Hoch und Tief: Von Hier bis Nahe wie von Fern?

Thema Bauen Ist die Arbeit im Bau fair verteilt? Haben wir aktuell und zukünftig genug Leute, für die Bauarbeiten zumutbar ist und die hinreichend "geeignet" sind? Wird's zu hoch? Was treibt/trieb Leute in diese Höhen?

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Ich will ja niemand beunruhigen. Und wir haben aktuell ja schon genug bereits akute Probleme. Aber nichts desto trotz muss man auch ein Auge auf die Dinge, die erst noch zum Problem werden könnten, richten. Vor allem wenn sie, wenn man den Dingen ihren Lauf lässt zu wahrscheinlich auch problematisch werden könnten. Denn es geht halt nicht nur darum „Auf was man hoffen darf.“ sondern auch „Was man befürchten muss.“ Ich gehe mal davon aus, dass unser 300er (ja, Kant) morgen, das mit seiner „Hoffen-Frage“ mit gemeint hat.

Aber wie auch immer. Es geht ums Thema Bauen. Und zwar vor allem ums besonders Hoch bauen oder dort wo es unter Null weit runter geht.

Da braucht man Leute die schwindelfrei sind. Und standfest. Und bereit sind ein gewisses Risiko einzugehen.

Ich komm aus einem Dorf. Bei uns war/ist? (muss nochmal prüfen) das höchste Gebäude noch der Kirchturm.

Um für den ein Gerüst hochzuziehen braucht man nur alle paar Jahre mal einige. Der Rest ist so maximal 3-4 stöckig. Da muss man jetzt nicht so unheimlich schwindelfrei bei jeder beliebiger Höhe sein. Und so hoch waren die Gebäude auch schon zur Römer Zeit. Wohl fast schon seit der Neolithischen Revolution. Da muss man nicht erstmal als Bürohengst (Indoor) 5 Jahre endogenes (oder wie das heißt) mentales Aufbautraining machen, um bei akuten Fachkräftemangel mal aushelfen zu können. Oder zum Gefahrenausgleich (aber das ist fast schon ein eigenes Thema wert). Wobei bei Schwindel eh nicht die Gefahr das unmittelbare Problem ist, sondern die unterbewusste Reaktion, die durchaus bis ins epileptische gehen kann, ab bestimmten Höhen, oder Tiefen. In stabilen Gesellschaften kann man davon ausgehen, dass im Genpool von Generation zu Generation genug Klettermeister weitervererbt worden sind um den Gebäude-technischen Status Quo halten zu können. Wobei man auch dann schon darauf achten sollte, dass man der Reproduktion da nicht im Wege steht.

Aber bei uns war und ist seit den 1990 nichts mehr stabil. Das kann man ja durchaus gut finden. Nur muss man dann die unmittelbaren und zeitversetzten Auswirkungen der Bewegung im Auge behalten. Im Falle des Bauens, war es erstmal so, dass vor allem ab 2005 vom Osten und Südosten her motivierte Arbeiter zu uns strömten, die auf Grund der in ihrer Heimat kaum noch vorhanden Arbeit und geringeren Lebenserhaltungskosten bereit waren für wenig Geld auch große Risiken einzugehen. Ohne Arbeitseinkommen drohte ihnen ja tatsächlich der Hungertod. Oder zumindest großes Elend. Einige kamen und kommen wohl auch nur weil sie hier mehr fürs gleiche Geld bekommen. Das kann man ihnen ja natürlich gönnen.

Man muss halt nur schauen was das sonst noch für Auswirkungen hatte.
Unmittelbar dürften von „uns“, also den Alteingesessenen -im Bau (wobei von meinen Vorfahren glaube ich noch nie jemand auf einem höheren Dach war, die sind sozusagen von Acker direkt Indoor gegangen, aber ich bin da durchaus fair zumindest wenn’s nötig ist (individuell) zumutbar zur familiären Erstbesteigung von Höhen bereit :))-, nicht wenige vom Bau ins Büro gewechselt sein. Da sie vom „Bau“ nicht mehr Leben konnten, bzw. auf dem Heiratsmarkt weniger materialistisch anzubieten hatten. Nur nicht jeder der bei den Bauarbeitern zur Speerspitze der Leistung gehört, dürfte das auch im Büro bei der reinen Kopfarbeit geschafft haben. Außerdem lernt er so vielleicht Bauarbeit-Ungeeignete Reproduktionspartner kennen. Also die Frage ist: Haben wir 20 bis 35 Jahre später noch genügend hinreichend gute und „standfeste“ Bauarbeiter im Genpool? Oder hat man das auch einfach dem Markt überlassen?

