Auf der einen Seite fließt die Rems, auf der anderen beginnt der Wald: In Lorch, 11.000 Einwohner und am Rande der Schwäbischen Alb gelegen, haben die Vermögensberater Marc Friedrich und Matthias Weik eines ihrer Büros, das zweite ist im knapp 50 Kilometer entfernten Stuttgart zu finden. Investitionen in Sach- statt in Papierwerte, das ist ihr Credo: Gold, Immobilien, Ackerland oder Minenaktien statt Staatsanleihen oder Bausparverträge.
Zur Person
Marc Friedrich, 41, hat an der Fachhochschule Aalen Internationale Betriebswirtschaftslehre studiert und danach in Argentinien, den USA und Großbritannien für verschiedene Unternehmen gearbeitet. 2009 gründete er mit Matthias Weik die Beratungsfirma Friedrich & Weik Vermögenssicherung. Beide sind Sachbuchautoren und Vortragsredner – in diesem Mai treten sie etwa bei der „Bürgeruniversität“ in Friedrichshafen und im „Businessclub“ des manager magazins in Nürnberg auf
Warum, das erklären die beiden in ihren drei bisher erschienenen Wirtschaftssachbüchern, die sich allesamt bestens verkauften: Der größte Raubzug der Geschichte (2013), Der Crash ist die Lösung (2014) und Kapitalfehler (2016). Nun haben sie zusammen mit dem dm-Gründer Götz Werner ein Manifest vorgelegt: Sonst knallt’s! Warum wir Wirtschaft und Politik radikal neu denken müssen (Eichborn 2017, 160 S., 10 €). Hinter Marc Friedrich, im Büro in Lorch, stapeln sich die frisch eingetroffenen Bücherkisten.
der Freitag: Herr Friedrich, Sie schreiben in Ihren bisherigen drei Bestsellern von Entwertung und schleichender Enteignung der Sparer. Gleichzeitig betreiben Sie eine Anlageberatung mit dem Fokus Vermögenssicherung. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Marc Friedrich: Nein, denn die Vermögenssicherung machen wir ja schon viel länger, als wir Bücher schreiben. Das erste entstand durch unsere Vorträge und auf Wunsch aus dem Kundenstamm.
Wie kam es dazu?
Ich habe 2001 den Staatsbankrott in Argentinien miterlebt. Dort habe ich mitbekommen, wie schnell ein Geldsystem implodiert, eine Wirtschaft in eine Depression abrutscht und Anarchie und Chaos ausbrechen. 2003 war ich in den USA und habe gesehen, wie Leute ohne Eigenkapital 250.000 Dollar Kredit für ein Haus bekamen. Als Schwabe und als Ökonom wusste ich: Das ist eine Blase, das kann nicht funktionieren. Da habe ich dann die ersten Bekannten und Verwandten beraten, bis ich 2004 meinen ersten Vortrag gehalten habe. Zwölf Leute saßen dort, davon war die Hälfte Familie. Danach war ich fast enterbt. Mein Vater dachte: Okay, jetzt spinnt er komplett.
Aber Sie sollten Recht behalten.
Genau, dann sind die Sachen eingetreten, die ich gesagt habe, und es kamen immer mehr Leute. Nach dem Knall 2008 brauchte ich Verstärkung. Mein alter Kindergartenfreund Matthias Weik tickt wie ich, wir haben uns zusammengetan. Erst vier Jahre später haben wir das erste Buch veröffentlicht, 2012.
Das wollte zunächst niemand verlegen.
Ja, da hieß es erst mal: Wer seid ihr? Was wollt ihr? 176 Absagen! Bis sich ein kleiner Verlag erbarmt hat, aber zugleich meinte: Ihr müsst zahlen. Das haben wir dann gemacht und dachten, wir verkaufen 200, 300 Bücher in zwei, drei Jahren, über Vorträge und Kunden. Die Auflage waren 500 Stück. Dann wurde das Buch im Fernsehen, in der Sendung Pelzig hält sich vorgestellt, als das wichtigste Buch, das man lesen muss. Und da ging’s ab. Der größte Raubzug der Geschichte war das erfolgreichste Wirtschaftsbuch des Jahres 2013.
Sie schreiben, der Euro sei gescheitert. Was meinen Sie damit?
Alle Währungsunionen in der Geschichte der Menschheit sind ausnahmslos gescheitert, weil es volkswirtschaftlicher Wahnsinn ist, starke Volkswirtschaften wie Deutschland mit schwachen wie Griechenland in ein Zins- und Währungskorsett zu betten. Dass das nicht funktioniert, erleben wir gerade live und in Farbe. Der Euro war eine hehre Idee, aber er eint nicht Europa, er zerstört Europa, unseren Wohlstand, er gefährdet die Demokratie. Überall sind extreme Parteien auf dem Vormarsch!
In Ihrem neuen Buch „Sonst knallt’s!“ sagen Sie im Prinzip: Wir haben die Lösung! Ist das nicht selbst populistisch?
Ich habe ein Problem mit dem Wort Populismus. Populismus ist eigentlich was Gutes, man spricht für das Volk, es ist verständlich. Aber unser Buch ist die Quintessenz der letzten 15 Jahre Arbeit. Am besten wäre es, wenn Sonst knallt’s! die Menschen eine neue Partei gründen würden oder eine politische Bewegung. Der wirkliche Wandel kommt nie von oben. Er kommt von unten, von den Menschen. Wenn wir Glück haben, so wie 1989 in Leipzig. Und wenn wir Pech haben, wie 1789 in Paris.
Warum gründen Sie nicht selbst eine politische Bewegung?
Wir sind bereit dazu, wenn wir Mitstreiter finden. Wir sind keine Politiker, aber würden sich Leute dafür bereitstellen, die Erfahrung haben, wären wir nicht abgeneigt.
Ihre Lösung ist das Bedingungslose Grundeinkommen. Früher waren Sie doch Gegner des BGE.
Ich hatte die typischen Vorurteile, die wir in dem Buch hoffentlich gut ausgeräumt haben. Denn wenn man sich damit beschäftigt, merkt man: Wir alle bekommen jetzt schon ein Grundeinkommen, durch den Steuerfreibetrag von 8.820 Euro. Ob man das jetzt Negative Einkommenssteuer nennt wie Milton Friedman oder Grundeinkommen, das ist völlig egal.
Ihr anderes zentrales Konzept ist die Konsumsteuer.
Wir müssen einfach alle Steuern abschaffen. Bis auf eine. Eine Steuer, die wirklich fair und transparent wäre, wäre die Konsumsteuer. Ich würde an jeder Kasse meine Steuer bezahlen und hätte sie schwarz auf weiß. Das Argument, Reiche würden davon profitieren, stimmt nicht. Wenn der Reiche sich für 20 Millionen eine Yacht kauft, dann muss er dabei halt zehn Millionen Steuer zahlen.
Mit beidem geht ein radikales Einstampfen des Staates einher. Das klingt sehr neoliberal.
Ich bin für plurale Ökonomie. Ich finde Ideen der Österreichischen Schule gut, ich finde Sachen bei Karl Marx und ich finde Sachen bei Milton Friedman gut. Ich versuche, überall das Beste rauszuziehen. Ich bin kein Dogmatiker, sondern ein Freund davon, Brücken zu bauen, sich die Hand zu reichen und praktikable Lösungen zu finden – für eine bessere Welt.
Können sich Marx und Friedman wirklich die Hand reichen?
Wenn sie keine Dogmatiker wären, ja. Aber so wahrscheinlich nicht. Das ist der Riesenvorteil von uns: dass wir keiner Ideologie verhaftet sind. Diesen Evolutionssprung habe ich hinter mir. In meinen jungen Jahren, da war ich links und Punk, jetzt bin ich einfach den Zahlen verpflichtet und sage: Ich will eine lebenswertere Welt hinterlassen. Ich bin Weltverbesserer, das bin ich noch geblieben.
Und Sie glauben, Ihr Konzept wird funktionieren?
Das weiß ich sogar. Feldversuche zum BGE haben ja gezeigt, dass es funktioniert. Oder würden Ihnen 1.ooo Euro pro Monat reichen? Der Mensch möchte weiterkommen, ein besseres Leben haben. Leute, die Drogen nehmen, kriminell sind oder gar nichts machen, die wird es immer geben. Die muss man halt mittragen. Ganz egal, in welchem System.
Kommt Ihnen denn nie in den Sinn, dass vielleicht ja nicht das System fehlerhaft ist, sondern das System der Fehler?
Der Kapitalismus an sich ist ja nicht schlecht. Sie dürfen nicht vergessen, dass er in seinen 250 Jahren unglaubliche Wohlstandssteigerungen gebracht hat.
Das heißt, es gibt guten und schlechten Kapitalismus?
Ja. Der schlechte ist der Finanzkapitalismus. Und es gibt einen guten Kapitalismus, aber der wurde von der Finanzwelt gekapert.
