Ein paar Tage war ich in München. Dort habe ich das Buch "Lebensführung und Lebensgestaltung" von Adolf Zeddies gefunden und für einen symbolischen Euro erstanden. Das Buch erschien in seiner dritten Ausgabe 1941, die Erstausgabe erschien 1936. Ich würde hier gerne ein paar Leseproben geben und bin mir sicher, die Siemens-Verlags-Gesellschaft hat nichts dagegen.
"Wer sich viel mit sich selbst beschäftigt, wird bald sein Wesen verwirren; nur der, der ganz seiner Sache, seiner Aufgabe, seinem Werte lebt, ohne dabei immer an sich zu denken, ist in sich gefestigt und bringt die Kraft zur Durchführung seiner Leistung auf"
"Wer bei der Ausführung einer Handlung oder eines Vorhabens sich selbst beobachtet, auf die Vorgänge in seinem Innern lauscht oder den zufälligen, nicht zur Sache gehörigen Gedanken nachhängt, hat damit die Kraftstromleitung unterbrochen, die den Handelnden mit dem Handlungsziel verbindet."
"Mißlingt uns unser Vorhaben, so sollen wir uns nicht beweinen; wir sollen kein Trauerjahr einhalten. Der Erfolg läßt sich nicht berechnen, nur seine Voraussetzungen können wir schaffen. Insofern ist jedes Bemühen und Tun ein Wagnis. Deshalb halten wir neben der Einsicht den Mut - die Lust und Freude am Wagnis - für die höchste Tugend; denn der Mut strafft uns nach Mißerfolgen, überwindet am besten alle Hemmungen und Befürchtungen und drängt uns weiter zu neuen Versuchen"
Und zum Schluss:
"Die Geschichte vom fragenden Bauern
Geht es nicht uns allen wie jenem Bauern in der ERzählung, der während des Dreißigjährigen Krieges eines Nachts von Soldatenerbern aus seinem Bette geholt wurde und, ohne eine Antwort auf seine Frage zu erhalten, was man denn von ihm wolle, eine lange Reise nach einem ihm unbekannten Orte machen musste? Dort angekommen, erhielt der erstaunte Bauer eine Uniform, ein Gewehr, mußte exerzieren, marschieren und laufen,mußte dies und jenes tun - und er tat es und fand gar keine Zeit vor all dem Neuen, Ungewohnten, das auf ihn einstürmte, die Frage nach dem Sinn des ganzen zu stellen. Denn er hatte noch immer nicht die geringste Ahung, was man mit ihm vorhatte. Eines Tages aber war Sonntag und dienstfrei. Da faßte er sich ein Herz und fragte seinen Nachbarn, ob er vielleicht wüßte, wozu man ihn hierher gebracht und was denn das alles um ihn herum überhaupt für einen Sinn habe. " Das kann ich dir auch nicht sagen", sagte sein Kamerad." Da mußt du schon zum Hauptmann gehen, der weiß sicher Bescheid und kann dir Auskunft geben, was für einen Sinn das ganze hat. Ich weiß es nicht."
Da ging der Bauer zum Hauptmann. Er stand stramm vor ihm, wie man es ihm beigebracht hatte, und trug sein Anliegen vor: er wäre nun schon einige Zeit hier, wäre marschiert udn gelaufen, hätte eine Uniform und ein Gewehr bekommen, hätte dies und jenes machen müssen, aber immer noch hätte man ihm nicht gesagt, wozu er dies alles tun müßte. Er fände keinen Sinn in dem Ganzen. Der Hauptmann ließ den Bauern ausreden, blickte ihm dann fest in die Augen und sagte: "Ein tüchtiger Soldat sollst Du werden. Das andere kümmert dich nicht. Kehrt marsch". Der Bauer machte kehrt marsch und ging wieder zu seinen Kameraden. Und von Stund an war wurde er ein tüchtiger Soldat..."
Das Buch war sicher ein Bestseller und im Kanon des Führers.
Kommentare 6
vermutlich hast du durch den erwerb des buches kein besonders gutes geschäft gemacht. beim durchlesen des textes, mußte ich mehrmals schmunzeln und lachen. keiner der zeitzeugen aus meiner familie oder meinem bekanntenkreis hätte sich für solche fibeln erwärmen können. aber verkaufen lässt sich ja im grunde alles. damals wie heute.
Den vierten Absatz, das könnte doch auch ein heutiger Motivationstrainer so von sich geben.
Also, als so weit weg empfinde ich das Ganze gar nicht. Tausch das Ziel aus, und vergleiche mit heutigen Persönlichkeits-Optimierungskonzepten. Es graut einen ein wenig.
Den vierten Absatz, das könnte doch auch ein heutiger Motivationstrainer so von sich geben.
Also, als so weit weg empfinde ich das Ganze gar nicht. Tausch das Ziel aus, und vergleiche mit heutigen Persönlichkeits-Optimierungskonzepten. Es graut einen ein wenig.
Tja, vielen Leuten aus der Generation unserer Väter und Mütter, und für die Jüngeren unter uns der Großväter und -mütter, ist esja auch so gegangen, daß sie in ferne Länder geschickt wurden, nachdem man ihnen ine Uniform und ein Gewehr in die Hand gedrückt hatte. Sie wußten auch nicht so genau, warum,oder was sie dort sollten.
Der Hauptmann hatte ihnen aber gesagt, sie sollten den Ruß' totschießen und den Pollack und den Jud', und sie taten es brav, ohne vil zu fragen.
Das hat dem Führer so recht viel Freude bereitet.
Und heute? Wie weit würden wir alle uns nach oben durchfragen, wenn man uns in einer Uniform und mit einem Gewehr in der Hand in erne Länder schickte? Und was würden wir alle unternehemdn, wenn man uns wieder sagen würde, daß der Ruß' und der Pollack und der Jud' böse sind und wir sie totschießen müßten?
Würden die meisten von uns nicht ebenso schießen wie unsere Väter oder Großväter oder jenes Bäuerchen?
Und würden wir nicht auch auf die schießen, die sich bis ganz nach oben durchgefragt hätten und es ablehnen würden, auf den Ruß' und den Polack und den Jud' zu schießen? Würden wir auf die nicht schießen, wenn uns unser Hauptmann das beföhle?
In diesem Sinne: Ein nachdenkliches Pfingstfest vom Idealisten
Für EINEN Euro, was bekommt man das heute noch? Das war ein super Geschäft. Ich habe gelacht UND gesehen, das diese Bücher/ Seminare keine Neue Erfindung sind.
Warum so hypothetisch? Mein Lebensstil kostet andere Menschen das Leben oder das Lebensglück. Mein Gewehr ist meine EC-Karte, mein Befehl Konsum. Und ich fürchte ich bin ein tüchtiger Soldat.