Heute mal wieder ein schönes Bild von den Tatsachen der Erde. Die Sonne geht auf und unter, worüber Heinrich Heine schon ironisch gedichtet hat.
Das Fräulein stand am Meere...
Das Fräulein stand am Meere
und seufzte lang und bang.
Es rührte sie so sehre
der Sonnenuntergang.
Mein Fräulein! Sein sie munter,
das ist ein altes Stück;
hier vorne geht sie unter
und kehrt von hinten zurück.
Dies alles im Bewusstsein, noch eine sehr hübsche Anekdote aus der politisch-ideologischem Parteiarbeit von einst, wo der Glauben noch geholfen hat:
Zwei alte Genossen – fest überzeugt davon, dass die sozialistische Gesellschaft und die sozialistische Kunst und mit ihr der sozialistische Realismus siegen werden - treffen sich und bereden die baldigen positiven Folgen dieses triumphalen Sieges.
Und weil man so einen Sieg noch besser auskostet, wenn man die Niederlage des Besiegten verbal feiert, bereden sie auch noch den ja überall spürbaren Niedergang der bürgerlichen Kultur.
Wie diese bürgerliche Kultur sich so immer tiefer ins Gestrüpp der Dekadenz verwickelt und in ihrer elitären Ferne von den arbeitenden Massen verkommt und wie sie damit so sicher und gesetzmäßig immer mehr und immer sicherer untergeht.
Plötzlich seufzt einer der beiden Genossen auf: „Ja, das stimmt schon alles mit der bürgerlichen Gesellschaft und ihrem gesetzmäßigen Verschwinden.“
Der Andere, ideologisch-gefestigt, fragt streng nach: „Ja und, was ist daran zu beklagen? Fehlt es Dir an der richtigen Überzeugung?"
„Nein“, meint der andere, „das nicht, aber – mein Gott, was für ein prachtvoller Sonnenuntergang“.
Dies unten ist nun der heutige schöne Sonnenuntergang - es wird jeden Tag ein bisschen...
http://static.twoday.net/magda/images/Sonnenuntergang-heute.jpg
Kommentare 4
Ach, das ist ja eine wunderbare Wortpracht.
Danke.
...übrigens heute während ich den Sonnenuntergang aufnahm, stand ein Stückchen schräg drüber am Himmel, blass La Luna.
magda und born2bmild, ihr lieben das dichterwort liebenden.
was mir zuerst zu den versen über sonne, mond und sterne einfällt, ist brecht, der schrieb über die naturanbeter so ungefähr, dass ein Gespräch über Bäume ein Verschweigen von so vielen Verbrechen sei in den finsteren Zeiten. (sorry, dass ich nicht gekramt habe nach dem exakten wortlaut).
dagegen ist zu sagen, dass die zeiten noch immer finster sind, weil nun ein gespräch über bäume schon mehr sein kann als nur ein gespräch über bäume.
klar, worauf ich anspiele: waldvernichtung, kranke bäume, vor allem in den städten; die müssen dieses jahr unmengen salz verkraften, zum beispiel.
dichter oder schriftsteller/innen sagen manchmal mehr mit weniger worten als z.b. journalist/innen. aber oft stümpern sie auch. heine lässt den sonnengott am tage ohne seine luna sein. in wirklichkeit kann man sie oft beide am tage sehen.
das ist harmlos, wenn auch falsch gesehen. in einem schullesebuch fand ich mal eine story über ein walbaby in der badewanne.
solche unachtsamkeiten gefallen mir nicht. aber länger will ich nicht in platonscher manier über die poeten lästern.
dein foto, magda, hat mutter natur gut vorbereitet.
Ach, das ist so ein schönes Gedicht. Diese virtuose Beiläufigkeit. Ich kenne es auch vertont.
Ich glaube von Ernst Busch.
Oder auch:
Sieben Rosen hat der Strauch
sechs gehörn dem Wind
aber eine bleibt dass auch
ich noch eine find
Sieben Male ruf ich Dich
sechsmal bleibe fort
doch beim siebten Mal versprich
komme auf ein Wort
Oder auch:
"Die Ballade von der Cash"
Vom Sonnenuntergang. :-))