Diese Unterscheidung zwischen Finanzkapitalisten und guten Kapitalisten gab es auch in der Unterscheidung zwischen schaffendem und raffendem Kapital bei den Nationalsozialisten.
Das ist ja böse. Ja, was soll ich dazu sagen? Kriegen Sie auch beim Kommunismus hin. Linke und rechte Ideologien nehmen sich gerne ökonomische Analysen heran, um sich irgendwie zu bestätigen. Deswegen sind die ja nicht falsch. Dass sich Linke oder Rechte bedienen, dafür kann ich nichts.
Sie schreiben, dass einige wenige die Entscheidungsprozesse kontrollieren. Das klingt auch ein bisschen rechts.
Sie kriegen mich in keine Schublade. Auch diese Feststellung wird durch Daten bestätigt. Seien wir doch mal ehrlich: Geld regiert die Welt. Die Politik tut’s nicht. Wer saß denn in den Krisennächten 2008 im Bundeskanzleramt? Etwa unabhängige Professoren und Ökonomen? Nein! Dort saßen der Chef der Allianz, der Chef der Deutschen Bank, der Chef der Münchener Rück und so weiter. Die, die die Krise verursacht haben, haben die Regierungen beraten. Und interessanterweise – kann Zufall sein oder nicht – waren dann die Verursacher der Krise auch deren Gewinner. Brillant!
Warum lassen sich die Politiker sagen, was sie zu tun haben?
Das ist doch ganz einfach. Alle Staaten der Welt haben Schulden. Diese Schulden werden zu 99 Prozent von der Finanzbranche aufgekauft. Es ist immer der Gläubiger, der die Spielregeln definiert. Aus diesem Grund hat sich nach der Finanzkrise 2008 nicht wirklich was verändert. Weder wurde die Finanztransaktionssteuer eingeführt, noch wurden die Banken an die Leine genommen. Die Politik ist in einer gefährlichen Abhängigkeit von der Finanzwelt. Erst wenn wir diese Abhängigkeit lösen, werden wir tatsächlich souveräne Staaten und Politiker haben.
Und die würden dann für ein Grundeinkommen sorgen. Aber wenn die Produktionsmittel in Gemeinschaftseigentum überführt würden, bräuchte man das BGE nicht mehr, oder?
Stimmt. Aber Sie vergessen den Faktor Mensch. Der Mensch ist opportunistisch, egoistisch, gierig. All diese Utopien sind immer gescheitert. Da bin ich absoluter Realist, klingt toll auf dem Papier, ist unrealistisch – auf der Bewusstseinsstufe, auf der wir heute sind.
Aber für Vergemeinschaftung kann ich aus dem gleichen Interesse sein wie für das BGE.
Ja, aber ich kenne keinen Politiker, dem ich das zutrauen würde.
Kennen Sie Politiker, denen Sie das BGE zutrauen würden?
Ja. Aber die sind noch nicht an der Macht. Doch wenn das mit der Vergemeinschaftung jemals klappen sollte, machen wir gern noch mal ein Interview dazu. Ich bin niemand, der Recht behalten muss.
Kommentare 35
Wenn er Vermögensberater ist, weiß er ja, wie er das Vermögen seiner Mandanten mehrt. Spekulation auf Immobilien, wa? Dafür braucht man Wohnungslose, sonst rentiert sichs nicht.
Konsumsteuer ist für alle gleich. Stimmt. Beim Kauf einer Yacht, so steht es hier geschrieben, zahlt der Reiche eben 50% Steuer. Im Beispiel 10 Milionen Steuern. Der Arme zahlt dann genausoviel für seine Yacht.
Ebenso ein Laib Brot, der jetzt 2.- Euro kostet, würde dann für beide 2,70 Euro kosten (ungefähr). Der Arme und der Reiche zahlen gleich viel.
Der Arme zahlt jetzt keine Steuer, weil er arm ist. Der Reiche, was ist mit dem?
Der Steuerfreibetrag ist ein Grundeinkommen? Wenn als das zvE 30000.- Euro beträgt, verringert sich die Bemessungsgrundlage auf 21120.- Euro, d.h. die Steuer wird weniger. Aber ist es einbgE? Nein!
Frieden schließen mit Marx und Friedman? Auf einen Streich? Armer Karl Marx, wo doch Keynes das Gegenstück zu Friedman ist.
"Wandel kommt nie von oben, immer von unten"? Die Bevölkerung muß es wollen, das stimmt schon. So wie bei der Russischen und bei der Franz. Revolution auch.
