\\\ DANKSAGUNG ///

Wohncontainer Obdachlose "Bolle feiert Geburtstag"

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Der Winter ist lang und kalt dieses Jahr und ein paar Tage soll es so kalt auch noch bleiben. Zeit für einen Rückblick auf die verangenen Wochen und Monate. Einige Themen sind über längere Zeit auch liegen geblieben. Ich hole das nach. Nichts geht verloren. Alles der Reihe nach ...

\\\ Spendenziel erreicht ///

RIESEN DANK erst einmal an alle Freunde und Unterstützer, die bei "Ein Herz für Hamburger Obdachlose" in diesem Jahr mitgemacht haben. 2800 EUR sind allein über Leetchie zusammengekommen --> https://www.leetchi.com/c/wohncontainer-hamburger-obdachlose und auch über Paypal und eine Hamburger Stiftung wurde reichlich Geld gespendet, so dass wir vorerst keine finanziellen Sorgen mehr haben, was die Aufstellung von weiteren Wohncontainern anbelangt.

12.000 EUR für den guten Zweck

Den größten Anteil der Kosten für drei Container-Standorte übernimmt in diesem Jahr das Hamburger Spendenparlament, die mit überwältigender Mehrheit FÜR unser Vorhaben gestimmt haben und so den Weg frei machten für die Aufstellung der Container an der Ansgar-Gemeinde Langenhorn und der evangelischen Kirchengemeinde Hamburg Lokstedt.

https://www.spendenparlament.de/projekt/aufstellung-von-wohncontainern-fuer-aeltere-obdachlose-menschen-2/#

An dem 3. und 4. Standort arbeiten wir noch. Auch weil das zuständige Bauamt bislang - und widererwartend - kein grünes Licht für die Aufstellung gab. Der Vorgang dauerte bis vor Tagen noch an.

Bauamt spielte auf Zeit

Im Grunde ein haarsträubender Vorgang. Bereits im Sommer letzten Jahres hatten wir unseren Bauantrag beim zuständigen Bezirksamt eingereicht. Monatelang wurde das Verfahren vom Bauamt dann verschleppt. Erst Ablehnung, dann Widerspruch und immer wieder Wartezeit. Erst jetzt kam wieder Bewegung in den Fall, nachdem wir x-mal angemahnt hatten, doch endlich zu entscheiden und das nicht erst, wenn der Winter vorbei ist.

Ein zuständiges Rechtsamt befasste sich mit dem Antrag und ein ausführlicher Bericht zu allen Fakten und Hintergründen folgt noch dieser Tage. Soviel vorweg: Das Bauamt sperrt sich gegen die Aufstellung unseres 3. Containers. Wir stellen ihn trotzdem auf - anderen Orts.

"Bolle" ist jetzt 65

Indes wurde einer unserer Container-Bewohner (Einzug Ansgar-Gemeinde 1.11.2017) 65 Jahre alt. Boleslav "Bolle" Hauptmann, wie er eigentlich heißt, feierte letzte Woche seinen 65. Geburtstag und leider geht es ihm gefühlsmäßig gar nicht so gut. Denn das Datum 30. April (2018) liegt Bolle jetzt schon schwer auf der Seele - zu wissen, dass er den Container nicht behalten kann - dann, wenn am 30. April der Wohncontainer der Kirchengemeinde wieder abgebaut wird. Leider erteilte das Bauamt keine dauerhaften Standgenehmigungen zur Aufstellung dieser "fliegenden Bauten". Eine streng temporäre Nutzung der "planungsrechtlich eigentlich anders gewidmeten Fläche" (es ist ein Parkplatz) - ist deshalb regelmäßig auch Voraussetzung für die Erteilung einer solchen zeitlich befristeten Baugenehmigung.

Angst vor der Zukunft

Und so suchen wir auch jetzt schon nach einer Folgelösung für Bolle, damit er am 30. April nicht wieder zurück auf die Straße muss. Wer also ein Gartenhaus, eine Unterkunft oder eine sonstige Bleibe den Sommer über zur Verfügung stellen möchte, kann sich gerne bei uns melden und wir leiten es weiter. Bolle würde sich sehr darüber freuen. Wie sehr - teilte er selbst am 19. Februar - an seinem Geburtstag allen Freunden unsere Initiative mit.

Video anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=CS51pUAj4Eo&list=UUWbqAhkZlc-5P2_rEJtcXkg&index=14

"Kein Leistungsanspruch"

Die Stadt hilft nicht. Bolle muss nachweisen, dass er mindestens 5 Jahre hier in Deutschland gelebt hat und das können die Meisten nicht. Ein grundlegendes Dilemma übrigens vieler Obdachloser, denn wohnungslose Menschen sind in der Regel "OFW" - also "ohne festen Wohnsitz" unterwegs und der Nachweis eines tatsächlichen Aufenthalts hier in Deutschland fällt somit schwer (wer wann wie lange wo gewesen ist).

"Ein Herz für Bolle"

Bolle ist jetzt 65 Jahre alt und obdachlos. Er lebt ohne staatliche Unterstützung. Er hat kein Einkommen und ist krank. Er möchte in Deutschland bleiben, weil er sich wünscht in der Nähe seiner Kinder zu sein, die hier in Hamburg leben. Noch weiß seine Familie nicht, dass er in einem Container lebt. Eine behutsame Annäherung ist geplant. Das letzte Kapitel schreibt das Leben.

200 Menschen mit Herz

https://www.youtube.com/watch?v=_j1K3e6Q_mI&list=UUWbqAhkZlc-5P2_rEJtcXkg&index=14 (Video)

Mehr als 200 Menschen gratulierten dem Obdachlosen "Bolle" übers Internet zum Geburtstag und bewiesen damit etwas, was wir beim Bauamt Mitte längst vermissen. Ein Herz für die Menschen in Not.

Text & Fotos: Max Bryan

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Max Bryan

Blogger & Bürgerreporter | Gesellschaft & Soziales

Max Bryan

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden