Während mich noch dieser Schmerz quält, von Leuten umgeben zu sein, die nicht mehr wiederzuerkennen sind – von einer Jugend, die unglücklich, neurotisch, sprachgestört, stumpfsinnig und eingebildet wurde, als ihr der Wohlstand unvermittelt 1000 Lire mehr in die Tasche gezaubert hatte – kommt uns auf einmal die Austerity-Politik ins Haus geschneit, die obligatorische Armut. Als Regierungsmaßnahme halte ich diese Politik für geradezu verfassungswidrig, und es bringt mich ausgesprochen in Rage, wenn ich denke, wie schön sie mit dem Heiligen Jahr ‚harmoniert‘. Doch als Vorzeichen einer Rückkehr zu echter Armut kann sie mich nur freuen. Ich sage Armut, nicht Elend. Selbstverständlich bin ich selbst zu jedem persönlichen Opfer bereit. Als Entschädigung würde mir genügen, auf den Gesichtern der Leute wieder das alte Lächeln zu sehen; den alten Respekt vor dem andern, der auch Selbstrespekt war; den Stolz, das zu sein, was die eigene ‚armc‘ Kultur zu sein lehrte.
Pier Paolo Pasolini
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