Den Grünen scheint die Zukunft zu gehören, in Deutschland mindestens, wenn sie dort schon heute von den unter 45-Jährigen zur stärksten Partei gewählt werden. Sie sind freilich im ganzen Land nur stark, weil sie vor allem in Westdeutschland überzeugen. Aber auch dass die AfD nicht so gut abschnitt, wie deren Führung erhofft hatte, dürfte vor allem Verdienst der Grünen sein. Standen sie doch sehr klar für eine Politik nicht nur gegen die Klimakatastrophe, sondern auch für die Verteidigung der Europäischen Union. Was in ihrem Europaprogramm steht, ist ja wahr: Wenn der Sozialstaat abgebaut wird, ist nicht Europa schuld, sondern die jeweilige Regierung, und besonders die deutsche, deren Macht auf andere europäische Staaten ausstrahlt. Der deutsche Regierungswechsel unter ökologischen wie sozialen Vorzeichen und die Stärkung der europäischen Einheit sind daher Ziele, die sich durchaus nicht widersprechen, vielmehr gehören sie unbedingt zusammen.
Der Erfolg der Grünen ist auch keineswegs unverdient. Dass sie schon bisher etwas bewegt haben, ist etwa am Atomausstieg abzulesen, zu dem die Kanzlerin nach der Havarie in Fukushima umschwenkte. Sie hätte das nicht getan, wäre nicht der grüne Wahlsieg in Baden-Württemberg zu befürchten gewesen, der dann trotzdem eintrat. Sind sie nicht überhaupt die einzige Partei seit langem, die in Deutschland Positives bewirken konnte? Das trifft auch in ökologischer Hinsicht zu, denn man muss ihnen zugestehen, dass sie es verstanden haben, in sehr großen Teilen der Bevölkerung sehr viel Sensibilität für die ökologischen Probleme zu wecken. Der Vorwurf, sie verschafften Leuten, die es gar nicht verdienen, ein gutes Gewissen – nur wegen der Mülltrennung oder weil sie im Bioladen einkaufen –, besteht zwar zu Recht. Aber sie haben damit den möglichen nächsten Schritt vorbereitet. Ihre wachsende Wählerschaft verfügt nun nämlich über die Frage, was eine wirklich wirksame ökologische Politik wäre. Und nur weil die Frage bewusst geworden ist, kann gehofft werden, dass auch die Antwort nicht nur gefunden, sondern dann auch öffentlich verstanden werden wird. Diese günstige Situation besteht vorerst nur in Deutschland – es ist grünes Verdienst.
Unbefriedigend ist die Politik der Grünen deshalb, weil sie der offensichtlichen Ursache der Klimakatastrophe ausweicht. Das von ihnen propagierte Warten auf eine Revolution der technischen Effizienz in den kapitalistischen Betrieben ist nicht nur unzureichend, sondern nützt isoliert überhaupt nichts. Denn dieselben Betriebe sind immer auch bestrebt, immer mehr Waren zu verkaufen. Im Zusammenwirken führen beide Faktoren nicht zur Senkung, sondern zur Erhöhung der Schadstoff-Emissionen. Wenn beispielsweise ein Auto dank technischer Kniffe weniger Benzin verbraucht, verbessert sich nur die Ökobilanz des einzelnen Fahrzeugs. Da seine Nutzung aus demselben Grund billiger wird, können die Unternehmen mehr Käufer gewinnen, die Automenge nimmt also zu, und damit der Schaden. Nur eine Lösung gibt es, die Menge muss sinken. Und das gilt nicht nur für Autos. Eine Begrenzung der Waren ist aber mit der Logik des Kapitals unvereinbar. Das wollen die Grünen nicht wahrhaben, denn eine Politik gegen die Logik des Kapitals wäre konfliktreich und würde wohl viele Wähler und Wählerinnen auf kurze Sicht überfordern. Auf lange, ja mittelfristige Sicht dafür umso weniger.
Wenn es den Grünen ernst ist, kommen sie nicht darum herum, der Wählerschaft die Wahrheit zu sagen. Irgendwann wird die ganze Industrie auf Sonnen- und Windkraft umgestellt sein, aber darauf können wir nicht warten: Die Warenmenge muss jetzt sinken. Und dafür muss die Gesellschaft sich aktivieren, statt dass bloß Einzelne passiv „verzichten“. Nötig wäre es, eine freie und allgemeine Wahl anzustreben, in der sich die deutsche Gesellschaft darauf festlegt, den ihr zustehenden ökologischen Fußabdruck von 1,8 Hektar pro Person nicht zu übersteigen. Wird die Wahl jährlich abgehalten, werden früher oder später die Ökologen gewinnen. Parallel müssen sie konkret aufzeigen, worin ein gutes Leben jenseits des Konsumismus besteht. Einen schnelleren Weg gibt es nicht.
Und nur wenn er beschritten wird, kann man auch den Osten – Deutschlands wie ganz Europas – für die Ökologie gewinnen. Es ist doch klar, weshalb östliche Regionen mehr als westliche nach rechts driften: weil die demokratisch-kapitalistische Alternative zum Moskauer Kommunismus nicht gehalten hat, was sie versprach. Nun wollen die Menschen radikal protestieren, und das scheint nur noch in rechter Artikulation möglich zu sein. Am radikalsten ist aber, wer sich, ohne zum Stalinismus zu regredieren, ans heiße Eisen Kapitalismus herantraut. Das ist heute gleichbedeutend damit, die ökologische Katastrophe stoppen zu wollen.
Die Nettigkeit einer Annalena Baerbock scheint zu solcher Radikalität gar nicht zu passen. Aber nett zu sein ist im Westen nicht falsch. Nur sollte sich die grüne Vorsitzende nicht so hilflos zeigen wie am Sonntag bei Anne Will. Als ihr die Unwirksamkeit grüner Politik vorgehalten wurde, schien sie auf dem falschen Fuß erwischt zu werden. Und auch die anderen Teilnehmer der Gesprächsrunde wussten von nichts. Das war nicht Bosheit. Nein, man wird sich noch oft wiederholen müssen, denn die Wahrheit ist längst nicht bekannt genug.
Kommentare 132
tja, ich will mich an-schließen:
für viele weiße,alte männer
ist die jugendliche grün-phase:
"neuland".
Genau darum geht es: Kapitalismus oder Umweltschutz. Das haben die Grünlinge aus den Augen verloren, einen grünen Kapitalismus kann es nicht geben. Das solllten sich auch die Nahles und die Kipping mal merken, die jetzt anfangen den Grünlichen hinterherzurennen.
Aber ich weiß nicht wer die 1,8 ha pro Deutschländer mal herbeihaluziniert hat - die Zahl taucht immer wieder auf. Nimmt man die Fläche der BRD und teil sie durch die Enwohnerzahl dann bekommt man eine Fläche von 0,4 ha pro Nase: davon ist ca die Hälfte landwirtschaftliche Nutzfläche (2000 m²).
Also 357000 km² (= 35700000 ha) und 83 Mio Einwohner (wer kann Mathematik ?)
"weiße alte Männer" ist dreifache gruppenspezifische Diskriminierung !
Als Grün bewegter der ersten Stunde und unbedingter Joschka Fischer Fan habe ich mich trotzdem immer wieder von den GRÜNEN abgewandt.
Weil ich stets aufs Neue zu dem Schluß kam, dass ein konsequent durchgeführter grüner Ansatz zwangsläufig in einer Diktatur enden müsse. Im Laufe der Zeit dann immer wieder Annäherung wegen Zustimmung zu oben genannten Politikerfolgen.
Was das mit dem verschleiert grinsenden Harbeck nun werden soll?
Der macht mir immer den Eindruck, als wüsste er, dass die Grünen gerade wegen ihrer Erfolgen schweren Zeiten entgegeneilen.🌼
Nett hin, Mut her, die Deutschen wollen nicht überfordert werden und mutig (bis zum Übermut) waren die Grünen bereits mehrfach: 5 DM/Liter Benzin, Steuererhöhungen und Veggieday, alles richtig, aber alles auch erschreckend schlecht und zur Unzeit vorgetragen. Ich glaube ja weniger, dass „die Deutschen“ zur Obrigkeit stets Ja und Amen sagen, sondern, ganz im Gegenteil, auch gut gemeinte Vorschläge als Übergriffe deuten und da sehr empfindlich sind. Jedesmal folgte nach mutigen Forderungen ein dramatischer Absturz in der Wählergunst und die Zeiten, in denen man am Wähler vorbei Stimmen sammeln kann, sind vorbei.
Also, die Idee über das Grüne den Sozialismus einzuführen, kann man glaube ich vergessen (zumal der auch in der realen Praxis von einer soliden Ignoranz gegenüber Umweltschutz geprägt war), aber die Sensibilisierung gegenüber der Abhängigkeit der Politik von der Wirtschaft steigt, so dass eine Zusammenführung der Themen Umwelt und Soziales bei offenem Visier vielversprechender ist.
Es kann einem passen oder nicht, aber realpolitisch sehe ich die Themen Klima und Umwelt (Müll, Wasser und Rohstoffknappheit nicht zu vergessen), Wohlstand (Altersarmut und Versorgung im Alter (ab 2028), neue Wohnkonzepte, attraktive Innenstädte, Verkehrskonzepte, keine Löcher in der Netzversorgung und den maroden Straßen/Brücken), Migration und die damit zusammenhängenden Chancen und Ängste, eine generelle Überbevölkerung, aber auch Überwachung und Privatsphäre (in zweiter Reihe, aber mit wachsender Bedeutung) ziemlich gleich auf, Kleinigkeiten wie Krieg und Frieden kommen noch dazu.
Ich denke, man muss über natürliche (im Sinne von: sich logisch aufdrängenden) Zusammenhänge, die Themen weiter mit sanftem Nachdruck ins öffentliche Bewusstsein bringen und kritisch zu sein (bis zur Paranoia) ist ja Volkssport, man trifft da sicher nicht auf größte Widerstände. Fluchtursachen bekämpfen, heißt den Flüchtenden wieder akzeptable Lebensbedingungen zu schaffen, dass das ein Mindestmaß an Wohlstand für jene bedeutet, ist klar, dass das auch Umwelt-/Klimaschutz bedeutet, ebenfalls.
Dass alternde Länder, wie Deutschland, dennoch weiterhin Einwanderung brauchen (für Rente, Arbeit und Pflege) ist ebenfalls offensichtlich, da (vermutlich) jeder Staat nicht nur das Recht, sondern per Amtseid der politischen Führung die Pflicht hat auch das Wohl der eigenen Bevölkerung zu mehren (und Schaden von ihm abzuwenden), sind bei der Einwanderung Nützlichkeitserwägungen nicht indiskutabel, sondern geboten. Dass es allein bei reinen Nützlichkeitserwägungen bleiben muss, ist damit ja keinesfalls gesagt, d.h. die hier lebende Bevölkerung müsste und sollte sich dazu durchringen zu formulieren, was die Politik nicht hinbekommt, nämlich zukünftig keine (letztlich rassistische) Negativliste im Kopf zu haben, bei der, wer anders aussieht, auch keiner von uns ist, noch jemals werden kann, sondern eine Positivliste zu formulieren, in der man Forderungen formuliert, die jemand erfüllen sollte, der hier leben möchte, aber damit verbunden wären dann auch klare Kriterien, anhand derer, bei Erfüllung, derjenige „einer von uns“ ist.
Denn Spaltung und das Gefühl letztlich nicht dazu zu gehören, vereint Migranten, ostdeutsche Wendeverlierer und demnächst immer mehr Rentner. Wir sollten also großzügig sein, bei der Vergabe sozialer Rollen, in denen man sich als „Nützling“ auch außerhalb rein monetärer/neoliberaler Bedingungen bewähren kann (etwa im Bereich Umwelt-/Klimaschutz, Soziales und Bruttoinlandsglück – der erste Punkt der auf bemerkenswert wenig Resonanz gestoßenen Empfehlung von 238 Wissenschaftlern aller Couleur, im Freitag), so dass wir soziale Kompetenzen nicht als nachrangiges „nice to have“ oder „soft skills“ ansehen, sondern als fundamental wichtig begreifen.
Dass die gesellschaftliche Regression des sozialen Wertes allein auf Nützlichkeitserwägungen eine narzisstische Grundstimmung befördert (gezeichnet Horkheimer, Adorno, Lasch, Kernberg, Blatt), die wiederum dazu führt(e), dass man die dusseligen Vorgaben des Rufs nach Selbstoptimierungen und diversen Serviceeinbußen begeistert aufnimmt, statt den Leuten einen Vogel zu zeigen, will ich nur noch mal schüchtern erwähnen. Dass diese inneren und äußeren Faktoren alle zusammen gehören, ist m.E. von einer hinreichend großen Zahl von Menschen hier und heute zu erkennen und ihnen daher zuzumuten, wenn man sich öffentlich darüber austauscht, macht man die Zusammenhänge bekannter und über die Gewohnheit werden die Zusammenhänge immer mehr Menschen bewusst. Und dass der verschärfte Konsum oft ein Kompensationsversuch für realistische, tiefe Beziehungen ist (vgl. Erich Fromm) – und Narzissmus die Zerstörung realistischer und tiefer Beziehungen, zugunsten von Idealisierung und Entwertung – gehört ebenfalls unmittelbar dazu. Konsumverzicht jetzt wird (so richtig er als Forderung ist), nicht klappen oder ein Strohfeuer bleiben, wenn er nicht mit einer Wiederbelebung stabiler Beziehungen einher geht. Sind diese reinstalliert, sinkt die Attraktivität des Kapitalismus automatisch. Das ist die Aufgabe, weniger geht nicht, die Zusammenhänge sind m.E. evident.
(Ein Schlüsseltext zur Überbrückung von Innen und Außen ist Diana Diamond, „Narzissmus als klinisches und gesellschaftliches Phänomen“, online in größeren Fragmenten zu finden, die vollen 30 Seiten sind in Otto F. Kernberg (Herausgeber), Hans P. Hartmann (Herausgeber), „Narzissmus: Grundlagen – Störungsbilder – Therapie“, bei Schattauer nachzulesen.)
tja, die von Ihnen behauptete alternative galt auch für mich.
bis ca. 1970.
dann begegnete ich dem kalifornischen "environmental movement".
wikipedia-->umweltbewegung.
und ende der 70er sah ich meine studienkollegen vom
-->kommunistischen bund(nord)
als "trüffelschweine"(georg fülberth) statt werks-tore
gorleben-transporte belagern.
ich schlage Sie vor zur auszeichnung als:
"stark-wort-aktivist".
deine sozio-psychologischen obsessionen übergehend:
"die grünen werden den sozialismus nicht einführen".
ist eine plattheit.
aber die grüne bewegung versucht,
den kapitalismus umwelt-vertäglicher zu moderieren.
(wie auch die kinder-arbeit ge-ächtet und der 8-stunden-tag
erkämpft wurde).
damit kollidieren sie mit diversen k-verwertungs-interessen/
geschäfts-/gewinn-modellen
und ihre gesellschafts-politische praxis
der einhegung/moderierung wird system-grenzen sichtbarer machen.
sorry.
und ich bitte zu bedenken:
provokationen gehören zu den magischen praktiken.
Ich betrachte mich nicht als obsessiv, denn warum sollte das, was gestern nicht geklappt hat die Antwort für Morgen sein?
Zukunftsträchtige Ideen müssen ja auch gewählt werden, die Grünen haben mehrfach gezeigt, wie man nach einem Hoch wieder abstürzen kann. Die Leute sind schnell für eine gute Idee zu begeistern, aber bleiben sie auch begeistert, wenn es für sie anstrengend wird?
Wenn wir Primitivmodelle wie den homo oeconomicus (was ist der anderes als ein von den Wirtschaftswissenschaften eingeführtes und Soziobiologie unterstütztes Modell der Psyche?) überwinden wollen, müssen wir verstehen, wie der Mensch (also erneut seine Psyche) wirklich tickt.
im gegensatz zu den meisten religiösen bewegungen
ist die grüne: eine aktivistische.
zwar mit blau-äugigen erwartungen/hoffnungen,
aber mit einer praxis, die beulen und einsichten verspricht.
sie weiß um grenzen und greift sie an.
abstürze sind in kämpferischen bewegungen:
vor-programmiert.
und hirn-nutzung ist eine produktiv-kraft.
M.E. hätte man die Abstürze vermeiden können, die ja auch nur Zeit kosteten, die Themen an sich waren ja immer treffend. Ich vermute aber, dass man den Fehler nicht zum vierten Mal wiederholen wird und daher vorsichtiger agiert, was sich aber mit Michael Jägers Forderung von Veränderungen jetzt (in Richtung Konsumverzicht/-reduktion) beißt.
Man muss mindestens verstehen, welches Loch ein Konsumverzicht reißen würde und wissen, wie man es stopfen will, sonst ist der vierte Absturz vorprogrammiert, würde ich zumindest tippen.
Eine Reduzierung des Benzinverbrauches beim Auto nutzt nichts, wenn man sich durch die Einsparung ein noch größeres Auto kaufen kann.
Ihre beschreibung vom herrschenden kannibalismus
"ist erschütternd, aber gottseidank auch anfechtbar."(voltaire zugeschrieben)
🎈[,,,] Chia-Samen [...]🎈
Chia-Samen sind gesund und recht kostengünstig.
2,75 € für 300 g bei dm.
Ist das verurteilenswerter Luxus?🧐
Bei den 1,8 Hektar geht es nicht um Fläche der BRD geteilt durch die Einwohnerzahl, sondern um den „ökologischen Fußabdruck“, das ist ein Begriff und er ist wie folgt definiert: die gesamte biologisch produktive Fläche, die beansprucht werden muss, damit die von einem Menschen konsumierten Lebensmittel sowie die übrigen von ihm gekauften Produkte und seine Energienachfrage bereitgestellt werden können. Man kann nun unterscheiden, wie groß müßte dieser „Fußabdruck“ sein, damit die ökologischen Gleichgewichte der Erde nicht überfordert werden, und wie groß ist er tatsächlich? Antwort: Er dürfte 1,8 Hektar pro Person nicht übersteigen; tatsächlich beanspruchen Deutsche aber 5 Hektar pro Person.
„Weil ich stets aufs Neue zu dem Schluß kam, dass ein konsequent durchgeführter grüner Ansatz zwangsläufig in einer Diktatur enden müsse.“ Aber diese Schlußfolgerung halte ich für irrig. Solange ich in dieser Zeitung schreibe, und das tue ich schon sehr lange, habe ich immer wieder auf die Möglichkeit hingewiesen, das ökologische Schicksal in die Hände der Menschen selbst, die von ihm betroffen sind, zu legen. Man kann natürlich sagen, freiwillig werden die Menschen niemals zum vernünftigen Handeln bereit sein. Nun gut, wenn das so wäre, dann werden sie eben alle untergehen. Weil sie die einzig mögliche Lösung ausgeschlagen hätten. Die Diktatur jedenfalls ist k e i n e mögliche Lösung. Erstens weil jede Diktatur, die den Menschen aufzwingt, was sie nicht selbst wollen, früher oder später zusammenbricht; zweitens, weil sie aller Wahlscheinlichkeit nach als kapitalistische Flucht nach vorn zustandekommen würde und das sähe dann so aus, daß eine Regierung die Preise hochsetzt – wie es Macron in Frankreich mit der Benzinsteuer versucht hat, stellen Sie sich nur vor, er wäre Diktator gewesen – und also nur noch die Reichen das Recht haben, den Planeten zu konsumieren. Das läuft dann wieder auf Erstens hinaus, denn auf Dauer kann das nicht gut gehen.
Aber ich b e s t r e i t e, daß die Menschen freiwillig niemals zum vernünftigen Handeln bereit sein werden. Wenn sie selbst die Akteure sind, statt daß nur irgendwelche Herren oder Moralapostel ihnen einen „Verzicht“ abverlangen, dann geht es um etwas ganz anderes, nämlich sie würden positiv für eine Lebensweise s t a t t für eine andere kämpfen. Zum Beispiel nicht „aufs Auto verzichten“, sondern für ein hervorragendes ganz dichtes öffentliches Verkehrssystem. Nicht „aufs Fliegen verzichten“, sondern Schnellzüge, mit denen man z.B. von Berlin nach London sechs oder sieben Stunden braucht, oder so. (Heute muß man zweimal umsteigen.) Der springende Punkt ist, daß alle einschlägigen Entscheidungen von der Gesellschaft in freien Wahlen getroffen würden, statt vom Kapital. Aber auf diese Möglichkeit geht nie jemand ein, ich meine auf dieses mögliche Kampfziel, man kann es noch so oft sagen. Ich erkläre es mir so, daß selbst die kritischsten Menschen tief in ihrem Unbewußten an ein Ende des Kapitalismus nicht glauben können. Aber das wird sich ändern.
Wenn nur Verzicht gefordert wird, haben Sie recht (siehe meine Antwort an beautiful). Aber die Armen sind in der Mehrheit und wenn die Sache in i h r e n Händen liegt, setzen s i e die Bedingungen. Die meisten Menschen auf der Welt verbrauchen weniger als „1,8 Hektar“.
Das mit den „kleinen Schritten“ ist sicher nicht falsch, aber worin sollen sie denn bestehen, wenn nicht in fortwährender Überzeugungsarbeit? (Also in d e m o k r a t i s c h e n kleinen Schritten, wobei die Demokratie aber nicht auf den Parlamentarismus reduziert sein dürfte.) Denn wenn wir wissen, was notwendig wäre, im Interesse der Menschen selber, auch wenn sie es vorerst nicht wahrhaben wollen, können wir dahinter nicht zurück. Auch Ihre Frage, „mit welcher Sprache ich umweltfreundliches Arbeiten dann auch einführen kann“, trifft m.E. den Kern, und da meine ich eben, es kann nicht die Sprache des Verzichts sein – zumal der bloße Verzicht nur die soziale Ungleichheit zementieren würde -, sondern man muß über das sprechen, was man positiv will, was ein besseres Leben wäre als das vorhandene konsumistische, und darüber wie man es gegen das Kapital durchsetzt.
Na ja, der Transport von 300 g Chia-Samen vom dm nachhause wird deutlich teurer sein als der von Mexiko über den Atlantik zum dm-Laden.🧐
„Ich denke, wir wissen bereits "wie der Mensch" tickt - und deswegen Funktionieren gewisse Dinge auch so hervorragend und andere kommen erst gar nicht ins Rollen... und wenn, dann nur kurzzeitig oder von einer "Minderheit" getragen.“
Damit meinst Du nun aber, wie man Menschen manipulieren kann, oder? Vielleicht gerade das aber ja nicht das Beste, was getan wurde. Könnte und sollte man besser machen, meine ich. Dazu muss man aber wissen, was da sonst noch potentiell vorhanden ist. Dem Worte nach wird der mündige Bürger gefordert, dass er gefördert wurde oder auch nur erwünscht ist, kann ich nicht immer erkennen.
Die Grünen legen den Finger in eine Wunde. Daher haben sie in einem patikularen Sinn recht. Und damit formulieren sie eine wirkliche Reformperspektive. Derzeit wächst die Zustimmung zu einer solchen, und bei einer pragmatischen Einstellung ist das auch schon alles, was man erhoffen und erreichen kann. Darin steckt aber ein Denkfehler, worauf auch dieser Beitrag wieder insistiert. Sogar ein doppelter, weil es eine doppelte ökologische Zerstörung gibt, die des Konsumismus und die des Militarismus, hier darf man nicht vergessen, daß die „ökologischen“ Grünen sich sogar als Kriegspartei aufgespielt haben/aufspielen. Aber bleiben wir bei der zivilen (Selbst-)Zerstörung.
Die Grünen betrachten die ökologische Frage als ein Sachproblem, und halten sie daher für technisch lösbar. Das geht so weit, daß sie glauben, mit dem Teufel den Beelzebub austreiben, also das Kapital als den Steuermechanismus unseres Wirtschaftssystems zum Umbau in einen ökologisch stabilisierbaren Zustand benutzen zu können. Nun mag es sein, daß die List der Vernunft den grünen Reformismus in eine Revolution hineintreibt (weil sich der grüne Kapitalismus einfach nicht rechnet, die gesellschaftlichen Widersprüche unlösbar verschärft). So gesehen würde der grüne Reformismus einen Zeitgewinn verschaffen, in dem sich der revolutionäre Widerspruch bilden kann. Das wäre jedoch nur ein Hinausschieben der Einsicht in den Fehler, für ein technisch-sachliches Problem zu halten, was ein Bewußtseinsproblem, ein menschliches Problem ist, eines des gesellschaftlichen Selbstverständnisses.
Der Kapitalismus ist die weltgeschichtlich äußerst erfolgreiche Überantwortung eines Fortschritts (Wachstums) an einen systemischen Mechanismus, der einer kleinen Personengruppe Macht und sachlichen Reichtum beschert (und die über längere Zeit sogar nach unten durchgesickert sind). Die problematischen Folgen solcher Veräußerlichung der Gattungskräfte werden immer sichtbarer, und damit die Notwendigkeit, selbst die Verantwortung zu übernehmen, wieder zum Subjekt des geschichtlichen Prozesses zu werden. Das ist entschieden mehr, als sich zum Techniker der Macht aufzuschwingen. Und das ist nur möglich, indem die gesamte Gesellschaft zu einer solidarischen Willensbildung unter der Einsicht in das, was wir wirklich wollen und tatsächlich wollen können, gelangt.
Das haben Sie wieder einmal treffend geschrieben, Herr Jäger.
Die Bewährungsprobe, nämlich am "heißen Eisen" Kapitalismus zu sägen, ist eine gigantische und zudem extrem unpopuläre Aufgabe, besonders in Deutschland.
Schließlich sind große Mehrheiten, ja sogar bedrohte und sozial gefährdete Minderheiten, von der allgemeinen Notwendigkeit und dem grundsätzlichen Erfolg des Kapitalismus tief überzeugt. Auch die Grünen bilden da keine Ausnahme.
Die zahlreichen "Hochöfen", im übertragenen Sinne, laufen global und erschreckend systemunabhängig. Andere würden schreiben, sie sind Ausdruck eines endlich eingetretenen Globalsystems.
Über die Selbsttäuschung, es könne eine Effizienz- und Technikrevolution das Erdsystem retten, hatten Sie ja jüngst ausreichend geschrieben.
Diejenigen, die sich in Deutschland fälschlich für eine Alternative halten, setzen auf die internationale Konkurrenz der durch Eigeninteressen definierten Nationalstaaten, sowie national, auf die Ausschaffung oder Abschaffung erklärter und erkennbarer fremder Konkurrenten.
Sie haben, sofort nach der EU- Wahl, nun die Grünen zu ihren politischen Hauptgegnern erklärt und angekündigt, zumindest taktisch, auch ein wenig zu ergrünen, um sich einen Teil der national ergrünte "Jugend- und Jungwähler" zukünftig an Bord zu ziehen.
Ob aber die älteren und alternden, situierten Semester mit dem arg gemütlichen Loschwitzer Elbeblick noch einmal vom nationalen Eigensinn absehen können, wird wahl- und demokratieentscheidend sein. Die hartnäckigsten Kapitalisten sitzen da, zumeist im Osten und sie wissen gar nicht, dass sie gemeint sind, wenn man das Wort in den Mund nimmt.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Gut gesagt, auch unter Einbeziehung der Sprache des jungen Marx; volle Zustimmung.
Ich glaube, die AfD sieht schon lange in den Grünen ihren Hauptgegner, schon wegen der konträren Haltung zur Genderfrage. Wenn man in Elsässers Zeitschrift schaut, kann man sich eine Vorstellung davon machen.
Ja, ganz sicher. Anti- Gender zieht besonders gut als Feindbild, in den Gartenlauben entlang der rechten Elbe, um und hinter der Wartburg und im Brandenburgischen.
Um es nicht auszudehnen und ein wenig satirisch zu halten:
Wer sind, bezogen auf Europa und diese EU-Wahl, die Hauptgegener der Rechten und der konservativ denkenden Deutschen?
Bestimmt nicht die Linken, sondern Macrons liberale "Renaissance", Macrons Vorschlag Solidarität und Subsidiarität auf EU-Ebene finanzpolitisch ernst zu nehmen, Sozialfonds zu schaffen, die Grünen aus Deutschland, Frankreich und anderen europäischen Staaten und einige Sozialisten, die gerade nicht aus Deutschland kommen.
Als Gegner einfach nicht mehr ernst genommen, wie trostlos und traurig es auch sein mag, die Linke und die SPD, mit Wagenknecht, Gysi, Kipping, Riexinger..., mit Nahles, Barley und Bullmann, oder ganz ohne sie.
Beste Grüße
Christoph Leusch
🎈Man kann natürlich sagen, freiwillig werden die Menschen niemals zum vernünftigen Handeln bereit sein.🎈
Ja genau, genau mit dieser Argumetation haben die Grünen das Dosenpfand und anderes durchgedrückt. Und diese "Anleitung" zum Vernünftigen Handeln grenzt für meinen Geschmack an autoritäre Fürsorglichkeit.
Wer bestimmt, was vernünftig zu sein hat? Schließlich womöglich auch, daß man mit 75 freiwillig (oder unfreiwillig) den Löffel abgibt und die schwarzen Essensmarken empfängt, weil man dann seinen Ecolological Footprint abgelatscht hat? Wäre doch vernünftig, oder?
Das politisch GRÜNE hat so etwas von dieser kalter Spießigkeit. Persönliche Freiheit ist ihnen suspekt.🎃
Wenn sich die Grünen weiterentwickeln und den Sprung vom rein pluralistisch relativistischen, hin, zum mehr "integral methodisch pluralistisch relativistischen" Denken und Handeln, schaffen, haben sie gute Chansen langfristig gestalterisch in der politischen Landschaft tätig zu werden, zum wohle des Individuums, der Natur und der Kultur, gleichermaßen..... Das kann man nur unterstützen......
"Was in ihrem Europaprogramm steht, ist ja wahr: Wenn der Sozialstaat abgebaut wird, ist nicht Europa schuld, sondern die jeweilige Regierung, und besonders die deutsche, deren Macht auf andere europäische Staaten ausstrahlt."
ein oxymoron? oder einfach so falsch? oder, wer z.b. ist denn nun für den einmarsch der troika in griechenland verantwortlich? ich glaube, als erwachsener sollte man sich vor solchen fragen nicht drücken. man fände sich dann eventuell in einer position wieder, in der man die europäische idee den nationalen sackgassen vorzieht, aber trotzdem so seine probleme haben darf mit vielem, was nach brüssel geht und von dort kommt.
Mit dem letzten Teilsatz des von Ihnen zitierten Satzes wollte ich andeuten, daß auch für die Situation in Griechenland nicht "Europa" schuld ist, sondern die deutsche Bundesregierung.
🎈Sind denn die Masern schlimmer als eine drohende globale Klimakatastrophe?🎈
Ich kann nicht abschätzen, ob man das vergleichen kann.🧐
ich dachte es mir und stimme zu. aber das steht in direktem widerspruch zur ersten hälfte des satzes. ich suche hier keine tippfehler, ich denke nur, dass der konflikt in dem satz eine der bruchlinien in der gesellschaft zum thema eu oder europa markiert.
verantwortlich für die abschaffung des sozialstaats in griechenland war die deutsche bundesregierung, die sich dazu der eu bedienen konnte, nicht die "jeweilige regierung", also die zu der zeit amtierende griechische. wenn das ging, was ist dann die eu? viele östliche und südliche staaten der eu werden sich das gefragt haben.
grüße!
Können sie sich noch an die absurden Argumente erinnern, warum die Anschnallpflicht nicht eingeführt werden sollte?
Und ironischerweise gehörte ich selbst eine Zeit lang dazu. Also Argumente dagegen aufzuführen, die so unwahrscheinlich waren, dass man in der Nachbetrachtung nur den Kopf schütteln konnte.
Um der geliebten "Freiheit" nicht ins Gehege zu kommen, hätte man auch die Versicherungen erhöhen können für jene, die sich klar dagegen bekennen. Das würde wiederum zum Verschweigen vieler führen und dann blieben nur noch, die geschätzten zusätzlichen medizinischen Kosten, die dann bei Unfällen auftreten, zur privaten Angelegenheit zu machen. Also alles gemäß des persönlichen Risikos.
Und natürlich kann nicht gewartet werden, bis auch noch die letzten Unbelehrbaren zur Einsicht gelangen. Und die Lösung der E-Autos ist natürlich auch nur eine Scheinlösung, wenn man sich die ganze Energiebilanz anschaut (dazu gehört selbstverständlich auch die Problematik der seltenen Erden), was bedeutet: der aktuelle Zustand des Individualverkehrs kann so nicht erhalten bleiben. Braucht es auch nicht, wenn genutzt wird, was intelligente öffentliche Lösungen möglich macht.
Wer aber das "Element der Freiheit" zur Unvernunft offen halten will, um möglicher Willkür vorzubeugen, kann es über den Markt richten lassen, wo exakt die Kosten umgelegt werden, die auch die Schäden der Umwelt betreffen. Dann wird über Preise geregelt, was sich der Vernunft ansonsten entzieht.
Und wenn das die Mehrheit der Bevölkerung "überfordert", weil das Gewohnte zu teuer wird, dann erhöht das möglicherweise die Motivation mal genauer hinzuschauen, wo denn der eigentliche Reichtum in der Gesellschaft steckt.
Darüber zurückgedacht, wird es dann wiederum keine "kostenneutrale" Lösung geben, weil nur das politisch umgesetzt wird, was weitgehend die alten Machtverhältnisse schützt. Alles andere wäre bei den Grünen mehr als überraschend.
🎈Können sie sich noch an die absurden Argumente erinnern, warum die Anschnallpflicht nicht eingeführt werden sollte?🎈
Ich glaube ja. Ich hatte damals mit Bohrmaschine und vielen Flüchen tadellose Automatikgurte in meinen alten Käfer eingebaut.
Solche Beispiele gehen ja noch an. Aber wie ist es mit meinem obigen Beispiel vom 75igjährigen?
Historisch belegt ist, dass, wenn strikte Politik auf zunächst harmlos wirkenden Prinzipien gemacht wurde, im Zeitablauf oft auch die absurdesten Untaten "vernünftig" erschienen bzw. als vernünftig und daher notwendig ausgegen wurden, Das ging mir dabei durch den Kopf.🍄
Gruß auch Ihnen! „ich denke nur, dass der konflikt in dem satz eine der bruchlinien in der gesellschaft zum thema eu oder europa markiert.“ Da stimme ich zu. Ich bin aber der Meinung, daß die deutsche ökonomische Übermacht sich ohne EU noch verheerender auswirken würde. Dabei muß man noch die EU von der Eurozone unterscheiden. Vorschläge, die da geltenden Regeln zu verändern, wie etwa der von Lafontaine, halte ich für richtig. Aber auch diese Veränderung wird vor allem von der deutschen Regierung blockiert.
»Historisch belegt ist, dass, wenn strikte Politik auf zunächst harmlos wirkenden Prinzipien gemacht wurde, im Zeitablauf oft auch die absurdesten Untaten "vernünftig" erschienen bzw. als vernünftig und daher notwendig ausgegen wurden…« - Wie wahr!
…
Bündnis 90/Die Grünen – die neuen Heilsbringer
Statt der Huldigungen Richtung Grünen als neuen Heilbringer, wäre eine kritische Auseinandersetzung mit ihnen und der Gesinnung des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNE“ bzw. die Mentalität des Deutschen Bundestages seit 1998 an den Pranger zu stellen, ungeniert über die Besitzstände der Bürgerinnen und Bürger zu verfügen und ansonsten den Beutezug der (internationalen) Finanzmärkte zu organisieren, auch um den Preis von völkerrechtswidrigen Kriegsbeteiligungen.
Die desaströse politische Situation dieser Tage ist von Bündnis 90/Die Grünen seit 1999 mit herbeigeführt worden. Sie bilden einen Teil des „Parteienkartells aus CDU/CSU, SPD, FDP und GRÜNE“, das Schuld trägt an der gegenwärtigen Verfasstheit der BRD. Und diese Parteien des Status Quo, sind erneut bestätigt worden – lediglich die Rollen- bzw. Kräfteverhältnisse haben sich mit dieser Wahl verändert.
Zur Anamnese von Bündnis 90/Die Grünen gehört ein verkommener Steinewerfer gegen das Establishment, der zu einem völkerrechtswidrigen Bombenwerfer für das Establishment mutierte und seine Partei in den völkerrechtswidrigen Krieg gegen Jugoslawien führte.
Zur Anamnese von Bündnis 90/Die Grünen gehören zudem alle Schweinereien, die sich mit der Agenda 2010 (speziell Hartz IV) verbinden, gehört auch die Prekarisierung von Lebensverhältnissen und der generelle Rentenklau. Vom Deutschen Bundestag wurde 2001 ein schleichender Verlust unserer Renten von 20 Prozent bis zum Jahr 2030 bewusst gesetzlich festgeschrieben.
Die heute 25/30-Jährigen, von denen ca. 30 Prozent die Grünen wählten, waren da gerade erst den Windeln entwachsen.
Bündnis 90/Die Grünen sind gleichermaßen Bündnispartner der monetären Machthaber, wie die anderen Parteien des genannten Parteienkartells.
Ihre ehemalige Kriegsbeteiligung haben sie auch rhetorisch kaschiert. – Und sie hoffen auf die Amnesie des Michels.
Wenn es einfache Beispiele sind, die einen auch noch unmittelbar betreffen, lässt sich normalerweise Konsens erzielen. Wird es komplexer, die Distanz größer, dann könnte man von einer Reziprozität des Verhaltens sprechen. Wobei es so zu verstehen ist, dass es einem dann irgendwie a. A. vorbeigeht.
Erst wenn die "Einschläge" näher kommen, wächst die Beunruhigung in einem Maße, dass nun auch die Änderung des eigenen Verhaltens als notwendig erachtet wird, selbst wenn immer noch nicht die Unmittelbarkeit der eigenen Verursachung offensichtlich sein muss.
Könnte auch einfach am evolutionären Erbe liegen, dass für solche Verhältnisse keine adäquaten Strategien entwickelt hat.
🎈Die desaströse politische Situation dieser Tage ist von Bündnis 90/Die Grünen seit 1999 mit herbeigeführt worden.🎈
Dem stimme ich zu. Nun werden sie Flagge zeigen müssen. Soll der Fluch der Neuen Medien jeden zynischen Politiker treffen!🏹
Ein Umstand, der sich im Privatkapitalismus kaum ändern lässt, aber aus aktuellem Anlass trotzdem hier angemerkt werden sollte: Ebenso wie die reformistische Linke im gesamten hat auch der FREITAG im Verlauf seines nunmehr fast 30jährigen Bestehens mehrmals die Pferde gewechselt: vom Proletariat stalinistischer Provinienz über ostdeutsche Anliegen und RRG-Flirts bis hin zur Favorisierung identitätspolitischer Ideen mit Butler und Kipping als neuen Leadern, die es nunmehr richten sollen.
Aktuell scheint GRÜN der neue Wurf zu sein – oder genauer: die neueste linksliberale Mode. Das ist nicht ganz falsch. Das Klima krepiert à la longue, und vorher werden wir – nein: nicht wir, sicher aber unsere Kinder und Enkel – noch ordentlich gegrillt. Bemerkenswert finde ich dabei, mit welcher Leichtigkeit die Garderobe der letzten propagierten Moden dabei dem publizistischen Altkleidercontainer anheimgegeben wird. Anstatt das Richtige der vergangenen Ausrichtungen in die neue Ausrichtung mit zu integrieren (vom Marxismus-Leninismus-Blanquismus die Machtfrage, vom Ostdeutschen-Wertkonservativismus die Parteinahme für die, deren Existenz und Selbstwertgefühl durch die Wende/Kehre untergepflügt wurden, von RRG die Aspekte der Machbarkeit und kleinen Schritte und von der Identitätspolitik schließlich die Sensibilität für Diskriminierungsfragen), wird nunmehr alles auf der Müllkippe der Geschichte entsorgt und als neueste linke »Errungenschaft« ein Mahl auf den Tisch gezaubert, dass schon bei der Prelude durch den Club of Rome 1972 ziemlich ungenießbar daherkam: Verzichts- und Gürtel-enger-schnallen-Ethik der härtesten Couleur.
Kurz gedacht kann dieser linke (oder besser: linksliberale) »Kleidertausch« nur dazu führen, dass die Fragestellungen der Prekären und der notdürftig sich im neoliberalen Hamsterrad noch abstrampelnden unteren Bevölkerungshälfte nunmehr (noch weiter) hintanzustehen haben zugunsten einer ökologisch begründeten, der entsprechenden Mittelstands-Klientel nach dem Mund redenden »Stecker-raus«-Programmatik. Da sich die Freude der Prolet(inn)en über derlei neue Zumutungen absehbar in Grenzen halten wird, dürfte die Öko-Thematik der letzte Skalpellschnitt sein, mit der die bürgerlich respektive »linksliberal« gewordene Linke sich von der sozialen Frage abkoppelt. »Links« wird ab dato also definiert sein als die Agenda einer Klasse der irgendwie Aufgeklärten. Das Mittel, diese Aufklärung durchzusetzen, liegt ebenfalls auf der Hand: Da die – als Klasse den gesellschaftlichen Mittelbau bildenden – Aufgeklärten allein die Macht nicht haben, wird es letztlich darum gehen, dass Kapital zu becircen und mit dessen Hilfe passende Regierungsbündnisse oder aber – wenn die Dinge sich zuspitzen sollten (was absehbar der Fall sein wird) – eine Art grüne Notstandsdiktatur in die Wege zu leiten.
Man sollte um das Ziel der neuen Weggabelungsempfehlungen jedenfalls Bescheid wissen. Natürlich spricht nichts dagegen, den FREITAG weiterhin aus Spaß zu lesen (es stehen ja auch nach wie vor viele interessante Beiträge drin). Allerdings: die aktuelle GRÜN-Hysterie sollte man besser mit einem Zwinkern goutieren – es sei denn, man ist ernsthaft gewillt, Habeck (obwohl der Bart dafür nicht reicht) für den neuen Che und Greta für die Rosa Luxemburg unserer Zeit zu halten.
Sie bringen einen erfreulichen Zungenschlag in die Diskussion ein!
Auch Ihnen meine ausdrückliche Zustimmung!
@all, die Vergeßlichkeit der Bürger ist der Blankoschein für alle beabsichtigten Missetaten der Herrschenden.
Ja, wir haben uns in dreißig Jahren immer bewegt. Wir sind keine Starrköpfe! Ich gratuliere uns dafür. Zu uns hat noch nie jemand sagen können „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“. Aber „vom Marxismus-Leninismus-Blanquismus die Machtfrage, vom Ostdeutschen-Wertkonservativismus die Parteinahme für die, deren Existenz und Selbstwertgefühl durch die Wende/Kehre untergepflügt wurden, von RRG die Aspekte der Machbarkeit und kleinen Schritte und von der Identitätspolitik schließlich die Sensibilität für Diskriminierungsfragen“ – das nehmen wir alles mit, ich schwöre es beim heiligen Marx! Warum zweifeln Sie daran? Und können Sie dem Artikel denn nicht entnehmen, daß er die grüne Politik k r i t i s i e r t? Was ist das für eine Lektüre? Gleichwohl sind auch die Grünen ein Phänomen, von dem wir etwas mitnehmen, z.B. daß sie Sensibilität für die ökologische Frage geweckt haben. Ausgerechnet an ihnen kein gutes Haar zu lassen, ist eine mehr als seltsame Haltung. Und was Sie ebenfalls ignorieren: daß mein Artikel gerade g e g e n die „Verzichts-Ethik“ geschrieben ist. Was soll man dazu sagen? Sie verhalten sich wie jemand, der etwas verdrängen will. Versuchen Sie es nur weiter.
Die Kritik an den Grünen habe ich durchaus mitbekommen (die Sinnzusammenhänge waren auch für mich als Mittlere-Reife-Absolvent nicht allzuschwer zu dechiffrieren ;-). Allerdings, um es offen zu sagen: Die Richtung »schmeckt« mir noch weniger als die der aktuellen Parteigrünen (bei denen, um im Bild zu bleiben, wenigstens noch ein paar soziale Beilagen mit auf dem Teller liegen).
Ich verspüre auch wenig Lust, über das dargelegte Groß-Verzichtsprogramm zu diskutieren. Stattdessen konstatiere ich nüchtern, dass Ihre Redaktion – aus welchen Gründen auch immer – derzeit diese Form modischer Endzeitprogrammatik favorisiert. Ich halte sie politisch aus zwei Gründen für ein ziemlich größtmögliches Desaster: a) wird sich die Linke durch diese Art radikalgrüner Themen-Priorisierung zwangsläufig von den unteren Schichten verabschieden (mit allen Konsequenzen, die das aller Voraussicht nach zeitigt), b) wird die ökologische Thematik (die meines Erachtens hochernst zu nehmen ist) durch diesen Ansatz völlig falsch beantwortet – im Sinn einer Gürtel-enger-schnallen-Agenda, die letztendlich zwar nicht so ausformuliert ist, in der Endkonsequenz jedoch darauf (und in der Endkonsequenz der Endkonsequenz auf eine ziemlich brutale Erziehungsdikatur) hinauslaufen wird.
Man kann die Chose auch historisch aufzäumen und in die Entstehungsgeschichte der Grünen gehen. Als linksreformistisches Projekt formierte sich die Grüne Partei der 1980er nicht zuletzt auch in harscher Abgrenzung zu den Verzichtsideologen aus der Ecke Club of Rome / Gruhl etc. (aus denen später dann die ÖDP entstand) – einer Richtung, die (meines Erachtens zu recht) als politisch tendenziell rechts, prokapitalistisch und autoritär angesehen wurde. Die Zielrichtung, die Sie in Ihrem Beitrag propagieren, ist nunmehr jedoch exakt dies – keine Weiterentwicklung des grünen Programms ins eine soziale und mehr linke Richtung (wie es damals linke Grüne wie Ebermann, Trampert, Ditfurth etcetera wollten), sondern das Gegenteil: ein letztlich autoritärer Radikalökologismus, welcher die soziale Frage allenfalls noch als Wortfragment im Mund führt.
