In Amsterdam wurde ein koscheres Restaurant angegriffen, der Täter trug eine Kufiya, rief „Allahu Akbar“ und „Palästina“. Im Keller der Göteborger Synagoge mussten sich Juden verstecken, weil draußen ein tobender Mob brennende Gegenstände warf. In Berlin verbrannten Demonstranten israelische Flaggen und forderten auf Arabisch den Tod der Juden, ebenso in Malmö, Wien und Paris. Europa im Jahr 2017.
Die antisemitischen Ausschreitungen infolge der Erklärung Trumps, die amerikanische Botschaft werde von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt, können nur überraschen, wenn man seit Jahren blinden Auges durch Europa gegangen ist. Jüdische Verbände und Zeitungen berichten schon lange von einer Zunahme antisemitischer Vorfälle. Doch den Blick versperrt ein falsches Verständnis des Problems. Viele verbinden mit Antisemitismus immer noch SS-Uniformen und prügelnde Glatzköpfe. Unterdessen erklärt ein Gericht einen Brandanschlag auf eine Synagoge im Jahr 2014 als nicht antisemitisch, da es sich um eine Reaktion auf die damalige Auseinandersetzung in Gaza handelte. Auch nach den Ausschreitungen in Berlin ließen die Relativierer nicht lange auf sich warten. Dass die Unterstellung, Araber und Muslime könnten auf jeglichen Vorgang in Israel und den palästinensischen Gebieten mit nichts anderem reagieren, als mit Wut und Hass, darüber hinaus entmündigend und latent rassistisch ist, sei an dieser Stelle dahingestellt.
Dabei ist es – um ein abgegriffenes, aber leider wahres Bild zu verwenden – längst 5 vor 12. Vielerorts in Europa fühlen sich Juden zunehmend bedroht. Sich offen mit Kippa zu zeigen, ist in manchen Stadtteilen und Vororten von Paris, im schwedischen Malmö oder auch in Berlin-Neukölln nicht mehr möglich. Doch dieser Antisemitismus hat eben ein neues Gesicht. Er ist oft migrantisch geprägt und über den Islam transportiert. Muslime weltweit fühlen sich – zumindest theoretisch, aber oft auch in der Realität – vermittels der „Umma“ mit allen anderen Muslimen verbunden. Seit Jahrzehnten wird dies insbesondere von arabischen Staaten genutzt, um sich mit der palästinensischen Causa „solidarisch“ zu erklären, das heißt, Hetze gegen Israel zu betreiben.
Deutsche Wahrnehmungsschwäche
Die Erkenntnis, dass es im migrantisch geprägten Milieu weit verbreiteten Judenhass gibt, als Rassismus abzutun, wäre unredliche Diffamierung. Doch von „importiertem Antisemitismus“ zu sprechen, wie das nun Finanzstaatssekretär Jens Spahn auf Twitter tat, ist Augenwischerei und zudem eine bemerkenswerte Befreiung Deutschlands aus seiner Verantwortung. Denn er unterschlägt, dass diese Menschen oft in dritter Generation in Deutschland leben (von den jüngsten Neuankömmlingen abgesehen). Wenn antisemitische Einstellungen dort also verbreitet sind, dann auch, weil es die deutsche Gesellschaft versäumt hat, gegen diese vorzugehen. Was wiederum kein gutes Licht auf sie selbst wird. Auch Sigmar Gabriels Gerede davon, Konflikte aus anderen Weltregionen dürften nicht in Deutschland ausgetragen werden, zeugt von erschütternder Sachunkenntnis. Antisemitismus ist kein Konflikt, sondern Menschenhass. Es ist, als habe das Nach-Auschwitz-Deutschland nur darauf gewartet, endlich neue Antisemiten zu finden.
Doch die haben nach wie vor auch ein weißes Gesicht. Da gibt es die oben genannten Fälle der Relativierung und jene, die, wie die BDS-Bewegung, Aufrufe zum Judenboykott für legitime Kritik an der Politik Israels halten. Es gibt auch immer noch neonazistischen Antisemitismus, häufig in Form von Friedhofsschändungen, aber auch gewalttätig. Des Weiteren sind da die Linken und Querfrontler, die hinter jeder Ecke die Weltverschwörung wittern, vom Einfluss des jüdischen Geldes raunen – und für ihre kruden Theorien in den sozialen Netzen vermehrt Beifall ernten.
Das Land also, in dem eine große linke Partei nicht in der Lage ist, eine klare Abgrenzung von Antisemitismus vorzunehmen, in dem schon lange vor Ankunft der ersten Gastarbeiter antisemitische Einstellungen weit verbreitet waren, soll ein rein importiertes Problem mit ebenjenem haben? Wer das behauptet, forderte vor einigen Jahren (und teilweise heute noch) auch einen Schlussstrich unter Auschwitz. Aber den braucht es ja auch, will man Antisemitismus ausschließlich an Migranten festmachen.
Auf der einen Seite wird also behauptet, der Antisemitismus sei nur ein Problem Ewiggestriger oder er wird gänzlich historisiert. Auf der anderen wird er auf Muslime und Araber abgewälzt. Und in der Zwischenzeit müssen Juden in Europa sich zunehmend verstecken. Anders gesagt: Deutschland hat den Antisemitismus so effektiv bekämpft, dass es ihn nicht einmal erkennt, wenn er dabei ist, Synagogen anzuzünden. Eine massive jüdische Auswanderungswelle aus Frankreich nach Israel – immerhin ein Land mit extrem hohen Lebenshaltungskosten und umgeben von Feinden, die es vernichten wollen – sollte insofern eine Warnung nicht nur für Deutschland sein. Im April legte der vom Bundestag einberufene „Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus“ nach zwei Jahren Arbeit seinen Bericht vor. Dieser forderte als Maßnahme unter anderem die Berufung eines Antisemitismusbeauftragten beim Bundeskanzleramt. Die Bundesregierung ließ den Bericht ungehört verhallen. Insofern ist es wohlfeil, wenn Angela Merkel und andere Kabinettsmitglieder nun im Nachhinein die Ausschreitungen von Berlin verurteilt.
Kommentare 70
Herr Badura, das finde ich sehr vereinfacht und tendenziös beschrieben.
Zum einen liegt es an der Verbindung Religion und Staat. Das liegt auch im arabischen Bereich vor. Juden sind nicht gleich Israelis.
Zum anderen bekam der heutige Staat Israel Land geschenkt auf Kosten der dort lebenden Palästinenser. Also Enteignung, Annektion.
Heute haben wir besetzte Gebiete zusätzlich, Siedlungsbau, Sperre von Wasser, Energie usw. Zerstörung von Brunnen, Infrastruktur, Angriffe auf fremde Länder, Bruch des Völerrechts und des Seerechts. Zusätzlich diverse Mode des Militärs und Geheimdienstes.
Israel hat schwere Probleme mit dem Rechtsstaat, Menschenrechten und dem Völkerrecht.
Würde Israel einen anderen Namen tragen würde man es Diktatur, Unrechtsstaat o.ä. nennen. Man hat bis heute keinerlei Interesse an einem Frieden, denn der würde etwas kosten. So fließen Gelder, Waffen, wirtschaftliche und militärische Unterstützung. Der illegale Siedlungsbau geht weiter usw.
Wer hat den Palästinenser mit welcher Begründung ihr Land genommen? Israel hätte auch in Kanada, Australien, Rußland, USA oder sonst wo gegründet werden können. Keiner wollte sie haben. Einfacher war es ein besetztes Land zu enteignen um den Juden ein Staatsgebiet schenken zu können.
Was wäre gewesen, wenn man dieses Gebiet von USA, Deutschland, Frankreich, Kanada abgetrennt hätte?
Kritik an Israel ist etwas völlig anderes als Kritik an Juden. Wobei beides noch nichts mit Rassismus zu tun hat. Schlimm ist der Rassismus der sich gegen Juden überall auf der Welt richtet und die Kritik übersteigt. Das haben sie mittlerweile mit Moslems und Sinti/Roma gemein. Die Juden sind nicht die einzigen, die bedrängt werden.
Hallo Herr Badura,
leider ist auch dieser Beitrag von Ihnen einseitig. Ich sehe genau wie Sie dass Problem des Antisemitismus, aber Ihre Analyse ist grobschlächtig, ohne objektive Ursachenanalyse, indifferenziert und oberflächlich. Bei Ihren Beiträgen frage ich mich jedesmal, warum Sie sich und uns das antun. Und ich frage mich, wie deutsche Kritik an der Politik Israels aussehen "darf", ohne als antisemitisch abgewürgt zu werden.
Ein merkwürdig oberflächlicher Artikel, der unter selbst unter der "Wahrnehmungsschwäche" leidet, die er vorgibt zu verorten.
"Sich offen mit Kippa zu zeigen, ist in manchen Stadtteilen und Vororten von" [...] nicht mehr möglich -- bauchfrei mit Minirock geht ebensowenig, oder offen homosexuell. Wieso dieser religiöse Exklusivitätsanspruch?
Auch scheint es deplaziert von "Antisemitismus" zu sprechen, da viele Völker des Nahen Ostens semitischen Ursprungs sind, also sowohl Opfer- als auch Täterdefinition sein können.
Somit verfehlt der Autor sein Thema, wenn die neue Intoleranz gewisser Gesellschaftskreise als spezifisch gegen den jüdischen Glauben gerichtet sein soll. Es wird vielmehr ein Totalitätsanspruch geltend gemacht, der alles Abweichende vernichten will.
Natürlich handelt es sich bei dem vorwiegend islamisch-arabischen Antisemitismus um einen importierten und dann auch hier ausgewachsenen. Jens Spahn hat nur nicht gesagt, wann der Import stattfand. Eben schon vor 55 Jahren und von da ab fortlaufend über Familiennachzug, Asyl oder sonstige Gründe, und zwar selbst nach den durch islamisch-arabische Terroristen begangenen Morden in München 1972. Man liess auch danach ganz arabische Grossclans ins Land. Und die SPD hatte damals schon freundliche Kontakte zur PLO des arabischen Terroristen Arafat, die bis heute weiter gepflegt werden. Diese Saat geht jetzt auf zusammen mit den kürzlich ins Land gelassenen hunderttausenden illegalen Migranten und monatlich noch kommenden tausenden Illegalen Migranten aus den Staaten des vorderasiatischen, arabischen und schwarzafrikanischen Islamgürtels.
Muss ich mir von Politikern und anderen erhrenwerten Persönlichkeiten, die beste Freundschaft zu Holocaustbeihelferverehrern (Volksheld Stepan Bandera) pflegen,
vorschreiben lassen, wer Antisemit ist?
Nein!
so hat man sich wohl einen autor vorzustellen,
der die anti-semitismus-keule schwingt
und damit die israelische staats-politik
gegen kritik zu immunisieren trachtet.
daß diese art von propaganda auch opponenten hat unter denen,
die um juden-feindliche angriffe besorgt sind,
sollten Sie nicht verheimlichen.
darüber, ob unter netanyahu-unterstützern
weniger ewig-gestrige sind, darf gestritten werden.
Sagen wir mal so: Als Nachkriegsgeborener wurde ich ohne persönliche Schuld in die Welt entlassen. Meinungsfreiheit und das Recht alles und jeden zu kritisieren steht mir zu. Die Verantwortung bezüglich dem Geschehenen in 3. Reich mußte und will ich tragen. Nicht aber die Schuld an sich. Diese tragen die Täter, die auch von Israels Freunden nach dem Krieg allzusehr geschont wurden.
