Gesellschaftskritik in Argentinien: Welt des Schmerzes

Kunst Argentinien will ein weißes Land sein. Ein rassistisches Narrativ, das der Künstler Tiziano Cruz in seinen Performances anklagt. Ein Porträt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 37/2022

Auf einem kleinen runden Podest steht ein Mann und bittet um Verzeihung. Bekleidet nur mit einer Unterhose und einem Haufen bunter Bänder um den Hals. „Verzeiht, dass ich mich an den Kunstmarkt verkauft habe. Verzeiht, dass ich vor der Armut geflohen bin und mich ihr nicht gestellt habe. Verzeiht, dass ich Teil einer klassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Gesellschaft war.“ Der Mann weint.

Im Saal ist es dunkel, doch durch die Holzwände dringen die Geräusche von draußen herein. Und die könnten kaum in größerem Kontrast zur Stimmung dieses Aktes der Selbstbezichtigung stehen. Musik, Tanz, Restaurants unter freiem Himmel. Das Zürcher Theaterspektakel ist „das schönste Fest des Jahres“, wie es ein Besucher in einem