Erasmus von Rotterdam

Krieg Erasmus von Rotterdam und seine heute noch aktuellen Gedanken zum Thema "Krieg".

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Zufall oder nicht Zufall, aber gerade in diesem Sommer las ich einige Schriften des Philosophen und Humanisten Erasmus von Rotterdam (1466/69 - 1536), welcher sich oft mit dem Thema "Krieg" und "Frieden" auseinandersetzt. Vieles davon schien mir sehr aktuell, nicht nur im Bezug auf die "Christen", an die sich Erasmus Schriften richteten.

"Leider aktuell", könnte man meinen, denn anscheinend hat sich Menschheit und der menschliche Charakter seit einem halben Jahrtausend kaum gewandelt.

Hier einige Auszüge:

"Wenn es etwas in den menschlichen Angelegenheiten gibt, wo es sich ziemen würde zögernder vorzugehen, ja was man sogar auf alle Weise meiden, verwünschen und verbannen sollte, dann ist das gewiß der Krieg; denn keine andere Sache ist wohl gottloser, unheilvoller, weitreichender verderblich, zäher festsitzend, abscheulicher und insgesamt für den Menschen, um nicht zu sagen für den Christen, entwürdigender." (aus "Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen")

"Krieg entsteht aus Krieg. Aus einem ganz kleinen wird ein ganz großer, aus einem einzigen ein zweiter, aus Kurzweil Ernst und Grausen. Und das Unheil eines Krieges, der anderswo entstanden ist, breitet sich bei den Nächsten und sogar bei den Entfernten aus." (aus "Die Last des Krieges")

"Denn was soll man von dem Verfall der Sitten reden, da jedermann weiß, wie sämtliche Pest des Lebens auf einmal aus dem Krieg hervorbricht? Hieraus entsteht die Mißachtung der Frömmigkeit, hieraus die Vernachlässigung der Gesetze, hieraus die Bereitschaft, jedes beliebige Verbrechen zu wagen." (aus "Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen")

"Einen Henker verabscheuen wir, weil er gegen Entgelt im Namen des Gesetzes verurteilte Verbrecher hinrichtet; und die, welche Eltern, Ehefrauen und Kinder zurücklassend, aus freien Stücken in den Krieg eilen, nicht gedrungen, sondern sich um den Sold der ruchlosen Schlachtbank bewerbend, genießen, wo sie nach Hause zurückkehren, fast immer Gunst, als wenn sie nie fortgewesen wären. Durch die Schandtaten denken sie etwas Noblesse zu gewinnen. Verrufen ist, wer ein Kleid stiehlt, wer aber in den Krieg zieht, als Soldat dient und aus dem Krieg zurückkehrend so viele Unschuldige ausgeplündert hat, wird unter die rechtschaffenen Bürger gerechnet." (aus "Süß scheint der Krieg den Unerfahrenen")

"Manche Herrscher täuschen sich durch folgende Überlegung: Es gibt gerechte Kriege, und ich habe einen gerechten Grund, einen gerechten Krieg zu beginnen. Ob es überhaupt einen gerechten Krieg gibt, lassen wir einmal außer acht, wem aber erscheint sein Anliegen nicht gerecht? Bei der großen Veränderlichkeit und dem raschen Wechsel der menschlichen Situation, bei so vielen eben geschlossenen und schon wieder zerrissenen Verträgen, wem könnte da ein Vorwand fehlen, wenn jeder Vorwand ausreicht, einen Krieg zu inszenieren?" (aus "Die Last des Krieges")

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Geschrieben von

Lukasz Szopa

Balkanpole. Textverarbeiter. Denker-in-progress. Ökokonservativer Anarchist.

Lukasz Szopa

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