Saudi-Arabien ist nicht nur ein wichtiger, sondern ein unentbehrlicher Gesprächspartner, wenn es darum geht, die Friedhofsruhe zwischen Israelis und Palästinensern zu beenden. Die Sprachlosigkeit zwischen Premier Netanyahu und Präsident Abbas verdient viele Beschreibungen, auf keinen Fall das Etikett Friedensprozess. Den will und muss US-Präsident Obama auf jeden Fall reanimieren. Er hat sich beim Netanyahu-Besuch im Weißen Haus weit aus dem Fenster gelehnt und so nachdrücklich die Zwei-Staaten-Lösung favorisiert, dass jeder Rückzug ausgeschlossen bleibt. Alles andere ließe seine „neue Nahostpolitik“ zur Phrase verkommen.
Heute nun lädt der Zwischenstopp in Riad dazu ein, zunächst einmal ein Bekenntnis zum Friedensplans des saudischen Königs Abd al-Aziz ibn Saud abzulegen. Der hatte im März 2002 damals noch als Kronprinz Abdullah ein Projekt von der Arabischen Liga absegnen lassen, das auf ein schlichtes Tauschgeschäft hinauslief: Alle Staaten der arabischen Welt werden Israel anerkennen, wenn es sich auf die Grenzen von 1967 zurückzieht, wie sie vor dem damaligen Sechs-Tage-Krieg mit Jordanien, Ägypten und Syrien bestanden. Es sollte mit der israelischen Besatzung der Westbank ebenso vorbei sein wie mit der Besetzung der syrischen Golan-Höhen. Das klang nach großen Konzessionen, die Israel abverlangt wurden. Doch die Saudis riskierten ihrerseits einen gewaltiger Sprung über den eigenen Schatten. Nach der wahhabitischen Lehre ist es ausgeschlossen, nur einen einzigen Zentimeter islamischen Bodens aufzugeben, worauf die Anerkennung des Existenzrechts eines Staates Israel hinauslief. Genau genommen war die damalige Offerte des saudischen Kronprinzen eine Sensation. Sie bot eine Chance, den gordischen Knoten zu zerschlagen.
Barack Obama muss dem Monarchen in Riad heute wohl kaum erklären versuchen, weshalb es neun Jahre lang nicht dazu kam. Beide wissen es. Und beide dürften kaum Zweifel haben, welchen Anteil die Bush-Administration daran hat, dass im Nahen Osten fast ein Jahrzehnt lang die Diplomatie der Stagnation nicht viel anhaben konnte. Obama dürfte sich zum Kurztrip nach Riad um so mehr in den Bewusstsein entschlossen haben, dass es ein großer Unterschied ist, ob man mit den Saudis zusammen oder gegen sie arbeitet. Welche Option künftig gilt, darüber entscheidet der morgige Auftritt des US-Präsidenten in Kairo. Obama wird bei seiner mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Rede nicht nur das Verhältnis der USA zur muslimischen Welt, sondern vor allem das seiner Administration gegenüber Israel erklären müssen. Denn der arabische Teil der muslimischen Welt definiert sich seit Jahrzehnten über das Verhältnis zu Israel.
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