„Wenn sie Sex wollten, mussten sie zuhören“

Porträt Der Ostmann konnte flirten, ohne unter Verdacht zu stehen, reparierte den Kühlschrank und hatte keine Angst vor Chefinnen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2019
Hinterherpfeifen, na und? Kerle wie Schauspieler Manfred Krug zelebrierten einen herben männlichen Charme. Echte Machos waren sie aber nicht
Hinterherpfeifen, na und? Kerle wie Schauspieler Manfred Krug zelebrierten einen herben männlichen Charme. Echte Machos waren sie aber nicht

Foto: Joel Sartore/Getty Images

Sie habe nach dem Mauerfall in der Redaktion der Zeitung Wochenpost einen verunsicherten Westmann erlebt, der sich nicht traute, ihr in den Mantel zu helfen, erzählt die Journalistin aus dem Osten. „Wie bitte? Du kannst mir immer in den Mantel helfen!“, rief sie verwundert.

Eine Westfrau, die häufiger in Ostberlin unterwegs war, fand es seltsam, dass ihr die Männer auf der Straße hinterherpfeifen, Bauarbeiter oder Bohemiens. Sie fand es auch irgendwie cool.

In unserem Wohnzimmerregal in der Wohnung in Berlin-Lichtenberg stand eine Platte von Manfred Krug. Auf dem Cover trägt er eine schwarze Lederjacke, sein Blick ist wild, arrogant, irgendwie melancholisch, er wirkt wie der junge Celentano, leichter Haarausfall, nur ohne Pferdegebiss. Krug war sexy, cool