"Anatomie des Bösen"

filmPOLSKA Filmkritik: In “Anatomie des Bösen” erhält ein in die Jahre gekommener Profikiller einen letzten Auftrag. Spannendes Genre-Kino der alten Schulen mit einer Prise schwarzem Humor.

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„Du siehst aus wie ein Rentner beim Einkaufen“ sagt Luleks Auftraggeber, als er den alten Mann vor einem Supermarkt abfängt. „Ich bin ein Rentner beim Einkaufen“ antwortet dieser. Lulek, in seinen späten Sechzigern angekommen, wirkt wie ein netter, unscheinbarer Bürger. Noch traut man ihm nicht zu, dass er in der ersten Viertelstunde des Films einen Mord begehen wird. Als ehemaliger Profikiller will sich Lulek nach einem längeren Gefängnisaufenthalt zur Ruhe setzen. Wäre da nicht der korrupte Staatsanwalt, der ihn schon kurze Zeit später für einen neuen Mord anheuert. Ein dicker Fisch soll erledigt werden. Eigentlich will Lulek ablehnen, aber das Geld und der Reisepass für den Weg ins Ausland sind verlockend. Den Ausschlag gibt letztendlich aber der Staatsanwalt selbst, schließlich könnte er Lulek sofort wieder ins Gefängnis schicken, wie er ihm schnell deutlich macht. Der Deal steht. Schon bald muss Lulek allerdings feststellen, dass vor allem seine Augen nicht mehr die alten sind und er das Scharfschützengewehr nicht mehr so bedienen kann, wie gewohnt.

Stasiek ist ehemaliger Soldat und kann zielen wie kein zweiter. Dass er sich dem organisierten Verbrechen anschließt, merkt der mittlerweile perspektivlose junge Mann aber erst, als er schon mitten drinnen steckt. Nachdem Lulek Stasiek zu seinem Komplizen auserkoren hat und zur Bestechung kurzerhand einen alten Feind von Stasiek um die Ecke bringt, wird aus den beiden ein ungleiches Team. Schließlich beherrscht auch Lulek die Kunst des Erpressens. Gemeinsam planen sie die Ermordung des Opfers.

Die fast zweistündige „Anatomie des Bösen“ wird als klassisches Genre-Kino der alten Schule angepriesen und enttäuscht nicht. Zu Beginn noch etwas undurchschaubar, wird mir spätestens nach den ersten zwanzig Minuten klar, dass ich diesen Film mögen werde. Das liegt nicht nur an den beiden sehr guten Hauptdarstelllern Krzysztof Stroiński (Lulek) und Marcin Kowalczyk (Stasiek), sondern auch an dem schwarzen Humor, der immer wieder durchscheint und für Lacher im Publikum sorgt. Die beiden Mörder sind hochsympathisch und absurderweise wünscht man ihnen fast, dass der Coup, den sie so akribisch planen, gelingt. Dabei hinterfragen sie sich nie selber, wirken aber dennoch neben all der Kaltblütigkeit irgendwie menschlich. Im Endeffekt sorgt der Film vor allem für eins: gute Unterhaltung.

Ursprünglich hier erschienen.

Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 3. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und –journalist/innen der 11. Ausgabe von filmPOLSKA.

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