Vergesslicher Minister

Heiko Maas Das internationale Ansehen Deutschlands stirbt gerade in Afghanistan. Die zurückgelassenen Ortskräfte sind auf die Hilfe angewiesen.

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Heiko Maas hat ein Buch geschrieben. Das ist eine Weile her, aber der Titel „Aufstehen - statt wegducken“ klingt nach einem guten Plan. Könnte auch ein Lebensmotto sein. Ist aber wohl keines – jedenfalls keines des Bundesaußenministers. Noch ist er ja in Amt und Würden. Er könnte und müsste handeln. Aber er duckt sich weg.

Die OMAS GEGEN RECHTS Deutschland-Bündnis sammeln seit Wochen Geld für die „Vergotten 26“, vergessene 26 Ortskräfte und ihre Familien. Alle haben eine Aufnahmezusage. Aber was nützt die? Sie leben in Verstecken und sind ständig in Lebensgefahr, und sie haben Angst! Einige der OMAS erleben täglich im Chat ganz nah, wie es den Familien geht und sind verzweifelt. Die OMAS machen die Arbeit für Herrn Maas – sie sammeln über eine Plattform Geld um den Lebensunterhalt der Familien sicherzustellen und wenigstens minimale medizinische Versorgung zu ermöglichen. Sie suchen nach Wegen für die Überweisungen, und sie hoffen, dass das Geld abgeholt werden kann und keiner von denen, die das tun, auf dem Weg umgebracht wird.

Danebenstehen und nichts tun, wenn Menschen um Hilfe schreien, wer kann das schon? Die Taliban laufen mit Listen von Haus zu Haus, das ist uns doch allen bekannt.

Wenn einer etwas vergessen hat, dann muss man ihn erinnern. Deshalb standen die OMAS GEGEN RECHTS am 19.10. vor dem Auswärtigen Amt, sie waren unübersehbar.

Sie hatten dem Außenminister Heiko Maas einen Forderungskatalog mitgebracht, aber bei der Übergabe stand ihnen nur ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gegenüber, Heiko Maas war vermutlich nicht zu Hause, oder er hat sich weggeduckt und von all den anderen Mitarbeitern hatte wohl auch keiner Zeit. Ein Ministerium voller Wegducker und Duckmäuser, das ist auch die einzige Erklärung für das deutsche Debakel beim Nato-Abzug aus Afghanistan.

Es muss aber gehandelt werden und dann kann Ex-Außenminister Heiko Maas ja ein neues Buch schreiben: Handeln, statt wegducken.

Vorerst brauchen die OMAS GEGEN RECHTS Deutschland-Bündnis aber Unterstützung bei ihrer Spendensammlung. Als ich eben nachschaute, lautete der letzte Eintrag einer Spenderin: „…ist schon schlimm, dass wir versuchen, die Versäumnisse unserer Regierung zu kompensieren“.

Ja, das ist schlimm. Und noch etwas: Auch Afghanen stehen Tag für Tag vor dem Ministerium. Es kümmert offenbar niemand und niemand kümmert sich.

Update folgt.

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Geschrieben von

Maja Wiens

Geboren und verwurzelt in Berlin. Schreibend überlebt. Manchmal sprachlos. Fotografie als Zweitsprache. Bekennend LINKS. Parteilos. Praktisches Berufsverbot.

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