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Confederate Monuments Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd entbrannte in den USA erneut die Diskussion um die Entfernung von Monumenten, die der Confederacy gedenken

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Arbeiter verladen die Statue eines konföderierten Soldaten in Richmond, Virginia
Arbeiter verladen die Statue eines konföderierten Soldaten in Richmond, Virginia

Foto: Eze Amos/Getty Images

Diese „wunderschönen“ Statuen zu entfernen, sei „albern“. Es führe nur dazu, dass die Geschichte und die Kultur der Vereinigten Staaten „zerrissen“ wird. Wer eines der Monumente mutwillig beschädige oder zerstöre, müsse mit einer Haftstrafe von 10 Jahren rechnen. So die Stellungnahme des gegenwärtigen US-Präsidenten Donald Trump zur sich aktuell erneut zuspitzenden Kontroverse um die Entfernung von Monumenten, die zu Ehren von Militärs und Staatsmännern der ehemaligen Confederate States of America errichtet wurden.

Mediale Aufmerksamkeit erhielt der Streit um den Beibehalt solcher Monumente zuletzt im August des Jahres 2017. Damals versammelten sich in Charlottesville, im Bundesstaat Virginia, diverse rechtsextreme Gruppierungen - unter ihnen etwa der Ku-Klux-Klan und das National Socialist Movement - unter der Devise „Unite the Right“, um gegen einen Beschluss des lokalen Stadtrats zu protestieren. Dieser Beschluss sah vor, ein Reiterstandbild für Robert E. Lee, den Oberbefehlshaber der Confederate States Army, des Heeres der Südstaaten zur Zeit des US-amerikanischen Bürgerkrieges, zu entfernen. Die zum Teil paramilitärisch anmutenden rechtsradikalen Fraktionen stießen allerdings auf erhebliche Gegendemonstrationen religiöser und linker Gruppierungen. Trauriger Hohepunkt des mitunter gewaltsamen Konfliktes war die Ermordung der 32-jährigen Bürgerrechtsaktivistin Heather Heyer durch den in der Zwischenzeit zu 419 Jahre Haft verurteilten rechtsextremen Alex Fields Jr.

Nunmehriger Auslöser der Debatte war der gewaltsame Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis, Minnesota, am 25. Mai 2020, der eine seither nicht abgerissene Protestwelle gegen Polizeigewalt und für die Gleichbehandlung sogenannter people of color nach sich zog. Im Zuge der Demonstrationen wurden Confederate Monuments und andere Statuen, die nach Ansicht vieler Rassismus und Unterdrückung symbolisieren, teilweise gewaltsam zu Fall gebracht - so beispielsweise eine Statue für Robert E. Lee in Montgomery, Alabama - aber auch die Forderung, offizielle Stellen mögen die betreffenden Statuen von öffentlichen Plätzen entfernen, wurde laut. Letzterem schloss sich am 22.07. auch das von den Demokraten kontrollierte U.S. House of Representatives an, indem es parteiübergreifend dafür stimmte, alle sich in der National Statuary Hall des Kapitol befindlichen Statuen und Denkmäler für Personen, die der Confederacy dienten oder die Sklaverei befürworteten, zu entfernen. Fünf Personen, deren Denkmäler beseitigt werden sollen, wurden vom Repräsentantenhaus konkret benannt. Betroffen sind unter anderem Denkmäler für John C. Calhoun, der unter Präsident Andrew Jackson in den Jahren 1825 - 1832 als Vizepräsident fungierte, zuvor und danach seinen Heimatstaat South Carolina im Senat vertrat und dabei als Verfechter der Sklaverei auf sich aufmerksam machte. Bevor der Beschluss des Repräsentantenhauses vollzogen werden kann, muss freilich zunächst noch der von den Republikanern beherrschte U.S. Senate zustimmen, was als unwahrscheinlich gilt, hat der Mehrheitsführer der Republikaner, Mitch McConnell, doch bereits anklingen lassen, die Entscheidung, welche Denkmäler in der Statuary Hall ausgestellt werden, solle den Bundesstaaten vorbehalten bleiben.

