„Es heißt Femizid“

Interview Patrícia Melo schreibt in ihrem neuen Roman über die Kultur der Gewalt in Brasilien, sie erspart uns kein blutiges Detail. Literatur kann Widerstand leisten, sagt sie
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 16/2021
Protestaktion der NGO „Rio de Paz“, die sich gegen Gewalt gegen Frauen in Brasilien einsetzt
Protestaktion der NGO „Rio de Paz“, die sich gegen Gewalt gegen Frauen in Brasilien einsetzt

Foto: Miguel Schincariol/AFP/Getty Images

Und dann, endlich, lässt Patrícia Melo die Amazonenkriegerinnen von der Leine. Sie stürzen sich auf die Männer, auf die Frauenquäler und Frauenmörder, töten sie, kochen sie, essen sie. Ein blutiger – und tatsächlich komischer – Höhepunkt in Melos neuem Roman Gestapelte Frauen (Unionsverlag). Ein Akt der Befreiung. Denn was hier sonst zu lesen ist, ist fast unerträglich. Melo schickt eine namenlose Anwältin aus São Paulo in die Provinz Acre, um dort als Beobachterin an Prozessen teilzunehmen, in denen es um Gewalt gegen Frauen geht. Der schlimmste darunter: drei junge Weiße, die ein 14-jähriges indigenes Mädchen gefoltert, vergewaltigt und ermordet haben. Melo erspart ihrer Heldin und ihren LeserInnen kei