Ich bin mir zwar sicher, dass Sie diese Absichten bestreiten werden (und nehme Ihnen dies sogar subjektiv ab). Die Richtung ergibt sich jedoch bereits aus der Verzichtsethik, welche elementarer Kernpunkt dieser Art Programmatik ist. Dass »Wegnehmen« bei denen schlecht ankommt, die sowieso kaum was haben, muß an der Stelle nicht näher begründet werden. Lösen lässt sich dieser Widerspruch nur mit einer Dikatur (wobei dem Eifer einiger Protagonisten entsprechend nicht nur eine materielle, sondern zusätzlich auch eine recht unappetitlich ausartende Erziehungsdiktatur zu befürchten wäre).
Zynisch formuliert könnte man sagen: Der Freitag bleibt – wenn auch unter anderen Vorzeichen – gewissen »östlichen« Wurzeln treu. Meiner Meinung nach kann der Widerspruch zwischen Klassenfrage und Ökologie letztlich nur auf eine fortschrittliche Weise sinnvoll aufgelöst werden: indem die Frage nach dem guten Leben für alle neu aufgeworfen und – peu à peu – von unten nach oben durchgesetzt wird. Die ökologische Frage wird die Verteilungskämpfe von selbst befördern – via Wasserkriege, noch mehr unappetitliche Diktaturen & Warlords, Fluchtbewegungen und sozialer Polarisierung in den entwickelten Ländern. Zumindest an der Öko-Front erscheint mir dabei die derzeitige grüne Programmatik realistischer, augenmaßvoller und letzten Endes menschenfreundlicher als manche Szenarios aus dem Baukasten selbsternannter Avantgarden in bestimmten Berliner Kiezen – oder auch am Hegelplatz.
«Die hartnäckigsten Kapitalisten sitzen da (Loschwitz), zumeist im Osten»
?????
«Verzichts- und Gürtel-enger-schnallen-Ethik der härtesten Couleur.»
Mal abgesehen davon, dass diese «Ethik» meist unfreiwillig von geschätzten 70% der Weltbevölkerung bereits «gelebt» wird:
Die (u.a. auch) von Herrn Jäger erwünschte und ohnehin alternativlose Reduzierung des ökologischen Fussabdruckes wird wohl ohne Verzicht/Einschränkung/Reduzierung bei Produktion und Konsum nicht zu erreichen sein.
"Es ist doch klar, weshalb östliche Regionen mehr als westliche nach rechts driften: weil die demokratisch-kapitalistische Alternative zum Moskauer Kommunismus nicht gehalten hat, was sie versprach. Nun wollen die Menschen radikal protestieren, und das scheint nur noch in rechter Artikulation möglich zu sein."
Herr Jäger, warum schreiben in einen so guten und extraenorm wichtigen Text solch einen Blödsinn? Konnte es nicht einmal, ein einziges Mal nur, ohne gehen? Verzeihung bitte, aber radikaler Protest war, ist und wird in linker Artikulation immer möglich sein. Und Sie und ich und Peter Altmaier alle wissen, dass gerade gesteuerte, industrielle Produktion nicht dazu neigt, ökologisch wertvoll zu sein. Genau deshalb ist Altmaier doch auf den Trichter gekommen, industriepolitisch mehr Russland und China zu wagen. Wenn das unmündige Wahlvieh anfängt, wachstumshemmende, gesundschrumpfende Gedanken zu hegen, wird halt von oben reinregiert. Falls es das ist, was Sie im Zusammenhang mit "Moskauer Kommunismus" meinen, dann gebe ich Ihnen recht und habe nichts gesagt. Im östlichen Osten allerdings, das muss ausgesprochen werden, grassiert der blanke Rechtsextremismus. Um mich richtig in Ungnade zu tippen, wie ich es immer tue, hänge ich meinen Standard-Schwatt für solche Momente an: Russland hat bei der Entnazifizierung seiner Zone offensichtlich etwas falsch gemacht. Und mehr als ein Fun-Fact, dass ausgerechnet das "Tal der Ahnungslosen", in das nie ein Westfernsehstrahl gedrungen ist, so rechts wählt. Ja lol ey.
Schönen Himmelfahrtstag.
Noch ein Gedanke zur eigentlichen Sache hier. Ich pendle mit dem Auto zur Arbeit, 2 x 20 km/Tag. Jedes Jahr freue ich mich über die Erstattung einer Pendlerpauschale über den Lohnsteuer-Jahresausgleich. Und ich weiß es nicht, aber ich bilde mir ein, dass ich der einzige Pendler bin, der sich fragt, warum er für's Pendeln eigentlich etwas erstattet bekommt, anstatt pro Kilometer ein paar Cent Strafe zahlen zu müssen. Oder warum Waren nicht teurer, sondern billiger werden, je mehr ich davon kaufe (Mengenrabatt). Das sind zwei so Punkte.
Die Grünen haben mehr Herz für Tiere. Das ist schon mal ein großer Pluspunkt....
http://www.taz.de/Regierungsbericht-zu-Tierhaltung/!5598805/
Es ist, als ob Sie meinen letzten Kommentar nicht gelesen hätten. Verzichtsethik, autoritär, Diktatur – ich habe das krasse Gegenteil zum Ausdruck gebracht. Daß die Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen müßten. Einsicht in die Notwendigkeit der ökologischen Bedingungen, die es ja nun mal gibt, das scheinen auch Sie nicht bestreiten zu wollen, dann aber, im Rahmen dessen was möglich ist, das von den Menschen Gewollte und in demokratischen Wahlen Erzwungene, statt des Kapital Gewollten. So etwas wie das Kapital darf es gar nicht mehr geben, das gehört abgeschafft, deshalb muß es eine Revolution geben. Das wäre die ökonomisch-ökologische Grundlinie, zu der selbstverständlich auch eine entsprechende sozialökologische Politik gehört, die sich in der gegenwärtigen Diskussion der Grünen sogar schon andeutet. Mein Kollege Sebastian hat auf Überlegungen von Habeck verwiesen, die zeigen das. Wirso unterstellen Sie mir, daß ich das auslassen will? Das ist völlig absurd. Ich glaube, es ist, wie ich oben schon sagte: Es gäbe ein Mittel, den Kapitalismus zu besiegen, es bestünde im Kampf um eine ökonomische Demokratie, eine von der Gesellschaft frei gewählte Ökonomie also, aber wenn man das vorbringt, schrecken die Leute zurück und auch Sie tun es, weil sie tief im Innern ihren Unbewußten an die unuumstößliche Ewigkeit des Kapitalismus glauben.
„Meiner Meinung nach“, schreiben Sie, „kann der Widerspruch zwischen Klassenfrage und Ökologie letztlich nur auf eine fortschrittliche Weise sinnvoll aufgelöst werden: indem die Frage nach dem guten Leben für alle neu aufgeworfen wird.“ Genau das steht ja in meinem Artikel! Haben Sie es nicht gelesen? Und s e l b s t v e r s t ä n d l i c h „von unten nach oben“ statt umgekehrt, wo sind wir denn, meinen Sie, wir hätten uns über Nacht in ein Wallsteet Journal umgewandelt?
„Verzeihung bitte, aber radikaler Protest war, ist und wird in linker Artikulation immer möglich sein.“ Das habe ich doch geschrieben: Da sind Leute, die glauben, nach der Moskauer und der demokratisch-kapitalistischen Erfahrung müßten sie rechts protestieren, aber wirklich radikal ist es, sich ans heiße Eisen Kapitalismus heranzutrauen. „Im östlichen Osten allerdings, das muss ausgesprochen werden, grassiert der blanke Rechtsextremismus.“ Ich habe nichts Gegenteiligres gesagt.
Sie müssen das tun, Herr Fischer, weil es kein gutes System des öffentlichen Verkehrs gibt, oder, tiefer angesetzt, weil niemand das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten angemessen plant (Stadtzersiedelung etc.). Das ist ja gerade, was man begreifen muß: In solchen Strukturen, wie sie nun einmal sind, m ü s s e n sich isolierte Individuen bewegen. Bei manchen Strukturen hat man eine Wahl, z.B. muß ich nicht nach Londom fliegen, das geht wirklich auch mit der Eisenbahn, aber zur Arbeit müssen sehr viele Leute nun mal mit dem Auto, weil es die Alternative nicht gibt. Um diese aber sollten wir kämpfen. D.h. darum, daß die Gesellschaft in freien Wahlen entscheidet, was die Ökonomie baut, z.B. ein gutes System des Öffentlichen Verkehrs, und was sie nicht baut. Den Kapitalismus müssen wir zu diesem Zweck beseitigen.
Also Zweiseitigkeit des persönlichen Verhaltens: Einerseits bewegt man sich in den vorhandenen Strukturen, weil es anders nicht geht (in vielen Fällen jedenfalls nicht; man wird schon merken und wissen, wo es geht und wo nicht), andererseits gehört man zu einer Partei oder Parteiung, die für andere Strukturen kämpft. Die alte Arbeiterbewegung hat es nicht anders gehalten: Einerseits haben die Arbeiter und Arbeiterinnen dem Kapital geholfen, indem sie arbeiteten, so daß das Kapital zu immer mehr Mehrwert kam, oder auch zu Waffen, Soldaten etc., das ging nicht anders, und andererseits haben sie revolutionäre Parteien gebildet und am Ende des Krieges, an dem sie mitwirken mußten, die schlimme gesellschaftliche Ordnung umgestürzt.
Das Kapital ist in jedem, ja. Deshalb gehört das Kapital in mir abgeschafft. Und in Ihnen auch. Und, ganz nebenbei natürlich nur, auch etwa noch in der Deutschen Bank, in Daimler, Montesanto etc. pp. „Notwendig wäre wohl eine tiefe Einsicht“, schreiben Sie, „in Gänze Bestandteil der ‚ökologischen Bedingungen‘ zu sein und ihre Schönheit und Grausamkeit an sich zuzulassen.“ Ich weiß ncht genau, wie Sie das meinen. Die Schönheit und Grausamkeit der ökologischen Ungleichgewichte jedenfalls bin ich nicht gewillt „zuzulassen“, und Sie hoffentlich auch nicht.
Danke. Dann werde ich den Teil gleich noch mal lesen. Hatte ihn anders verstanden. Was insofern nicht schlimm ist, als ich den Text wirklich gut und wichtig finde.
"Das wird gerne unterschlagen, dass es nicht das Klima ist, was beunruhigt, sondern um die gewohnte Lebensweise (!) ..."
Nö, das wird nicht unterschlagen, sondern laut kommuniziert, z.B. mit "Wir wollen, dass auch unsere Kinder und deren Kinder auf diesem Planeten ein (glückliches) Leben führen können." Das ist die DNA der Fridays for Future Proteste.
Und ich bin nicht generell dagegen, die großen Kisten (bei Ihnen: Das große Gleichgewicht) ab und zu aufzumachen, hineinzugucken und zu staunen: Och joh, dann stirbt hier mal 'ne Art aus (z.B. der Mensch) und dann kommt da mal 'ne neue Art hinzu, wat soll's. Aber das gehört hier nicht hin, weil es um menschengemachten Klimawandel geht und der Mensch nicht ein Tier wie jedes andere ist. Die Naturkatastrophe, die über uns kommt, sind wir selbst, unser nimmersattes Wesen, unsere Bequemlichkeit, unser Streben nach individuellem Vorteil - und das haben wir begonnen zu begreifen. Einige von uns.
Man bedenke mal, wie viel da drin steckt, das sich von einem Einschlag eines Meteoriten oder eines großen Vulkanausbruchs unterscheidet. Schluss mit Menschheit ist irgendwann eh - so oder so. Die Frage hier ist, wie es auf absehbare (!) Zeit mit uns weiter geht. Auf von uns absehbare und abwendbare Zeit. Das ist der springende Punkt hier. Nicht das große Gleichgewicht, das nach Abermilliarden Jahren mal kurz den Fliegenschiss Mensch ins Universum geschissen hat, sondern die für unser Dasein nicht unwichtige Frage, ob wir eigentlich sind, für was wir uns halten: erkenntnisfähig, ja oder nein.
Die Dinge großzuziehen, weit über den Rahmen unserer Handlungsfähigkeit hinaus, damit bekommt man jeden philosophischen und jeden politischen Gedanken totgeschlagen, so viel steht fest. Das definiert uns zu wirkohnmächtigen Würstchen im Wind, bar jeder Macht = Verantwortung für uns und andere(s). Das kann man mal machen, in einem trostlosen, zynischen Moment; aber nicht beim Thema menschengemachter Klimawandel.
„Wenn die GRÜNEN der Kapitalogik folgen wollen, ignoren sie damit die Logiken der Welt. Denn die Kapitallogik ignoriert die Logiken der Welt.“
Ihr Beitrag ist m.M.n. eine an sich sehr gute und kenntnisreiche Antwort.
Zu Ihrem hier zitierten Abschluss möchte ich anmerken, dass Menschsein immer quer zu den 'Logiken der Welt' steht, dass macht das aus, was uns zentral definiert und auszeichnet. Und da es ja, wie Sie treffend erläutern um uns geht (um 'die Natur' brauchen wir uns in der Tat nicht zu sorgen), ist das Überleben als biologisches Wesen natürlich fundamental, aber es geht um unser Überleben als Mensch. Denn Grundgesetzte, Hochschulen, Krankenhäuser, Sozialhilfe, Diskussionen und auch die Ideen wie Menschenwürde und Umweltschutz ignorieren in diesem Sinne alle die 'Logiken der Welt'.
„Und ich bin nicht generell dagegen, die großen Kisten (bei Ihnen: Das große Gleichgewicht) ab und zu aufzumachen, hineinzugucken und zu staunen ...“
Als älteres Kind begannen der Sternenhimmel und die Astronomie eine riesige Faszination auf mich auszuüben. Besonders waren es die Kräfte- und Größenrelationen im Universum. Unvorstellbar dichte, große, helle Objekte und unvorstellbare Entfernungen.
Zugleich gab es natürlich immer auch den Alltag, der nie sorgenfrei ist. Wenn das Wort „Diskrepanz“ eine Bedeutung hat, dann ist es die, zwischen dem, was wir unseren Sorgen an Bedeutung zumessen und der ungeheuren Bedeutungslosigkeit, der gesamten Erde im Weltall. Und ich war damals einer von 4 Milliarden anderen, was aber in puncto Bedeutungslosigkeit, ohnehin nur noch eine Randnotiz war. Und doch nehmen wir uns (jeder sich selbst) so wichtig. Dieser Bruch war mir als Kind klipp und klar, nur radierte er eben auch die Alltagssorgen nicht aus. Solche Überlegungen mögen helfen, die Sorgen zu relativieren, aber 'Gedanken über Astronomie und Größenrelationen' sind ihrerseits nun wieder unendlich bedeutungslos für den Alltag als Mensch.