Selbst "Reparationen oder Wiedergutmachungszahlungen" wurden mehrheitlich von den folgenden Generationen übernommen. Diesen Überlebenden oder Nachfolgenden haben das Recht Kritik auch an Israel zu üben wie an jedem anderen Land der Welt. Die Religion ist ein anderes Thema, wenn auch wie beim Islam mehr oder weniger mit den Staaten verbunden.
Daher wäre es schön, die Religion würde als Privatangelegenheit betrachtet werden. Im Zusammenhang mit Staatsgebilden hat sie immer nur Unheil gebracht. Man sollte Menschen und Staaten danach beurteilen was sie tun, nicht welche Religion sie bevorzugen.
Gewalt gegen Juden ist nicht mehr oder weniger zu verurteilen wie gegen Sinti, Roma, Moslems, Italiener, Russen, Behinderte sprich gegen alle.
"Israel hat schwere Probleme mit dem Rechtsstaat, Menschenrechten und dem Völkerrecht."
Dies kann seit langem niemanden mehr überraschen. Nach Rabin sitzen leider in der israelischen Regierung hauptsächlich jüdische Faschisten, die auf Menschenrechten und dem Völkerrecht nur pfeifen und sonst nicht.
"leider ist auch dieser Beitrag von Ihnen einseitig. Ich sehe genau wie Sie dass Problem des Antisemitismus, aber Ihre Analyse ist grobschlächtig, ohne objektive Ursachenanalyse, indifferenziert und oberflächlich. Bei Ihren Beiträgen frage ich mich jedesmal, warum Sie sich und uns das antun. Und ich frage mich, wie deutsche Kritik an der Politik Israels aussehen "darf", ohne als antisemitisch abgewürgt zu werden."
Der Herr Badura hat von tuten und blasen keine Ahnung und wahrscheinlich hat er bis vorgestern Gemüse um die Ecke verkauft und nun glaubt er, er könne sich über so ein extrem historisch komplexes Thema eine Meinung bilden bzw. hier darüber frei von der Schnauze zu schwadronieren. Machen Sie sich keinen Kopf, den kann man nicht ernst nehmen.
Leander F. Badura @lefriba 7. Dez.
"Wer zum Antisemitismus nichts zu sagen hat, soll zum Nahostkonflikt die Fresse halten."
Hm, was einem der Autor so alles vorschreiben möchte. Ich würde dieses Redeverbot gerne zurückgeben.
Sieht so aus. Manchmal scheint es mir, als ob man die Konfrontation unbedingt aufrecht erhalten will um die Unterstützung und das Geld aus dem Ausland weiterhin fließen zu lassen. Piratenakte, Verstoß gegen UN Resolutionen, Morde, Mißachtung fremder Ländergrenzen, Angriffskriege, aushungern von Palästinensern usw.
Gut, machen andere Staaten ähnlich, vielleicht nicht so extrem. Aber dann muß man Israel auch wie diese behandeln, z.B. mit Sanktionen. Auch Waffen in dieses Kriegs- und Krisengebiet stünden zur Disposition.
Ein Friedenswille ist nicht erkennbar. Man sollte immer beachten, das Staatsgebiet wurde geraubt, nicht gekauft. Bei einem Kauf sähe die Situation evtl. anders aus. Scheinbar wollten die damaligen Initiatoren eher günstig wegkommen.
Das Problem bei der großen Friedman-Keule besteht darin, dass selbst die Gutwilligen ihrer überdrüssig werden. Und das größte Problem bei Inversionstechniken - der anderen Seite vorwerfen, was man bei einem selbst im Argen liegt - besteht darin, dass sie nur bei Idioten funktionieren.
Friedman? Kann man den noch ernst nehmen?
Das Problem bei der großen Friedman-Keule besteht darin, dass selbst die Gutwilligen ihrer überdrüssig werden.
Halte ich für unwahrscheinlich. Es gibt eine Tendenz zum Zorn, wenn einem Kollektiv der Spiegel vorgehalten wird, aber eben nicht unter den Gutwilligen.
Ich bin nicht einverstanden mit der Gleichsetzung von BDS und Judenboykott. Ich rate aber jedem, der sich zum Israel-Boykott berufen fühlt, ohne vorher schon einmal eine andere Boykottbewegung unterstützt zu haben, erst einmal bei einer "Free-Tibet"-Kampagne zu üben. Man richtet damit vergleichsweise wenig Schaden an - die Verwechslungsgefahr zwischen dem Staat Israel und deutschen Bundesbürgern halte ich hingegen für beträchtlich.
Und wenn der BDS-Berufene Deutscher ist, sollte er sich außerdem fragen, ob Gardinenpredigten und "Konsequenzen" aus diesem Land tatsächlich geeignet sind, ein Nachdenken und politisches Umsteuern in der israelischen Öffentlichkeit zu bewirken, oder außerhalb Europas und Arabiens viele Nachahmer zu finden.
Was ist den BDS?
BDS = Boycott, Divestment and Sanctions
https://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions
Zitat:
BDS ist eine transnationale politische Kampagne oder soziale Bewegung, die den Staat Israelwirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will, um ihre 2005 beschlossenen Ziele durchzusetzen: Israel müsse die Besetzung und Besiedlung „allen arabischen Landes“ beenden, den arabisch-palästinensischen Bürgern Israels volle Gleichberechtigung gewähren und den palästinensischen Flüchtlingen und deren Nachkommen die Rückkehr in ihre frühere Heimat und zu ihrem Eigentum ermöglichen. 171 palästinensische nichtstaatliche Organisationen (NGOs) unterzeichneten diesen Aufruf; viele Solidaritätsgruppen und Prominente unterstützen ihn.
Israel hat, wie auch z. B. Deutschland, die USA und noch andere „moderne“ Staaten, ein grundlegendes Problem, wodurch für andere viel unnötiges Leid erzeugt wird: die Selbstwahrnehmung. Besonders in Bezug auf Gerechtigkeit.
Man denkt, man sei im Recht, man handele richtig und werde die Welt durch sein eigenes Tun zu einem besseren Ort machen. Das Gegenteil ist der Fall:
Die USA mischen sich ohne Legitimierung seit dem Zweiten Weltkrieg immer wieder in die innerstaatlichen Angelegenheiten anderer Länder ein, statten Oppositionen militärisch und finanziell aus, lassen putschen, setzen sich über UN-Resolutionen hinweg, legen ihr UN-Veto ein, wie es ihnen passt usw.
Deutschland stellt sich immer als friedliches, frieden-stiftendes und verantwortungsvolles Land dar. Wir sind mittlerweile aber der weltweit drittgrößte Waffenexporteur, beteiligen uns an Angriffkriegen, verstoßen gegen EU-Rechte und versuchen in nicht ausreichendem Maße, durch Verhandlungen friedliche Lösungen für andere zu finden. Das ist die eigentliche Lektion, die Deutschland aus der Nazizeit lernen müsste: Frieden stiften durch Moderation, Neutralität und Objektivität. Nicht aber blinder Gehorsam zu Bündnispartnern oder gar eine Staatsräson gegenüber wem-auch-immer. Schon gar nicht, wenn dieser Statt gegen Menschenrechte verstößt.
Womit wir bei Israel wären: Israel verletzt reihenweise Menschenrechte, schikaniert, mordet und vertreibt aggressiv Menschen aus Gebieten, die Israel nicht zustehen, baut seit Jahrzehnten illegal Siedlungen etc. pp.
Das alles (USA, D, IL) muss man kritisieren dürfen. Erst dann besteht Hoffnung, dass die Welt ein besserer Ort werden könnte.
Die heutigen Staatsapparate sind überwiegend kranke, perverse, egoistische und vom Kapitalismus getriebene Systeme. Kritik an diesen allmächtigen Systemen ist verboten, das wird am Beispiel Israel ganz besonders deutlich: Jede Form der Kritik wird durch alle Medien hinweg als „antisemitisch“ gebrandmarkt, was nach den fürchterlichen Geschehnissen im Dritten Reich ein absolutes No-Go für jeden politisch-moderaten Menschen ist und auch sein muss. Jüdische Interessensvertreter benutzen dieses verbale Todesurteil jedoch inflationär. Kritik an Unrecht muss immer erlaubt sein, egal wer der Täter ist. Auch Israel darf sich nicht bei berechtigter (!) Kritik mit der reflexartigen Empörung „Diese Kritik ist Antisemitismus!“ aus der Verantwortung stehlen.
Danke dir für die Info.
Ich bin mal gespannt, wann sich die Moslems in Berlin am Holocaust-Mahnmal zu stören beginnen.
Den Juden wird die deutsche Politik eher nicht helfen, schon weil ja der Islam zu Deutschland gehört und - ein paar Einbürgerungen später - da mehr Stimmen zu holen sind.
Steine würde sie hingegen schützen, denn das sind ja nationale Symbole.
Das Treiben in Neukölln ist allerdings auch eines. Es fällt unter "bunt".
Beim Schänden von Mahnmalen haben sich seit zig Jahren wohl eher Deutsche hervorgetan, oder?
Das anzünden von Häusern und Mordversuche sind auch "bunt"?
Wenn nun wirklich jemand zu dem Schluss käme (nein, ich halt mich da raus), dass es sich bei dem Staat Israel um ein Apartheidsregime handelt (ich kann mir aber auch gute Gründe vorstellen warum Israel so ist wie es ist), dann wäre doch die Forderung nach Wirtschaftssanktionen absolut naheliegend. Ich betrachte mich selbst eher als pro-israelisch, aber ... ich meine, dass Israel seit der Ermordung Rabins auf einer sehr schiefen Ebene abrutscht. Wenn sogar pensionierte Militärs und Geheimdienstler der heutigen Regierung bescheinigen, dass sie gegen die Interessen des israelischen Staates jede zivilisierte Regulierung des Konfliktes torpediert, dann ist doch wahrscheilich etwas faul im Staate Israel. Wenn Wirtschaftssanktionen und Kulturboykott gegen Israel kein erlaubtes Druckmittel sein dürfen, was dann? Wahrscheinlich nur Gewalt weil Gewalt den derzeitigen Machthabern sehr entgegen kommt. Sie fühlen sich in ihrer technologischen Überlegenheit gegen die Nachbarn und in ihrer populistischen Herrschaftsmethode gegenüber dem eigenen Volk so unangreifbar, dass sie glauben, ungestraft jede Lunte anzünden zu dürfen. Glauben die wirklich, dass sie an der Seite Saudi-Arabiens und der vereinigten Rechten von Trumpistan irgendein Problem lösen können? Mein Gott! Europäische Faschisten bewundern Israel für seinen Umgang mit den Muslimen. Wo bitte führt das hin?
Eine Lösung wäre vielleicht schon längst da, wenn die USA nicht Israel als Stützpunkt und Druckmittel gegen den arabischen Raum benutzen würden. Mit einem Verbündeten der jede "kriminelle" Aktion deckt und in der UN alles abnickt oder Resolutionen blockiert kann man sich einiges erlauben. Den USA nützt ein zerstörter arabischer Raum der sich im Kriegs- und Elendszustand befindet - die Europäer tragen die Folgen und Kosten.
Liest der Mossad mit? Egal, die NSA auf jeden Fall, man kann ja im Zuge der "Amtshilfe" die Daten....
