Die Vorstellung, dass die Geschlechter nur soziale Geschlechter wären, hat auch in der Psychologie im Konstruktivismus eine Entsprechung. In der Lerntheorie von Skinner aus den 1970er Jahren hat man auch postuliert, alles wäre anerzogen und es gäbe keine Vererbung: Warum die "Gleichmacherei" der Geschlechter nun einen so starken Einfluss hat, hängt meiner Meinung nach mit der Strategie des Neoliberalismus insgesamt zusammen, weil dieser eine enorm erfolgreiche Fähigkeit besitzt, Dinge für die eigenen politischen Zwecke zu vereinnahmen. So wurde das ursprüngliche Ziel der Frauenbewegung nach Gleichberechtigung und Chancengleichheit zu einem Zwang zur Erwerbstätigkeit verfremdet und in sein Gegenteil verwandelt.
Das ist zum Beispiel auch mit dem Recht auf Arbeit passiert, das heutzutage eine Verpflichtung darstellt: Was einmal ein Recht war, wird nun zum Zwang. Oder nehmen Sie die Ökologiebewegung, in der es mittlerweile anstelle von wichtigen Themen um das Einschrauben der richtigen Lampe geht. Der Neoliberalismus beschäftigt die Menschen mit lauter kleinen unnötigen, unwesentlichen Dingen, um sie von den Wesentlichen Fragen wie die Armutsgefährdung oder die Krise der Demokratie abzulenken. Und dafür eignet sich diese Gender-Ideologie hervorragend.
Christine Bauer-Jelinek in einem Gespräch bei Telepolis
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.