"1989" bin ich mir nicht ganz so sicher.
der mensch ist also opportunistisch, gierig und egoistisch (gähn). hallo leviathan/hobbes, hallo konservatismus, hallo der mensch muss erst zur empahtie "erzogen" werden...und vergesellschaftumg wird deshalb niemals klappen.durch ständige wiederholung wirds nicht wahrer, ich vermute dass friedrich, wie auch damals hobbes, von sich und seinen vermögenden auf andere schließt.
komisch nur, dass verteilung und nicht tausch die längste gesellschaftsorganisationsstruktur der menschheit sind, komisch dass ich sogar heute immer wieder menschen treffen, die mich das gegenteil des hobbes`schen, negativen menschenbildes lehren. es stecken eben verschiedene verhaltensmöglichkeiten in den menschen, die von friedrich beschriebene ebenso wie alle möglichen anderen. es fragt sich nur, was davon strukturell betont wird, und was nicht.
das schöne an friedrichs ideologie ist, dass sie eigentumsverhältnisse und somit machtverhältnisse nicht in frage stellt. er nennt das undogmatisch, ich nenne das herrschaftsaffirmativ.
und zu kritik am bge:
ein kluger artikel, der gute kritikpunkte beinhaltet, die erstmal widerlegt werden müssen...
https://monde-diplomatique.de/artikel/!542998
ich finde auch butterweges argumente nachvollziehbar:
http://www.3sat.de/page/?source=/makro/magazin/doks/189268/index.html
und diese argumente sind auch nachvollziehbar
http://www.nachdenkseiten.de/?p=15187
und nochmal butterwege, sehr interessant das argument der abschottung der grenzen, wenn das bge ein staat/staatenbund im alleingang machen sollte: ohne abschottung kämen dann millionen menschen aus aller welt. wie damit umgehen? alle a.d. grenze erschießen?
http://www.nachdenkseiten.de/?p=26307
nochmals der erste link zum besseren anklicken:
https://monde-diplomatique.de/artikel/!542998
„Am besten wäre es, wenn Sonst knallt’s! die Menschen eine neue Partei gründen würden oder eine politische Bewegung.“
Das machen wir doch glatt! ;-)
https://youtu.be/oPp55jgWkeA
Ich bin für plurale Ökonomie. Ich finde Ideen der Österreichischen Schule gut, ich finde Sachen bei Karl Marx und ich finde Sachen bei Milton Friedman gut. Ich versuche, überall das Beste rauszuziehen. Ich bin kein Dogmatiker, sondern ein Freund davon, Brücken zu bauen, sich die Hand zu reichen und praktikable Lösungen zu finden – für eine bessere Welt.
Das hört sich toll an, nur gibt es das Problem, dass man bei Systemen sich nicht das beste herauspicken kann und dann kommt etwas tolles bei raus. Systeme basieren auf Axiomatiken mit Prämissen und die bestimmen alles weitere. Systeme entwickeln Dynamiken und die sind dann nicht mehr mit guten Absichten zu beherrschen.
Für mich hört er sich an wie ein naiver Schnösel. Sorry dass ich das so sagen muss, auch wenn er ja wirklich gute Absichten zu haben scheint.
Aber er scheint völlig gehirngewaschen zu sein von Götz Werner.
"Sie kriegen mich in keine Schublade."
Aber ja doch! Ganz schnell sogar. Nur einen Satz später, bspw. .
"Seien wir doch mal ehrlich: Geld regiert die Welt."
Komisch, dass der Freitag solche Knallchargen überhaupt interviewt.
Na ja, eigentlich doch nicht komisch, wenn man sich den Freitag so in letzter Zeit anschaut...
Es ist offenkundig, dass Herr Friedrich sich sehr schlecht und einseitig informiert hat.
Er blendet aus, dass Kapitalismus immer Mehrwertproduktion bedeutet. Die Krise des Systems basiert aus einem zunehmenden Mangel daran. Der Grund ist der Einfluss von Wissenschaft und Technik - s. auch:
http://www.zeit.de/karriere/2015-01/kapitalismus-arbeitsplaetze-digitalisierung-maschinen
Das spricht keineswegs gegen die Technik an sich, sondern gegen das gesellschaftliche Formprinzip, in dem sie eingesetzt wird und somit Ziel und Zweck (= Profit).
Wenn es das systematisch erklärte Ziel einer "Gesellschaft" ist Geld aus Geld zu Gunsten der Kapitaleigner zu generieren braucht man sich um den Diskurs der Sachwalter keinen Kopf machen. Man fragt ja auch Priester nicht ob es einen Gott gibt ...
brecht?