Die Anstrengungen der Demonstranten, unterstützt durch Non-Profit Organisationen wie dem Southern Poverty Law Center, konzentrieren sich auf die Entfernung von Monumenten, die der Confederacy gedenken. Anfang des Jahres 2019 befanden sich insgesamt 780 solcher Monumente in den USA, verteilt auf das gesamte Bundesgebiet. Der Großteil der Monumente wurde vor dem Jahre 1950 eingeweiht, seit dem Jahr 2000 waren es aber immerhin noch 24. Die absolute Mehrzahl findet sich in den Südstaaten, also denjenigen elf Bundesstaaten, die sich zu Beginn der 1860er Jahre von den Vereinigten Staaten abspalteten, weil sie die Institution der Sklaverei durch die Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten als bedroht ansahen und sich zu den Confederate States zusammenschlossen. Allein in Georgia, Virginia und North Carolina stehen mehr als 300 Monumente. Hinsichtlich ihrer konkreten Position konnte der Geograph John J. Winberry im Jahre 1984 vier hauptsächliche Standorte ausmachen: Schlachtfelder, Friedhöfe, die Flächen vor Gerichtsgebäuden und vor den Landesparlamentsgebäuden.

Die meisten der Denkmäler bilden Soldaten der Confederacy ab, einige erscheinen aber auch in der Form eines Obelisken. Typischerweise enthalten sie Schrifttafeln, die den Heldenmut der Soldaten oder die Beweggründe der Südstaaten anpreisen und verklären. So schmücken etwa das sich in der Monument Avenue in Richmond, Virginia - der Hauptstadt der Confederate States - befindliche Denkmal zu Ehren des Präsidenten der Confederacy Jefferson Davis die Worte PRO IURE CIVITATUM - zu deutsch: für die Rechte der Bundesstaaten. Angesprochen ist damit ein Narrativ, wonach die Confederacy im Sezessionskrieg nicht für den Erhalt der Sklaverei kämpfte, sondern vielmehr lediglich für states rights eintrat. Historiker sind sich allerdings weitgehend einig, dass der casus belli der sich in der Schwebe befindliche Fortbestand der Sklaverei war, das Eintreten für die Rechte der Bundesstaaten dagegen nur ein vorgeschobener Grund. Verweisen lässt sich insofern auch auf ein Zitat des Vizepräsidenten der Confederacy Alexander H. Stephens, der in der sogenannten Cornerstone Adress, einer Rede, gehalten kurz vor Ausbruch des Krieges, die Ideologie der Südstaaten beschrieb als basierend auf der Grundannahme, dass die Sklaverei der natürliche Zustand der den Weißen nicht gleichwertigen Schwarzen sei.

Begonnen wurde mit der Errichtung der Confederate Monuments unmittelbar nach Ende des Sezessionskrieges 1865. Allerdings lassen sich in zeitlicher Hinsicht zwei Hochphasen ausmachen, die keineswegs als zufällig betrachten werden dürfen, sondern vielmehr für die Interpretation der Denkmäler eine wichtige Rolle spielen.

So ist der erste drastische Anstieg in der Zahl der Bauten in den Jahren von etwa 1880 bis Mitte der 1920er zu beobachten, einer Periode also, die sich an die sogenannte Reconstruction anschloss, das heißt einer Politik der Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union, damit einhergehend aber auch einer Abschaffung der Sklaverei und der Einräumung politischer Rechte an Afroamerikaner. Dieser Periode folgte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Südstaaten, vorangetrieben durch von der demokratischen Partei beherrschte Länderparlamente, die Ära der sogenannten Jim-Crow Gesetze, welche den Afroamerikanern die zur Zeit der Reconstruction gewonnenen Rechte wieder entzog und die Rassentrennung an allen öffentlichen Orten sowie in Transportmitteln einführte. Auch der zweite Aufstieg des Ku-Klux-Klan, der seit etwa 50 Jahren kaum mehr existiert hatte, fällt in die Jim-Crow-Era. So konnte der Klan im Jahre 1922 etwa 1 Million Mitglieder, im Jahre 1925 zwischen 2 und 5 Millionen Mitglieder für sich reklamieren und am 08.08.1925 mit 50.000 Mitgliedern ungestört durch Washington, D.C. ziehen.

Der zweite maßgebliche Anstieg fällt in die 1950er und -60er Jahre, dem Zeitalter des Civil Rights Movement, dessen Höhepunkte auf den March on Washington (inklusive der I Have a Dream Rede von Dr. Martin Luther King) vom 28.08.1963 und die Verabschiedung des von John F. Kennedys Amtsnachfolger Lyndon B. Johnson vorangetriebenen Civil Rights Act vom 02.07.1964, der die Diskriminierung aufgrund von Rasse und damit auch die in den Südstaaten nach wie vor praktizierte Rassentrennung verbot, datiert werden. Es zeigt sich also, dass Confederate Monuments vor allem in Zeiten intensiver Rassenkonflikte verstärkt errichtet wurden, was die Vermutung nahelegt, dass dies nicht zuletzt deshalb der Fall war, um schwarze Amerikaner einzuschüchtern.

