1968: Scheiden tut weh

Zeitgeschichte Die Kontroverse um ein nationales Sozialismus-Modell der ČSSR weckt die Leichen im kommunistischen Keller. Der Eurokommunismus bringt sie bald endgültig zum Tanzen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2018
Santiago Carrillo (Mitte) am 1. Mai 1978 in Madrid
Santiago Carrillo (Mitte) am 1. Mai 1978 in Madrid

Foto: Alex Bowie/Getty Images

Es mutet wie Exkommunizierung an, was die in Moskau erscheinende Zeitschrift Nowoje Wremja (Neue Zeit) in der Ausgabe vom Juni 1977 mit Santiago Carrillo veranstaltet. Der Generalsekretär der KP Spaniens sieht sich als Renegat und Saboteur der kommunistischen Weltbewegung geschmäht. Er habe der Sache des Gegners gedient, als er das Schicksal des Sowjetalliierten Tschechoslowakei im Sommer 1968 als „Tragödie“ beschrieb und der Sowjetunion vorwarf, wer derart eingreife, schade dem Sozialismus. Der Verriss wirkt wie ein Nachschlag zu heftigen ideologischen Kontroversen, die ein knappes Jahrzehnt zuvor den Umgang mit dem Reformsozialismus in der ČSSR flankiert haben.

Schließlich bediente der „Prager Frühling“ den seit der Oktoberrevolution 1