Literatur als flow

Experimentell Wenn jede Statusmeldung als Dichtung gilt, was hat sie dann noch zu bedeuten? Ziemlich viel, findet Holger Schulze. Er feiert den Mut zur offenen Form
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 31/2020
Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause werfen
Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause werfen

Foto: Leon Neal/AFP/Getty Images

Selten vermag es der Versuch einer Poetik, den Lesenden in einen echten Leserausch, einen Flow zu versetzen. Selten auch führt Poetik so plastisch vor, was sie theoretisch zu erkunden versucht, wie in Holger Schulzes Buch Ubiquitäre Literatur. Literatur ist heute „allgegenwärtig“ – das bedeutet „ubiquitär“. Aber zugleich hat sie sich aufgelöst, in Partikel zersplittert und in Aerosole zerstäubt. Diese Literatur braucht eine neue Poetik. Und genau daran versucht sich Schulze.

Der Autor skizziert eine Poetik des Partikularen, die – ja, wo eigentlich beginnt? Vielleicht bei den wortsammlerischen Streifzügen eines Rolf Dieter Brinkmann durch Köln. Jedenfalls endet sie nicht mit zu gedruckten Büchern gewordenen Stat