>>Das hört sich toll an, nur gibt es das Problem, dass man bei Systemen sich nicht das beste herauspicken kann und dann kommt etwas tolles bei raus.<<
Im Grunde versucht er ja nicht, zu „picken“. Sondern er konnte sich mit seinem Kompagnon im Kapitalismus nett einrichten und dann haben sie plötzlich gemerkt, dass sie viel verlieren können. In der Lage überlegt man natürlich, wie man den Kaputtalismus vor sich selber schützen könnte … ;-)
>Aber er scheint völlig gehirngewaschen zu sein von Götz Werner.<<
Da könnte ja damit zusammenhängen, dass sein eigenes Vermögen schon ein schönes Wachstum "erarbeitet" hat. Damit gewinnt die Kapitalismusrettung nach Götz Werner einen unwiderstehlichen Charme.
>>Er blendet aus, dass Kapitalismus immer Mehrwertproduktion bedeutet.<<
Das fällt wahrscheinlich leicht, wenn man sich nur mit der Verwertung privat angeeigneten Mehrwertes (=“Vermögensberatung“) befasst. Es ist ungefähr so wie dem Strom, der aus der Steckdose kommt: Um den Stecker reinzustecken muss man nichts über Kraftwerke wissen.
... eher von den Auguren aus dem Erbrochenen gelesen.
*****
ich frage mich, nach wieviel semestern ein junger punk gelernt hat, dass "wir alle" per steuerfreibetrag ein bedingungsloses grundeinkommen erhalten.
wenn der sherrif von nottingham sagt: bauer, du hast da 10 euro, ich hier eine armbrust. ich will aber nicht, dass du vor der ernte verhungerst, deshalb laß ich dir 3 euro.
sind diese 3 dann einkommen? wirklich?
und was ist mit der oma und den kindern vom bauern. also denen, die kein einkommen haben? auf welche weise werden die vom steuerfreibetragmodell des sherrifs "beschenkt"?
Der Kapitalismus "an sich" ist ja nicht schlecht....
Sieht offenbar auch die Mehrheit der abhängig Beschäftigten, meint Lessenich festgestellt zu haben und schreibt:
"Der Marktglaube mochte und mag ihnen (abhängig Beschäftigten) heute mehr denn je abgehen, nicht aber der in der historischen Wachstumserfahrung verankerte Wunsch, auch morgen noch kraftvoll in den Wohlstandsapfel beißen zu können – und wenn irgend möglich, dann noch kraftvoller als heute."
Ich teile die kritische Einschätzung meiner Vorredner. Kommt mir auch spanisch vor, weil das BGE über eine drastische Anhebung dieser oder jener Steuern erkauft wird.
Es ist ja vielleicht noch sympathisch sich vorzuzstellen, dass man nur noch eine Steuer hat, aber wenn die dann 50% (andere sagen, es müsste sogar noch mehr sein) auf alles heißt, ist es einfach Augenwischerei zu sagen, dass die 20 Millionen Yacht denn eben auch 10 Mio Steuern kostet, denn auf die seltenen Luxusartikel kann man zur Not auch mal verzichten, wenn es eng wird, auf das was jeder täglich braucht, aber eben nicht. Und das heißt im Klartext nichts anderes, dass alles im Alltag, ws eute mit 7% oder 19% besteuert wird, deutlich teurer wird.
Und bei Kaffee, Klopapier und Nudeln zahlt der Milliardär keinen Cent mehr, als ein armer Schlucker, sein Einkommen, Besitz oder Erbe muss er aber auch nicht versteuern, d.h. das BGE wäre wirklich eine de facto Steuerentlastung für Milliardäre, völlig unabhängig von der Frage, ob es irgendwie zu finanzieren wäre.
Die Abschaffung des Steuerfreibetrags träfe auch nur die Falschen, nämlich jene, die arbeiten und wenig verdienen.
Es geht doch nicht darum, e i n e n Steuersatz, nämlich den der Konsumsteuer, generell anzuheben. Das ist ein grobes Mißverständnis. Es geht um eine kategoriale Erhöhung, nicht um eine generelle. Grobes Beispiel zur Verdeutlichung: Senkung einer Konsumsteuer z.B. auf Produkte des täglichen Bedarfs und z.B. Erhöhung auf Produkte der „Luxusklasse“ – resp. derjenigen Produkte, die Ressourcen- und Energie intensiv u.ä. wenig nachhaltig sind. Kartoffeln ect. etwa => 0 %, aber Einwege-Grill od. SUV => 100 % usw.