Nur, wir können halt nicht anders, auch das ist Teil unserer 'Natur', uns um uns selbst zu sorgen und ebenfalls bei vielen, diese Selbstsorge dann später in Relation zu setzen, zu den Sorgen anderer und die Bedeutung von sich und anderen, sich selbst und Projekten und Produkten der Menschheit wie Kunst, Wissenschaft, Techniken und Kulturtechniken und der Entstehungsgeschichte all dessen immer wieder nachzujustieren. Irgendwann hat es mich dann fasziniert, dass man nach beiden Seiten Schlagseite haben kann. Es mit der eigenen Bedeutung zu übertreiben ist dabei der banalere Part, interessanter ist die Merkwürdigkeit um die eigene Bedeutungslosigkeit (und der lustige Widerspruch, dass man sie als einer der wenigen erkennt, versteht, erträgt) so ein großes Getöse zu machen. Zumal das Urteil der Bedeutungslosigkeit ja selbst nur in einem Kontext von Bedeutung klar werden und Eindruck machen kann. Man entzieht der Erkenntnis, aus der man großes Teile seiner überlegenen Selbstsicherheit ableitet damit jede Relevanz, denn nur in einem bedeutungsvollen Universum, hat die Übung sich in diesem Sinne einzuordnen einen Sinn. Ist das Türchen mit der Aufschrift 'Welt als bedeutsamer Raum' aber erst einmal geöffnet, sieht man einen riesigen Kosmos und die Frage nach den Relationen stellt sich immer wieder neu.
>>Wollen wir eine Herrschaft des Geldes oder eine des Rechts?<<
Womit wir wieder bei der Frage sind: Wie grün können die Grünen werden?
In den 1980er Jahren, als die Grünen in Hessen mit der „S“PD in der Landesregierung sassen, nahmen sie die erste 50 000 – DM-Spende vom Verband der chemischen Industrie an. Die Aussage des Umweltministers Fischer, er wolle dafür sorgen dass sich auch die Farbwerke Höchst an die bestehenden Umweltschutzgesetze halten müssen wurde dann nicht mehr wiederholt. Geld wirkt auch in aus Konzernperspektive homöopathischen Dosen.
Später, in der Bundesregierung, nahmen sie wiederum Spenden diverser Konzerne an, u. A. von Daimler Bonz und BMWeh. Auch das hat gewirkt: Statt Energieeffizienz in der technischen Mobilität vertreten sie nun die Elektrifizierung des grössten Energiefressers unter den Transportmitteln, des Strassenverkehrs.
Kann die Kapitalpartei heute noch aus ihrer Tradition ausbrechen? Die Häuptlinge können es nicht, dessen bin ich sicher. Und die Basis? 1999 gab es Kritik von der Basis an der Kriegspolitik der Bundesregierung. Und was geschah ausser einigen Parteiaustritten?
Die Grünpartei ist längst domestiziert. Kann man so einen Bock auswildern indem man ihn zum Gärtner macht?
Wow, was für ein schöner Kommentar dazu. Den werde ich mir in meine Immer-mal-wieder-drin-lesen-Datei kopieren. Prädikat: wertvoll.
Danke.
"Die Grünpartei ist längst domestiziert."
Ja, und nun? Die unendlich zersplitterte Linke wählen, damit die Option wengistens mal irgendwo anzufangen, vom Tisch ist, bevor sie auch nur drauf liegt? Warten auf die Revolution, Teil 569?
>>Ja, und nun?<<
Ja nun. Die Erfahrung dass es nicht viel bringt, irgendwohin ein Kreuzlein zu malen und dann Erwartungen in die Angekreuzten zu setzen, ist in meinem 70jährigen Leben schon so alt geworden, dass sie Schimmel ansetzt. Deswegen schrieb ich anderswo in diesem Forum, man kann mit den Kreuzlein ein Meinungsbild erzeugen, zum Beispiel gegen die Korruption durch die Kapitallobby. Aber bitte nicht erwarten dass damit grossartige Fortschritte erreicht würden.
Eher kann eine allmählich wachsende und sich stets inhaltlich weiterentwickelnde ausserparlamentarische Bewegung etwas erreichen.* Das versuche ich immerhin in Gesprächen anzuregen.
*Wenn versucht wird, sowas mit Parlamentarieren als Gallionsfiguren zu starten, denen man dann auch wieder das Denken überlassen kann führt das natürlich zu einem Fehlstart.
Dem Autor kann ich eigentlich nur zustimmen. Einzige Gegenrede: Parteiparlamentarische Mechanismen haben alle versagt, eine konsequent antikapitalistische Partei sehe ich nirgends. Es gibt nur noch Wahlvereine zur Sicherung der parlamentarischen Pfründe.
Wie wirksam außerparlamentarische Aktionen sein können, sieht man gerade jetzt am Thema Klima und "friday for future" und deren Auswirkungen auf die Wahlen in Westdeutschland. Leider verstehen wir die Kommunikationsformen der ganz jungen Generation nur bedingt.
"Eher kann eine allmählich wachsende und sich stets inhaltlich weiterentwickelnde ausserparlamentarische Bewegung etwas erreichen."
Die dann, in gröbsten Zügen, was tun würde?
So wie ich Ihre Grundrichtung verstehe, kritisieren Sie die Grünen für ein/ihr Festhalten am Effizienzgedanken, die Lösung jedoch liege in der Suffizienz, der Einschränkung.
Mit der Suggestion von mehr Effizienz als Lösung, gibt es unweigerlich ein 'Weiter so', bezogen auf die Idee des Wachstums, auch wegen der von Ihnen früher dargestellten Reboundeffekte (wo es umweltschonender ist, Strom zu verbrauchen, wird mehr verbraucht, gerade weil es ja so schonend geht).
Ein Systemwechsel hingegen (weg vom Kapitalismus), würde das Übel insofern an der Wurzel packen, als die Ideologie/Idee des Wachstums (und damit auch der Steigerung von Effizienz) untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden ist. Habe ich Ihre Gedanken damit einigermaßen erfasst, oder fehlt etwas wichtiges?
Ich habe oft den Eindruck, dass die Absolutheit mit der ein Systemwechsel alles ändern würde, eher auf einer Hoffnung beruht. Wenn ich den Riss innerhalb der Linken in letzter Zeit richtig verstanden habe, dann wird von klassischen Linken kritisiert, dass die grünlinke Ausrichtung, vielleicht etwas grob gesagt, eine Gutmenschenattitüde ist und die wahren Probleme der wirklich Armen, z.B., die Konkurrenz mit unterprivilegierten Migranten, zu geringer Lohn, zu wenig bezahlbarer Wohnraum und so gut wie keine Aufstiegsmöglichkeiten von den Grünlinken übersehen werden. Würden Sie diesen Streit ähnlich deuten?
Falls ja, ist das nicht von Seiten der klassisch Linken eher der Ruf sogar nach mehr Konsummöglichkeiten, für die Armen, also ebenfalls mehr Wachstum? Ich sehe erst mal nicht , dass da überhaupt irgendein Umwelt- oder Klimagedanke zwingend mitgedacht ist. Es ist freilich nicht auszuschließen, dass neue oder sanierte, mietkostengünstigere Wohnungen auch nach besten Ökostandards errichtet werden, aber der Grundgedanke der klassisch linken Richtung ist doch erst mal grünlinke 'Luxusgedanken' hinten an zu stellen. Erst mal überhaupt Wohnung, erst mal überhaupt mehr Geld … irgendwann dann das Problemchen, ob die Bio-Tomaten auch 100% oder nur 98,5% frei von Gentechnik und Pestizidrückständen sind.
Aber ist die 'neue' Erkenntnis nicht eigentlich die, dass die 'Luxusproblemchen' der Grünlinken zwar im schlimmsten Fall Gewissensberuhigung sein können (wenn man 20 Jahre nur feiert, dass man die Plastiktüten abgeschafft hat), aber doch eigentlich überhaupt keine Luxusprobleme sind? Es mögen kleine und kleinste Stellschrauben sein, aber es wären genau die, die die klassisch Linken ihrem Klientel auch beibiegen müssten: Lass mal das Dosenbier, nix mit, demnächst vielleicht mal ein dickes Auto, vergesst auch mal demnächst irre mobil zu sein, vile Fleisch zu essen, usw.? Das heißt, auch in den Systemwechsel müssten zwingend grüne Projekte eingeflochten werden, sonst verschlimmert man die Ausgangslage.
Soweit ich das hoffentlich verstehe, will man den Zugewinn an Wohlstand der Armen durch eine Reduktion der Konsummöglichkeiten der Mittelschicht (die wenigen Reichen spielen da m.E. keine große Rolle, denn auch der Superreiche kann nur in genau einem Flieger sitzen oder einem Auto fahren und wie klimaschädigend sein Verhalten auch sein mag, es sind wenige an der Zahl) kompensieren. "Die Warenmenge muss j e t z t sinken." Die Mittelschicht macht eindeutig mehr Dreck, also kann man diesen reduzieren, per Gesetz.
Wenn aber alle sparen müssen, muss diese Konsumbeschränkung ja durch einen empfundenen nicht nur suggerierten Zugewinn an Wohlbefinden ausgeglichen werden, will man wirklich eine bessere Welt. (Sonst hat man eine Revolution die man vielleicht nicht will, siehe Frankreich, wo es nicht um Umweltschutz geht.) Warum aber ist diese nicht über eine Vielzahl kleiner Schritte und Einsichten zu erreichen? Also dann, wenn man wirklich was tut, natürlich nicht, wenn man nichts tut. Warum also muss die Systemfrage am Anfang stehen, warum kann sie sich nicht organisch ergeben? Würde sich nicht, dem Effizienzgedanken folgend, aus diesem erweisen können, dass Effizienz allein ineffizient ist, wenn sie es denn sein sollte und dass man anderen oder weiteren Strategien folgen muss? Ich sehe nicht, dass dem Markt etwas zu überlassen, zwingend mit Wachstum zu tun haben muss. Und anders herum, ergibt die die Notwendigkeit des Wachstums auch aus der Zunahme der Weltbevölkerung, wie will man da eingreifen, auch mit Blick auf eine Ausbeutung der natürlichen Ressourcen (ein Reicher kann einfach nicht mehr essen und trinken, als 10.000 Arme, die ja zudem nicht arm bleiben sollen)?
Ihre Fragen sind alle sehr berechtigt - ich finde es hocherfreulich, daß wir jetzt solche Fragen erörtern -, was ich darauf antworten kann, kann ich aber nicht jetzt gleich niederschreiben, sondern erst in ein paar Stunden. (Wenn auch noch andere Ihre Fragen annehmen würden, wäre es umso besser.)
„Ein Systemwechsel hingegen (weg vom Kapitalismus), würde das Übel insofern an der Wurzel packen, als die Ideologie/Idee des Wachstums (und damit auch der Steigerung von Effizienz) untrennbar mit dem Kapitalismus verbunden ist.“ Ja, das wollte ich zum Ausdruck bringen, nur daß Wachstum nicht bloß eine mit dem Kapitalismus „verbundene“ „Ideologie/Idee“ ist, sondern er selber in seiner Praxis; Zwang zum Wachstum ohne Ende ist das, was ihn definiert. Marx hat das als erster erkannt und ausgesprochen, heute wird es wohl von niemandem mehr bestritten, nur daß viele Ökonomen sich nicht gern damit befassen. Der Schweizer Ökonom Hans Christoph Binswanger, der die Ökosteuer vorgeschlagen hat, hat auch Bücher über den Wachstumszwang geschrieben.
„Die Lösung liege in der Suffizienz, der Einschränkung“, beginnen Sie ihr Referat. Der Ausdruck „Einschränkung“ klingt nach „Verzicht“ und ich habe nun schon oft geschrieben, daß das nicht meine Linie ist. Wenn ich von einer schlechten in eine gute Wohnung umziehe, werde ich das nicht mit dem Satz „Ich hatte eine Wohnung, habe aber auf sie verzichtet“ beschreiben. Dieser Satz suggeriert, daß ich jetzt obdachlos bin, und ist also unwahr; aber dennoch gelingt es mir nicht, Sie oder jemand anders hier von dieser Unwahrheit zu überzeugen. Der gesellschaftlich Umstieg vom Privatautofahren zum hervorragenden dichten System Öffentlichen Verkehrs zum Beispiel würde erheblich CO2 einsparen und wäre keine Einschränkung, kein Verzicht, sondern würde dem Umziehen in die gute Wohnung entsprechen.
Für ökologische Politik macht es natürlich einen erheblichen Unterschied, ob ich sage „Verzichtet auf eure Privatautos!“ oder „Kämpft für ein viel besseres Verkehrssystem!“ Es macht aber vor allem erst einmal einen ökonomischen Unterschied. Das bessere Verkehrssystem kann nämlich nicht kommen, wenn nicht die Gesellschaft es entscheiden und erzwingen kann. Das längst bekannte Mittel wären gesellschaftliche Wahlen, ausgedehnt aber auf die Belange der Ökonomie. Am Anfang von allem müßte die Einhaltung der ökologischen Gleichgewichte gewählt werden, das ist die Sache mit den „1,8 Hektar“. Innerhalb der so gezogenen Grenzen würden es in weiteren Wahlen dann um die ökonomische Gewichtung gehen, z.B. eben wieviel Privatautoverkehr, wieviel Öffentlicher Verkehr. Und selbst diese Grundwahl als Verzicht zu beschreiben wäre unwahr. Sie würde vielmehr den Gewinn eines Planeten, der ein gutes Leben zuläßt, bedeuten. Nur um e i n e n Verzicht kommt man, wenn man ökonomische Grenzen ziehen will, allerdings nicht herum, man muß nämlich dann auf den Kapitalismus verzichten, der wie gesagt die ökonomische Zwangsbewegung des Wachsens ist; immer wachsen müssen heißt ja keine Grenze unüberschritten sein lassen können.
Für dieses Programm müßte die Gesellschaft ihr Recht gewinnen, über ihre eigene Ökonomie zu verfügen, statt daß es wie heute dabei bleibt, daß das Kapital dieses Recht usurpiert hat. Das ist der entscheidende Punkt.
Wenn das Programm durchgesetzt wäre, wäre ökologisch „alles geändert“. Und ich sehe keine andere Möglichkeit.
Die Frage, ob „Grünlinke“ die wahren Probleme der wirklich Armen übersehen, möchte ich an Sie zurückgeben. Lesen Sie, was Robert Habeck dazu geschrieben hat: https://www.robert-habeck.de/texte/blog/eine-neue-soziale-logik/.
Den „klassisch Linken“ würde ich nicht vorwerfen, daß sie wegen der Armen nach mehr Wachstum rufen, nicht jedenfalls in Deutschland und nicht, wenn Sie die Linkspartei meinen. Die SPD, ja, auf die trifft das zu. Linksparteipolitiker würden eher eine Umverteilung verlangen, und das würde ich selbst ebenfalls tun. Das Konzept des guten Lebens, das wir entwickeln müssen, führt auf jeden Fall die Armen aus der Armut heraus, und da hätte doch gerade die Linkspartei ihre Aufgabe. Bezahlbare Wohnungen gehören sicher dazu. Im Übrigen könnte die Linkspartei schon heute Traditionen früherer kommunistischer Parteien aufgreifen, die darin bestanden, den Armen Möglichkeiten des gesellschaftlichen Lebens zu bieten bzw. ihnen bei der Selbstorganisation zu helfen. Früher gab es in Italien die l’Unità-Feste und die bedeutendsten Komponisten des Landes wie Nono versuchten, Werke für die Arbeiter und Arbeiterinnen zu schreiben und mit diesen zu kommunizieren. Am Ende des 19. Jahrhunderts hat die SPD die Tradition begründet, zu Sylvester Beethovens Neunte aufzuführen. Durch Arbeitervereine! Und heute? Aber vielleicht denkt man, die Leute säßen ja ohnehin vor der Mattscheibe, und hält das für Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.