Man beachte die Ausnahmen: Die sunnitischen Scheichtümer der Gegenwart und in der Vergangenheit der Iran unter dem Schah. Authoritäre, klerikale Feudalherrscher sind durchaus genehm weil sie das Volk unter Kontrolle halten und Öl exklusiv gegen Dollar verkaufen, mit den Einnahmen nicht nur Waffenkäufe sondern auch große Teile "unserer" sonstigen Industrie finanzieren. Im syrischen Krieg konnte man sehr deutlich sehen, welche Seiten da gegeneinander antreten. Dass der Islamische Staat ein Feind des Westens sein soll kann mir seit der Belagerung von Kobane niemand mehr erzählen. Die militärische Niederlage des IS in Syrien ist auch die vorläufige Niederlage der USA. Ein paar Bömbchen auf europäischen Weihnachtsmärkten sind Collateral Damage mit dem positiven Nebeneffekt, europäische "Patrioten" und besorgten Bürger zu mobilisieren.
Auf der anderen Seite stehen sämtliche nationalistischen und/oder sozialistischen Bewegungen, die sich der privaten Verwertungsmaschine aus Kapital, Öl, Drogen und Waffen widersetzen wollen.
Falsche Frage. Richtige Frage: Gibt es noch Leute, die ihn ernst nehmen? Antwort: Ja.
"Es gibt eine Tendenz zum Zorn, wenn einem Kollektiv der Spiegel vorgehalten wird, aber eben nicht unter den Gutwilligen."
Von Zorn sprach ich nicht, sondern von Überdruss. Dass die Gefahr real ist, erkennen Sie am Feminismus, der sehr viel mehr männliche Unterstützung haben könnte, wenn er von Kollektivschuld-Zuweisungen Abstand nehmen würde. Die Gutwilligen werden nicht zornig werden, aber sie werden sich zurückziehen. Nicht alle, natürlich nicht. Aber wieviel Prozent Unterstützungsverlust kann die Sache entbehren?
Boykott ist fast immer Blödsinn, weil es fast immer die falschen trifft.
"Aber wieviel Prozent Unterstützungsverlust kann die Sache entbehren?"
Erst denken, dann schreiben:
Aber wieviel Prozent Unterstützungsverlust kann die Sache aushalten?
Dass die Gefahr real ist, erkennen Sie am Feminismus, der sehr viel mehr männliche Unterstützung haben könnte, wenn er von Kollektivschuld-Zuweisungen Abstand nehmen würde.
Das ist ja nun eine "Kollektivschuldzuweisung" gegen den Feminismus - auch dort wird aber ganz unterschiedlich differenziert. Die großen Sprüche finden aber einen weitaus aufnahmebereiteren Markt - auch bei Männern.
Ich finde das Verdrussargument ziemlich akademisch. Was sollen sich diskriminierte bis verfolgte Mitbürger denn von einer Gutwilligkeit versprechen, die sich angesichts einer "Friedmannkeule" verdrossen zurückzieht? Das ist nicht Gutwilligkeit, das ist Sommermärchen.
Aber wieviel Prozent Unterstützungsverlust kann die Sache aushalten?
Welche Sache?
"Friedman? Kann man den noch ernst nehmen?"
Definitiv "NEIN".
Den selbstverliebten Kokser gepaart mit Nutten aus dem frankfurten Milio können Sie getrost ignorieren.
Es geht bei der Friedman-Keule nicht um die Person Michel Friedman, sondern um die Art der Gesprächsführung, die darin besteht, einen Opponenten solange mit Moral zu überschütten, bis der sich aller Verbrechen des Universums schuldig gemacht hat, einfach nur dadurch, dass er existiert und sich nicht dazu bekennt, die Welt ganz genau so zu sehen, wie es dem genehm ist, der die Keule führt. Was nur solange gut ging, als der Meister selbst untadelig erschien. Aber es gibt längst andere, die das Procedere genau so gut beherrschen.
Nein, ist es nicht, es sei denn, Sie meinen, das Feststellen eines strategischen Fehlers sei identisch mit einer Schuldzuweisung. Ich werfe dem Feminismus kein moralisches Versagen vor, nur eine in Teilen subintelligente Vorgehensweise.
Es steht mir nicht zu, darüber zu befinden, was diskriminierte und verfolgte Mitbürger tun "sollen". Sie könnten aber versuchen zu differenzieren. Europa tritt ihnen nicht als amorphe Masse von Neonazis und Faschisten gegenüber, wie das der Blogautor suggeriert, es gibt vielmahr Grade von Ablehnung/Verfolgung und Grade von Zustimmung/Unterstützung, die zu differenzieren sich lohnen würde, um ein Maximum wirksamer Unterstützung zu erhalten. Was nicht geschieht, wenn alles unterschiedslos zugekleistert wird.
Was nur würde Martin Luther zu diesem Text sagen?
"Die antisemitischen Ausschreitungen infolge der Erklärung Trumps, die amerikanische Botschaft werde von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt, können nur überraschen, wenn man seit Jahren blinden Auges durch Europa gegangen ist."
Sehr empfehlenswert ist dazu ein Artikel (From Barak to Trump) von Uri Avnery. Er ist ein israelischer Journalist, Schriftsteller und Friedensaktivist und war in drei Legislaturperioden Parlamentsabgeordneter in der Knesset. Darin wird die amerikanische Entscheidung in einen historischen Zusammenhang gestellt.
"Some twenty years ago I composed a manifesto, together with my late friend, Feisal al-Husseini, the leader of Jerusalem’s Arabs and the scion of its most noble family. Hundreds of Israelis and Palestinians signed it.
Its title was “Our Jerusalem”. It started with the words: “Jerusalem is ours, Israelis and Palestinians, Muslims, Christians and Jews.”
It went on: “Our Jerusalem Is a mosaic of all the cultures, all the religions and all the periods that enriched the city, from earliest antiquity to this very day – Canaanites and Jebusites and Israelites, Jews and Hellenes, Romans and Byzantines, Christians and Muslims, Arabs and Mamelukes, Othmanlis and Britons, Palestinians and Israelis.
“Our Jerusalem must be united, open to all, and belonging to all its inhabitants, without borders and barbed wire in its midst.”
And the practical conclusion: “Our Jerusalem must be the capital of the two states that will live side by side in this country – West Jerusalem the capital of the State of Israel and East Jerusalem the capital of the State of Palestine.”
I wish I could nail this Manifesto to the doors of the White House."
Es wäre durchaus einmal einen Artikel wert, die doppelten Standards der deutschen Politik gegenüber Israel zu beleuchten. Dahinter können sich die echten Antisemiten sehr gut verstecken.
|| Antisemiten sind immer die anderen ||
Nein, nicht die anderen. Ich. Ich bin das alles. Antisemit, Islamhasser, Russlandhasser und so weiter. Ihr mit euern an Lächerlichkeit kaum mehr zu überbietenden Selbstwidersprüchen seid die besten der Besten. Mit Auszeichnung.
|| Die Erkenntnis, dass es im migrantisch geprägten Milieu weit verbreiteten Judenhass gibt, als Rassismus abzutun, wäre unredliche Diffamierung. ||
??? Warum steht da nicht bei, dass genau das vom dF und in der dFC mit einer Verve getan wurde/wird, die ihresgleichen sucht, aber nirgends findet..?
|| Doch von „importiertem Antisemitismus“ zu sprechen (...) ist eine bemerkenswerte Befreiung Deutschlands aus seiner Verantwortung. ||
??? Ich nehme mal stark an, dass Spahn zusätzlichen/neuen Antisemitismus meint. Zumindest hat er einen spezifischen Hintergrund, durch den er sich vom 'alteingesessenen', dt./europäischen Antisemitismus unterscheidet. Nicht im Ergebnis, sondern in der Ursache.
|| Wenn antisemitische Einstellungen dort also verbreitet sind, dann auch, weil es die deutsche Gesellschaft versäumt hat, gegen diese vorzugehen. ||
??? Na klar. Ich, der ich von der Freitagslinken zum rassistischsten Schwein unter Gottes Sonne gestempelt wurde, soll mich jetzt mit Erdogans islamistischem Geschwader in einen Stühlchenkreis setzen und denen mal gut zureden.
|| Auch Sigmar Gabriels Gerede davon, Konflikte aus anderen Weltregionen dürften nicht in Deutschland ausgetragen werden, zeugt von erschütternder Sachunkenntnis. Antisemitismus ist kein Konflikt, sondern Menschenhass. Es ist, als habe das Nach-Auschwitz-Deutschland nur darauf gewartet, endlich neue Antisemiten zu finden. ||
Schande, ist das krank. Ihr seid hoffnungslos verloren, Leute. Ganz wirklich. Dass Antisemitismus Menschenhass ist, ist völlig richtig. Aber für den konstruierten Rest solltet ihr euch langsam mal in Grund und Boden schämen.
Einfach nur noch unfassbar alles. Was hat der Putinismus euch die Hirne zerfressen. Gott im Himmel.
Der Beitrag präsentiert, wie von den meisten Kommentatoren zurecht kritisiert, einen Tunnelblick, er stilisiert eine Eigenperspektive als jüdisches/israelisches Opfer, was selbst dann unklug wäre, wenn diese Sicht realistischer wäre als sie tatsächlich ist. Die vereinzelten rechtsstaatlich zu ahndenden Übergriffe dürfen eher nicht als Antisemitismus gedeutet werden, sondern so wie die meines Wissens deutlich zahlreicheren Übergriffe gegen Muslime als gefundene Sündenböcke, Israel und der Terrorismus bieten gute Scheinlegitimationen für die wachsende Aggressivität verwahrloster Deutscher. Man kann ja nur hoffen, daß möglichst viele Deutsche und überhaupt Menschen aller in den 2. WK involvierten Länder aus unserer Geschichte gelernt haben, nicht daß nie mehr Juden, sondern daß nie mehr Individuen oder Menschengruppen, Ethnien, Religionsgemeinschaften zu Menschen zweiter Klasse abgestempelt und physisch oder psychisch mißhandelt werden dürfen. Die Nachfahren der Juden, die entsetzlichstes Leid erfahren haben, lassen daran zweifeln, daß die Menschen lernfähig genug sind, denn die Nachfahren der Opfer müßten es wie die Nachfahren der Täter am Besten wissen. Allerdings relativiert sich die israelische Unmenschlichkeit angesichts des Verhaltens in der unmittelbaren Nachbarschaft, der bei weitem rücksichtsloseren islamistischen Menschenverachtung. Und selbst die hat ihre tieferen Ursachen, die verstanden werden müssen.
Was wäre also zu tun, was mit Sicherheit nicht erfolgen wird? Die verschärfte Isolation der gegenwärtigen israelischen Regierung. Man könnte sogar Palästina mit der Hauptstadt Ostjerusalem diplomatisch voll anerkennen, vorausgesetzt dessen gegenwärtige provisorische Regierung erkennt die Existenz Israels in den Grenzen von 67 an. Man könnte Hilfslieferungen direkt an die Palästinenser über Jordanien und den Seeweg nach Gaza organisieren, da dies keine anerkannten israelischen Grenzen sind (das würde freilich zu einem Konflikt führen). Man könnte regen Austausch mit palästinensischen Diplomaten pflegen und auf Einladung israelischer Politiker verzichten, solange die nicht bereit sind, echte Friedensangebote zu machen. Daß Jerusalem, nicht Westjerusalem, was auch möglich gewesen wäre, einseitig als israelische Hauptstadt von den USA anerkannt wird, ist sogar gut, solange andere Staaten nicht folgen. Das bedeutet, daß die USA nicht mehr an einer Friedenslösung beteiligt sind, was kein Schaden ist, denn wo sind die Amerikaner schon einmal aufgefallen durch einen selbstlosen Einsatz für den Frieden?
