Augstein trifft Masala

Verwunderung Ein Kommentar zum Gespräch von Jakob Augstein mit Carlo Massala (14/2024, 4.April 24)

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Dafür, dass Herr Masala angeblich einer der "gefragtesten Militärstrategen" sein soll, war ich doch über die Chuzpe erstaunt, mit der er bestimmte Positionen vertritt, oder erschreckt über die zeithistorische Unkenntnis, je nachdem. Zum einen sollte es ihm doch nicht entgangen sein, dass die von ihm so genannten "Status-quo-Mächte" wohl eher nicht das System, dass sich seit 1945 entwickelt hätte, erhalten wollen, sondern eher das um 1990 herum entstandene, mit allen seither stattgefundenen Grenzänderungen in der ehemaligen Sowjetunion und im früheren Jugoslawien. (Solche in westlichen Ländern, Stichwort Katalonien, sind per se ausgeschlossen.) Und aus Trumps von Masala zitierter Erklärung, dass es schlichtweg verrückt wäre, wegen eines Angriffs Russlands auf Litauen (für dessen Planung es ja in der Tat wohl keinen Beleg gibt) einen Krieg zu beginnen (auch irrlichternde Politiker können mal Recht haben), zu folgern, dass diese Bedrohung real wäre, ist schon extrem kühn. Die "Südtirol-Idee" hat natürlich Charme, aber das hätte man bestenfalls 2014 verhandeln können oder müssen. Zustimmen würde ich auch, dass die Situation grundsätzlich anders ist als im Kalten Krieg. Ich denke, sie ist am ehesten mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs zu vergleichen. Imperialistische Machtblöcke kämpfen um die Vorherrschaft. Nehmen wir doch mal an, Russland und die westlichen Entente-Mächte hätten zunächst mal Serbien massiv gegen Österreich-Ungarn unterstützt, das wiederum vom Deutschen Kaiserreich Waffenhilfe bekommen hätte, aber ohne gleich den Krieg zu erklären... Vielleicht gibt hätte das damals eine Atempause gegeben, und vielleicht sollten wir uns daran erinnern.

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