Ich bin immer wieder erschrocken, wie solche Angelegenheiten von vermeintlichen Intellektuellen mit Gewohnheits-Methodik einerseits und vor allem nicht einmal zuende gedacht werden. :-(
Woher soll ich das wissen, ich kann ja nur von dem ausgehen, was da steht. Aber davon ab, habe ich das mal in einer Radiosendung ziemlich ausführlich als Kritik gehört und zwar nicht von einem Kritiker der Seite, die man erwarten könnte, sondern von einem der sich explizit für eine Anhebung von Sozialstandards ausgesprochen hat und der gerade deshalb meinte, dass die Superreichen am BGE kräftig sparen und die Geringverdiener bluten.
Es kommt dann im Einzelfall immer darauf an, was beim BGE alles wegfällt. Was ist mit Rente, Versicherungen, Krankenkassen, Wohngeld ... Da sind die tollen 1000 Euro aber sowas von schnell weg. Das muss man auch in Relation sehen, der Mann, den ich hörte sprach von einer Mehrwertstuer von etwa 80%, kann man ja mal umlegen auch Schnitzel, Grillkohle, Bier, Benzin, Klopapier, Klamotten ... plus dann Miete, Heizkosten, etc. alles aus eigener Tasche.
Um den lächerlichen Titel eines Intellektuellen bewerbe ich mich erst gar nicht.
Sehe ich auch so. Der Reiche nutzt nunmal nicht sein Einkommen komplett für Konsum (so wie der Arme es muss) geschweige denn sein Vermögen (das der Arme nicht hat), sondern lässt den größten Teil seines Geldes "für sich arbeiten".
Insofern kann man auch nicht annehmen, dass bGE an den ungerechten Verhältnissen irgendetwas ändern wurde.
Würde man argumentieren, dass bGE dem (Durchschnitts-)menschen Zeit schenkt, die er für sinvollere Produktivität (nach seinem Ermessen) nutzen kann, so würde ich erhebliche Zweifel anmelden, dass es im Interesse derjenigen ist, die momentan über diese Zeit verfügen. Will sagen: damit bGE funktionieren kann, müssen die Verhältnisse geändert werden. BGE innerhalb der bestehenden Verhältnisse wird diese nicht ändern (woran der Interviewte z.B. vermutlich auch gar kein Interesse hat) und wäre somit eher wirkungs- und sinnlos.
Naja ... ich habe mir die Bestseller :-D mal so quergelesen und selbst beim 3., wo die beiden wenigstens ein bisserl recherchierten und sogar auf Kalr Polanyi stiessen :-D ... kommt man zum Schulss, dass hier alter Kaffee nicht mal in neuen Papierbechern serviert wird.
Selbst wenn sie sich auf das Geldsystem einlassen, scheitern sie gleich bei den Gleichungen von S = I, die eben dadruch ausgehebelt werden. Auch sind sie nicht imstande, eben solche simplen Sachen des 1. Semesters in Ziffern zu fassen - dann dann würde man sofort draufkommen: hoplla - da stimmt ja was fundamental nicht.
Nachdem der Freitag auch solche "Intellektuellen-Interviews" mit Robert Misik - ein immer belächelter roter Adabei ... - bringt, wundert es eh niemanden mehr das auch solche "Kapazunder" hier ihren Platz finden.
Frage: w e r genau von den Freitag-Redakteueren hat Nationalökonomie studier und verfügt auch über einige bwl. Kenntnisse, sodass man annehmen könnte, das hier auch substantelle Fragen gestellt werden?
Hallo ... ist da jemand= :-D
Naja, die wissenschaftlichen Meriten des Herrn lassen sich ja im grauen Kasten nachlesen und wohl unter "Berater" zusammenfassen, also was haben sie erwartet? Und auch der Freitag ist keine wissenschaftliche Fachszeitschrift. Ihre Erwartungshaltung wirkt überzogen.
Nichtsdestotrotz teile ich Ihren Eindruck, dass die präsentierten "Gedanken" nicht besonders originell sind.
Ich hab die Bücher nur quergelesen - und nicht gekauft: wozu auch?