Die positivsten Nachrichten kommen derzeit aus Israel, wo sich endlich Widerstand gegen Netanjahu organisiert, allerdings noch ohne Thematisierung der Besatzungspolitik, wenn ich das richtig sehe. Irgendwann wird die Mehrheit der Israelis wieder begreifen, wo sie schon einmal war mit Rabin (die damalige Abkehr vom Friedensprozeß begreife ich bis heute nicht), daß die konfrontative Politik, daß der nur durch absurd überproportionierte Militärmacht erzwungene Frieden unsicher und unbezahlbar ist, spätestens wenn die USA nicht mehr zahlen. Dann könnte es für den Frieden zu spät sein. Ganz abgesehen davon, daß der Unfrieden nach Außen auch die israelische Gesellschaft im Inneren vergiftet, zu einem gehässigen Ort macht.
Ja, Uri Avneri hat vollkommen recht. Man kann wohl auch sagen, eine Einstaatenlösung mit voller Gleichberechtigung von Juden und Palästinensern wäre die beste Lösung – wenn sie erreichbar wäre. Das geht offenbar von beiden Seiten aus nicht, die EU liegt wohl richtig, daß sie die Zweistaatenlösung fordert. Aber Jerusalem könnte einen Sonderstatus haben, wie es Avnery vorschwebt.
Mir ist noch nicht klar, welche "Sache" Sie meinen, Lethe ("wieviel Prozent Unterstützungsverlust kann die Sache aushalten?") Aber so lange ich das nicht sehe, sehe ich das so, dass Sie die Sache komplizierter darstellen, als sie ist.
Es geht m. E. nicht um Prozentzahlen und Unterstützungsrechnung. Wie soll denn das aussehen? X Prozent finden es gut oder bedingungsgut, wenn der öffentliche Raum nicht für kippatragende Juden da ist, und y Prozent finden das nicht gut? X Prozent lassen sich stimmungsmäßig drehen oder beeinflussen, wenn Kritik so geäußert wird, und Y Prozent nicht? Das ist ein ziemlich abwegiges Muster - und es ist keins, für das sich irgendwer etwas kaufen kann. Dafür ist das Thema zu existenziell.
Ganz unabhängig davon, was der Autor des obigen Artikels will, oder davon, dass er - m. E. - mit der Gleichsetzung von BDS und Judenboykott mindestens einen Denkfehler enthält: ich sehe im Thread wenig Bereitschaft, sich auf die darin geäußerte - und berechtigte - Sorge einzulassen und das Naheliegendste zu fragen. Nämlich nicht, was Netanyahu und die ihn tragende israelische Öffentlichkeit tun, sondern was Deutsche tun. Was sie hier, in diesem Land, ihren bzw. unseren Mitbürgern antun, und was sich dagegen tun lässt.
Wer sich verdrossen abwendet, kann das tun. Verblüffend finde ich aber, wie viele der Kaltschnäuzigen (dem Augenschein nach) in helle Empörung geraten, sobald sich jemand verdrossen vom Schicksal der Palästinenser abwendet. Oder von dem der Langzeitarbeitslosen, oder dem der in Deutschland Verarmten. Nach dem Motto, "eure Moralkeule kotzt mich an".
Sie stellen aber Fragen. Er würde vielleicht sagen, gut dass ich nicht mehr in dieser zeit lebe, sonst würde ich Netanjahu mit meinen eigenen Händen erwürgen.
die ernste besorgtheit,
die die groko im rücken der achse netanyahu-usa
schau-gestellt hat, war ein waschen der hände in unschuld.
duldsamkeit gegenüber wund-erregern rächt sich.
Spielen wir Spielchen? Um welche Sache dreht sich wohl dieser Blog?
Mangelnden aktiven Widerstand gegen wiedererstarkende antisemitische Tendenzen in europäischen Nationen, vornehmlich Deutschland. Wieviele Leute kann dieser Widerstand verkraften, die sich nicht für diesen Widerstand engagieren, weil sie nicht einsehen, jemanden/etwas zu unterstützen, der die Einforderung dieser Hilfe mit pauschalen Schuldzuweisungen an potentielle Helfer kombiniert? Wo sind die Abermillionen Unterstützer des Widerstands, dass ein paar tausend Leute mehr oder weniger keine Rolle spielen?
Moralinsaurer Sermon in stile Friedmann ist immer ein scheiß Gesprächsstil. Aber wenn man in Demokratien keine Mehrheiten auf seiner Seite hat, ist es zusätzlich auch ein schwerer strategischer Fehler, die Leute zu verärgern, mit deren Hilfe man vielleicht eine Mehrheit z.B. für die Verschärfung von Anti-Antisemitismus-Gesetzen zusammen bekommen könnte.
Man hat einmal gesagt, wenn Arafat weg ist wird es eine Lösung geben. Mit ihm könne/wolle man nicht verhandeln. Er ist weg, aber man sieht es war nur eine Hinhaltetaktik um sich nicht bewegen zu müssen.
Im Prinzipbleibt es dabei, das Problem ist in der Staatsgründung zu suchen. Hier muß man anfangen um nach einer Lösung zu suchen. Auch bei denen, die damals beteiligt waren.
Man hätte dabei auch sagen können, unsere USA sind groß - gründet hier euren Staat Israel. Ich vermute die Widerstände waren groß gewesen und das Vorhaben nicht durchführbar.
Dies im nahen Osten durchzuführen schien wohl machbar und die eigene Bevölkerung nicht betreffend.
Gut die Juden haben dort einmal vor sehr langer Zeit gesiedelt, aber wäre das eine zwingend notwendige Vorausetzunge gewesen? Wer war vor den Israelis da?
Zur Zeit scheint es so, als gäbe es erst nach einem großen Krieg Frieden. Allerdings wären dabei auch andere Mächte beteiligt, Deutschland z.B. mit entsprechenden Folgen.
Ich sehe für ein schnelles Ergebnis nur ein unnachgiebiges Eingreifen der UN unter Zurückhaltung der USA. Da die USA der UN nie die notwendige Legitimation erteilen würde ist das leider in weiter Ferne
Historischen Situationen - wie jene vor der Staatsgründung Israels - folgen, nachdem sie genutzt wurden, auf allen Seiten sich verfestigende Strukturen. Man arrangiert sich, und diejenigen, die das nicht können, bleiben in der Kälte. Same procedure as a million times more. Man kann den Zionisten keine Vorhaltungen machen, dass sie die Chance genutzt hatten, als sie sich bot. Man kann sich höchstens verwundert zeigen, dass sie, die sosehr von der Barmherzigkeit Gottes reden, seither so wenig Barmherzigkeit ausüben. Fast als wären sie nichts anderes als jede andere x-beliebige Nation dieser Erde.
So ziehet gen Süden und fahret übers Meer, um die Juden und Muselmanen zu züchtigen. Befreiet Jerusalem im Namen der protestantischen Lehre.
Einen Vorwurf mache ich den damaligen Juden sicher nicht. Es geht mir um diejenigen, die ein bewohntes Gebiet einfach verschachert haben wie zur besten Kolonialzeit.
Von den heutigen Israelis verlange ich aber, sich diesem historischen Fehler zu stellen und einen Ausgleich zu suchen. Immerhin kann man sagen, die Israelis waren die Gewinner, die einheimische Bevölkerung der Verlierer. Das kann man, wie man sieht, nicht einfach mit dem Argument übergehen:" Nun ist es eben so".
Daher glaube ich, eine gute Lösung setzt genau dort an und berücksichtigt auch das "heute".
Die Dauerkriege, Terror, Hochrüstung, Atomwaffen, Mossad usw. haben bereits jetzt viele Milliarden verschlungen. Zusätzlich hat Israel die USA, aber auch Deutschland im finanziellen Rücken. Multimilliardäre als Unterstützer.
Wieso macht man den Palästinensern nicht ein finanzielles Angebot für die"Annektierung" die von anderen damals vorgenommen wurde?
Ich weiß, es klingt komisch, ungewohnt, vielleicht blödsinnig.
Aber wie blödsinnig war und ist die heutige Situation? Um nach Jahrzehnten etwas zu ändern mußman viell. ungewöhnliche Wege gehen und sonderbares ins Gespräch bringen.
Evtl .auch eine UN Verwaltung des kompletten Gebietes.
Wieviele Leute kann dieser Widerstand verkraften, die sich nicht für diesen Widerstand engagieren, weil sie nicht einsehen, jemanden/etwas zu unterstützen, der die Einforderung dieser Hilfe mit pauschalen Schuldzuweisungen an potentielle Helfer kombiniert?
Von Badura (oder Friedman, oder ...) zu verlangen, sie sollten gewisse Vergleiche, "Keulen" etc. unterlassen, weil sonst der "Widerstand" gegen Antisemiten, Rassisten oder Frauenfeinden nicht zustande komme oder geschwächt werde, halte ich für verstiegen. Manipulateure passenden Interesses können ebenso gut behaupten, wer als Moslem Israelfahnen verbrenne - oder überhaupt gegen Israel oder gegen die israelische Regierung demonstriere, schwäche die Bereitschaft zur Toleranz gegenüber Moslems. Derartiger Relativismus ist ein Fass ohne Boden.
Das ist nicht einmal eine Frage der Moral - oder doch allenfalls eine Frage der praktischen Moral. Denn wer keine Spielchen will, muss sich auf das konzentrieren, was eine Chance hat zu funktionieren.
Das Problem ist nicht das Fehlen von guten Ideen. Die menschliche Welt ist nicht so miserabel eingerichtet, weil es uns an Ideen gebricht. Es gebricht vielmehr am Wollen. Güte und Barmherzigkeit ist überall auf dem Rückzug.
Als er Siebzig war und war gebrechlich
Drängte es den Lehrer doch nach Ruh
Denn die Güte war im Lande wieder einmal schwächlich
Und die Bosheit nahm an Kräften wieder einmal zu.
Und er gürtete den Schuh.
"Die vereinzelten rechtsstaatlich zu ahndenden Übergriffe dürfen eher nicht als Antisemitismus gedeutet werden [...] Israel [...] bieten gute Scheinlegitimationen für die wachsende Aggressivität verwahrloster Deutscher."
Da wäre ich mir nicht so sicher. Zwar weiß ich auch nicht, wie präsent das Thema Israel in arabischen Familien tatsächlich ist - zumal palästinensischen oder libanesischen, die bei weitem die Mehrheit in D stellen. Ich begleitete vor einigen Jahren einmal eine solche Demo in Berlin. Neben dem offen und laut formulierten Israel- und Judenhass ergoß sich auch ein Steinhagel auf das damals gerade fertiggestellte neue britische Botschaftsgebäude. Ich denke so schon, dass ein gewisses Bewusstsein auch über die historischen Hintergründe der Staatsgründung Israels und der direkt oder indirekt Beteiligten herrscht. Und ich denke, dass man auch nicht so ohne Weiteres darüber befinden kann, wie spezifisch ausgewählt ein mögliches Opfer "Jude" durch einen Araber tatsächlich ist. Wie tief empfunden die Abneigung tatsächlich ist. Ich glaube nicht, dass es sich bei den hierzulande, in Frankreich, Schweden usw. angegriffenen Juden um wahllose/zufällige Opfer testosterongeschwängerter junger Männer, wie es sie in jeder Wochenendnacht gibt, handelt.