Wenn es nicht um Deutschland geht, sondern um die ganze Welt, sehen wir viele Regionen wirklich schwerer Armut, die man beim Wirtschaftswachstum unterstützen muß, weil sie bei „1,8 Hektar“ noch gar nicht angekommen sind.
Aber daß der Klimagedanke bei der Linkspartei nicht wirklich mitgedacht ist, könnte wahr sein. Sie greift gern den Kapitalismus an, tut es aber so abstrakt, daß sie die ökologische Konkretheit übersieht, die ihr Angriff haben könnte und müßte. Diese Konkretheit besteht eben in dem „Rebound“-Mechanismus, den ich oben im Artikel wieder beschrieben habe: Alles, was Ökologietechniker schaffen, wird vom Zwang zu immer mehr Waren wieder aufgefressen. Die Linkspartei greift den Konsumismus so wenig an wie die Grünen es tun.
„Die Mittelschicht macht eindeutig mehr Dreck, also kann man diesen reduzieren, per Gesetz.“ Das ist der falsche Ansatz, weil er verschiedene Bevölkerungsgruppen gegeneinander ausspielt, als ob ihnen nicht allen am Leben der Nachgeborenen gelegen sein müßte. Die Mittelschicht ist nicht das Kapital. Sowohl die Armen als auch die Mittelschicht müssen an der ökologischen Wende von sich aus teilnehmen, anders kann es gar keine geben. Man kann nicht Leuten das Autofahren verbieten mit dem Argument, daß andere Leute sich ein Auto nicht leisten können. Denn das funktioniert nicht, Stichwort Gelbwesten.
Warum ist ein „Zugewinn an Wohlbefinden nicht über eine Vielzahl kleiner Schritte und Einsichten zu erreichen?“ Er ist darüber zu erreichen, aber es geht ja nicht so, daß z.B. immer mehr Leute einzeln ihre Autos stehenlassen, um in den guten Öffentlichen Verkehr umsteigen, der dadurch immer größer wird. Das wird er auf diese Weise nicht. Vielmehr zwingt umgekehrt der beschränkte Öffentliche Verkehr die Leute dazu, ihre Autos n i c h t stehenzulassen. Für den größeren und besseren Öffentlichen Verkehr müßte sich schon die Gesellschaft als ganze entscheiden, sonst kommt er nicht. Kleine Schritte müssen also darin bestehen, daß die Einsicht in diese Tatsache immer mehr wächst. Mit der Einsicht aber, daß die Gesellschaft über die Formen der Mobilität entscheiden können müßte, und über andere ökonomische Grundfragen auch, statt daß das Kapital es tut, ist die „Systemfrage“ nun einmal aufgeworfen.
„Ich sehe nicht, dass dem Markt etwas zu überlassen, zwingend mit Wachstum zu tun haben muss.“ Das würden viele, vielleicht die meisten Marxisten bestreiten, ich selbst sehe es aber auch nicht, stimme Ihnen in diesem Punkt also zu. Ein Markt muß kein kapitalistischer Markt sein. Das heißt, er muß nicht unter dem Zwang stehen, immer mehr Waren zu verkaufen. Heute tut er das aber; der Markt, den wir haben, ist der kapitalistische Markt. I h m etwas zu überlassen, hat „zwingend mit Wachstum zu tun“.
„Die Notwendigkeit des Wachstums ergibt sich auch aus der Zunahme der Weltbevölkerung.“ Die Bevölkerung nimmt in den reichen Ländern ab. Sie nimmt zu in den armen Gebieten, die wie gesagt bei „1,8 Hektar“ noch gar nicht angekommen sind, wo also Wachstum nicht nur notwendig ist, sondern auch keinen ökologischen Schaden anrichten würde.
Ihre Fragen sind so wichtig und so grundsätzlich , daß ich sie zusammen mit meinem Antwortversuch auch noch einmal gesondert veröffentlich habe: Ökologische Fragen und Antworten.
Es widerspricht sich nicht, weil die Senkung auf 1,8 Hektar ausreichen würde.
Sie gehen vollkommen richtig an die Sache heran. So muß man denken, um zu Lösungen zu gelangen. Oder etwas anders, aber in dieser Art: Wie müßte es laufen, damit Afrikaner etwas davon haben? Aber fragt denn irgendwer so? Und: Selbst wenn nur wir uns mit 1,8 Hektar begnügen, wäre der Planet schon nicht mehr ganz so schlimm dran. Und, noch wichtiger: Wir würden ein Vorbild schaffen. Wenn nämlich in Afrika die Nutzung von PKWs steigt, dann deshalb, weil wir ihnen das Vorbild gegeben haben. Die gucken fern und sehen das.
Es ist doch lustig, wie traditionelle Antikapitalisten jetzt erklären, dass sie eigentlich noch ökologischer denken als die Grünen. Dabei gab es bei den Grünen von Anfang an die hier geforderte Konsum- und Wachstumskritik. Die traditionelle Linke hat das bis vor kurzem als Bevormundung etc. verurteilt, in sehr großer Koalition mit den CDUSPDFDP. Jetzt den Grünen altkluge Tipps zu geben, ist also ein bisschen verlogen. Aber wenn es das braucht, um gemeinsam nach neuen Lösungen zu suchen, soll es mir recht sein.
Das ist überhaupt nicht verlogen, aus dem einfachen Grund daß ich kein "traditioneller Linker" bin. Widerliche Unlogik.
Aber, entschuldigen Sie meinen spontanen Ärger. Dann sind Sie eben unlogisch, Sie sind ja nicht der Einzige. Daß wir nach gemeinsamen Lösungen suchen, ist das Wichtige.
Nun ja, Sie schreiben aber so, zumindest zum Ende des gut beginnenden Artikels, wie ein "traditioneller Linker" (Kommunist, Sozialist, SPDler ...). Das Problem ist doch, dass für fast alle Linken, die sich nicht der Grünen Bewegung angeschlossen haben, Ökologie bis gestern als Verrat am Arbeiter bekämpft wurde. Deshalb finde ich es einerseits gut, dass da frischer Wind reinkommt. Andererseits klingt das zuweilen jovial und unehrlich, wie (gerade auch auf freitag.de) sich an die Spitze der Bewegung argumentiert wird. Man könnte ja auch einfach mal sagen: »Scheiße, wir waren zu lang auf dem falschen Dampfer!«
- "das kapital ist in jedem",
- der natur-verbraucher ist in jedem.
- das k-system/der konsumismus hat uns domestiziert.
- wir sind kollaborateure.
das ist zwar richtig, aber was heißt das?
ist ein ausstieg möglich? für wen? für wieviele?
- welche teil-ziele sind in reich-weite/zumutbar?
- welche ebenen der umgestaltung sind gangbar/wirkungs-voll?
- muß erst ein großer kladderadatsch geschehen?
(wie es die zusammen-bruchs-orientierte gemeinde erwartete)?
Natürlich müssen die Grünen noch grüner werden. Die Frage ist nur, wer bzw. wieviele mit voller Überzeugung und allen Konsequenzen mitziehen? Einerseits werden sie als Verbotspartei gehasst, andererseits sollen sie strenger werden. Sie haben schmerzhaft lernen müssen, den Mainstream nicht zu überfordern. Die Grünen werden so grün sein, wie wir das zulassen.
>>Die dann, in gröbsten Zügen, was tun würde?<<
Ein Beispiel: Das Prinzip „Reparieren statt wegwerfen“ ist in der Form winziger Tröpfchen vorhanden. Die können wachsen und sich auch ohne Unterstützung von Investorenlobby und Werbeagenturen zu einem See vereinigen. Ab einer gewissen Grösse könnten solche Werkstätten sogar zu Produktionskooperativen werden, die neue Produkte mit dem Schwerpunktziel Haltbarkeit/Leichtreparierbarkeit entwickeln.
>>Lassen wir dahingestellt wie man auf diese Zahl kommt, wohl mit allerlei Kunstgriffen.<<
ökologischer Fussabdruck
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>>...wieviele Gewerbe oder Industrien müßten wir schließen...<<
Wenn das Primärziel des Arbeitens nicht länger der private Profit, sondern der Gebrauchswert der Arbeitsergebnisse ist, wird zweifellos weniger für die Produktion gearbeitet werden müssen: Weniger Rohstoff- und Energieverbrauch, weniger Transportenergie. Es geht also nicht um "schliessen müssen", sondern um reduzieren können. Ohne Verlust an Lebensfreude und mit Gesundheitsgewinn durch Stressabbau.
>>Heute ist in Paris wieder Gelbwestentag. Da demonstrieten diejenigen, die am 15. des Monats kein Geld mehr auf dem Konto haben und die einen alten umweltschädlichen Diesel brauchen, um zum nächsten Arzt zu kommen...<<
Dere gesamte Vorgang sah so aus: Erst die öffentlichen Verkehrsmittel ausserhalb der Rennstrecken bis zur Unbenutzbarkeit reduzieren und dann die Treibstoffsteuer hochsetzen: Ein leicht durchschaubares Erpressungskonzept, um die Einnahmeausfälle wegen der Steuergeschenke an Reichtumseigner wieder einzutreiben.
Gegen einen Ausbau der Öffentlichen und bezahlbare Fahrpreise hätte es wohl keinen Aufstand gegeben.
Schönen Dank, für die Antwort und auch die Wertschätzung meiner Fragen, ich gehe darauf im neu eröffneten Artikel näher ein.
"Sie sind wie ich der Meinung, daß das stellen der Systemfrage zwar notwendig ist, aber zur Zeit nicht weiterführt, nur Stagnation bedeutet."
Ja, mir ist es dennoch wichtig, einen konstruktiven Dialog zu führen, da das Thema wichtig ist und es vermutlich bleiben wird.
"Der Markt wirds wohl nicht richten (interessieren sich z.B. Kinderlose für den Zustand der Welt in 30 Jahren, wie verhalten sich diejenigen, die noch aus jeder Krise Gewinne zu ziehen gewohnt sind? usw)."
Klar, warum sollten sich Kinderlose denn automatisch nicht für die Zukunft der Erde interessieren?
Ja, guter Vorschlag.
>>Dürfen die Leute dort und in Frankreich noch solange mit ihren einigermaßen bezahlbaren umweltschädlichen Diesel zum Arzt fahren...<<
Ja, was sollen sie denn machen, wenn ihnen die Alternative weggenommen wird?
Ich agitiere seit Langem für einen zügigen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel mit sozialverträglichen Fahrpreisen und Nulltarif im Nahverkehr, nicht erst seit es die Grünpartei gibt: Neben dem heute diskutierten Umweltproblem spricht auch die Unfallrate dafür.
"Trotz riesiger Vorbehalte sehe ich mittelfristig nur in einer künftigen schwarz-grünen Regierung überhaupt das Potential für wünschenswerte Entwicklungen (man geißele mich dafür!) und gebe Herrn Jäger grundsätzlich Recht."
Das wäre tendenziell auch meine Option, wobei den Grünen die Rolle zukäme, neben der Umwelt auch die Armen nicht zu vergessen. Aber diskutieren Sie gerne auch in dem anderen Thread mit.
Ich hätte mir ohnehin Merz gewünscht, nicht weil ich den so klasse finde, sondern weil er die Unterscheidbarkeit der ehemaligen Volksparteien voran treibt. AKK ist bislang eine Katastrophe, dass auch die Bande irgendwann begreift, dass das mit dem Klima kein Schülerscherz ist und generell das Thema Umwelt bleibt, werden die schon kapieren.
"Ihr werdet Euch noch wundern.... . .“wenn das Volk kein Brot hat, soll es doch Kuchen fressen“.....wißt ihr, wie diese Frau ums Leben kam?"
Durch Überschuldung?
Es ist ja nicht so, dass das Prinzip immer mehr Geld zu drucken oder Schulden zu machen nicht schon längst betrieben würde. Hier.
Was ist Ihre Antwort?
>>...wobei den Grünen die Rolle zukäme, neben der Umwelt auch die Armen nicht zu vergessen.<<
Hübsch gesagt. Aber wir müssen nicht spekulieren: Die Grünen waren ja schon mal an einer Regierung beteiligt. Und sie haben danach keine Wähler verloren.
Die CDU war auch mal ne konservative Partei ...
Regiert immer noch, da weiss man was man hat ;-)
Ja, aber Sie sind da total im Irrtum. Spielt ja weiter keine Rolle, ist aber jedenfalls so. Was den Freitag angeht, er hat in den 30 Jahren seines Bestehens immer die ökologischen Belange in den Vordergrund gestellt. „Ökologie als Verrat am Arbeiter“, das ist Ihre pure Phantasie, die Sie einfach mal so hinschreiben, also m.a.W. eine Lüge, eine dreiste Lüge. So kommen wir ja nicht weiter, verehrter Herr, oder.
Aber mal zur Sache. Was ich, zu Ihrem Mißfallen, am Ende des Artikels schreibe: Sich „ans heiße Eisen Kapitalismus heran“zutrauen sei „heute gleichbedeutend damit, die ökologische Katastrophe stoppen zu wollen“, das habe ich schon 1984 in meinem ersten auf die Grünen bezugnehmenden Artikel, damals in der Zeitschrift „Kommune“, geschrieben, nur daß ich da noch sehr viel optimistischer war als heute: „Ich unterstelle auch allen Grünen, daß sie ihren Kampf nicht beenden, wenn man ihnen sagt, das geht nicht, das würde dem Kapitalismus schaden, da würde die Autoindustrie nicht mehr profitieren, das bringt die Kalkulation der Schadstoffproduzenten durcheinander, und so fort.“ Mich würde nun einmal interessieren, was eigentlich Ihr Gegenargument gegen diesen Gedanken ist, daß der ökologische Kampf notwendigerweise zum Kampf gegen die Kapitallogik werden muß. Ich habe das doch, dachte ich, im obigen Artikel klar nachgewiesen. Liegt in der Logik meiner Argumentation ein Gedankenfehler? Dann benennen Sie ihn bitte, das würde uns ja weiterhelfen.
Die Vergesslichkeit der Wähler/Bürger ist der Garantieschein für den Machterhalt der Regierenden.
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass die Grünen substanziell etwas zur Lösung der sozialen Frage beitragen. (werden, wollen, können).
🎈Die Oberschicht, die gut informiert ist und ihre Forschungsinstitute unterhält, hat diese Gefahr bereits erkannt und bekommt langsam Angst, sie bauen bereits ihre Bunker.... 🎈 Ja, beliebte Fluchtorte ist die Südinsel Neuseelands und viele Plätze in der Südsee. Ökonomie ist tatsächlich noch schwerer zu verstehen als man denkt. Selbst wenn man den Leuten simple Sachverhalte einfach und nachvollziehbar nahebringt, reagieren sie, als könnten diese auch anders sein und wären beliebig ausdenkbar.🧐
Lieber Michael Jäger,
danke für die persönliche Antwort samt Beleidigung (dann sind wir aber langsam quitt, ich hatte ja nur "ein bisschen verlogen" geschrieben). Mag sein dass ich dir (OK?) verallgemeinernder Weise ein bisschen unrecht tue? Aber vereinfachen, zuspitzen tun wir ja beide, und deine Zuspitzung trifft bei mir einen Nerv, der sich schon gemeldet hat, als ich mich in den Gründungsjahren als junger Linker der Grünen Bewegung zugewandt habe. Übrigens ohne jemals Parteimitglied geworden zu sein, denn die waren mir schon damals oft nicht grün genug. Das war ja eine sehr heterogene Sammelbewegung, deren Pointe darin bestand, die alte rechtslinks-Logik zu verlassen und zu fragen, was zu tun ist, um die schon damals offensichtlich drohende Vernichtung unseres Planeten zu verhindern. Wie stark dieses Kernmotiv war, hat damals kaum jemand glauben wollen, zumal es alle anderen politischen Konzepte in Frage stellte.
