Wenn ein Damm bricht. Zeitlose Destruktion.

Die Kachowka-Bewässerung. Im Falle von Krieg, Bürgerkrieg, militärischen Auseinandersetzungen jeglicher Art fallen komplexe industrielle Systeme, seien sie Staudämme oder Atomkraftwerke oder anderes, über kurz oder lang auseinander.

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Wenn ein Damm bricht.

Einige Gedanken und Erfahrungen zur Zerstörung des Kachowka-Staudamms.

Staudämme und Bewässerungssysteme sind komplexe Unterfangen, bewundernswert, immer gut genug für Überraschungen und Unerwartetes.

Nicht nur im Bau, nicht nur im Zusammenwirken von Technologien, sondern vor allem auch in der Nutzung durch Mensch und dem institutionellen Management einer solchen Anlage.

Die nicht-technischen Regularien und Organisationsmittel sind da oft weit wichtiger als die praktischen Modalitäten der Konstruktion.

Der Betrieb einer solchen grandiosen Anlage steht und fällt mit dem Einhalten der operativen Regeln, einem systematischen Unterhalt von Gerätschaft und dem Gebauten, und der regelmäßigen Wartung des gesamten Komplexes, im vollen Einzugsbereich (upstream) und in der Distribution und dem Gebrauch von Wasser, Energie usw. (downstream).

Denn nur die Modi Operandi machen das eigentliche Zusammenspiel.

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Das Besondere ist:

Die Komplexität des Systems verlangt ‚Frieden in sich, und Frieden in der Umwelt‘, um zusammengehalten zu werden und funktionieren zu können.

Die Brillanz der Technologie und die Anerkennung der menschlichen Leistung zeigt sich nur im Frieden.

Im Falle von Krieg, Bürgerkrieg, militärischen Auseinandersetzungen jeglicher Art fallen solche Systeme, seien sie Staudämme oder Atomkraftwerke oder anderes, über kurz oder lang in sich zusammen.

Alles nur eine Frage der Zeit.

Erst fehlen die Ingenieure, dann die Arbeiter, dann die Ersatzteile, dann wird irgendwie technisch improvisiert, dann schließen sich Teile des Systems von selbst kurz, andere brechen auseinander, brennen aus, Türen und Tore lassen sich nicht mehr schließen, etc. etc. etc …

Dann, in der Nacht kommen einige und stehlen wertvolle Kabel und Metallteile für den Schwarzmarkt, da hinter der Grenze, wo die Preise steigen …

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So ist das im Krieg.

Je länger, desto gründlicher die Erosion von allem.

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Man muss dann gar nicht mehr mit Granaten schießen oder Bomben werfen.

Nach fünf, vielleicht sechs Jahren einer solchen haus- und kriegsgemachten, langsamen Verwahrlosung und Verwitterung ist das sowieso nur noch eine stehende Ruine.

Die Welt ist voll mit solchen Staudämmen, Bewässerungssystemen und damit verbundenen Industrie- und Agraranlagen, die während der Kriege verfallen sind, ohne dass da mit der Kanone oder dem Sprengsatz auf den Damm abgezielt wurde.

Sie liegen oft in Gegenden, ehemaligen Kulturlandschaften, die heute von den meisten Menschen verlassen sind.

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Krieg ist mehr als "ein Waffengang". ... ... was für eine Untertreibung!

Krieg ist kontinuierlicher Verfall

von Zivilisation.

Schnell, oder langsam, aber sicher.

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Für eine sehr lange Zeit, vermutlich, Kachowka.

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Geschrieben von

man.f.red

„Wenn einer, der mit Mühe kaum, gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, daß er ein Vogel wär, so irrt sich der.“ ... permakultur@startmail.com

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