Sie schreiben doch selbst auch von "israelischer Unmenschlichkeit". Nun stellen Sie sich einmal vor, Sie seien Sohn einer Familie, die einem palästinensischen Flüchtlingslager entkam. Oder Oma und Opa wurden noch damals '48 aus ihrem Haus vertrieben. Ich glaube schon, dass es einen recht gefestigten Antisemitismus bzw. Antijudaismus unter Arabern gibt. Der aber freilich in keiner Weise, auch nicht durch das eben Beschriebene, zu rechtfertigen ist.
Gleichwohl gibt es natürlich diese "Scheinlegitimation". Und zwar insbesondere durch die arabischen "Brüder und Schwestern". Da ist es nämlich zumeist mit der Solidarität gegenüber den Palästinensern nicht sehr weit bestellt.
Sie schreiben, völlig zu Recht, über einen nie wirklich beendeten und nie völlig unwirksamen, europäischen und deutschen Antisemitismus, Herr Badura.
Töricht wäre es, über Auschwitz nicht mehr zu reden, kein Gedenken zu pflegen, keine Zeitgeschichte zu schreiben und zu lehren, keine Verantwortung zu übernehmen, um einen Schlussstrich zu setzen den zudem nur bundesrepublikanische Minderheiten erschöpfend ausdiskutieren. - Das erträumen sich vielleicht manche Rechte und noch weniger Linke, sowie auch ein paar Bürger der Mitte, meist recht unbedarft.
Töricht wäre dies nicht nur, weil es neue Schuld gegenüber den jüdischen Mitbürgern anhäufte, sondern weil es gar nicht in der Absicht der Deutschen und Europäer liegt, ihre Geschichte zu vergessen und sie, praktisch täglich und alltäglich, auch das Gegenteil in aller Öffentlichkeit beweisen.
Schließlich speist sich ein Erfolgsgeheimnis unseres Staates und eigentlich ganz (West-)Europas nach dem II. Weltkrieg, aus jener durchaus auch jüdischen Tradition, Erlösung von den (gesellschaftlichen) Übeln durch Erinnerung zu erlangen. Erinnerung erlaubt begrenzte Voraussicht, kluge Gegenwärtigkeit und überhaupt erst, eine Moral, die nicht exklusiv ist. Erinnerungskultur, ein historisches Bewusstsein, ist der Gewinn aus unserer jüngsten Geschichte und ermöglichte die Neugründung Europas, statt der Begründung von Nationalitäten und Ethnien. Da ist also Bürgerpflicht und zugleich Staatsräson Deutschlands und weiterer Staaten Europas, um nicht wieder zu verkommen.
Der Antisemitismus ist mindestens so alt, wie es historisch eine jüdische Diaspora und jüdische Bürger gibt. Unser Antisemitismus ist nicht importiert, sondern autochton! Er drückt sich, wie Sie es beschreiben, auch fast tagtäglich und keineswegs nur virtuell im Web, aus. Schmierereien aller Art, Pöbeleien bei Gelegenheit und reale Bedrohungen gegen jene Bürger, die sich in der Öffentlichkeit als Juden kenntlich machen, sind Alltag - Solche Erlebnisse teilen diese Bürger mittlerweile allerdings mit muslimischen Bürgern und vielen Menschen, die in deutschen Öffentlichkeiten die sie aufsuchen, äußerlich einfach nicht unauffällig genug erscheinen und/oder in der Öffentlicheit fremde Sprachen (Arabisch,Rumänisch, Romani/Romanes,...) sprechen, bzw. gebrochen Deutsch reden. Man muss sich nur selbst einmal einkleiden und ein bisschen seltsam reden, um diese Urerfahrung zu machen, die aber durchaus international ist.
Angriffe gegen Synagogen oder Kulturzentren sind fast immer antisemitisch und Hassverbrechen, ebenso alle Aktionen gegen Bildungstätten und Denkmale. Heute kommen antimuslimische und fremdenfeindliche Handlungen noch hinzu, die sich z.B. gegen Moscheen und Asylantenheime richten.
Sehr zu Recht gilt auch, dass viele Immigranten ihren tradierten Antisemitismus mitbringen und bei manchen Polizeibehörden oder Gerichten dafür zu wenig Sensibilität herrscht. Sensibilität ist überhaupt ein Thema in unseren Wohfühlgesellschaft: Fremden- und Menschenhass wurde ja selbst bei den Terroraktionen des NSU von den zuständigen Behörden übersehen. Den Opfern und ihren Angehörigen unterstellte man grundsätzlich kriminelles, gar ethnisch verwurzeltes Handeln, weil sie einen Migrationshintergrund hatten.
Irre, dass ein deutsches Gericht den Antisemitismus in einem besoffenen und bekifften Attentat auf eine Synagoge nicht erkennen will. Alkohol und Drogen setzen zwar, ohne Zweifel, die Fähigkeit zur Willensentscheidung und -Steuerung herab, verändern aber selbstverständlich nicht den Hintergrund an Einstellungen und Gedanken, der die Täter eine Synagoge auswählen ließ. Ein Gutachter hätte es dem Gericht sagen können.
Ein deutsches Gericht stufte jüngst allerdings auch Galgenobjekte für prominente PolitikerInnen als Kunstäußerungen ein. Israelische Gerichte hielten und halten es für rechtsstaatlich und geboten, Palästinenser in besetzten und annektierten Gebieten zu enteignen (völkerrechtswidrig) und Angerhörigenwohnungen von Attentätern zu planieren (Sippenhaftung).
Allerdings findet dort eine andere, brutale, alltägliche und geradezu formvollendet bürokratisch und militärisch abgesicherte Form eines ewigen "Anti-" statt, jeden Tag, in und durch den demokratischsten Staat im Nahen Osten. Durchaus mit der Zustimmung von Wählermehrheiten, schweigenden Mehrheiten und der Entschlossenheit der allerhöchsten Repräsentanten dieses Landes, darf da alltäglich Unrecht exerziert, exekutiert und dauerhaft gemacht werden, um sich sicherer zu fühlen und sich anzueignen, was man aus frühester Generationen-Vorgeschichte für das Ureigene hält.
Jüdische Organisationen in Deutschland oder den USA, obwohl sprachmächtig und real einflussreich, erheben dagegen sehr selten ihre Stimme, wie umgekehrt sich muslimische Glaubensgemeinschaften nur selten längerfristig und wortreich gegen den Terror im Namen verschiedener islamischer Glaubensrichtungen wenden. Es ist weder in Israel, noch bei uns, noch bei den Palästinensern, noch bei den israelischen Nachbarn wirklich üblich, jene kriminelle, terroristische und staatsterroristische Gewalt entschieden zu verurteilen und die Ursachen abzustellen, für die man in diesen Fragen tatsächlich täglich verantwortlich ist und etwas ändern könnte.
Es genügt ein Blick auf die interaktiven und chronologischen Landkarten zu Israel und Palästina, zum Beispiel der Economic Cooperation Foundation (ECF) (mitgegründet von Initiatoren des Oslo- Prozesses)oder von B´Tselem (Newsletter und hier die Karten), um den sich ausweitenden Prozess des "Antipalästinensertums" in seiner Realität zu erkennen.
Die Landnahme schreitet auf allen Ebenen (staatlich, halbstaatlich, privat) und mit allen möglichen Mitteln, durch israelisches Zivil- und Verwaltungsrecht und entsprechende Verordnungen, durch das Militärrecht, durch Polizei und Militärgewalt, durch Selbstjustiz und Selbstermächtigung der israelischen Siedler, durch erzwungenen Verzicht der Palästinenser auf Eigentum, Wohnung und Bewegungsfreiheit, durch Ankauf von Territorien und Immobilien von Palästinensern in ihrer Zwangslage der Isolierung und Mittellosigkeit, durch Kontrolle von Wasser, Abwasser, Müll, Energie und der Kataster (Schlüssel zählen nicht, nur die Einträge dort), voran.
Diese Art und Weise staatlichen und gesellschaftlichen Handelns befördert selbstverständlich den Antisemitismus und den Menschenhass, sei er uralt, sei er neu, sei er längst eingebürgert und herkömmlich, aus dem Fundus Europas; sei er zugezogen und stamme aus dem Anspruch religiös verbrämter, muslimischer Gewaltideologien.
Auswanderung und Einwanderung: Ist das nicht eine Frage von einerseits- andererseits?
Noch vor ein paar Jahren zogen (junge) Israeli verstärkt nach Berlin und in andere hippe Städte Deutschlands, ebenso nach Frankreich oder Großbritannien. Meist waren es die Kinder und Kindeskinder der israelischen Staatsgründer, die nun die Enge, Korruption und Perspektivlosigkeit in Israel nicht aushielten. Einige zogen auch zu, weil sie das staatlich sanktionierte, tägliche Unrecht ihrer eigenen Gesellschaft nicht mehr ertrugen oder die Starre der orthodox Religiösen, die immer wieder einmal, sehr analog den Vorgängen in den muslimischen Ländern, Säkularität abschaffen und ihre eigenen Lebensvorschriften staatlich verallgemeinern wollen, nicht aushielten. Andere sind einfach Kosmopoliten und Multikulturalisten, die überall einmal studieren und leben können.
Die verständliche Ausreisewelle (Höhepunkt Ende 2015, Anfang 2016), nach den Anschlägen in Paris, auf Charlie Hebdo, den jüdischen Einkaufsmarkt und das Bataclan, scheint nun wieder abzuebben.
Es gab, außer dem Terrorismus und Antisemitismus nämlich noch zwei andere Beweggründe für die "Alya" nach Israel. Französische RentnerInnen hofften auf ein besseres Leben in Israel, gar in französisch geprägten Communities und Stadvierteln, mit den erworbenen Ansprüchen aus dem Hexagon. Der deutliche Preisanstieg in Israel, für Lebenshaltung und Wohnung, sowie Schwierigkeiten bei der kulturellen Anpassung, führen nun sogar wieder zu einer Rückkehrbewegung (ca. 30% der AussiedlerInnen) und zu weniger Ausreisen im Jahr 2016 und 2017.
Ehemals für französische Juden attraktive Wohnviertel in Paris und anderen Metropolen des Landes, haben ohne Frage ihren Charakter verändert, sind multikultureller, damit aber auch, wie bei uns, konfliktreicher geworden.
Andererseits wandern jüdische Bürger aus Europa und den USA nach Israel, denen es unter Umständen gefällt, ihr Glück auf unrechtmäßig erworbenem Gebiet zu suchen. Z.B. einen Weinberg auf den ebenfalls annektierten Golanhöhen anzulegen? Ziehen sie als Gründer in eine neue Siedlung im Westjordanland oder gehen nach Jerusalem (meist aus den USA), oder aber, schätzen sie einfach das freiere und wärmere Leben in Tel Aviv und Haifa?
Wandern jene aus, die strenger gläubig sind und angesichts der eindeutigen Machtverhältnisse lieber ihre Geschäfte, ihre Berufe und ihr Leben in der ewig unterhaltsamen und reichen Kultur Israels, neben der dortigen Orthodoxie, besser finden? Der Staat Israel, als Demokratie und Verfassungsstaat für sie, aber zum Beispiel nicht für die Palästinenser, gibt das ja durchaus her, wie auch fast alle Staaten (West-)Europas es ermöglichen, sich selbst zu verwirklichen?
Der eingewachsene Antisemitismus mancher Migranten und mancher, die sich für urdeutsch halten, erhält beständig exogenes Futter, lieber Herr Badura. Aber nicht durch die Schlafmützigkeit und mangelnde Wachsamkeit der europäischen Staaten und Öffentlichkeiten, die im Gegenteil praktisch jedes antisemitische Vergehen öffentlich diskutieren, es unisono beklagen und bekämpfen, sowie Gegenstrategien dazu für die Schulen und Bildungseinrichtungen, für die mediale Öffentlichkeit entwickeln. - Europa ist immer alarmiert, geht es um Antisemitismus. Frankreich reagierte auf den Terror und den verbreiteten Antisemitismus, Deutschland ebenso.
