standet plötzlich vor Kiew mit Entnazifizierungsparolen. Man muss damit rechnen, dass ihr doch eine Hegemonie über die Ukraine anstrebt. Eure fairen Rechte habt ihr damit nicht verloren aber auch hier gilt: So, falls tolerierbar möglich, nicht !!!

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Geschrieben von

KSLP

Sozial. Sicher. Standhaft. Je nach innen und außen. Und relativ konservativ. :)

KSLP