Ein Shoppingerlebnis

Performance Wieder mal trafen sich virtuelle Welt und reale Welt und zwar in mehrfachen Überschneidungen. Das kam so: Gestern war ich shoppen auf Einladung.

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Im Schlossforum in Steglitz. Und dann war dort gar nicht shoppen, sondern Shoppen und...Performance.

Ich bekam ein Schild umgehängt, auf dem "Zuschauer" stand. Und dann tauchte vor dem Eingang plötzlich eine verrückte Person auf, die wild telefonierte. Sie war auf Jobsuche, Sinnsuche, Imagesuche, Konsumsuche und Ich-Suche.
Ein Kaninchen tauchte auf, hinter dem sie ständig her rannte. Wo kommt das denn vor? fragte ich mich und folgte einer jungen Dame, die uns erklärte, wo es langgeht und dass und wie wir ihr folgen sollten. Das taten wir.

In die Katakomben
der Konsumwelt

Die Abgründe der Konsumwelt erfährt man am Besten, wenn man in die realen Katakomben eines Shoppingcenters richtig herabsteigen muss. Treppe um Treppe, immer tiefer und immer tiefer. Immer hinter der jungen Dame her.

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Dort beginnt alles unter alten ausgelagerten Puppen und Reklamefiguren. Dort sitzen auch die Ängste, die Panik: Vor der Enge, vor der Entlassung und Umstrukturierung. Weiter gings auf vielen Stationen durch das Shoppingcenter durch einen Kosmetikladen mit herrlich verdrehter Stylistin

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und Image-Verpasserin, durch ein Mode- und ein Schuhgeschäft. Und weiter und weiter immer wieder zu verschiedenen Stationen. Begleitet von den teils interessierten, dann erstaunten oder gleichgültigen Blicke der ganz realen Kunden, die aber auch mitwirken. Wir - die "Zuschauer" waren nur scheinbar Kunden und performten mit. Und sahen zu, wie in Erwartung des Center-Chefs fleißig gearbeitet wurde oder waren das auch Performer? Wer weiß...

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Wenn man nicht weiß: Wer gehört zur Performance, wer ist aber einfach nur Kunde, dann macht das hellsichtig. Und die Begriffe "in" und "out" kriegen eine andere Bedeutung. Jedenfalls ging es mir so. Auf einmal sah ich die Performance bei den ganz normalen Leuten. So sah ich an einem Bartisch eine junge Dame sitzen, die wie wahnsinnig Salzstangen in sich hineinstopfte, völlig verrückt. Ich weiß bis jetzt nicht, ob die zum "Ensemble" gehörte oder nicht. Man wird ohnehin abgelenkt - was ja auch zu dieser Aufführung gehört - und sieht alles anders und damit genauer. Sehr schöne Schauspiel- und Tanz-Kabinettstücke. Mit unglaublichem Körpereinsatz. Sale-Balett im Modegeschäft.

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Fitnessworking im Sportladen.

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Eine fiktive Lesung "Aus meinem geheimen Tagebuch" und allerlei böse Intrigen um eine Fernsehserie, deren Held irgendwie rausgeschrieben werden soll. Enthüllungen und Einkäufe. Werbenostalgisches, über die Zeiten, da man noch seine Hände in Spülmittel baden konnte und der Trend noch zu fassen war und nicht ganz so schnell wie heute.

Am Ende hat die Heldin - Alice heißt sie - eine Menge schöne Tüten am Arm und wird - das kennt man - immer wieder befragt, ob sie eine Kundenkarte hat, ob sie zwei zum Preis von einem will ob sie zufrieden sei oder vielleicht später erst zahlen usw. usw. ....

Und ganz am Ende verschwindet ein spielfreudiges Ensemble mit der letzten Rolltreppe nach oben. Kommt aber wieder und kriegt herzlichen Beifall von den "Zuschauern", den Zuschauern, die sich als Kunden verkleidet hineingeschlichen haben in die ganze Performance.

Und dies sind die Schöpfer

http://www.msschrittmacher.de/

der Performance, die "Alice im Wunderland" heißt. Und dort gibts auch ein Video dazu.

Texte und Dramaturgie stammen von Hartmut Schrewe, der - nebenher - hier auch immer mal als Blogger zugange ist. Aber, ich weiß nicht, ob er enttarnt werden will.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda