"Die Kunst zu gewinnen - Moneyball"

Filmkritik Wenn Du das letzte Spiel nicht gewinnst, ist es egal, wie gut Du vorher warst - ein Film für die fußballfreie Sommerpause.

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Die Fußball-EM ist noch nicht einmal drei Wochen her und bei manch einem sitzt die Frustration über den abermals verpassten "großen Titel" nach wie vor tief. Seit sechs Jahren scheitert unsere Nationalelf immer wieder kurz vor dem Ziel. Auch bei "Moneyball" dreht es sich um die gnadenlose Kategorisierung der Sportwelt in Gewinner und Verlierer: Grauzonen gibt es nicht.

Natürlich geht es in dieser Hollywood-Produktion nicht um Europas König Fußball, sondern um Baseball. Und als erstes fällt auf, dass man das deutsche Publikum mal wieder für zu dämlich hält und den Titel dementsprechend "germanisiert" hat in: "Die Kunst zu gewinnen". Der ursprüngliche Name "Moneyball" wurde zum Kleingedruckten degradiert.

Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Michael Lewis, greift der Film die halbwahre Geschichte um den Ex-Baseballspieler Billy Beane auf, der als Teammanager der Oakland Athletics ein auf komplexen Statistiken beruhendes System einführte, um mit seinem begrenzten Budget Spieler zu finden, die den Kader der Mannschaft konkurrenzfähig machten und gleichzeitig erschwinglich waren.

Was zunächst zugegebenermaßen langweilig klingt, entpuppt sich im Verlauf des Films als durchaus spannende Story, bei der es um mehr geht als nur Baseball. Selbst wenn man absolut null Ahnung von diesem Spiel hat, erschließt sich einem dennoch schon in den ersten Minuten der zentrale Konflikt, nämlich der ewig währende Kampf zwischen David und Goliath im Profisport: da sind die großen Vereine mit viel, viel Geld auf der einen und auf der anderen Seite solche Teams, die ihren Spielern noch nicht einmal kostenlose Softdrinks anbieten können. Es geht um Gewinner und Verlierer. Um moralische Überlegenheit und Dekadenz. Und letztlich darum, Mut zu zeigen und neue Wege zu gehen, gegen alle Widerstände.

Brad Pitt erhielt für seine Hauptrolle unter anderem eine Oscar-Nominierung. Diese verdankt er aber mehr seinem Support Jonah Hill als seiner eigenen Leistung. Hill mimt eindrucksvoll das Mathematikgenie Peter Brand, auf dessen Überlegungen das sog. Sabermetrics-System fußt. Der bescheidene Underdog ist mit Sicherheit die sympathischste Figur der Films und insbesondere das Zusammenspiel der beiden ungleichen Charaktere sorgt für die besten Szenen.

Doch es fehlt die letzte Konsequenz, der letzte Schritt. "Die Kunst zu gewinnen" krankt an dem selben Punkt, wie es auch seine Protagonisten tun: wenn Du das letzte Spiel nicht gewinnst, ist es egal, wie gut Du vorher warst. Und so entlässt das Ende der Geschichte den etwas deprimierten Zuschauer mit einem faden Beigeschmack und dem Gefühl, dass der Plot auf eine Lösung hinsteuert, die am Ende nicht eingelöst wird. Das mag daran liegen, dass man nah an den realen Begebenheiten bleiben wollte, macht es aber nicht besser.

Trotz aller Kritik ist "Moneyball" ein sehenswerter Film, der seine Höhepunkte hat und den Zuschauer streckenweise fesselt, was auch die größtenteils positiven Rezensionen zum Kinostart und eine Nominierung für den Oscar in der Kategorie "Bester Film" untermauern.

Meine Wertung: 7 von 10 Punkten.

Die Kunst zu gewinnen - Moneyball
(USA 2011. 128 Minuten)
Mit Brad Pitt, Jonah Hill, Philip Seymour Hoffman.
Regie: Bennett Miller
Buch: Steven Zaillian, Aaron Sorkin
DVD-Start: 21.06.2012

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Marvin Mügge

Gonzo-Journalist.

Marvin Mügge

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