Krisenschmarotzer

Sozialer Frieden? Sogenannte Flüchtlingskrise und dschihadistische Terrorangriffe in Europa sind gute Düngemittel, um konservative Gedankenspiele sprießen zu lassen.

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Kaum haben führende Vertreter aus der deutschen Wirtschaft und wirtschaftsnahen Instituten kund getan, dass die vielen Flüchtlinge, die seit Monaten ins Land kommen, gut für die deutsche Wirtschaft seien, könnten diese doch dem Mangel an Fachkräften in den Betrieben abhelfen, da tauchen im Nachspann zu diesen Glücksverheißungen auch schon die ersten Schmarotzer auf - in diesem Fall aus den Reihen der CDU (woher sonst auch, könnte man fragen - nun gut, da gibt es natürlich noch andere Verdächtige ein wenig weiter rechts); es kann ja, wenn man es nur geschickt genug anstellt, immer mal was abfallen für einen selbst.

Immer wieder gerne als Thema gewählt: Dem Mindestlohn soll es zum wiederholten Mal an den Kragen gehen. Für das in-Arbeit-bringen von Flüchtlingen soll dieser nämlich gesenkt werden. Dagegen rührt sich sogar aus der eigenen Partei Widerstand - in diesem Fall geäußert von Christian Bäumler, Bundesvize der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft, der in einer Umsetzung der Forderung eine Gefahr für den sozialen Frieden in Deutschland sieht. Recht hat der Mann!

Aus der gleichen Partei wurde, die dschihadistischen Terrorangriffe auf wehrlose Menschen in Frankreich und auch - wieder - in Mali beunruhigen uns alle weiterhin, die Forderung laut, die Bundeswehr nun doch endlich auch im Inneren im sogenannten Antiterrorkampf einsetzen zu können. Man spürt es förmlich: Der Neid der deutschen Scharfmacher ob der gegenwärtig zu beobachtenden französischen Praxis quillt aus allen Knopflöchern ihrer feinen Anzüge - solche Möglichkeiten will man auch hier schaffen. Und fluchs werden sofort Handreichungen nachgereicht, wie das Grundgesetz wieder ein Stück weiter um ein paar lästige Bürgerrechte erleichtert werden könnte. Dazu fällt mir nur ein: Man kann zurzeit eigentlich garnicht genug kotzen, um diese ganze schwarze Soße wieder los zu werden, die einem da eingetrichtert wird.

Ein Blick in eine nicht allzu ferne Zukunft könnte dann so was zutage fördern: Der Arzt aus Syrien, die Lehrerin aus dem Irak, der Ingenieur aus Eritrea, um nur mal willkürlich ein paar dieser heiß erwarteten Spezialisten und Fachkräfte heraus zu greifen, deren Abschlüsse und berufspraktischen Erfahrungen hier - auch nach Jahren - nicht anerkannt worden sind, könnten dann, wenn alles im Sinne der Krisenschmarotzer geregelt wurde, durch Bundeswehrsoldaten zum Arbeitseinsatz als billige Hilfskräfte zum alsbald - vielleicht einige weitere Male - verringerten Mindestlohn getrieben werden.

Ich werde zum Abschluß mal ganz persönlich: Manchmal spüre ich, wie mich die Contenance im Stich lässt und mir die sachliche politische Debatte schwer fällt, dann würde ich am liebsten manchmal mit der Sauboll rinn haue, wie wir im Saarland sagen.

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Geschrieben von

maxundmoritz

"Ich lebe, ich bin parteiisch." (Antonio Gramsci)Alter, linker Polit-Grantler und -Quertreiber.

maxundmoritz