Zart und grausam

Plädoyer Die sandinistische Revolution in Nicaragua hat es heute erst recht verdient, erinnert und gewürdigt zu werden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 30/2018
Was diese Revolution so unwiderstehlich machte, stand in der Hymne der FSLN. „Unser Volk ist Herr der Geschichte“
Was diese Revolution so unwiderstehlich machte, stand in der Hymne der FSLN. „Unser Volk ist Herr der Geschichte“

Foto: Marvin Recinos/AFP/Getty Images

Mit jedem Schritt wurde der Weg länger fünfhundert Meter tief unter der Erde. Bei Temperaturen um die 40 Grad, tropfenden Decken und schwitzenden Wänden verschlug es einem Atem und Sprache. Die Einfahrt in die Goldmine „El Limon“ war ein Absturz in die Hölle. Mitte der 1980er Jahre drehten wir in diesem Schlund für einen Dokumentarfilm über Nicaragua im ersten Jahrzehnt der Revolution. Die besten, später ungeschnitten verwendeten Bilder entstanden, als der Kameramann vor Erschöpfung in Ohnmacht fiel, die Aufnahme aber nicht unterbrochen hatte, sodass die uns begleitenden Mineros im Dunst davon zu schwimmen und sich aufzulösen schienen.

Die meisten sahen aus wie 50, waren aber höchstens 30. Sie sagten uns, irgendwann würde si