Als 1992 unter Vermittlung der Vereinten Nationen der Bürgerkrieg in El Salvador endlich zu Ende ging und ein Friedensabkommen, der Vertrag von Chapultepec, zwischen den beiden Kombattanten, der rechten ARENA-Partei inklusive der salvadorianischen Nationalarmee und der Guerilla-Armee der Frente Farabundo Marti para la Liberación Nacional (FMLN) geschlossen wurde, hatte sich das politische Umfeld im Vergleich zu den frühen achtziger Jahren, als die bewaffneten Auseinandersetzungen begannen, bereits erheblich verändert. Das galt sowohl für Zentralamerika als auch darüber hinaus.
In Nicaragua hatten die Sandinisten 1990 die Macht an eine bürgerliche Regierung und die Präsidentin Violeta de Chamorro (Bündnis UNO) verloren, in Guatemala kam es ebenfalls zum Abschluss eines Friedensabkommens, das gleichfalls einen bürgerkriegsähnlichen inneren Konflikt beendete.
Die USA verlagerten in den Jahren nach 1990 ihr außen- und sicherheitspolitisches Interesse in den Nahen Osten und konzentrierten sich auf die Transformation in Osteuropa, ohne Lateinamerika völlig aus dem Blickfeld zu verlieren, aber doch in der Priorität im Vergleich zu den siebziger Jahren herunter zu stufen. Allein der Krieg gegen den Irak und die Operation Wüstensturm Anfang 1991 und die mit der Partnerschaft für den Frieden in ein Vorstadium tretende Osterweiterung der NATO setzten in der Zeit der Clinton-Administration (1992 – 2000) neue Schwerpunkt in der internationalen Politik.
Für die FMLN begann in El Salvador nach dem Friedensschluss von 1992 eine Phase der Regeneration, aber auch der Reform und Transformation von der Guerilla-Bewegung zur politischen Partei, die etwa Ende der neunziger Jahre weitgehend abgeschlossen war. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es Wahlerfolge, etwa durch die Eroberung des Bürgermeisteramtes in der Hauptstadt San Salvador oder durch einen deutlichen Zuwachs an Mandaten im nationalen Parlament, auch wenn es keine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung der Frente gab.
Die jetzige Wahlsieg von Mauricio Funes war seit 1992 der vierte Anlauf, um auch bei einer Präsidentschaftswahl ganz oben zu stehen und damit die Richtlinienkompetenz in der Politik des Landes zu erringen, das Ergebnis vom 15. März 2009 bezeugte mit 51 Prozent für Funes bei einer Wahlbeteiligung von 61,2 Prozent keine klare Überlegenheit, doch lag der Stimmenanteil deutlich über den Resultaten der FMLN-Kandidaten Facundo Guardado im März 1999 (30,1 Prozent) und Jorge Shafik-Handal, eines der historischen Kommandanten der FMLN, der fünf Jahre später auf 36,0 Prozent kam.
Mauricio Funes hat nach seinem Wahlsieg erklärt, er wolle einen „neuen Friedensvertrag“ mit der Gesellschaft El Salvadors aushandeln und unterzeichnen – es ist nicht auszuschließen, dass er damit auch anstrebt, das seit 1992 geltende und funktionierende Friedensabkommen der UNO zu ersetzen oder auf die Höhe der Zeit zu bringen.
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