Wackersdorf

Der Spielfilm über die Ereignisse rund um Wackersdorf in den 1980er Jahren macht betroffen.

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Mit meiner Liebsten saß ich in einem Kino in Nürnberg. Wir haben uns Wackersdorf angesehen, den Spielfilm über die Ereignisse rund um die dortige Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll. Die Regierung von Franz Josef Strauß hatte den Bau dieser Anlage in den 1980er Jahren mit Gewalt durchsetzen wollen. Erst zwei Jahre nach Tschernobyl wurde das Vorhaben fallen gelassen. Am Bauzaun starben drei friedlich demonstrierende Menschen. Ein Gesetz wurde eigens erlassen, um den gewählten Landrat, der seine Zustimmung verweigert hatte, aus dem Amt zu entfernen. Bis heute warten Beteiligte von damals auf eine Entschuldigung des Staates.
Wir gingen schweigend und tief betroffen aus dem Saal. Manche Kinobesucher hatten Tränen in den Augen. Während der Heimfahrt ließ meine Liebste fallen, dass ihre Kinder - zwei davon studieren, die jüngste macht nächstes Jahr Abitur - noch nie von Wackersdorf gehört hätten.
Unlängst ist die Polizei im Hambacher Forst gegen Baumbesetzer vorgegangen. Der Abbau von Braunkohle hat dort noch im Jahr 2018 höchste Priorität. Gleichzeitig schwärmt uns die Autoindustrie von sauberen Elektroautos vor. Aber wo soll eigentlich der zusätzliche Strom herkommen?
Wenn ich mir dann die unendlich lange Liste der Hürden und Schwierigkeiten anschaue, die meine Liebste mit ihrem geflüchteten, syrischen Pflegesohn bewältigen muss, dann wird klar, dass auch sie einen Kampf führt. Der Feind ist in diesem Fall die AfD und ihr Umfeld. In Österreich sitzen deren Gesinnungsgenossen schon im Innenministerium und sägen an der Pressefreiheit. Wackersdorf war eine Bewährungsprobe. Und Demokratie ist keine Serviceeinrichtung.
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