Nein, vor allem durch eine real existierende und auch kaum noch aufzuhaltende Politik des mächtigsten Staates im Nahen Osten, der sich mittlerweile, durch seine langjährige Staatsführung und die Repräsentanten der Siedler, sogar Gesten des Triumphs gönnt, verstärkt sich der Antisemitismus! - Es fehlt an allem, in Israel. An der Verantwortung für den eingeengten und besetzten Gegner. An der Würde im Umgang mit den Nachbarn. - Das machen praktisch nur noch Außenseiter -NGOs, Intellektuelle, Künstler und eindeutig Linke, einige Ärzte und Kliniken, die helfen und Geschäftsleute, die Palästinenser zu gleichen Konditionen wie ihre jüdischen Mitbürger beschäftigen, statt sie auszunutzen. Es fehlt an jedem Hinweis, man werde etwas an den erlangten Vorteilen je wieder aufgeben (UN- Rede Nethanjahus zur Absicht Palästinas, Staat und anerkanntes UN- Mitglied zu werden). Es fehlt an diskutierbaren Angeboten, selbst an einem bescheidenen "Würdegeschenk", zum Frieden.
Daher gilt auch ihre Formel vollständig: Antisemitismus ist Menschenhass, wie eben auch der "Antipalästinismus" und seine grundsätzliche Vorstellung, die Palästinenser lebten- immer noch- auf einem Gebiet, auf das sie seltsam historisch und religiös begründet, sowie neuerdings machtpolitisch fundiert - das meint ja "Realpolitik" und "Anerkenntnis der Realitäten"- gar keinen Anspruch hätten. Die Palästinenser seien einfach kulturell, ethnisch und religiös gehemmt, aus den ihnen überlassenen Selbstverwaltungszonen, aus Staub und Steinen, unter ständiger israelischer Kontrolle etwas zu machen, das dem Staats- und Gesellschaftsaufbau Israels auch nur nährerungsweise entspräche. Also könne man Judäa und Samaria, wie in der Bibel verheißen, übernehmen.
Wenn Ihnen, lieber Herr Badura, dazu keine historischen Analogien einfallen, würde mich das doch schwer wundern. Mir fallen sie sofort ein. Wir scheiben und reden doch über den "Antipalästinismus" nur deshalb nicht so eloquent und häufig, weil sich das Wort nicht recht bilden und prosodisch sprechen lässt.
Europa, die Weltgemeinschaft der Staaten, muss tatenlos zuschauen und wird dann immer wieder aufgefordert, nun aus den USA, lange schon aus Israel, in der eigenen Öffentlichkeit, nun von Ihnen, etwas gegen den je nationalen Antisemitismus zu unternehmen.
Die einfachste Art und Weise, um dem Antisemitismus erfolgreich zu begegnen, um ihn deutlich zu reduzieren, wäre, ihm das alltäglich erzeugte Brennmaterial zu entziehen. Das wirkte genau auf jene Bürger unseres Landes und Europas, die einen muslimischen Hintergrund haben, aus deren Mitte heraus eine lautstarke und teils brutale Minderheit Straftaten/Hassverbrechen begeht und regelmäßig die Wut in Flaggen- und Puppenverbrennungen, sowie üblen Transparenten auslebt, wie es in ihren Herkunftsländern häufiger auf der Straße geschieht.
Dazu sind aber die Mächte die es in der Hand hätten und leider auch die Mehrheit des israelischen Staatsvolks, nicht bereit. - Es bleibt also bei der alltäglich bösartig wirkenden Anerkennung des Status quo und damit beim Terrorismus, beim verstärkten Antisemitismus und beim Antipalästinenser- Ideologem in Israel und im erweiterten Westen, von den bösen und ewigen Juden- und Israelvernichtern in der Nachbarschaft, weil sich an der Realität nichts zum Ausgleich, zur Gerechtigkeit und zu einem gegenseitigen Frieden hin ändert.
Entdecken Sie bei sich denn gar kein ausgelebtes Vorurteil? Z.B.: >> Antisemitismus ist kein Konflikt, sondern Menschenhass. Es ist, als habe das Nach-Auschwitz-Deutschland nur darauf gewartet, endlich neue Antisemiten zu finden. << - Allzu leicht, lieber Herr Badura, ließe sich doch diese dialektisch überhöhte Meinung für den ewigen "Antipalästinismus" in Anspruch nehmen. Die einfache Logik lautet: Solange es noch Antisemiten, antijüdische Terroristen und Feindstaaten im Nahen und Mittleren Osten gibt, wird es kein freies und nationales Palästina geben können, weil das eine zu große Bedrohung Israels wäre und die derzeit stetig erzielten Geländegewinne, ohne Gegenleistung, zum großen Teil dann einkassiert würden, ginge es plötzlich gerecht und völkerrechtskonform zu. Wohin z.B., mit den ca. 600.000 Siedlern, wohin, mit den biblischen Ansprüchen? - Also darf es gar kein Ende des Antisemitismus geben.
Im Grunde argumentieren so viele Politiker und Bürger Israels. Viele, die es hierzulande allzu gut mit Israel meinen, schließen sich dem unkritisch an. Alle die in Israel dagegen anschreiben und anreden, gelten als Nestbeschmutzer. Allen, die solche Sachverhalte in Deutschland ansprechen, droht das Verdikt der deutschen jüdischen Organisationen und der deutschen medialen und politischen Öffentlichkeit. Das ist schon sehr umfassend, einseitig und entschieden, aus der Sorge heraus, Deutschland käme so nie aus dem Generalverdacht dem Antisemitismus erneut zu verfallen, heraus.
Also: Je mehr Sie und andere betonen, wie flächendeckend der Antisemitismus bei uns, nein, in ganz Europa, noch ist- Es ist ganz gewiss so! - desto sicherer lässt sich die Ungerechtigkeit im Nahen Osten aufrechterhalten. Wenn die Feinde überall sind, rechtfertigt sich eben fast jedes Maß und Ausmaß der Behandlung des Feindes durch den Staat Israel. - Im übrigen, nutzt genau dieses Schema auch die Hamas, nur eben immer andersherum konnotiert.
Ich erkenne da durchaus Vorurteile, die wirken, schon in der Wortwahl. Weil aber alle hilflos reden und manche lauthals schreien und digital sofort persönlich werden (Zwitschern! Der Berlin Standard für digitale Frotzelei?) - auch ich bin eher hilflos darin und machtlos gegen das Gebrüll- geht es um den fast ewigen Antisemitismus in Europa, geht es um die heilig- ewigen und ewig ungerechten weiteren Ansprüche Israels (einem genuinen "Antipalästinismus", von Anbeginn an!), bleibt alles wie es ist. Sie bewegen sich nicht in ihrer Meinung, die anderen auch nicht. Das ermöglicht weiterhin mehr böse Taten und es gehörte eher kritischer Mut dazu, den Lustgewinn und Realgewinn an diesem beständigen Ausweis an Superiorität zu beschreiben.
Dennoch wünsche ich mit von einem professionelle Journalisten und Redakteur, einem "Auswähler", in seiner Meinung mehr Fairness, statt der Ansicht, er wüsste es besser (>>Doch den Blick versperrt ein falsches Verständnis des Problems.<<).
Beste Grüße
Christoph Leusch
Eine wichtige Ursache dafür, dass oft auch "der normale Jude von nebenan" Ziel antisemitischer (oft auch eher anti-zionistischer) Anfeindungen ist, ist wohl die Tatsache, dass nahezu ausnahmslos jüdische Organisationen, Gemeinden, Bewegungen und Instanzen hierzulande vollkommen kritiklos zur Politik Israels stehen, oder eben die berühmte Antisemitismus-Keule schwingen. Natürlich sind solchge Anfeindungen überwiegend ungerecht, aber das wird halt so in der vereinfachenden Öffentlichkeit wahrgenommen ...
Nicht dass ich das gut fände, aber so ist es nun mal.
Da sind wir sicher einer Meinung. Eine Lösung würde einigen Interessengruppen zuwider laufen. Man hat sich mit diesem katastrophalen abgefunden/eingerichtet.
Es fehlt eine unabhängige Institution die ohne Parteinahme mit Nachdruck beide an den Verhandlungstisch zwingt.
Ein Anfang wäre eine Entschuldigung für die Vorgehensweise der Briten, UN und anderer. So würde man die unbestreitbar bestehenden Rechte der ehemaligen Bewohner anerkennen. Die würde sicher zur einer gewissen beruhigung beitragen.
Nun müßte man bei Arabern die Notwendigkeit eines israelischen Staates durchsetzen und mit entsprechenden Vorschlägen die Substanz haben in Verhandlungen gehen.
Druck auf die Hardliner auf beiden Seiten wäre sicher notwendig. Hier wären wohl auch Sanktionen angebracht.
Diese haben wir auf beiden Seiten.
Das klingt naiv einfach, wäre aber angemessen wenn wir eine UN hätten die den Namen verdient.
Daher sollte man der UN, Staatsregierungen und Politikern viel öfter und sehr nachdrücklich die Frage stellen: Wollte ihr eigentlich Frieden oder sein ihr mit den Kriegen ganz zufrieden und fördert diese so gut ihr könnt.
Diese beharrliche Frage muß in vielen Ländern gestellt werden, nicht nur am Montag, 20:30 Uhr für 40 Minuten. Die Lösung muß nicht gewünscht sondern gefordert werden.
anti-semitismus kontern mit: anti-palästinismus.. gibt zu denken...
Mich stört seit langem die Vermengung von Juden und Israelis. Das ist nicht das selbe.
Israelis beziehen häufig ihre Legitimation für Handlungen aus dem Begriff "Juden". Juden sind jedoch Menschen einer bestimmten Religionsgemeinschaft, nicht zwingend Israelis.
Selbst in Israel muß nicht jeder Israeli Jude sein.
Gegen die israelische Politik zu sein bedeutet ja nicht gegen Juden per se zu argumentieren. Das wird zur Abwehr jedoch gerne so gesehen.
Eine Mißhandlung von Juden ist genau so zu sehen wie eine von Sinti, Roma, Obdachlosen,Behinderten, Muslimen, Christen oder sonstigen. Nicht alles und jedes hat immer mit Feindschaft speziell gegen Juden zu tun. Auch andere Gruppen erleben dies ohne sich selbst aus allen hervorzuheben.
Die Anhänger des Judentums sind nicht heiliger oder besser als Christen, Moslems, Hindus oder Anbeter der heiligen Baumwurzel von Wanne-Eickel.
Rassismus ist praktisch oder latent gegenüber allen möglichen Gruppen überall auf der Welt mehr oder weniger zu verorten.
Von Muslimen wird immer gefordert, sich von allen Attentaten oder Terroranschlägen zu distanzieren. Das ist insofern problematisch, da Christen dies auch nicht tun nur weil ein Attentäter Christ war. Oder Hindu, oder Jude oder...
Es geht darum gegen all dieses vorzugehen und dabei sollten keine Religionen oder sonstigen Alleinstellungsmerkmale eine Rolle spielen.
Religion ist Privatsache und da sollte sie auch bleiben.