Eine herausragende Rolle für den Bau der Monuments spielen die United Daughters of the Confederacy, die, abgesehen von den zahlreichen Statuen auf Schlachtfeldern und Friedhöfen, für die Errichtung von 411 Denkmälern für die Confederacy auf öffentlichen Grundstücken verantwortlich zeichnen. Die UDC ist eine 1894 in Nashville, Tennessee in Gedenken an die Confederate States von Töchtern konföderierter Veteranen gegründete Vereinigung von Frauen, die eine Blutsverwandtschaft mit Personen vorweisen können, die sich im Sezessionskrieg für die Seite der Südstaaten engagierten. Die Gruppe kümmerte sich im Anschluss an den Krieg um Veteranen und deren Familien und finanzierte neben dem Bau von Denkmälern auch den Bau von Krankenhäusern. Man verfolgte allerdings auch weniger harmlose Ziele. Drei Jahrzehnte nach Ende des Sezessionskrieges begann zum einen das Ableben der Veteranen, zum anderen aber das Heranwachsen einer neuen Generation, die also die Veteranen oft nicht mehr in Person kennenlernte, aber dennoch über sie und den Krieg unterrichtet werden sollte. Um die weiße Vorherrschaft im Süden zu verfestigen, begann man damit, den Kindern - auch mithilfe von Lehrplänen, über die die UDC zum Teil die Kontrolle erlangte - ein verklärtes Bild des Krieges und der Confederacy zu vermitteln. Propagiert wurde die sogenannte Lost Cause Ideologie, die sich aus mehreren Grundannahmen zusammensetzt und etwa auch in Woodrow Wilson einen Apologeten fand, der nicht davor zurückscheute den Film The Birth of a Nation, der dazu beitrug, dass sich eben jene Ideologie popularisieren konnte, während seiner Präsidentschaft im White House vorzuführen.

Die erste These der hier nur grob zusammengefassten Lost Cause Ideologie ist, dass die Institution der Sklaverei zum Vorteil der Versklavten gereichte, die keineswegs schlecht behandelt worden wären, sondern im Gegenteil zu einem zivilisierten Leben erzogen wurden. James Henry Thornwell, ein presbyterianischer Priester, der im Sezessionskrieg die Confederacy unterstützte und auf dessen Ansichten die Lost Cause Ideologie zum Teil basiert, meinte gar, die in den Südstaaten versklavten Personen hätten ein besseres Leben als die Arbeiterschicht in England. Jefferson Davis meinte noch 20 Jahre nach dem Krieg, die Sklaven wären mit ihrer Lage zufrieden gewesen und hätten eine starke persönliche Verbundenheit zu ihren Eigentümern verspürt. Solche Ansichten stehen freilich in einem gewissen Widerspruch zu den 150.000 Sklaven, die während des Krieges ihren Herren im Süden entlaufen sind und sich der Union Army anschlossen.

Die zweite These wurde oben bereits angesprochen und besagt, dass der Bürgerkrieg zum einen nicht durch den Konflikt um die Sklaverei ausgelöst wurde, die Südstaaten vielmehr lediglich die Rechte der einzelnen Bundesstaaten verteidigen wollten und zum anderen auf eine Aggression der Nordstaaten zurückgeht. Letzteres erklärt sich dadurch, dass lost causer annehmen, die Confederate States wären ein von den United States unabhängiges, souveränes Gebilde gewesen. Stellt man sich auf einen solchen Standpunkt, kann die fortwährende Präsenz der United States Military in den Südstaaten durchaus als Aggression und das Bombardement des von Unionstruppen kontrollierten Fort Sumter in Charleston, South Carolina im April 1861 durch die Confederate Army als „der erste Schuss“ des Bürgerkriegs als bloße Reaktion betrachtet werden. Souveränität setzt allerdings internationale Anerkennung von zumindest den bedeutendsten Nationen voraus. Die Confederacy war freilich weder von Frankreich noch von Großbritannien anerkannt.

Die wohl eindrücklichste Manifestation des Einflusses der UDC ist das Confederate Memorial im Arlington National Cemetetery, einem Soldatenfriedhof der U.S. Military in unmittelbarer Nähe von Washington, D.C, der ursprünglich als Friedhof für die im Sezessionskrieg gefallenen Soldaten der Nordstaaten gegründet wurde. Bis zum Ende des Krieges im Jahre 1865 wurden aber auch zahlreiche gefallene confederate soldiers dort begraben. Den UDC gelang es, eine Erlaubnis für den Bau des Monuments durchzusetzen und für dessen Finanzierung zu sorgen. Am 04.07.1914, dem 106. Geburtstag von Jefferson Davis, dem ersten und einzigen Präsidenten der Confederacy, wurde es von Woodrow Wilson feierlich eingeweiht.