Und was ist mit dem Wohnungsmarkt, ist der wenigsten so stabil, sprich niedrig, geblieben, dass unser Büro-Hengst – Bauarbeiter Hybrid Genpool dem gewachsen ist? Ein Blick auf Frankfurt zeigt wohl, dass diese Frage offensichtlich rein rhetorisch ist.

Nach dem Zusammenbruch des sowjetischen Ostblocks stand halt ein riesiges Heer an billigen, von reiner Existenznot- betroffenen und demnach sehr risikofreudigen Bauarbeitern zur Verfügung. Da hatten es die Bauherrn und Grundstückbesitzer nicht schwer willige Leute für fast jede Höhe und Gefahrenstufe zu finden. Da konnten nur Gesetze für Sicherheit sorgen.

Und diese Besitzer konnten leicht und auch durchaus zurecht darauf verweisen, dass diese Arbeiter ja freiwillig kommen, die Gebäude teilweise für sie selbst sind und der Untergang des Ostblocks an ihrer Lage schuld ist. Das konnte man so darstellen. Das war faktisch durchaus richtig. Unsere Bausicherheitsgesetz haben, und tun es weiterhin, hoffentlich dafür gesorgt, dass nicht zu viele Verletzungen und Todesfälle aufgetreten sind, da habe ich leider noch keine Zeit gehabt nach einer Statik zu suchen. Vielleicht ist die Lage auch gar nicht so schlimm. Aber die Wahrscheinlichkeit ist zu hoch als das jetzt nicht mal in meinem nun einmal im Monat-Beitragsschreib-Rhythmus mal anzusprechen. Nach reinen Markt-, Tauschmachtgesetzen hätte es wohl sehr viel mehr Verletzungen/Todesfälle gegeben. Sicherheit kostet eben. Und wer nicht viel Auswahl hat und wem sonst Verhungern droht, der geht auch mehr Risiken ein.

Also eine Zeit lang konnte man als „Profitorientierterer“ das abschöpfen und seine Hände trotzdem mehr oder weniger weiterhin in Unschuld waschen.

Also am Status Quo 1990 sind wir leicht und durchaus berechtigt als schuldlos darzustellen. Aber haben wir fair oder bezogen auf unserer eigenen Interessen genug getan, um dieses Ungleichgewicht zwischen Ost und uns zu beenden. Oder den Schaden der Bewegung abzumildern. Naja ein Blick auf unseren „Außenbeitrag“ und wer sich bei uns als Berater tummelte lässt uns dar nicht gerade in einem „fair-guten“ Licht erscheinen. Wobei wir natürlich auch Außenhilfe geleistet hatten. Die Frage ist halt nur in welchem Verhältnis. Also die Fairness haben wir (wohl) zu sehr dem Markt überlassen. Dabei hätte ein Blick in Max Webers Bücher gereicht um zu sehen, dass das bekannte Ausreden sind um einen Vorteil auszukosten. Die andere Frage ist dann, ob wir fair genug waren in Bezug auf zukünftige Macht-Konstellation, die das dann beurteilen werden. Das könnte die Machtfrage ab einem bestimmten Punkt des Fortschreitens der Bewegung auch nochmal gefährlich zuspitzen, um es mal vorsichtig zu formulieren. Ist halt nicht vernünftig die zukünftige Mehrheit jetzt auszunutzen, wo wir es noch können. Eventuell unbewusst. Aber es ist halt durchaus einfach sich das Bewusst zu machen, zumindest für nicht wenige …

Mal sehen ob jemand diese eventuell auftretende Sorge für ungünstige demokratische Mehrheiten in der Zukunft für uns für eine moderne (auch zu rechte) Byrd-Machine nutzen will, um es mal bewusst „schwierig“ zu formulieren.

Also objektiv gesehen fair waren wir wohl kaum. Fair genug für unsere Interessen wohl auch eher nicht. Zumindest müssten wir da jetzt viel stärker das ins Bewusstsein rufen und Fairness anprangern.

