Jeden Sonntag: Friedrich Luft (1911-1990)

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

"Wie immer – gleiche Zeit, gleiche Stelle, gleiche Welle.

Herzlich auf Wiederhören“

Friedrich Luft (1911-1990) war über viele Jahre "Die Stimme der Kritik" beim RIAS-Berlin. Jeden Sonntag von Dreiviertelzwölf bis Zwölf Uhr war er am Mikrofon.

Scheinbar frei sprechend, was aber nur so schien, nahm er sich die Theaterereignisse in Berlin (West) manchmal auch Ost- vor und gab seinen Kritikersenf dazu. Diese Sendung hörten alle Interessierten in Ostberlin und der DDR, wo RIAS zu empfangen war. Ich erinnere mich noch an eine Sendung zum 75. Geburtstag von Ernst Busch, dem er - nicht in Übereinstimmung mit ihm, aber ritterlich - alles Gute wünschte und sein Leben würdigte.

Lufts Sprache war merkwürdig hastig, atemlos. Er holperte sich scheinbar von Theaterereignis zu Theaterereignis. Er betonte seine Sätze nie so, dass er am Punkt zum Ende kam, sondern setzte die Pausen, die er brauchte an anderen Stellen. Aber er blieb - sowohl akustisch als auch inhaltlich - immer verständlich. Er plauderte eher als dass er vortrug.

Beim Recherchieren fand ich, dass er seine Laufbahn in der Zeitung begann, in der ich selbst viele Jahre gearbeitet habe: Bei der NEUE ZEIT in Ostberlin. Bald jedoch wechselte er nicht nur die Zeitung, sondern auch das Medium und ging zum RIAS Berlin.

In diesen Tagen wurde eine RIAS-Sendung, in der er über sein Leben berichtetet, noch einmal - in verkürzter Form - wiederholt. Er kannte den begnadeten Kabarettisten Werner Finck, der in der Nazizeit sehr viel Repression erlebte und auch kurz inhaftiert war.

Befragt, ob die Deutschen denn gewusst hätten, was mit den Juden geschah, berichtete er über eine Veranstaltung, bei der er Josef Goebbels erlebt hatte. Das war noch vor der Machtergreifung. Goebbels habe da gesagt, er beantworte alle Einwände, die Juden seien auch Menschen mit der Feststellung, die Wanzen seien auch Tiere und man zertrete sie dennoch. Da sei ihm klar gewesen, was die Juden - und auch die Gegner - dieses Systems erwarte.

Er stieg nach dem Kriege sehr schnell in die Riege der "Großkritiker" auf, sein Wort war gewichtig. Aber er war kein Verreißer, wirkte selbst auch nicht eitel und blieb immer fair auch in seinen negativen Wertungen.

Goldene Worte von Friedrich Luft:

"eine wolkige, undurchschaubare Redeweise

ist nicht Tiefsinn sondern Bluff und Lüge"

"die Sprache sei klar, unverhüllt, rein und kräftig

und nicht anmaßender Quatsch in schöner Gestalt"

Eine Fernsehsendung"Das Profil" betreute er ebenfalls.

Hier ein Ausschnitt aus einem Interview mit Hildegard Knef.






Am 24. August wäre Friedrich Luft 100 Jahre alt geworden.

Auch hier zu lesen: magdaskram.blogspot.com/2011/08/jeden-sonntag-friedrich-luft-1911-1990.html

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda