So schnell kann das Erbe von Mandela zur Disposition stehen, im Sandton Convention Centre von Johannesburg haben Hunderte ehemaliger ANC-Aktivisten gerade die Gründung eines Anti-ANC beschlossen. Am 16. Dezember soll der als Partei offiziell ausgerufen werden. Noch steht abzuwarten, ob sich daraus ein schmerzhafter Aderlass für den mit Zwei-Drittel-Mehrheit regierenden Nationalkongress und seinen Vorsitzenden Jacob Zuma ergibt. Für die Dissidenten war mit der erzwungenen Demission von Präsident Thabo Mbeki im September die Schmerzgrenze erreicht. Ihre Prophezeiung jedoch, Südafrika drifte in eine Parteidiktatur und werde bald Simbabwe gleichen, erscheint übertrieben. Derartige Szenarien erleichtern nicht nur die Abkehr vom ANC, sie entbinden auch von der Mühe, in der Staatspartei selbst nach neuen Mehrheiten zu suchen. Denn der auf Anbetung versessene Zuma muss erfolgreich sein, um sein Patriarchat zu rechtfertigen. Schon vor der Wahl 2009 dürfte er da viel schuldig bleiben. Es könnte sein, dass der ANC den 1994 entmachteten Mandarinen der Apartheid die Kleider entrissen und mit der Macht auch ihren Aussatz geerbt hat. Daran muss man nicht zugrunde gehen, aber man kann.
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