1940: Schläfer im Tal

Zeitgeschichte Frankreich liefert sich dem Faschismus aus. Der deutsche Angriff trifft ein gut gerüstetes und doch wehrloses Land. Zehntausende von Emigranten werden zu Feinden erklärt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 25/2020
Kapitulationsflagge an einem französischen Dorfeingang 1940
Kapitulationsflagge an einem französischen Dorfeingang 1940

Foto: Ullstein/Getty Images

Winston Churchill ist eine Woche im Amt des britischen Regierungschefs, da erreicht ihn am Nachmittag des 15. Mai 1940 ein Anruf aus Paris. Premier Paul Reynaud klingt bestürzt. „Wir haben die Schlacht verloren. Die Front ist bei Sedan durchbrochen. Sie strömen mit großen Mengen Panzern und Panzerwagen durch unsere Linien.“ Seit dem 21. März 1940, seit Reynaud eine Mitte-rechts-Regierung führt, hat er Sorge getragen, dass von nun an jedes Appeasement gegenüber Deutschland unterbleibt, wie es Vorgänger Édouard Daladier mit dem Münchner Abkommen vom September 1938 für angebracht hielt. Nur, wen kann man jetzt noch verraten? Die Tschechoslowakei wurde geopfert, Polen im Stich gelassen, Belgien ist überrannt. Wen kann man noch