Lohnarbeit ist Massenmenschhaltung

Schonungsloses Wachstum Die industrielle Intensivhaltung lassen sich Tiere gefallen. Wie ist das bei Menschen? Stört sie überhaupt besonders viel daran, wie sie im Kapitalismus gehalten werden?

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Menschen gibt es massenweise. Heute sind knapp 7,7 Milliarden auf rund 200 Staaten verteilt. Jeder Staat verwaltet seine Menschenmasse, wie es ihm passt. Ein Teil ist im unmittelbaren Staatsdienst erwerbstätig, ein anderer Teil in der Privatwirtschaft. Der Rest ist nicht erwerbstätig, jedenfalls nicht der staatlichen Ordnung gemäß. Einige Staatsbedienstete und Privatleute sind so wohlhabend, dass sie vor allem als Begünstigte der gesellschaftlichen Ordnung betrachtet werden können, die Übrigen vor allem als Übervorteilte. Der Kreis der Begünstigten ist in aller Herren Länder ein vergleichsweise kleiner und erlesener, der der Übervorteilten ein wahrlich massenhafter.

Ähnlich verhält es sich mit der Intensivtierhaltung. Hier sei einmal von ungefähr der Hälfte aller Menschen ausgegangen, die Begünstigte des industriellen und meist leidvollen Züchtens, Ausbeutens und Schlachtens einer weitaus höheren Anzahl von Tieren sind. Von diesen kann man ebensowenig wie von den reichlich übervorteilten Menschen sagen, dass ihnen jeder Lebensunterhalt genommen wäre. Schließlich soll jedes Stück Vieh wohlgenährt aufwachsen können, wenigstens einen kleinsten Verschlag zum Aufenthalt haben und einigermaßen gesund erhalten werden, damit der menschliche Zweck seines elenden Daseins erfüllt werden kann. Zweckdienlich dennoch hart herangenommen, mag eine beträchtliche Anzahl die Prozedur nicht komplett überstehen, und so etwas Überzähliges wie etwa männliche Küken segnet bereits kurz nach dem Schlüpfen massenhaft im Schredder das Zeitliche. Einen gewissen Ausschuss gibt es ja schließlich immer, wie man so sagt.

Ebenso wie die Legionen von Nutztieren, sind auch die Legionen finanziell abhängiger Menschen hauptsächlich nicht dazu da, ein artgerechtes Leben zu führen, sondern eben ein nutzbringendes für Bessergestellte. Wobei sich ein großer Teil der durchschnittlich Verdienenden derart in die bürgerliche Arbeitswelt hat integrieren lassen, dass frau und man davon überzeugt erscheinen, dies sei ganz nach Menschenart. Ist doch ihr halbwegs kaufkräftiges Privatleben so angerichtet, dass die Konsumwünsche in Hülle und Fülle befriedigt werden – Hauptsache, die Leute stehen, soweit gebraucht, möglichst die vitalsten Stunden ihrer Tage, die geschäftigsten Wochen und Monate ihrer Jahre, die kraftvollsten Jahrzehnte ihres Lebens der intensiven Menschhaltung zu Gebote, die in Staat und Wirtschaft sich auswächst. Zu was nur?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Leo Allmann

M.A. Philosophie

Lesefreudiges Nachkriegskind

Leo Allmann

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