Ja, Sie haben recht. Ich hatte das Problem auf das deutsch-israelische Verhältnis verkürzt. Diese Verschiebung auf einen Sündenbock gilt natürlich nicht allgemein für arabische, speziell palästinensische Migranten (Bürger mit entsprechendem Migrationshintergrund), die haben ein echtes Problem mit Israel, auch wenn die meisten ein noch größeres Problem mit dem innerreligiösen Glaubenskonflikt haben und der Israel-Palästina-Konflikt auch eine Verschiebung sein kann. Ansonsten sind für den Haß auf Israel nicht die Deutschen, sondern die Israelis verantwortlich. Mein Kommentar war eine Antwort auf: „Es ist, als habe das Nach-Auschwitz-Deutschland nur darauf gewartet, endlich neue Antisemiten zu finden. Doch die haben nach wie vor auch ein weißes Gesicht.“ Es gibt in unserem Land eine Fremdenfeindlichkeit und einen marginalen Antisemitismus. Ich sehe aber nicht, daß eine nennenswerte Zahl Deutscher Angriffe auf Leib und Leben jüdischer Mitbürger in irgendeiner Weise billigen würden, der Anteil der Faschisten ist in der israelischen Gesellschaft sicher höher als bei uns; und das Verbrennen israelischer Flaggen ist ein legitimer Ausdruck der Mißbilligung der derzeitigen Politik. Da Israel ein Land ist, das Unsummen ins Militär verschwendet, sehe ich auch nicht, was gegen Boykott und Sanktionen sprechen würde, besonders nicht, wenn man sie zunächst androht im Falle der Fortsetzung beispielsweise des Siedlungsbaus oder anderer administrativer Fakten schaffender Maßnahmen. Da erinnere ich an Sanktionen aufgrund schwächerer Begründungen.
Das Problem des arabischen Antisemitismus, ich würde lieber von Israel-Haß sprechen, ist kein deutsches Problem, natürlich sollen wir es lösen helfen, wo wir können, aber es muß intelligent politisch im nahen Osten gelöst werden. Ich habe die uns begrenzt eventuell möglichen Strategien benannt, die aber verstellt werden von dem falschen Zungenschlag des Blogs, der meint: „Israel – immerhin ein Land mit extrem hohen Lebenshaltungskosten und umgeben von Feinden, die es vernichten wollen“, als wäre dieser Zustand ein Naturzustand, die Folge eines ewigen, bösartigen Antisemitismus, mit ewigen armen jüdischen Opfer, als wäre dieser Zustand nicht die Folge einer desaströsen Politik der Tat seit der Ermordung Rabins. Selbstverständlich gab es schon davor Phasen aggressiver israelischer Politik, und selbstverständlich sind auch die Palästinenser keine reinen Unschuldslämmer. Aber man war auf einem guten Weg, kurz davor, daß die Verhältnisse eine irreversibel positive Dynamik bekommen. Das Zeitfenster einer Versöhnung wurde erst einmal mutwillig geschlossen. Da muß man nicht jammern, daß die Welt einen nicht versteht.
Einfach einmal auf einer aktuellen Seite von B´ Tselem nachlesen, wie "Antipalästinensismus", diese schwer auszusprechende, ideologische und äußerst machtvolle, eine demokratische Gesellschaft korrumpierende Machtsünde wider das Menschen- und Völkerrecht in der Realität funktioniert: "Israel is so confident of its ability to expel Palestinian communities that it no longer even bothers to create the illusion of legal proceeding", Nov. 22, 2017.
Geht es noch ein paar Jahre weiter, wird es terminal/final und dann muss sich die Besatzungsmacht entscheiden, ob sie die Palästinenser in einigen Bantustans hausen lässt, sie nach Jordanien oder Ägypten vertreibt oder aber, mit einem besonderen, ich denke dann, besonders miesen Status, in einem israelischen Gesamtstaat dahinleben lässt.
Eine andere Möglichkeit ist durch das Fait accompli Trumps, an dem auch manche arabische Staaten durchaus beteiligt sind, noch attraktiver geworden. Nämlich alles so weitertreiben zu lassen.
Dann erledigt sich das Problem auch, irgendwie, durch die normative Kraft des Faktischen. Beständig Fakten schaffen, hat sich gelohnt. Beständige Rechtsbrüche werden historisch belohnt. - Wenn das nicht jenen Antisemitismus schürt, der zugleich auch noch so überaus nützlich ist, um sich für diese Politik ein reines Gewissen einreden zu können und andererseits dem Terror ein paar neue Rechtfertigungen zu liefern, weiß ich gar nichts mehr.
Beste Grüße
Christoph Leusch
"Beständig Fakten schaffen, hat sich gelohnt. Beständige Rechtsbrüche werden historisch belohnt".
Ich würde sagen, das ist bis heute das Prinzip israelischer Politik. Für den Fall der Fälle Verhandlungsmasse zu schaffen um nicht hinter einen deutlichen Mehrwert gegenüber 67 zurückzufallen. Oder evtl. sogar die Gesamtmasse zu vereinnahmen.
Wohin mit den dort lebenden? Ich glaube nicht, daß sich die religiösen jüdischen Fundamentalisten darüber den Kopf zerbrechen. Immerhin sieht man sich als von Gott auserwähltes Volk und andere sind dadurch eher Untermenschen. Wenn einem das nicht bekannt vorkommt.
Leider haben wir es bei dem Judentum und dem Islam mit 2 archaischen Religionen zu tun die nie eine nennenswerte Aufklärung durchmachten. Hier verhakt sich das Ganze wieder und ist nur aufzubrechen indem man endlich die Religion zurückdrängt.
Es gab zwar gerade bei europäischen Juden eine Liberalisierung in gewissem Maße, aber wir reden ja von Israel.
Durch den Holocaust, also durch das Wirken der Deutschen, und durch den weltweiten Antisemitismus bis heute, ist es begründet zu sagen, daß die Gründung Israels nie abgeschlossen ist, noch sein kann, da immer noch Juden durch Gewalt gegen sie gezwungen werden nach Israel zu siedeln. Für Antisemiten ist Israel so etwas wie das Weltghetto der Juden, man hat gar kein Interesse daran, von antisemitischer Seite her, Juden, den jüdischen Glauben, in die eigenen Gesellschaften aufzunehmen. Dazu muss man nichtmal Antisemit sein, da reicht auch schon das profiterende Dasein als abnickendes "Ich, als Steuerzahler"-Gespenst, das diesen inneren Widerspruch des Staates Israel, Fluchtpunkt und Ghetto, stillschweigend goutiert. Der Staat Israel ist also auch immer ein gekapertes Projekt der Antisemiten und Rassisten weltweit zur Ghettoisierung der Juden.
Solange also weltweit Antisemiten in ihren Gesellschaften mit brutaler Gewalt dafür Sorgen, daß der Prozess der israelischen Staatsgründung nicht abgeschlossen werden kann, und damit der Staat Israel auch als ein (National)Staat gilt unter allen anderen, wird auch das Problem der Palästinenser nicht gelöst werden. Man hat hier sogar noch einen Widerspruch als antinationale antikapitalistische Linke zu ertragen, nämlich daß man plötzlich, israelischen, Nationalismus, der per se immer im Kern rassistisch kapitalistisch ist, mitträgt.
Der Antisemitismus kämpft also nicht nur jeweils zuhause, sondern INSBESONDERS auch im/mit dem Staat Israel gegen die Juden. Die Anbindungen an religiös fundierte arabische antijüdische Einstellungen sind da nur eine weitere Strategie der Bildung von rassistisch motivierten Querfronten (die ihnen leider auch nur zu einfach gelingen, da sie mitgetragen werden von weiten Teilen der profitierenden Bourgeoisie, der "Mitte").
Also bitte. Ja, ich bin dafür keinerlei Glauben aufzunehmen, auch den jüdischen. Religion hat mehr Tote gebracht als Pest und Cholera zusammen. Gegen Pest kämpft man, gegen Religionen sollte man das aufgrund der Gefahren auch.
Ein Bekannter ist Jude, er würde ihnen widersprechen. Er hält nicht viel von Israel. Schon gar nicht, daß Israel meint ihn bzw seinen Glauben zu vertreten.
Mal nachgelesen wie Israel in der Bibel zu ihrem Gebiet kamen?
Was würden sie sagen, wenn die Religionsgemeinschaft von 1,2 Mill. Menschen "Der wahren Gläubigen der heiligen Wurzel von Wanne-Eickel" die Hälfte von Israel durch die UN zugesprochen bekommt? Dazu Enteignung von Israelis, Wassersperren usw.
Ich würde sagen, die Israelis würden Bomben werfen, oder?
Vielleicht sollten sie einmal über die Morde, Angriffskriege, einsperren von Palästinensern, Enteignungen, Bruch von Völkerrecht und Seerecht usw. durch die israelische Regierung nachdenken. Israel steht beileibe nicht auf Seiten der "Gerechten".
Diese sind genau so archaisch fundamentalistisch wie die anderen. Frieden will da keiner und deswegen baut man gleich die nächste illegale Siedlung.
Wenn man die Israelkritik nicht vom Antisemitismus unterscheiden kann, zeugt dass immer von einem sehr beschränkten Geist. Und das gilt für die, die die Juden allgemein für diese Politik verantwortlich machen wollen, genau wie für diejenigen, die die gerechtfertigte Kritik an Israel sofort mit der Keule plattmachen und hinter dem Antisemitismus verstecken wollen.
Ich für meinen Teil höre mir immer alle Seiten an, aber ein sehr wichtiger Beitrag dafür kommt von Miko Peled, dem Sohn eines israelischen Generals, dessen Nichte von Palästinenser getötet wurde. Er, sowie die Mutter des Kindes machen dafür die israelische Regierung verantwortlich und was er hier berichtet, ist hammerhart und es zeigt, dass Israel hier die Hauptverantwortung an dem Konflikt trägt. Man sollte diesen Beitrag einmal gehört haben, bevor man die Situation dort unten bewerten möchte.
https://www.youtube.com/watch?v=8LIPGTwjHpU
Auch für Hass kann es gute Gründe geben. Problematisch ist nur die Sippenhaft.
"... verlangen, sie sollten gewisse Vergleiche, "Keulen" etc. unterlassen ..."
Was ich verlange, ist zu differenzieren (also dasselbe, was ich auch vom Feminismus verlange). Europa ist keine amorphe Masse von Faschisten oder Gleichgültigen.
"... auf das konzentrieren, was eine Chance hat zu funktionieren."
Eben. Und wenn ich deine Unterstützung und Hilfe will, ist es eine schlechte Idee, die Bitte mit "Du Arschloch" zu beginnen.
"Mein Kommentar war eine Antwort auf: „Es ist, als habe das Nach-Auschwitz-Deutschland nur darauf gewartet, endlich neue Antisemiten zu finden. Doch die haben nach wie vor auch ein weißes Gesicht.“ Es gibt in unserem Land eine Fremdenfeindlichkeit und einen marginalen Antisemitismus. [...]"
Unter dem Aspekt verstehe ich Ihren ersten Kommentar auch besser. Ich würde Ihnen auch Recht geben, dass der Grundtenor des Artikels, 'es passiert wieder in Deutschland', unpassend und so eigentlich auch falsch ist.
Um Israel, die Juden und den mit beiden verknüpften Antisemitismus zu verstehen, muß man sich nur drei Filme anschauen: Exodus, Schindlers Liste und München.
Man vergisst es gern: Der Exodus nach Palästina und die Gründung des Staates Israel hätte in der Form nicht stattgefunden ohne die Vernichtung von sechs Millionen Juden durch die Nazis und die Vertreibung ungezählter weiterer. Im weiteren Sinn war er die Konsequenz aus jahrhundertelangen Pogromen, Ausgrenzungen, Apartheid-Regelungen, religiös-nationalistischem Wahn und religiös-nationalistischer Bigotterie.