Begreift man, dass die Monumente als Teil einer Propaganda-Kampagne errichtet wurden und somit vor allem zu dem Zweck, eine weiße Vorherrschaft zu zementieren, wird schnell verständlich, warum Demonstranten sie lieber heute als morgen aus dem öffentlichen Raum verschwunden sehen möchten. Ihre Forderung bleibt allerdings nicht unangefochten. Aus den unterschiedlichsten Gründen wird auch für den Beibehalt der Monumente argumentiert.

Insofern wird etwa vorgetragen, dass Soldaten und Staatsmänner der Confederacy nicht die einzigen Figuren in der Geschichte der Vereinigten Staaten seien, die mit Rassismus verknüpft sind. Auch Präsident Trump fragte in einem Tweet vom 17.08.2017, ob wohl der Abriss von Statuen für George Washington und Thomas Jefferson als nächstes an der Reihe wäre. Impliziert wird hier, dass Washington und Jefferson Sklavenhalter waren, konsequenterweise also auch die ihnen gewidmeten Monumente zu entfernen wären. So wurden etwa in Portland, im Bundesstaat Oregon, tatsächlich Statuen von Washington und Jefferson von Demonstranten beschmiert und niedergerissen. Ob dies aber die notwendige Konsequenz der Entfernung von Confederate Monuments ist, darf bezweifelt werden. Denn vergleicht man etwa die Personen Robert E. Lees und George Washingtons, so kann durchaus eine Differenzierung vorgenommen werden. Zwar kontrollierte George Washington zum Zeitpunkt seines Todes im Jahr 1799 auf seiner Plantage Mount Vernon 317 Sklaven, von denen 124 in seinem Eigentum standen. Er verurteilte den Sklavenhandel allerdings bereits im Jahr 1774 als unmoralisch und unterstützte nach dem Unabhängigkeitskrieg - wenn auch nur im privaten Raum - eine sukzessive Abschaffung der Institution Sklaverei. Anders als etwa Thomas Jefferson glaubte Washington auch nicht an eine angeborene Minderwertigkeit der schwarzen im Gegensatz zur weißen Rasse. Die Rassenintegration in der Continental Army, die Washington im Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien als Commander-in-Chief anführte, war außerdem die am fortgeschrittenste in der Geschichte des Militärs der Vereinigten Staaten bis zu hin zum Korea-Krieg. In seinem Testament ordnete Washington ferner - als einziger Gründervater - an, seine Sklaven mögen mit dem Tod seiner Frau befreit werden. Robert E. Lee besaß - im Vergleich mit Washington - nur eine kleine Anzahl an Sklaven. Seine Einstellung zur Institution Sklaverei wird wohl am deutlichsten in einem Brief, den er seiner Frau Mary Anna Custis Lee (der Stief-Großenkelin George Washingtons) im Jahr 1856 schrieb. Hier drückte er seine Ablehnung gegenüber der Sklaverei aus, die hierfür angeführten Gründe schockieren allerdings: er hielt die Sklaverei für sinnvoll für Schwarze - die mit ihrer Hilfe zivilisiert und zum Christentum erzogen würden - aber für schädlich für Weiße, empfand es als lästig und zeitaufwendig, Sklaven zu besitzen. Eine politische Lösung lehnte er jedoch ab, sondern argumentierte, die Sklaverei würde dann ein Ende finden, wenn Gott dies für richtig halte. So stimmt er in den Präsidentschaftswahlen 1860 auch für John C. Breckinridge, der mit einem Pro-Sklaverei Wahlprogramm antrat, aber Abraham Lincoln unterlag. Den befreiten Sklaven nach Ende des Sezessionskrieges politische Rechte einzuräumen, lehnte er ebenso ab, wie die an ihn herangetragenen Bitten, die Gewalt des Ku-Klux-Klans zu verurteilen. Bereits insofern, mit Blick auf ihre jeweiligen Ansichten hinsichtlich Sklaverei und schwarzen Personen, kann also zwischen Washington und Lee unterschieden werden. Hinzu kommt allerdings ein weiterer Faktor. Man kann sich fragen, aus welchen Gründen an die beiden Männer heutzutage zurückgedacht wird. George Washington wird den meisten Menschen wohl primär als Gründervater der Vereinigten Staaten und deren erster Präsident in Erinnerung sein. Als eine Person, die im Unabhängigkeitskrieg und in dessen Anschluss für die Einheit der damals 13 Kolonien kämpfte. Robert E. Lee ist der Mehrheit wohl hauptsächlich als Oberbefehlshaber der Confederate States Army ein Begriff und mithin als jemand, der die Einheit der Vereinigten Staaten bekämpfte und für den Erhalt der Sklaverei in den Kampf zog.