Es wundert mich deshalb, wenn jemand die aktuelle Grünen Erfolg zunächst positiv analysiert und dann plötzlich wieder bei so einer altbackenen linken Forderung landet: erstmal den Kapitalismus abzuschaffen – na gut: in Frage zu stellen! Zumal, die Grünen - die es genauso wenig gibt wie die Linken –, also diverse Grüne PolitikerInnen immer wieder kapitalismuskritische Ideen vertreten. Der Denkfehler ist also, eine Partei bzw. eine Bewegung, deren Ziel und Verdienst es ist, alte rechtslinks-Denkmuster zu überwinden, diese dann wieder unterzuschieben. Dein Satz „Ich unterstelle auch allen Grünen, daß sie ihren Kampf nicht beenden, wenn man ihnen sagt, das geht nicht, das würde dem Kapitalismus schaden, da würde die Autoindustrie nicht mehr profitieren, das bringt die Kalkulation der Schadstoffproduzenten durcheinander, und so fort.“ entlarvt sich gewissermaßen selbst. Im Gegensatz zur sehr Industrie-affinen, traditionellen Linken, die ja nur die Besitzverhältnisse ändern wollte, galten die Grünen von Beginn an als Angstgegner der Industrie, weil sie erstmal alles in Frage stellten, was stinkt – was Umwelt zerstört. Um schließlich aber auch zu lernen, dass es ganz ohne Industrie nicht geht und es auch dort ökologisches Potential zu fördern gilt.
Die Lösung könnte also sein, keine ideologischen Grabenkämpfe herbei zu fantasieren, sondern jedes Problem offen anzugehen und zu schauen, welche Lösung möglichst vielen Ansprüchen genügt: sozialen, ökologischen, ethischen, kulturellen ...
Herzliche Grüße, Jan
Neuseeland als selbstgewählte Gefängnisinsel ist doch eine attraktive Vorstellung, schon wegen der Erdbebenhäufigkeit dort.
Du machst es dir ein bißchen einfach, weil wir uns ja nicht nur „gegenseitig beleidigt“ haben, sondern du hast mich als jemanden hingestellt, der „jetzt plötzlich“ etwas kritisiert, was er früher nicht kritisiert hat. Der womöglich „Ökologie bis gestern als Verrat am Arbeiter bekämpft“ hat. Das war keine Überspitzung von dir, sondern falsch und aus der Luft gegriffen. Aber gut, Schwamm drüber. Ich bin allerdings nicht damit einverstanden, daß du meine Frage nicht beantwortest. Kann aber irgendwie noch nachvollziehen, daß sie bei dir nicht richtig ankommt, und versuche deshalb noch mal, sie zu stellen. „Daß es ganz ohne Industrie nicht geht und es auch dort ökologisches Potential zu fördern gilt“, ist natürlich vollkommen unstrittig. Überflüssig ist das Wort „ganz“ in diesem Satz.
Nicht von der Industrie habe ich geredet, sondern vom Kapitalismus. Und zwar habe ich nicht gefordert, „erstmal den Kapitalismus abzuschaffen“. Das ist wieder aus der Luft gegriffen. Sondern gerade umgekehrt: „Erstmal“ den Konsumismus bekämpfen; wenn man das aber tut, stellt man sich n o t w e n d i g e r w e i s e gegen den Kapitalismus, weil der definiert ist als Zwangswachstumsökonomie. Gegen das Zwangswachstum müßten Grenzen gesetzt werden, die kann das Kapital aber um den Preis der Selbstaufgabe nicht akzeptieren. Nun kannst du sagen, dieser Ausdruck „Kapital, Kapitalismus“ klingt so altbacken, nennen wir es doch anders oder nennen wir es gar nicht. Das ist deine Sache. Wichtig ist, daß man, wenn man den Konsumismus bekämpft, nicht bloß auf diese oder jene prokonsumistische Einzelhandlung stößt, nicht auf diesen oder jenen Industriellen, sondern auf einen systemischen Zusammenhang. Ich wüßte übrigens auch nicht, wer das eigentlich noch bestreitet. Für mich stellt sich damit die Frage, wie man Nichtkonsumismus gegen diesen Zusammenhang erreichen kann, und da habe ich geschrieben, isolierter Verzicht von Einzelnen nützt nichts - das weiß auch die Ökowissenschaft -, sondern dem systemischen Zusammenhang müßte der gesellschaftliche in Form allgemeiner ökonomischer Wahlen entgegentreten.
Also wenn ich die Wahl hätte, Duzen ohne argumentierende Auseinandersetzung oder diese und Siezen, ich würde mich natürlich für Letzteres entscheiden. Hoffentlich zwingst du mir diese Wahl nicht auf.
Naja, wenn du meiner Argumentation immer ausweichst, indem du sie für irrelevant erklärst, bringt der Dialog wenig! Ich finde es bewundernswert, wie du dich hier in die Diskussion schmeisst, aber vielleicht, solltest du ein bisschen Tempo rausnehmen, gründlicher lesen und weniger schreiben? - Schließlich weiß ich, dass deine Forderungen an die Grünen, dort schon lange diskutiert werden. Man ändert ein System ja nicht, indem man es wütend anbellt, sondern indem man es Stück für Stück umbaut.
Welcher Argumentation bin ich ausgewichen? Und wie kann man den Konsumismus Stück für Stück umbauen? Meine Geduld ist nun bald erschöpft.
Sorry, dann will ich deine Geduld nicht weiter konsumieren; Ich dachte es wär ein Dialog und kein Unterricht. Schönen Tach, Jan
Ich verbitte mir dann auch das "du".
Hey. Sorry das sagen zu müssen und es so zu tun, aber hier erhoffe ich mir die schnellste Antwort. Wo ist denn der "Fragen und Antworten"-Thread? Weg? Da hätte ich fragen wollen, ob nur meine Blogs nicht mehr sofort veröffentlicht werden oder alle.
Meinst Du den hier? Der wär dann da, wo Du geklickt hast. Schnelle Antworten gibt es nicht, aber wieso werden Deine Blogs nicht mehr veröffentlicht? Hast Du wieder den falschen Führer kritisiert? :-)
:) Weder noch. Hab einen supiguten text über die SPD geschrieben. Sehr empfehlungswürdig. Aber der landete erst mal in "Eingereicht". Und ich suchte den Community-Blog, in dem man Fragen zu Technik und Ablauf stellen (und Antworten ersehnen) konnte. Den finde ich nicht. Ist aber egal. Bitte nicht mehr antworten, ich will nicht den Thread hier sprengen. Muss ich halt bis morgen warten. Danke und LG!
Hab aber gerade mal in den Streit reingelesen und will nur kurz sagen, dass ich die Frage, ob wir (= alle Menschen, überall) überhaupt noch den Hauch einer Chance haben den Planeten zu retten, sobald einer kritischen Masse irgendwann bewusst werden sollte, was es eigentlich insgesamt heißt und dass es, natürlich, gegen den irrwitzigen Konsumtionismus, die viel zu lieb gewonnenen Standards und den Komfort geht. Das ist für mich im Moment die Mutter aller Fragen. Sind wir (s.o.) gewillt, hart genug gegen uns selbst zu sein, als dass wir überhaupt weiter werden sein können. Kein Paradoxon, sondern eigentlich schnell beantwortet. Mit Betonung auf "eigentlich".
In dem Fall käme ein Aufstand zurecht. Ich verstehe zwar, wieso es keinem auffällt, dass gerade Linke immer so seltsam schnell von Diktaturen begeistert sind - de facto haben sie, wenn sie wirklich mal an der Macht waren, selten etwas anderes gemacht, als ein Zwangssystem installiert - aber erschreckend ist es schon.
Und da das von ächtem Linkssein leider kaum zu trennen ist, das heimliche Liebäugeln mit Drangsalierungen, der Hang zur Gewalt (man wehrt sich) und andere Formen der nicht selten mit Sadismus untersprizten Aggression (ihr zwingt uns ja, euch das anzutun), ist das schöne Verharren in der Bedeutungslosigkeit wohl verdient.
Was mich bei Ihnen wundert, deren Position ist oft schätze, ist folgendes: Ich hatte Ihnen ja mal versuchsweise erläutert, wo und wie ich Möglichkeiten zum umsteuern sehe (Stichwort: Statussymbole). Sie fanden das nicht gut, mit dem Argument, man übertölpele damit die Menschen. Das würde das zwar anders sehen, aber geschenkt.
Nehmen wir also an, es sei eine raffinierte Manipulation, mit der man die Menschen zu einer Verhaltensänderung bringt, die sie (in Ihrer Interpretation) eigentlich nicht so richtig wollen: Warum um alles in der Welt würden Sie das ablehnen, aber Zwangsmaßnahmen gleichzeitig befürworten? Wäre das in Ihrer Wahrnehmung wirklich weniger schlimm?
"Andererseits finde ich "raffinierte Manipulationen" völlig unsympathisch, weil ich jegliche Manipulaion - auch die gut gemeinte - fast noch kritischer sehe als straight forward Verbote. Verbote sind einfach weniger verheuchelt. Und, diejenigen die Verbote aussprechen, müssen dann auch voll und ganz die Verantwortung tragen und können diese letztendlich nicht auf den Einzelnen abwälzen."
Ja, kann ich nachvollziehen, weil ich im Grunde genauso ticke. Darum hilft mir das, das was ich gerade nicht als Manipulation sehe, beim nächsten Mal erneut zu durchdenken und irgendwie klar zu machen, dass es keine Manipulation ist und auch keine sein soll.
Irgendwie geht es darum, ob nun Zwang oder Manipulation unsympathischer sind, dass die Leichtfertigkeit mit der viele hier über eine Diktatur(!) schwadronieren, noch mal eine ganz andere Hausnummer ist, will ich nur noch mal erwähnen.
Danke.
@ andere. Ökologische Diktatur und raffinierte Manipulation sind wie Realsozialismus und Parteilehrjahr. Wenn hier jemand Erfahrung hat, weiß er, wovon ich spreche.
„keine Angst vor einer Diktatur der Linken. Die sind dazu gegenwärtig gar nicht in der Lage. Eine Diktatur der Grünen, eine Ökodiktatur, in dessen Namen der Planet gerettet werden soll, muß man aber schon fürchten.“
Die Grünen werden klug genug sein, sich nicht zum Extremismus hinziehen zu lassen, dass die Linke bedeutungslos ist, schrieb ich ja. Dennoch brauchen wir natürlich klar, gute und deutlich linke Positionen in der Politik, ich erwähne gerne noch mal, dass Klima- und Umweltpolitik nur mit einer Vergrößerung des Wohlstandes zu machen ist, sonst wird da nichts zu machen sein, weil einfach keiner mit macht.
„Wenn ich mir anschaue, mit welcher Vehemenz gegenwärtig die Klimadiskussion geführt wird, wird mir Angst. Wer ist schlimmer, der/die Holocaustleugner oder die Klimaleugner?“
Diese Zuspitzungen sind ein Übel. Warum so dumm-absurde Vergleiche? Es gibt im Gegensatz zum Holocaust, gute Argumente dafür, bei der Klimapolitik nicht in Panik zu geraten, Sie haben ja bereits Angst. Ganz aktuell diese.
Wenn jeder der nicht hyperventiliert vom Diskurs ausgeschlossen wird, dann bleibt man natürlich in der Ansgtspirale drin. Das KErnargument, was keine Kleinigkeit ist, lautet schlicht, dass man über chaotische Systeme keine Vorhersagen treffen kann, das hat sich kein Polit-Freak ausgedacht, sondern die Wissenschaft, auf die sich neuerdings alle so gerne berufen.
Der verlinkte Artikel ist m.E. zu kurz gedacht, weil dort wiederum die Effekte gesellschaftlicher Ausstrahlung fehlen, d.h. Deutschland ist nicht irgendein Land, sondern eines, auf das man schaut. Das kann man nutzen, denn was hier gelingt, kann zum Vorbild für andere Länder werden.
"Nur in Deutschland wird die Klimadiskussion in dieser Schärfe geführt. Typisch deutsch?"
In wie vielen Ländern leben Sie denn sonst noch?
"Jedenfalls wird dies dazu führen, daß eine Gegenbewegung zur Weltuntergangsstimmung der Klimaretter entsteht. Die Leute werden sagen, rettet die Menschen, das Klima hat noch Zeit!"
Menschen zu retten, ist gar nicht so ganz schlecht. Meine Position ist, nicht in Panik zu geraten, aber die Sache konservativ anzugehen, d.h. mit der Zukunft nicht zu spielen, ungefähr in diesem Sinne. Um wen oder was soll es denn gehen, wenn nicht um uns, die Zukunft der Menschen? "Die Natur" überlebt so gut wie alles, ob Atomkriege, Klimawandel oder Meteoriten, ist da schnuppe. Für einige von uns könnte es eng werden, Sie müssen einfach mal Ihr Hirn in beide Hände nehmen und wenistens versuchen Ihre Prioritäten zu sortieren. Diktatur einführen und Geld drucken ist als "Patendlösung" (Watzlawick) für alles n büschen wenig.
PS: Ich weiß nicht, ob Sie das mit Absicht machen, aber wenn Sie unter einem Beitrag auf "Beantworten" klicken, öffnet sich ein kleines Fenster und Sie haben dort die Möglichkeit zu kommentieren (oder rein zu kopieren), der Betreffende wird dann per pinker Glocke über die Antwort informiert.
>>Jemand zu etwas zwingen mag ehrlich sein, ist aber nur in absoluten Notfällen zu rechtfertigen.<<
Zum Beispiel Rauchverbote: Es gab einfach keine von der Tabakindustrie gesponsorten Organisationen, die gleich geschrieen hätten: "Diktatur!", "Freiheit für den blauen Dunst!", "Genussfeindliche Gesundheitsfanatiker!" usw. Also halten sich alle dran ohne zu meckern ;-)
Das Ganze ging so still über die Bühne weil zuvor die Tabakwerbung stark eingeschränkt wurde und ein Zwang zum Aufdruck von Antiwerbung auf die Produkte eingeführt. Wer daraus lernt wird auch andere Verbote ohne viel Widerstand durchsetzen können.