Haben wir dann wenigsten unseren nachhaltigen direkten Interessen gedient

Haben wir jetzt eine nachhaltige Gebäude- und Genpool- Struktur um uns bezogen auf unsere nachhaltigen Interessen gut zu positionieren. Oder sind wir nur davon ausgegangen, dass die Verfolgung von kurzfristigen Interessen die der freie Markt befeuert auch unseren langfristigen Interessen mit nutzt? Leider ist auch diese Frage offensichtlich eher rhetorisch. Man hat sich dem „Markt“ angepasst. Also sich aufs „Anbieten“ beschränkt. Nur leider schenkt einem auch und gerade der Markt nicht hinreichend viel. Auch kein intelligentes regulieren, damit man einen zukunftsfähigen Genpool behält/aufbaut. Pendeln und Bleiben ist hier auch zu beachten. Damit einem die Gebäude nicht unnötig über den Kopf wachsen, und man nicht weiß, ob man genug Leute hat die da hoch gehen wollen und können, um was auszubessern. Wenn sie nicht mehr von existenzieller Not hochgetrieben werden und nicht anderswo andere Jobs finden können.

So viel Arbeitssuchende haben wir aber auch im Osten und Südosten nicht mehr. Gut wir könnten versuchen das bewusst herbeizuführen. Das ist dann aber offensichtlich moralisch verantwortungslos und ethisch katastrophal und je nach neuen „Mehrheiten“ in Bezug auf fair-genug für die Zukunft nicht so schlau.

Also mein Appell daher:

Wir dürfen nicht höher und gefährlicher bauen als wir Bereitwillige für die Arbeiten haben und zwar auch mit Blick auf die Zukunft. Die Hochhäuser müssen/sollten ja zumindest noch einige Jahrzehnte in Schuss gehalten werden. Also man muss beim Bauen jetzt bedenken, dass man auch zukünftig genug Leute braucht.

Für Nötiges kann man ja noch einsehen, oder es ist sogar nötig, Leute zu Pflichtdiensten zu verpflichten. Und dann kann/sollte/muss man auch über angemessene Sanktionen nachdenken, um Leute zur Not halt vermeidungsgetrieben auf die nötige Höhe zu treiben. Wobei Verhungern lassen durch auch grausamer ist, als jeden 10ten der nicht Hoch will direkt zu erschießen. So stirbt es sich halt schneller und weniger leidvoll.

Es ist aber wichtig, dass Sanktionen sich aufs nötige beschränken und fair-verteilt Anwendung finden.

Aber ein weiteres Anwachsen der Metropolregionen ist nicht nötig. Wer da hin möchte und seine Wohnung im 100.Stock selbst baut: Auf den ersten Blick okay. Aber bauen dem seine Kinder dann auch im 100. Stock? Oder werden die „Indoor“? Wäre es fair die dazu zu verpflichten?-Wohl kaum. Höchstens vor die Wahl stellen gehen/damit man abreißen kann oder ein Gerüst in den 100. Stock hochziehen. Aber auch das ist nicht leicht zu rechtfertigen. Eher allgemein. Wer vom Nachwuchs bleiben will muss hoch, gilt auch für Alteingesessenen Nachwuchs. Aber auch nicht schön. Vielleicht gleicht die Robotik auch schnell genug den BüroHengst-Genpool-/ und GebäudeHöhen -Zuwachs aus. Aber bestimmt nicht wenn man da nicht bewusst drauf achtet. Vor allem wenn man international auch durchaus in einer Welt lebt wo es auch noch Zentren gibt, die sich der Verwundbarkeit und Definition ihrer selbst bewusst sind. Und die gerne einem „freien“ Konkurrenten im Systemwettkampf dabei helfen sich selbst zu „befreien“/ sprich: ihren „inneren Schweinehund“ bezogen auf kurzfristige Vorteile.

So sind wir leider aktuell.

Als ich nicht aber zu viele andere. Vor allem in den Spitzen, (auch Breiten?-oder schweigen die nur-) der meisten Parteien.

Die Ampel spielt jetzt mit der Existenz-Not im Inland um Leute gefügig zum annehmen von Arbeit zu machen. Also wer am Markt nicht viel Auswahl zum Arbeiten hat, soll jede als zumutbar vom lokalen Arbeitsamt angesehene Arbeit, annehmen müssen, sonst droht wohl Hunger bis Verhungern [da sind die Herren und Frauen Ampler nicht so auskunftsfreudig beim mitteilen, ob das nun so ist oder nicht].

Hungertürme soll es aber nicht geben die Leute sollen in ihren Wohnungen hungern. Schön für die Nachbarn. Wobei für ein paar Nahkampf-trainierte Passiv-Sadisten (dies ihre Neigung real ausgelebt sehen wollen) eventuell wirklich.

All das nicht mal für das Nötige. Sondern auch offiziell nur zur Haushaltfinanzierung. Um keine Steuern erhöhen zu müssen. Wir reden hier von 2 € pro Person. Aber staatliche Umverteilung ist ja gegen das neoliberale/neoproprietäre Weltbild. Lieber quält und tötet man wohl Leute, per Definition „unnötig“, aus diesen nach meiner Meinung nach niedrigen Beweggründen. Und das Verfassungsgericht, hat dafür auch noch 2019 die Vorlage geliefert, mit seiner Einschätzung das jemand nicht bedürftig ist, der zumutbare Arbeit ablehnt. Kann man irgendjemand der lieber Verhungert als zu Arbeiten noch als zurechnungsfähig ansehen? Naja hängt von der Arbeit ab. Die müsste subjektiv als schlimmer empfunden werden als Hunger. Solch eine Arbeit kann aber kaum als zumutbar betrachtet werden. Oder jemand spekuliert drauf dass er eine gefährliche Arbeit nicht machen muss und trotzdem was zu Essen bekommt.

Da ist halt nach meiner Definition des Grundgesetzes entscheidend, ob Arbeiten zur Existenzsicherung von Bürgern nötig ist oder nicht. Also wenn jemand solche für ihn zumutbare Arbeit verweigert und darauf spekuliert, dass er selbst trotzdem genug bekommt kann man ihm das durchaus vorenthalten. Ob man das bis zum Ende durchziehen sollte ist aber wieder eine andere Frage. Dafür ist es aber eben nötig, dass es sich um nötige Arbeit handelt. Und das diese Arbeit fair und nicht einfach per Marktentscheid verteilt wurde. Das Überleben bzw. das Qualvolle Ableben von Bürgern von der Definition von „Zumutbar“ und „Arbeitsverweigerung“ lokaler Arbeitsamt-Sachbearbeiter abhängig zu machen, ist unfassbar. Nichts zu fassen, dass sich die Verfassungsrichter, die Ampel-Regierung, leider auch die Opposition außer der Linken und große Teile der Mainstream Presse, dazu hinreißen lassen so einen Weg einzuschlagen. Aber eventuell ist einfach „Alles zu viel auf einmal“, wie Frau Baerbock schon vor der Bundestagswahl mal angemerkt hatte.

Dann hört bitte auf mich. Und stoppt diese Hungersanktionen wieder. Noch ist denke ich keiner zu Schaden gekommen. Überlasst dieses Thema nicht euren inneren Schweinehunden. Die werden sonst auch noch von äußeren unnetten politisch denkenden Akteuren bestimmt noch weiter angefeuert. Diese Armee von Schweinehunden werden die Werte- und von klugen politischen Interessen getrieben hierzulande sonst kaum mehr eindämmen können.

Am ehesten noch der Bundesgerichtshof, der könnte wenn lokal ein Staatsanwalt klagt, da durchaus vorbeugend tätig werden. Wenn er denn will, und jenseits der juristischen Brillanz auch hinreichend auf einen allgemeinen Überblick geachtet hat, also die Richter individuell. Oder damals die Auswählenden bei der Auswahl.

Aber zurück zu „Höhen und Tiefen“ im Bau. Diejenigen die bei guter Konjunkturlage sonst nirgendwo einen Job finden, werden etwaige Lücken im notwendigen Bau (und Erhalt) kaum schließen können. Dafür braucht es eine entsprechende Dienstpflicht zur Erfüllung des im Grundgesetz-verankerten, zumindest nach meiner Definition, Staatsziels: „Genug für Alle“. Und vor allem Verlagerung von unnötiger oder nicht hier nötiger Arbeit in die Breite, vor allem auch in den Osten und Südosten.

Wir brauchen dringend mehr am Erhalt und an Mindestniveaus orientierte „GenugFürAlle“ und faire politische Aktive, die auch zur Not in einer eigenen Partei antreten.

Für hinreichend viele von diesen und genügend die sie (aus-)wählen braucht es aber wohl erst einen Pearl-Harbour/unbegrenzter Uboot-Krieg Pegel an Betroffenheit im Inneren. Der wird aber wohl (leider) eh bald erreicht. Das ist eher ein Wettlauf zwischen gutwilliger Einsicht und Schäden bei und für uns.

Möge die gutwillige Einsicht zügiger sein und ASAP wachsen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

KSLP

Sozial. Sicher. Standhaft. Je nach innen und außen. Und relativ konservativ. :)

KSLP

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