"legende" an der Volksbühne

Theater-Premierenkritik Stefan Pucher inszeniert das mehr als 1.000seitige, assoziativ wuchernde Werk des queeren Kommunisten Ronald M. Schernikau.

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Die ersten beiden Stunden bis zur Pause schleppen sich jedoch sehr behäbig dahin. Die antikapitalistische Farce über die Schokoladenfabrik und die beiden Herren Tattergreis und Geldsack, die sich im Ost-West-Handel bekriegen, hat zwar skurrile Figuren zu bieten. Dieser zentrale Handlungsstrang der Inszenierung wird jedoch so tempoarm und ermüdend erzählt, dass in den Pausengesprächen viel Enttäuschung zu spüren war.

Recht hermetisch kreist diese „legende“-Inszenierung 3,5 Stunden um sich selbst und macht es dem Zuschauer schwer, einen Zugang zu diesem Kuriositätenkabinett zu finden. Erst in der letzten Stunde gibt es etwas mehr Anknüpfungspunkte für das Publikum: Die Kommunistin Marianne Komenski ist unschwer als ironische Hommage auf die Schlagersängerin Marianne Rosenberg zu erkennen, die genug von der Hitparade hatte und sich lieber politisch engagieren wollte. Das Lied, das Schernikau nach dem Besuch von Ronals Reagan für sie schrieb, ist ebenso Teil der Inszenierung wie die vergeblichen Versuche der DKP-Splittergruppe, die 5 %-Hürde im linken Biotop der Insel West-Berlin zu überspringen. Bekennendes Mitglied der DKP und später der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) war auch Schernikau selbst, der im Spätsommer 1989 gegen den Strom in die DDR übersiedelte.

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