Ein nackter Hippie an der Hand eines nackten Blumenmädchens. Sie laufen über eine Wiese, auf ihren Hintern klebt ein grünes Blatt. Make love, not war steht auf dem Woodstock-Button mit dem nackten Pärchen, den man im August ’69 (wenn man überhaut noch etwas anhatte) trug, denn freie Liebe und Weltfrieden gehörten ja zusammen. Der Button war Pop und politisches Bekenntnis zugleich.
Als Statement wirkte der Pop-Button auch in der DDR politisch. Madonna, George Michael oder Michael Jackson an der volkseigenen Jeansjacke? Das Bild eines US-Stars hatte Sprengkraft, es stand für eine diffuse Art der Freiheit. Mittlerweile werden die zerkratzten Ansteck-Relikte dieser Zeit neben den Rote-Armee-Mützen auf Flohmärkten veräußert. Im Westen dominierte trotz der Anti-Atom-Button in den Achtzigern eher das Unpolitische: Statt zu einer politischen Überzeugung bekannte man sich am Revers eher zu einer Band oder einer Musikrichtung.
Nach ’89 vermischten sich dann Pop und Politik im Personen-Kult. Es gab Gorbi-Button, Osama-Button und Obama-Button. Der neueste in dieser Reihe: Ai Wei Wei. Seit der Chinese verschwunden ist, ist er omnipräsent. Wo ist Ai Wei Wei heißt die schlichte Aufschrift auf dem bildlosen Button, den man in der Berliner Galerie Neugerriemschneider, die den Künstler gerade ausstellt, umsonst bekommt: auf Deutsch, Englisch oder Chinesisch. Nach der Vernissage steckte der Button an Gucci-Hemden, ein schickes Protest-Accessoire. Aber Pop könnte ja auch durchaus wieder etwas politischer werden.
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