Mit anderen Worten: Nach den Greueln des Zweiten Weltkriegs war eine jüdische Heimstatt in Palästina nicht nur das Mindestgebot an Humanität und Gerechtigkeit. Sie war schlichtweg politisch alternativlos. Noch gerechter – man verdrängt es in D leicht – wäre die Aussiedlung von zwei oder drei deutschen Volksgauen gewesen (beispielsweise Sachsen, Hessen oder Bayern) und die Zurverfügungstellung dieses Territoriums für einen jüdischen Staat.
Aus Gründen, für die jeder deutsche Antisemit dreimal am Tag zu seinem Führer oben in Walhalla beten darf (oder besser: zu den Geistern von Churchill, Roosevelt, Stalin und Ben Gurion), ist es dazu nicht gekommen. Die Nachfahren der Überlebenden – und die Nachfahren der Randständigen in den arabischen Staaten, später auch den realsozialistischen Ländern – haben im Lauf der Zeit ein Staatsgebilde aufgebaut, dass vielleicht nicht perfekt ist, sich verglichen mit dem umgebenden Rest allerdings sehen lassen kann: einzige halbwegs funktionierende Demokratie in der Region, noch immer eine vergleichsweise egalitäre Gesellschaft, Frauen (mit die schönsten der Welt) in der Armee und Schwule, Lesben + Techno-Anhänger am Strand nahe Tel Aviv – Ich würde sagen: Das ist schon mal was.
Zumal das Land – auch wenn seine Arbeiterbewegung und seine Kibbuzim mittlerweile ebenso Geschichte sind wie der Genossenschaftssozialismus im ehemaligen Jugoslawien – auch für Linke lange Jahre Identifikationspunkte bot. Welche zumindest bis 1967 auch genutzt wurden. Weshalb linke Ressentiments – gegen Israel, gegen Juden oder gar gegen beide – zumindest stark erklärungsbedürftig sind. Alte Blocklogik nach dem Motto »Der Feind meines Feindes (USA) ist mein Freund«?
Sicher wurden Fehler gemacht; man muß sie hier nicht en detail durchkauen. Die europäischen Juden (und im engeren Sinn die, welche in Deutschland leben) werden in Geiselhaft genommen für eine vergurkte Entwicklung, an der viele Anteil hatten. Warum ist die Situation in den arabischen Ländern so desaströs, so hoffnungslos? Der Libanon etwa war einmal ein modernes Land – dolce vita in Beirut und eine Filmindustrie, die sich für arabische Länder sehen lassen konnte, inklusive. Auch die Ägypter (sowie einige Metropolen an der südlichen Mittelmeerküste) hatten ihre Moderne, ihre politischen Aufbrüche und ihre Versuche, eine zeitgemässe Gesellschaft zu schaffen.
Das alles ist erst mal kaputt. Wer ist daran schuld? Sicher nicht die, über deren angeblichen Einfluss (oder auch Ohnmacht) hier nunmehr über 70 Kommentare lang diskutiert wird.
Wenn man Kommentare zu dieser aktuellen Frage anderswo gelesen hat und dann zum Kommentar-Bereich im Freitag kommt, atmet man richtig auf. Hier gibt es noch mehr Vernunft und Verstand. Ich stimme mit vielen Reaktionen auf Herrn Badura überein. Es darf natürlich nicht zugelassen werden, dass Juden bedrängt, oder beleidigt oder angegriffen werden, aber das sind ja normale Straftatbestände, die ohnehin geahndet werden müssen, ob es sich um Juden handelt oder nicht. Ein Kernproblem scheint mir die Identifikation von Juden und Israel, die von Israel gewollt ist, aber in unserer Antisemitismusforschung sogar als antisemitisch eingeordnet wird, weil man dann die Juden für die Politik Israels verantwortlich macht. Die Identifikation wird ständig dadurch verstärkt, dass man Israelkritik sofort durch den Vorwurf des Antisemitismus zu unterdrücken versucht. Außerdem unterstützen die Vertreter des Judentums in Deutschland und die Juden, die in den Medien zu Wort kommen, Israel meist uneingeschränkt. Rolf Verleger (religiöser Jude, der aus seiner jüdischen Gemeinde wegen Israelkritik ausgeschlossen wurde) schätzt, dass 90% der deutschen Juden die Politik der jetzigen israelischen Regierung voll unterstützen. Das scheint mir etwas viel. Man sollte berücksichtigen, dass deutsche Juden unter großem äußeren Druck durch Israel und unter großem inneren Druck stehen, weil sie nicht in Israel, sondern im "Land der Judenmörder" leben. Zudem sind fast alle über die wahre Geschichte und Situation Israels nicht im Mindesten informiert. Sie müssen der israelischen Propaganda glauben, wie die meisten Deutschen. Und Teil dieser Propaganda ist, dass die Araber haßerfüllt sind und rückständig (die Israelis lernen sogar von klein auf, dass Palästinenser von Natur bösartig und primitiv sind, und mit ihnen deshalb keine Frieden möglich ist). Wenn, wie in Berlin, Palästinenser heftig und empört protestieren, sieht man das mit dieser Propaganda im Kopf, die Israel auch vielen Israel-Touristen erfolgreich mitgibt.
Ich würde behaupten, dass die Eroberung Palästinas durch Zionisten schon 1936 gelaufen war, als die britische Kolonialmacht den großen Aufstand der Palästinenser niedergeschlagen und die gesamte palästinensische politische Klasse entweder hingerichtet oder ausgewiesen hatte. Shlomo Sand macht besonders auf das Jahr 1923 aufmerksam als die USA die Einwanderung aus Osteuropa fast ganz stoppte. Viele, die eigentlich in die USA wollten, mussten dann nach Israel. Der Holocaust hat den Zionisten 1947 in der UNO sicher beim äußerst unfairen Teilungsplan (55% des Landes an 30% der Bevölkerung) geholfen, aber an den haben sie sich ja ohnehin nicht gehalten. Sie wollten das ganze Land und die Einheimischen in Nachbarländer "transferieren", was sie 1947/8 mit militärischer Gewalt auch gemacht haben und auch 1967 wieder, allerdings nicht vollständig genug. Darin sieht der israelische Historiker Benny Morris die Hauptursache des jetzigen Konflikts. Er war seinerzeit einer der wenigen, der aus Dokumenten des israelischen Militärs nachgewiesen hatte, dass es sich tatsächlich um ein gewaltsame Vertreibung handelt, was Israel bis heute nicht zugibt und was in Deutschland als "umstritten" gilt. Viele Historiker und Politologen machen die vernichtende Niederlage der arabischen Nachbarstaaten 1967 für den Modernisierungsstop und den Rückfall in die Religion verantwortlich. Die Amerikaner haben den israelischen Angriff 1967 schließlich deswegen unterstützt, weil er ihren Feind, den linksgerichteten arabischen Nationalismus, zu zerstören versprach.
Zur Geschichte Israels und dem Konflikt mit den Palästinensern gibt es ein vorzügliches Buch von dem Haarez-Journalisten Ari Shavit. Auch für Shavit sind die Besetzungen 1967 ff. der eigentliche Sündenfall der israelischen Politik. Mit Antisemitismus hat die Nahost-Entwicklung insofern zu tun, als dass die (offenen) Träger desselbigen hierzulande Migrant(inn)en aus der Großregion sind und diese sehr wohl »die« Juden für die Politik Israels verantwortlich machen.
Schlimm ist, dass diese Form des Antisemitismus sich zunehmend mit traditionellem, heimischem amalgamiert – entweder dem der »Persilschein«-Form nach dem Motto »Was haben wir Nachgeborenen mit 45 oder davor zu tun?« oder dem offenen, der gern mal zu Grabmalschändungen oder Schlimmeren schreitet. Mein Verweis auf die Geschichte war deshalb relativ ausführlich, weil der moderne Antisemitismus eben gern auf Israel rekurriert und in der Frage gern mit einseitigen, holzschnitthaften Schuldzuweisungen operiert (sehr beliebt in der Zusammenstellung »israelische Regierung und US-Ostküstenkapital unterdrücken gemeinsam arme Palästinenser«).
Heiße Luft ist das wie das meiste, was aus dieser Ecke kommt. Die – weitgehend WASP-rassereinen – Ostküste-Eliteschmieden etwa haben sich jüdische Aspiranten bis in die neueste Zeit hinein vom Hals gehalten. Inwieweit die malade Situation in den palästinensischen Gebieten auf Israel zurückgeht und welchen anderen, hausgemachten Gründen hier nachzugehen wäre, ist mit Sicherheit eine andere Frage. Shavit reißt sie in seinem Buch immerhin an – womit sich auch die Frage innerisraelischer Kritik (beispielsweise dem rechtspopulistischen Drive dort, welcher in der Tat schlimm ist) erübrigt hat.
Was sollte der Beitrag denn jetzt sagen? Solte das die Zauberei zum Verschwindenlssen des immer schon vorhandenen Antisemitismus im muslimischen Gedankengebäude sein? Das Gedankengebäude erdreistet sich 2017 alle anderen Gedankengebäude in einer Art zu bekämpfen, die Andersdenkende malträtiert , umbringt und bis hin an Baukräne zu hängen. Die politische Schaukelei zum Machterhalt muslimsicher Nomenklaturen mit dem Popanaz Israel als ständigen Joker wird ausgeblendet.
Und.......... Deutschland hat versagt, in dem es den hier rumkaspernden Drittgenerationisten aus dem rückständigen Gedankengebäude der frühmittelalterlichen Religion es nicht näher gebracht hat, etwas anders sich in D aufzustellen .-) .??????
Wir haben versäumt und wir versäumen es immer noch die Aufarbeitung des Rückständigseins bei denen da einzufordern. Lieber lamentieren wir über die Stellung der Fau in der kath. Kirche.
So ist die Aufstellung Deutschlands in der Sache.
Verzeihung. was auch immer Sie mir sagen wollten, ich kann es, entlang ihres Beitrags nicht erfassen. Es kann daran liegen, dass meine Lesefähigkeit nicht ausreicht, Gugel. Ich kann einzig spüren, dass Sie nicht meiner Meinung sind und das steht Ihnen zu.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Ich wollte vor allem darauf hinaus, dass der Erfolg des zionistischen Projekts nicht so sehr auf den Holocaust zurückgeht, als vielmehr auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der britischen Kolonialmacht, die vorherging. Rechtfertigt der Holocaust die Vertreibung der Palästinenser? Nein, denke ich, weil die Palästinenser am Holocaust und der langen Verfolgung der Juden in Europa völlig unschuldig sind. Auch die Rechtfertigung dadurch, dass ein Zufluchtsstaat für alle Juden geschaffen wurde, finde ich nicht stichhaltig. Nicht nur wird der Staat als ständig existenzbedroht ausgegeben und so seine Bewohner in ständiger Angst gehalten, sondern die sehr große Mehrheit der Juden in der Welt wollte dort und will dort auch gar nicht hin, selbst wenn sie unter Druck geraten. Da sind die USA immer noch viel attraktiver. Ich sehe den Sündenfall vor allem in der planmäßigen Vertreibung der Palästinenser 1947/8 und 1967. Ein echter Palästinenserstaat im Westjordanland ab 1967 hätte den Konflikt wahrscheinlich gelöst, aber er passte ganz und gar nicht ins zionistische Konzept. Von den isralischen Führern war nur Peled dafür.