Mag sein, dass meine Erwartungshaltung "überzogen" ist, aber um ökonomische Zusammenhänge kritisch zu hinterfragen, wäre eben ein gewissen Grundwissen vonseiten der Journalisten erforderlich - sonst kann man gleich übers Wetter reden! Also - es geht nicht um Wissenschaft, sondern darum, angesichts der irren und sozial verheerenden Entwicklung insbes. seit der grössten Finanzkrise aller Zeiten - die ja selbst konstruiert wurde! - einfach den Dingen auf den Grund zu gehen und nicht ein Blablabla-Interview hinzulegen.
Dazu sollte eigentlich jede Zeitung fähig sein - und wenn nicht, dann stellt sich die simple Frage: was soll damit bezweckt werden? Verschaukeln als Positionierungsstrategie? Ja - auch möglich und nicht so unwahrscheinlich ... ;)
Folgenlose Platidüden in Ermangelung einer Positionierungsstrategie würde ich sagen. Veränderte Verwaltung von Armut als "Weltverbesserung". Wasch den Kapitalismus aber mach ihn nicht nass,..., die alte Wohlstandserzeugungsmaschine.
"Will sagen: damit bGE funktionieren kann, müssen die Verhältnisse geändert werden. BGE innerhalb der bestehenden Verhältnisse wird diese nicht ändern (woran der Interviewte z.B. vermutlich auch gar kein Interesse hat) und wäre somit eher wirkungs- und sinnlos."
Das vermutlich zu allem Überfluss auch noch. Persönlich fände ich die Idee sogar schön, auch wenn ich immer noch das Gefühl habe, dass das nicht zu finanzieren ist.
2003 war ich in den USA und habe gesehen, wie Leute ohne Eigenkapital 250.000 Dollar Kredit für ein Haus bekamen. Als Schwabe und als Ökonom wusste ich: Das ist eine Blase, das kann nicht funktionieren.
Stimmt, es konnte nicht funktionieren. Und alle, die Luft hinein bliesen, wussten es – und bliesen weiter Luft hinein, wie das bei Blasen so ist. Schlicht kriminell! Allerdings hätte man die Luft auch langsam ablassen können. Lehman Brothers samt Konsequenzen hätte nicht sein müssen, jedenfalls nicht so. Allerdings: Es hätte auch noch schlimmer kommen können. Dass es nicht noch schlimmer kam, ist durchaus ein systemischer Erfolg.
Alle Währungsunionen in der Geschichte der Menschheit sind ausnahmslos gescheitert, weil es volkswirtschaftlicher Wahnsinn ist, starke Volkswirtschaften wie Deutschland mit schwachen wie Griechenland in ein Zins- und Währungskorsett zu betten. Dass das nicht funktioniert, erleben wir gerade live und in Farbe.
Doch, es funktioniert. Denn wenn man immer neue Korsettstangen einzieht – und das tut man ja sehr eifrig – entsteht ein stabiles Korsett. Gefährlich wird es erst, wenn man keine Stangen mehr einzieht oder sogar einzelne Stangen rauszieht. Dann fällt alles in sich zusammen.
Ausbeutung an sich ist ja nicht schlecht...
Folter an sich is auch nicht schlecht...
Unterdrückung an sich auch nicht...
Mal sehen was sonst noch so an sich nicht schlecht ist:
[hier einfach alles eintragen]
Empfehle ich Icke&Er "Richtig geil"
Kapitalismus kritisieren is richtich geil,
ihn nich kritisieren is ooch richtich geil
korrekt korrekt...jefällt ma jeeht ab
korrekt korrekt...
Wenn alles über die Mehrwertsteuer läuft muss diese aber angepasst werden, denn es muss sichergestellt sein, dass Reiche höhere Steuersätze zahlen als Arme. Also relativ, nicht nur absolut. D.h. die Jacht muss höher besteuert werden, als der Baumwollpulli. Das Seidengewand auch, das mit Diamanten besetzte, exklusive Smartphone ebenso, das Reguläre aber nicht. Der VW Golf liegt irgendwo in der Mitte und der BMW weiter oben. Wenn BMW nun aber ein Billigauto macht, sieht es wieder anders aus. Das macht doch alles nur schwer und kompliziert.
Das BGE finde ich ne spannende Idee, aber nicht so. Und "plurale Ökonomie" klingt mir verdächtig euphemistisch.