Ein weiteres Argument, das gegen den Abriss der confederate monuments vorgebracht wird, ist, dass dies gleichbedeutend wäre mit einem „Ausradieren“ der eigenen Geschichte, dass dies aber nicht möglich sei, nur weil einige Personen sich beleidigt fühlen. Dem lässt sich allerdings entgegenhalten, dass die UDC, die den Bau einer Vielzahl der Monumente verantwortet, wie oben aufgezeigt, selbst, mithilfe der Monumente, die wahre Geschichte des Sezessionskriegs und der Sklaverei auslöschen und eine alternative Geschichtsschreibung propagieren wollte. Würde man die Monumente also entfernen, so bedeutete dies keineswegs ein „Ausradieren“ von Geschichte, sondern vielmehr lediglich eine Korrektur falscher Historiographie. Möchte man außerdem die Erinnerung an die Confederacy aufrecht erhalten, wozu es ja durchaus anerkennenswerte Gründe gibt - wie etwa um vor den Gefahren des Rassismus zu mahnen - so muss dies nicht durch die öffentliche Zurschaustellung ihrer Vertreter in Denkmalform, mit der stets eine gewisse Glorifizierung einhergeht, geschehen. Es würde sich etwa anbieten, die Monumente zu sammeln und eigens in einem Museum inklusive Aufklärung über die abgebildeten Persönlichkeiten auszustellen. Freilich muss dann aber der Gefahr Rechnung getragen werden, dass ein entsprechendes Museum zum Pilgerort für Rechtsradikale verkommt. Alternativ könnten - wie es auch bereits in einigen Städten geschieht - Plaketten an den Monumenten angebracht werden, die erklären, warum die Südstaaten sich abspalteten und warum im Anschluss der Sezessionskrieg gekämpft wurde und falls eine konkrete Persönlichkeit abgebildet wird, welche Rolle sie spielte. Dafür wird angeführt, dass eine solches Vorgehen realistisch und günstig sei und wohl weniger konfliktträchtig als die gänzliche Entfernung der Monumente. Einer solchen Herangehensweise wird allerdings zu Recht entgegengehalten, dass die Monumente im öffentlichen Raum von vorneherein fehl am Platze sind. Außerdem muss nach entsprechenden Plaketten erst gesucht werden, die Monumente sind dagegen bereits aus der Ferne sichtbar. Folglich können Plaketten nur eine Notlösung sein und also in Bundesstaaten eingesetzt werden, die die Entfernung der Monumente verbieten, wie es in sieben (Süd-)Staaten der Fall ist.

Betrachtet man die Geschichte der Confederate Monuments - die Zeiten, in denen sie errichtet wurden und die Gruppen, die ihren Bau finanzierten - so lässt sich ihre fortwährende Präsenz jedenfalls im öffentlichen Raum nicht rechtfertigen. Sie sind ein Symbol weißer Vorherrschaft und der systematischen Unterdrückung von Afroamerikanern. Deshalb müssen sie entfernt werden. Um sich allerdings nicht den Vorwurf von Heuchelei einzuhandeln, sollte durchaus überprüft und diskutiert werden, ob es nicht auch andere Persönlichkeiten in der Geschichte der USA gibt, derer besser nicht in Monument-Form gedacht werden sollte. Begonnen werden könnte insofern mit dem bereits erwähnten 7. Präsidenten Andrew Jackson, zu dessen Ehren unter anderem an prominenter Stelle in Washington, D.C., im President´s Park in unmittelbarer Nähe des White House, einer Reiterstatue errichtet wurde. Ohne weiter auf die durchaus ambivalente Figur Andrew Jackson einzugehen, sei hier nur erwähnt, dass er im Jahr 1830 den Indian Removal Act unterzeichnete, der die Vertreibung von 5 Indianerstämmen aus fruchtbaren Regionen im Südosten des Landes, zwischen den Appalachen und den Everglades und ihre Umsiedlung in weniger ertragreiche Territorien im heutigen Oklahoma bewirkte. Von den etwa 60.000 betroffenen Indianern verstarben etwa ein Viertel auf dem Weg in die für sie vorhergesehen Gebiete.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Matthias R.J. Grübl

Student der Rechtswissenschaften an der LMU München

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