Das zum Bonmot verkommene Zitat aus der Dreigroschenoper über die Sinnhaftigkeit eines Einbruchs in eine Bank im Vergleich zur Gründung einer solchen schiebt man in diesem Film tunlichst zur Seite. Nicht weil der dahinterstehende Gedanke an Aktualität eingebüßt hätte oder Bankräuber mittlerweile als bedauernswert hoffnungslose Gestalten gelten. Sondern weil man sich ansonsten buchstäblich im falschen Film befindet.
The Banker, von Apple TV+ unlängst in sein Streamingprogramm aufgenommen, erzählt nämlich, der Konzernideologie entsprechend, eine optimistische Aufsteigergeschichte, in der die Gründung einer Bank als Höhepunkt einer Karriere dargestellt wird. Erstens weil der junge schwarze Texaner, der diesen Erfolg für sich
diesen Erfolg für sich verbuchen kann, in den 1950er Jahren damit jene rassistischen Bestimmungen umgeht, die ihm sein ambitioniertes Vorhaben verwehren wollen; und zweitens weil Bernard Garrett (Anthony Mackie) nicht nur so reich sein will wie die Weißen, sondern anders reich. Mit Gewissen. Mit Respekt vor der Armut und in Gedenken an die eigene Herkunft.The Banker basiert, wie die aktuelle Netflix-Serie Self Made mit Octavia Spencer als erster schwarzer Selfmade-Millionärin Amerikas, auf einer wahren Geschichte oder ist zumindest „inspired by true events“, wie es gleich zu Beginn heißt. Statt für Haarpflegeprodukte interessiert sich Garrett jedoch für Immobilien. In den ersten Minuten sieht man ihn als Schuhputzjungen in seiner texanischen Heimatstadt, wo er 1939 reichen Weißen mit nichts als Geschäftszahlen im Kopf deren Schuhe poliert. Bernard ist ein junges Genie, macht sich Notizen in ein Büchlein, merkt sich Gewinnchancen und belauscht verbotenerweise gar Gespräche durch das offene Fenster der Provinzbank. Dass der schwarze Wachmann, der ihn da vertreibt, nur einen Bruchteil dessen verdient, was Garrett später in Los Angeles auf seinem Konto anhäuft, man ahnt es.Garrett gehört zu einer neuen Generation, die von ihren Vätern erklärt bekommt, dass man sie in ihrer eigenen Jugend noch für weniger schlimme Vergehen als das Ausspionieren weißer Geschäftsleute gelyncht hätte. „Negro man can’t earn money with this. White man won’t let him, no matter how good at it you are.“ Das sind natürlich Stehsätze, die hier am Familientisch ausgetauscht werden und die so klingen, als hätte sie einige Jahrzehnte später jemand in ein Drehbuch geschrieben.Der Banker als WiderständlerDer Hinweis auf die „true story“, der im Kino und Serienfernsehen oft nur dazu dient, um uns ein diffuses Gefühl von Ehrfurcht abzuringen, verfolgt bei Produktionen wie The Banker eine andere Absicht: Garretts Geschichte ist vor allem ein symbolischer Akt historischen Widerstands.Dieser besteht darin, dass Garrett sich als schwarzer Geschäftsmann auf einem Terrain bewegt, auf dem er nicht gesehen werden darf, dafür aber eine Lösung parat hat: Mithilfe seines irischen Kompagnons Barker (Colm Meany) kauft er, mittlerweile mit Frau und Kind in Kalifornien gelandet, von Weißen Immobilien, die an schwarze Stadtteile grenzen. Denn Mitte der Fünfziger wohnen und leben Weiße und Afroamerikaner noch strikt voneinander getrennt, allerdings gibt es unter Letzteren durchaus Kapital abzuschöpfen: Schwarze Ärzte oder Anwälte sind kaufkräftig und bereit für den Aufstieg in bessere Wohngegenden. Der Clou des Deals: Barker ist das weiße und damit offizielle Gesicht des Duos, Garrett dessen Mastermind.Regisseur und Co-Autor George Nolfi fühlt sich dann am wohlsten, wenn es in The Banker zur Sache geht. Als er frisches Geld braucht und sich deshalb mit dem schwarzen Clubbesitzer Joe Morris (Samuel L. Jackson) verbündet, beginnen die beiden ein Trainingsprogramm für ihren unbedarften, aber dafür weißen Strohmann Matt Steiner (Nicholas Hoult). Dieser soll für sie das wichtigste Geschäftsgebäude von Los Angeles kaufen, in dem mehrere Banken untergebracht sind. Steiners Schulung zum Entrepreneur garantiert denn auch die erquicklichsten Minuten dieses Films, zwischen den Mühen beim Hummerknacken und den Ebenen von Golfplätzen. Es sind aber auch genau die Szenen, in denen sich das autodidaktische Prinzip, auf das hinzuweisen dieser Film nicht müde wird, ins Gegenteil verkehrt: Plötzlich zählt nicht mehr das, was Garrett sich angeeignet hat, sondern was er nun dem jüngeren Weißen aus der Arbeiterklasse zu lehren imstande ist.Der Umstieg von der Immobilien- in die Bankenbranche wird für Garrett erst zum Problem, als er seine soziale Verantwortung und seine alte Heimat neu entdeckt. Arm sein ist schwer, aber reich sein ist auch kein Vergnügen.Die politische Botschaft von The Banker besteht letztlich darin, zu zeigen, dass Afroamerikaner ohne die Unterstützung von Banken nicht zu Wohlstand kommen können. Garretts einziger Fehler lag darin, sich nicht von einer gewissen Skrupellosigkeit befreien zu können. In einer Szene gegen Ende des Films tagt ein Senatsausschuss, um zu klären, ob die Gesetze, die den Kauf einer Bank regeln, ausreichend „Charakter, Erfahrung und Integrität“ des Käufers berücksichtigten. Man schreibt das Jahr 1965. Er könne das alles noch viel länger ausführen, so Garrett zum Vorsitzenden, aber im Grunde gehe es – und genau das erzählt auch The Banker – nur darum: Ohne Kredit bekomme man kein Haus und könne man keine Firma gründen. Und man könne kein Vermögen aufbauen. „You’re excluded from the American Dream.“Placeholder infobox-1