"Konsumsteuer"
wenn ich das schon lese, dann mach ich mir um die mathematischen grundkompetenz des guten sorgen:
eine "sozial vertraegliche" besteuerung schaut imho anders aus ...
wer gibt beinahe 100% seines geldes fuer den kosum aus!?
natuerlich der "aermere" teil der bevoelkerung, weil das leben fuer sie relativ zum ihrem verfuegbaren einkommen sehr viel teurer ist als fuer "reiche" menschen.
fazit: mit einer reinen kosumbesteuerung muessten diese menschen auch prozentuell sehr viel mehr ihres einkommens als "kosumsteuer" abdruecken - was sie mit der aktuellen mehrwertssteuerregelung eh schon tun ... leider finde ich einen bestimmten artikel mit dem zugehoerigen graph nicht auf die schnelle ...
ah ... gefunden, war ein artikel in der "zeit":
"Senkt die Mehrwertsteuer!" Eine Kolumne von Marcel Fratzscher
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-05/steuern-entlastungen-steuerpolitik-deutschland-geringverdiener
"Konsumsteuer"
wenn ich das schon lese, dann mach ich mir um die mathematischen grundkompetenz des guten sorgen:
eine "sozial vertraegliche" besteuerung schaut imho anders aus ...
wer gibt beinahe 100% seines geldes fuer den kosum aus!?
natuerlich der "aermere" teil der bevoelkerung, weil das leben fuer sie relativ zum ihrem verfuegbaren einkommen sehr viel teurer ist als fuer "reiche" menschen.
fazit: mit einer reinen kosumbesteuerung muessten diese menschen auch prozentuell sehr viel mehr ihres einkommens als "kosumsteuer" abdruecken - was sie mit der aktuellen mehrwertssteuerregelung eh schon tun ... leider finde ich einen bestimmten artikel mit dem zugehoerigen graph nicht auf die schnelle ...
ah ... gefunden, war ein artikel in der "zeit":
"Senkt die Mehrwertsteuer!" Eine Kolumne von Marcel Fratzscher
http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-05/steuern-entlastungen-steuerpolitik-deutschland-geringverdiener
"Alles über die Mehrwertsteuer" ist mehr oder weniger doch auch nur ne kirchhofsche Flattax, oder?! Ich find BGE keine verkehrte Idee, aber linksliberal ist auch nur softneoliberal. Also ne seichte Barbarei. Es ist nicht fair Menschen trotz unterschiedlicher Ausgangslage gleich zu bemessen.
Hat irgendwie was von "Der Falke und der Schneeman", so optisch, aber richtig geil.
Der Ansatz von der pluralen Ökonomie ist doch gut, man muß das Rad nicht neu erfinden.
Mit Politikern läßt sich das in einer Demokratie nicht einrichten, deshalb wäre ich auch eher für eine konstitutionelle Monarchie mit einem wie Georg Schramm an der Spitze und einem Wissenschaftsrat, der alles regelt und natürlich beaufsichtigt wird.
Außerdem muß der Begriff BGE verschwinden, der ist verbrand, und „Normalbürger“ verbinden mit Einkommen immer einen Broterwerb also keinesfalls bedingungslos. Wie wär’s mit GA = Grundauskommen, auch als Ersatz für Hartz4
Mehr Worte braucht es nicht - Sie haben es auf den Punkt gebracht!
Ich werde aus Herrn Friedrich nicht recht schlau. Seine Vita löst zugegebenermaßen Reflexe aus, er leugnet ja auch nicht, dass er anderen helfen will, mit "Beratung" ihr Kapital zu mehren. Das stört die Glaubwürdigkeit... und ist absurd. Dabei hatten wir uns doch geeinigt, "Finanzberater" wieder in "Spekulanten" umzubenennnen... Trotzdem finden sich auch z.B. im Vorgänger-Buch "Kapitalfehler" interessante Gedanken... Warum erzählt uns wer, welche Bank "systemrelevant" ist? Kann man nicht jede Bank abwickeln ohne dass unser Markt zusammmenbricht? Das war sein Beispiel mit den Banken in Island... eine "good bank" bilden, verstaatlichen, den Schrott pleite gehen lassen, Kapitalverkehrskontrollen, Haftstrafen für Manager etc.. Hat geklappt. Für diese Ausführungen bin ich ihm dankbar, der Schwerpunkt seines Denkens liegt wie von Vielen erwähnt inerhalb des Systems. Ein BWLer, kein Philosoph, insofern steht hier auch kein Systemwechsel an. Bei mir würde schon die Sonne aufgehen, wenn nicht weiter Verluste von Bankern sozialisiert werden würden. Seine pauschale Eurokritik berücksichtigt meiner Meinung nach kaum die historischen Ereignisse und deren Tragweite, die die gemeinsame Währung entstehen ließen. Mehr Geschichtsbewusstsein und Bescheidenheit im Grundton würden diese Bücher gefälliger machen. Schlau ist er ja.