Wieso arbeitslose Ingenieure trotz Ingenieursmangel arbeitslos bleiben

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Letztens habe ich einen mehr oder weniger interessanten alternativen Jobratgeber gelesen. Darin wurde mir erklärt, wie Arbeitgeber Stellen besetzen und wie Arbeitslose Jobs suchen. Als Arbeitsloser sucht man im Normalfall über Zeitungsannoncen, Internetjobbörsen und Initiativbewerbungen einen Job. Über die ersten beiden Möglichkeiten werden allerdings nur 10 % der Stellen besetzt. Die Initiativbewerbungen verstauben im Normalfall in irgendeiner Schublade oder landen direkt im Papierkorb.

Arbeitgeber suchen zuerst über informelle Wege, dann über Headhunter und Karrierenetzwerke und zum Schluss über Annoncen geeignete Kandidaten. Prinzipiell wird der informelle Weg über Mundpropaganda bevorzugt. Die Schnittmenge zwischen den Revieren, in denen der Arbeitslose sucht, und denen, in denen Arbeitgeber suchen, sind also denkbar gering.

Man versucht bspw. einem anderen Unternehmen einen erfolgreichen Mitarbeiter in der gleichen Position auszuspannen. Allein die Tatsache, dass der Kandidat in einem anderen Unternehmen eine Stelle hat, macht ihn interessant. Auch der Jagdtrieb des Recruiters wird geweckt. Dafür wird man schließlich bezahlt, gute Leute zu holen.

Der Arbeitslose ist deswegen uninteressant, weil er arbeitslos ist. Er muss sich wie eine Ware auf dem Arbeitsmarkt feilbieten. Die Arbeitslosigkeit ist an sich ein Makel, das die Arbeitssuche fast unmöglich macht, ein Ausweis des Versagens des Arbeitssuchenden. Und deswegen wird trotz einer fünfstelligen Zahl an arbeitslosen Ingenieuren über angeblichen Ingenieursmangel rumgeheult. Catch 22. Yossarian übernehmen Sie!

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Geschrieben von

lebowski

Ein Leben zwischen Faulenzerei und Leiharbeit.

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