Kleist - das Sonntagsrätsel

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Heinrich von Kleists Novelle „Das Erdbeben in Chili“ hörte ich kürzlich nachts als ich nicht schlafen konnte, in einer dramatisierten Fassung im Deutschlandfunk.

Eine alte Aufnahme war das und es werden recht grundsätzliche Fragen behandelt. Mir aber gefiel vor allem der Worte Fluss.

Heute tauchte er wieder auf - der Kleist. Und das kam so:

Seit Jahrzehnten hören wir das „Klingende Sonntagsrätsel“. Auch schon zu RIAS-Berlin-Zeiten, mit Fragen, die die eigene Intelligenz reichlich unterforderten.

Die Sendung, die Hans Rosenthal erfunden hatte, war gedacht, ein bisschen Hörerstatistik zu betreiben und feedback zu bekommen.

Die aus dem Osten beteiligten sich mit einer Deckadresse. Das Sonntagsrätsel verband die Menschen – wir waren ja damals alle noch Menschen – in West und Ost. Nach der Wende fuhr man schwere Geschütze auf gegen dieses Relikt der Harmlosigkeit. Es wurde - in dieser Schlichtheit – nicht mehr gebraucht. Anfang des neuen Jahrtausends sollte es endlich das Zeitliche segnen.

In dieser Zeit schrieb ich eine E-Mail – ich hatte gerade meinen ersten Internet-Anschluss – an Christian Bienert, den freundlichen Erben des Sonntagsrätsels. Ich verband das gefragte Lösungswort mit einer allgemeinen Ermutigung für diese Sendung, die ich „eine Boje der Beständigkeit in einem Meer ständiger Veränderungen“ nannte. Ich war halt so drauf.

Einige Tage später kam ich nach Hause und mein Mann erklärte mir, er sei ganz erschöpft, denn er habe eine dreiviertel Stunde mit Christian Bienert am Telefon verbracht. Der habe ihm sein Leid geklagt, dass man die Sendung immer „kippen“ wollte und da habe ihm der zugesandte Zuspruch sehr gut getan.

Es wurde nicht gekippt – das Sonntagsrätsel – es ist ein hübscher „Kult“ geworden. Bei mir ist Sonntagsmorgen immer angesagt: Kleiner Spaziergang, allein und dann zu Hause gemeinsames Rätselraten. Alles andere ist Abweichung vom guten alten Brauch.

Inzwischen gibt’s Internet-Seiten, die blitzschnell die gestellten Fragen beantworten. Aber, wir verkneifen uns das weitgehend und raten konventionell.

Und sind auch ohne Internet und Hilfsmittel auf das heutige Rätselwort gekommen: KLEIST

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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