Schreiende Pferde

1918 Briefe nach Hause sind im Frontinferno der letzte Halt. Doch es gibt keine Heimkehr: Land und Menschen sind nicht mehr, die sie mal waren
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2018
Deutsche Soldaten im Schützengraben an der Ostfront, 1916
Deutsche Soldaten im Schützengraben an der Ostfront, 1916

Foto: Topical Press Agency/Getty Images

„Ja, dieses Jahr werde auch ich zurückkommen in mein unversehrtes Liebesheim zu Dir und zu meiner Arbeit“, schreibt der Maler Franz Marc seiner Frau am 4. März 1916 aus einem Unterstand bei Verdun. „Zwischen den grenzlosen schaudervollen Bildern der Zerstörung, mit denen ich jetzt lebe, hat dieser Heimkehrgedanke einen Glorienschein, der gar nicht lieblich genug zu beschreiben ist. In meinen ungemalten Bildern steckt mein ganzer Lebenswille.“

Stunden später soll der gebrochen sein. Franz Marc ist gefallen. Die angekündigten Bilder wird niemand sehen. Tröstlich zu wissen, dass der Genius nicht sterben kann und in Marcs gemalten Bildern lebt, besonders den Gleichnissen von Tierschicksalen, mit denen der Maler vor dem Krieg eigener Todesahn