1918: Wolfsgebiss

Zeitgeschichte Mit seiner Romanfolge „November 1918“ erzählt Alfred Döblin, wie sich Deutschland für einen Lidschlag der Geschichte zu ändern schien – und dann blieb, wie es war
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 48/2018

„Dem Wilhelm, dem Doofen, dem Oberjanoven, dem hamse die Krone jeklaut! Ja, ja! Wer hat ihm die Krone jeklaut? Der Ebert, der helle, der Sattlerjeselle, der hat ihm die Krone jeklaut“, wirbelt und wabert Ende 1918 ein Gassenhauer durch Berlin. Der Sattler ist genau einen Tag Reichskanzler, dann Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten aus SPD und USPD, würde aber gern wieder Kanzler sein. Als Traditionalist, verkappter Monarchist, zwischen den Fronten schlingernder Sozialdemokrat hasst Friedrich Ebert die Revolution, die ihm verschafft hat, was er sichtlich und kokett genießt: In der Wilhelmstraße 77, im Palais Schulenburg, am gleichen Schreibtisch zu sitzen wie einst Otto von Bismarck.

Ein idealer Platz, um die Gegenrevolution in Marsch zu setzen. Besonders n