„Das erkennt man doch schon alleine daran, dass in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland etc. der durchschnittliche (!) ökologische Fußabtritt ganz besonders hoch ist. Da ist es vermutlich auch noch schwieriger sich als Individuum einzuschränken, da die Strukturen ja so ausgelegt sind, dass ein hoher Verbrauch kaum zu vermeiden ist. (große Distanzen innerhalb des Landes, extreme Temperaturen verbunden mit schlechter Bauqualität etc. etc.)“
Liebe Sophia, das mit den Strukturen ist vollkommen richtig und deshalb geht es eben nicht darum, daß Einzelne „verzichten“, was ohnehin kaum geschehen wird, weil jede(r) sich sich sagt, er / sie weiß ja nicht, ob andere es auch tun,und wenn es bei irgendeinem einzelnen Verzicht bleibt, hat das keinerlei Wirkung – sondern es geht darum, daß wir uns das Recht erkämpfen müssen, diese Strukturen zu verändern. D.h. daß wir die dafür übliche Methode erkämpfen, nämlich gesellschaftsweite freie Wahlen. Wenn es z.B. so ist, daß sich Privatautoverehr zu Öffentlichem Verkehr wie 4 zu 1 verhält, so daß sehr vielen Leuten gar nichts anderes übrig bleibt, als mit dem Auto zu fahren, dann müssen wir auf Wahlen hinarbeiten, die dieses Verhältnis verändert und möglichst umkehrt, von 4 : 1 zu 1 : 4. Das kann man auf alles verallgemeinern: Es gibt zu jeder ökologischen Schändlichkeit eine Alternative, die nicht nur auf „1,8 Hektar“ hinausliefe, sondern auc ein von uns selbst entworfenes besseres Leben bedeuten würde. Und das ist dann also die DEMOKRATISCHE ALTERNATIVE zur „Ökodiktatur“, von der Sie zu recht schreiben, „dass sich die Menschen gegen Zwangsmaßnahmen ganz natürlich zur Wehr setzen ...“; die Ökodiktatur wäre zum Scheitern verurteilt, während was die Menschen selber beschließen, Bestand hätte.
Ich habe auf diese Perspektive, daß die Menschen ihre Angelegenheit in die eigenen Hände nehmen könnten, statt gegenseitig isoliert zu bleiben oder gar auf eine Diktatur zu warten, in letzter Zeit immer wieder hingewiesen, z.B. hier, aber alle Mitlesenden weigern sich konstant, die Möglichkeit dieser Perspektive zur Kenntnis zu nehmen. Ich denke, man kann das nur psychoanalytisch deuten. Mehr und mehr glaube ich, die Leute, die sich hier äußern, wollen gegen die Zerstörung des Planeten nicht wirklich etwas tun und belügen sich daher selbst, indem sie allerlei Ausweichmanöver erfinden, und diese angebliche Alternative, daß wir entweder fröhlich weiter vernichten oder auf die „Diktatur der Grünen“ warten und tertium non datur, ist eine davon.
"Und ich sehe es eben nicht ein, dass man das den Menschen mit "raffinierten Manipulationen" nahe bringen müsste. Das ist doch ein völlig unwürdiger Umgang, weil es zeigt, dass man "die Leute" für zu blöd hält, um glasklare und gesicherte Argumente zu verstehen."
Genau das meine ich ja gerade nicht. Klar, Argumente, wann immer es geht, aber es gibt auch Menschen, die Argumenten deshalb nicht zugänglich sind, weil sie einfach zu dumm sind oder keine Lust haben, sich damit zu befassen, oder anderes im Kopf. Oder, die Argumente überzeugen sie einfach nicht.
Wenn man nun aber meint, etwas einführen zu wollen, was für alle wichtig und lebensrettend ist, dann endet die Macht der Gesetze an der deutschen Grenze. Auf China, Indien und Afrika kommt es an. Denen können wir schlicht nichts verbieten, Afrika könnte man noch erpressen, aber das widerspräche der Idee der Koalition von Umweltschutz + Wohlstand, die ich unbedingt vertrete, es muss den Leuten besser gehen.
Da 4 Milliarden Menschen, die sich demnächst auf Fleisch, Auto fahren und Reisen freuen, ne eneg Kiste werden (so oder so), fände ich es nicht schlecht zu analysieren, wofür das eigene Auto, Fleisch, dick sein und so weiter stehen, u.a. dafür, zu zeigen, dass man es geschafft hat. Die Symbole des Status haben aber immer schon fröhlich gewechselt, wer heute bei uns mit dicker Protzuhr, Wampe und Zigarre daher kommt, ist eher unfreiwillig peinlich, wer heute sein Leben seiner 'Ehre' unterordnet, trifft auf komplettes Unverständnis, d.h. die konkreten Symbol - materiell und im Verhalten - sind austauschbar, ohne dass die Funktion - zeigen, dass man jeman ist, der/die es geschafft hat - darunter leidet.
In diesem Sinne kann man an den Statussymbolen schrauben und weil die Welt auf die westliche Mittelschicht schaut und tendenziell nicht darauf, was gerade im Kongo angesagt ist, können Statussymbole - materiell und im Verhalten - verändert werden in der Weise, dass sie a) der Umwelt nicht schaden und b) dennoch zeigen, was man zeigen will, es geschafft zu haben.
Warum eine Zigarre, Kreuzfahrt oder vollbärtig und tätowiert den KInderwagen zu schieben weniger "Manipulation" ist - die folgen dem Zeitgeist ja freiwillig und finden und fanden sich zu allen Zeiten toll dabei - kann ich nicht sehen.
Alle bekommen das sie wollen, so ist es ohnehin, ich will nur anregen das zu nutzen, auch weil es zum weltweiten Zwang nicht kommen wird.
"Aha, so meinen Sie das mit der Manipulation. Einen neuen "Trend setten" quasi, damit die große Herde der dummen Lämmer, die argumentativ nicht erreicht werden können, (stimmt, die gibts natürlich auch!) mit in die richtige Richtung läuft."
Ja.
"Ich hoffe nur, dass die Richtungsweiser dann auch wirklich im Sinne der Allgemeinheit die Richtung bestimmen (und mitgehen!!) und nicht nur "Wasser predigen" und selber weiter Wein trinken, wie das nach meinem Empfinden viele "Grüne" machen."
Sollten sie zumindest. Trend ist allerdings heute schon, Wasser zu predigen und Wein zu trinken, das sehe ich auch so, nicht nur beschränkt auf die Grünen. Theoretisch ist es zwar auch nicht falsch, wenn der kettenrauchende Arzt vor den Gefahren des Tabaks warnt, es wirkt halt nur nicht immer so ganz überzeugend.
Der andere Punkt ist, dass die Strahlkraft des Westens langsam weniger wird.
Ich denke auch, so wie die Grünen jetzt sind, werden sie den erfolgversprechenden Weg nicht einleiten können, vielmehr, wenn sie regieren, „entzaubert“ werden. Man kann ihnen nur zubilligen, daß sie in Deutschland Sensibilität für die ökologische Problematik bewrkt haben. Man kann infolgedessen darauf hoffen, daß die Menschen für die Frage empfänglich sind, was denn wirklich weiterführen würde.
Ich weiß nicht, ob es mir gelingt, einen Link zu einem Manuskript von mir zu setzen, das vor drei Jahren in einer Schweizer Zeitschrift veröffentlich wurde. Ich versuchs mal: hier. Ansonsten gibt es meine Blogreihe Die Andere Gesellschaft, die zu lesen ist aber wegen der Länge unzumutbar. Man kann wohl allenfalls hineinlesen, die Einträge (7) und (105) bis (109) bieten sich dafür an. An einer Kurzfassung des Ganzen arbeite ich noch. Ich frage mich nur immer, warum nicht allein schon der Grundgedanke einleuchtet.
Es geht nicht mit dem Manuskript von mir. Da kann ich nur den Veröffentlichungsort angeben: Proportionierter Marktsozialismus, erschienen in Neue Wege 7/8 2016, Zürich Juli/August 2016, S. 29-33.
Das kann ich nicht wissen, außer daß es erfolgversprechend sein dürfte, den Grünen auf die Finger zu schauen und immer wieder zu kritisieren, was kritisiert werden muß. Sie sind ein Ort, an dem sich heute etwas sammelt, dieser Ort wenigstens ist schon da, aber er ist eine Konfusion und die muß man aufzulösen versuchen.
Wenn Sie mir schreiben - an michael.jaeger@freitag.de - und mir Ihre E-mail-Adresse mitteilen, kann ich Ihnen das kurze Manuskript, von dem ich sprach, die Veröffentlichung in den "Neuen Wegen", zusenden.
Danke! Das wußte ich nicht.
Lieber Michael, bitte schau Dir bei Gelegenheit, den Film, Tomorrow-der Film an, es lohnt sich wirklich sehr. All die Überlegengung, die Du Dir machst, für eine andere Gesellschaft kommen da vor........ LG
Noch verfügbar bis 10.06. 2019 10:48 Uhr in der Mediathek im mdr zu sehen....
https://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-305674.html
>>Es gibt zu jeder ökologischen Schändlichkeit eine Alternative, die nicht nur auf „1,8 Hektar“ hinausliefe, sondern auch ein von uns selbst entworfenes besseres Leben bedeuten würde.<<
Für dieses „bessere Leben“ sind Fragen zu stellen:
Allgemein formuliert heisst das: „Wieviel Verbrauch Material und Energie ist für ein Leben in Gesundheit/Wohlbefinden/Lebensfreude nötig?“ Wir müssten BIP-Wachstum und per Werbung generierte „Nachfrage“ ausser acht lassen um Antworten zu finden.
Ich will mal zum Begriff „Nachfrage“ einen Vergleich anstellen:
Wenn ich Zahnschmerzen habe, entsteht in mir die Nachfrage nach dem Zahnarzt. Ich muss dafür keine Werbung einer ZA-Praxis gesehen haben und niemand kennen, der/die auch zum Zahnarzt geht. Allein der Zahnschmerz und das Wissen, dass jemand dem abhelfen kann genügt. Ähnlich ist es bei Hunger: Die Nachfrage nach Nahrung entsteht durch den Hunger und das Bedürfnis, mit der Nahrungsaufnahme Genuss zu empfinden. Wenn es keinerlei Werbung für Nahrungsmittel gäbe würde ich nicht verhungern wollen und würde gerne essen was mir schmeckt und meiner Gesundheit zuträglich ist.
Anders ist es z. B. beim Smartphone: Ich habe lange gelebt bevor es die Dinger gab und weiss, dass der Smartphonemangel in mir keine Lebensunzufriedenheit erzeugen konnte. Auch der Elektrorollermangel erzeugte keinerlei Leidensdruck.
Und dass das „Bedürfnis“, auch kleine Strecken nicht ohne Motorantrieb zurückzulegen ungünstig für die Gesundheit ist dürfte ja auch bekannt sein. Man muss nur einfach die Frage stellen, die Antwort ist schon bekannt. Gibt es eine Nachfrage für Gesundheit durch Bewegung die nichts kostet?
Oder die Frage zum Stadtklima: Besser mit Asphalt oder besser mit Bäumen?
Und so weiter und so fort.
Etwas näher an der Lösung ist übrigens die bhutanesische Frage nach dem „Bruttonationalglück“ statt "Bruttoinlandsprodukt". Auch wenn manche Antworten suboptimal sind, die Frage ist richtiger als hier propagierte Fragen.
Um auf die 1,8 Hektar zurückzukommen: Ich denke die Zahl kann unterschritten werden wenn Fragen nach der möglichen Lebenszufriedenheit gestellt und kaufen/haben/verbrauchen nicht im Vordergrund steht. Weniger Arbeitsstress wäre ja auch ein Gewinn.
Liebe gelse, vielen Dank, das ist weiterführend.
Liebe Nil, danke, das ist ein ganz wundervoller Film, auch wenn ich ihn noch nicht zuendegesehen habe. "Ich bin fest überzeugt, daß Nahrung und Gespräche die Lösung sind" - was für ein großartiger SOZIALÖKOLOGISCHER und zugleich AUF KULTURTEILNAHME ORIENTIERENDER Satz! Sehr gefällt mir die Fröhlichkeit derer, die sich engagieren; ich glaube fest daran, daß sie in letzter Instanz auch berechtigt ist.
Bittesehr...... :-)
1,8 Ha: dann war das oben missverständlich formuliert.
Also für Deutschländer gilt: Es stehen in Deutscxhländerland 0.4 Ha zur Verfügung, die übrigen 1,4 Ha zu Befriedigung der heutigen Ansprüche wird weltweit zusammengekauft, gestohlen und geraubt.
Nun ist ÖF und ähnliches ja sowieso nur eine Rechengröße von BWLern, und was die immer "berechnen" wissen wir aus Erfahrung.
Das Beste an diesem Artikel ist die Diskussion hier ! Dank an alle Beteiligten.
Die Industrialisierung von Wäldern und Naturschutzgebieten durch Windkraft verkleinert den ökologischen Fußabdruck nicht. Dafür kommt es zu gigantischen Bodenversiegelungen. Es nervt so langsam, dass Stahlbeton in Schutzgebieten zur reinen Natur erklärt wird . Man muss sich nur eine solche Baustelle in einem schönen Mischwald ansehen, die umgesägten alten Bäume, in denen z.T. noch Nester sind. Seltene Vögel werden vergrämt oder gleich getötet, um Windkraftanlagen zu bauen. "Öko"? - Sieht normalerweise anders aus und hat etwas mit Achtsamkeit gegenüber der Natur zu tun. Eine rücksichtslosere Zerstörung von Landschaften und Wäldern hat es noch nie gegeben ...und schon gar nicht im Namen der Ökologie!- Ja, wir müssen alle Opfer bringen für den Klimaschutz..blaba.... Aber was hat uns der Rotmilan, der Seeadler und die Mopsfledermaus getan?- Sie sind unschuldig am Klimawandel und doch müssen sie dafür sterben.
Auch für Geschäftemacher, Scharlatane, Rattenfänger, Thingtanks usw.
Aber ja.
Danke für die Zustimmung, lieber Michael. Es sind ja nur kleine Denkanstösse, und ich wage nicht zu hoffen, dass daraus weiter gehendes Denken wachsen könnte...
Die bisherigen Kommentare lassen schon ugf. erahnen, dass bzgl. einer grünen Regierung auch keine Euphorie angesagt ist, wie viele derzeit meinen. Der Artikel weist ja direkt auf das Problem hin: Die GANZE Wahrheit hieße das SYSTEM in Frage stellen. Doch das System heißt PARTEIEN- DEMOKRATIE. Und die hat niemand, der nicht mit autoritären Verhältnissen liebäugelt je in Frage gestellt – aus gutem Grund: Es scheint keine liberal-pluralistische Alternative dafür zu geben. Irrtum:https://socialkairos.wordpress.com/2019/05/09/oeko-krise/
Die bisherigen Kommentare lassen schon ugf. erahnen, dass bzgl. einer grünen Regierung auch keine Euphorie angesagt ist, wie viele derzeit meinen. Der Artikel weist ja direkt auf das Problem hin: Die GANZE Wahrheit hieße das SYSTEM in Frage stellen. Doch das System heißt PARTEIEN- DEMOKRATIE. Und die hat niemand, der nicht mit autoritären Verhältnissen liebäugelt je in Frage gestellt – aus gutem Grund: Es scheint keine liberal-pluralistische Alternative dafür zu geben. Irrtum:
https://socialkairos.wordpress.com/2019/05/09/oeko-krise/
>>Seltene Vögel werden vergrämt oder gleich getötet, um Windkraftanlagen zu bauen.<<
Möglicherweise könnten einige Windräder auf dem Gelände stillgelegter Kern- und Kohlekraftwerke aufgestellt werden. (Dort wären auch schon die Leitungen für den Netzanschluss vorhanden.) Sehr viel ist das nicht, aber die Suche nach schon denaturiertem Gelände für die Zweitnutzung kann weiter gehen.