Nimm die Spitzhacke: Christine de Pizans frühfeministische Streitschrift von 1405

Feminismus Die Italienerin Christine de Pizan gilt als erste Frau, die von ihrem Schreiben leben konnte. Um 1400 erschien ihr „Buch von der Stadt der Frauen“. Michael Jäger über ein Buch, das zum literarischen Kanon gehören sollte
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2023
Frühe Feministin: Christine de Pizans Werk ist eine Abrechnung mit männlicher Dummheit
Frühe Feministin: Christine de Pizans Werk ist eine Abrechnung mit männlicher Dummheit

Foto: IMAGO / Heritage Images

Anno 1405, als sie für das damalige französische Lese-Publikum schon eine bekannte Schriftstellerin ist, legt eine Frau ihr Hauptwerk vor: Das Buch von der Stadt der Frauen, mit dem sie ihre vorausgegangenen Erfolge noch übertrifft. Christine de Pizan (1364 bis um 1430) lebt zur Zeit des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England – kurz vor ihrem Tod wird sie Jeanne d’Arc in einem Gedicht feiern. Vor dem Buch über die Frauen hat sie schon über den Frieden, das Waffenhandwerk und das von ihr selbst erlebte Rad der Fortuna geschrieben; sie war ja von großer Höhe herabgestürzt, fand sich in Armut und Bedrängnis und stand schreibend wieder auf.

In Venedig geboren, war sie wie die ganze Familie dem Vater, einem namhaften