Iwan Schmeljow: Chronist der Höllen-Kreise

Neuauflage Iwan Schmeljows „Der Toten Sonne“ erschien vor etwa 100 Jahren und wurde da gleich vielfach übersetzt. Thomas Mann empfahl ihn mehrfach für den Literaturnobelpreis
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 06/2024
Nach der Niederlage der „Weißen“ überzogen die Bolschewiki die Region einer gnadenlosen Sowjetisierung
Nach der Niederlage der „Weißen“ überzogen die Bolschewiki die Region einer gnadenlosen Sowjetisierung

Foto: Getty Images

Ein Mann sitzt vor seinem Haus, schaut vom Hügel auf das Meer tief zu seinen Füßen. Er hat hier oben Brachland urbar gemacht, Mandelbäume angebaut, gepflegt, geerntet, in Schluchten ringsum Feuerholz geschlagen, hält Hühner, einen Pfau. Noch brennt die Augustsonne: „Stille und Glut. Nicht einmal das Spinnennetz zwischen Zeder und Zypresse zittert (…). Im Kopf Glockengeläut und Schreie. Ist das Hungerkrach? Meine inneren Augen erspähen rote Fetzen. Die Verworfenheit des Lebens …“ Der Mann schaut auf ein Doppelbild, auf ein Gemetzel, regellose Willkür, die über die Gegend gekommen ist: Die „neue Macht“ beschlagnahmt, foltert, stiehlt, vergewaltigt, mordet – das weht als Erzählungen zu ihm herauf.