Schoßgebete: Eine Presseschau

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Charlotte Roches zweiter Roman hat nicht nur in der Community Wirbel ausgelöst. Eine Presseschau.

Lass uns über Sex reden, Zeit Magazin

Jana Hensel und Charlotte Roche unterhalten sich über Sex, Traumata und den Unterschied zwischen Fremd- und Selbstwahrnehmung."Immerhin beginnt das Buch mit einer Sexszene. Wolltest du die Leser da abholen, wo »Feuchtgebiete« aufgehört hat?
Roche: Aber dann schlage ich einen Haken, und wenn die Leute noch denken: »Puh, kann die denn nichts anderes?«, bin ich schon woanders und schlage mit der Bratpfanne Gottes zu."

Vater, Mutter, Sex, Jungle World

Claire Horst ist schwer genervt von "pornografisch aufgepepptem Hello-Kittie-Gequatsche" und "gefühlsleeren und vollkommen bilder­armen, irgendwie aneinandergereihten Sätze(n)"

"Schoßgebete" von Charlotte Roche - vier Leserinnen, vier Meinungen, Münstersche Zeitung

Die Münstersche Zeitung bat vier Leserinnen das Buch für sie zu besprechen. Die entdeckten "derbe Komik", "ständig wummernde Geilheit" und kommen am Ende doch zu einem recht einhelligen Urteil

Ein ganz verkorkstes Leben, Hamburger Abendblatt

Elmar Krekeler stellt sich das Hirn der Protagonistin Elisabeth vor wie einen Finsterwald. "In der Mitte des Waldes wartet der Horror, wartet der Tod. Fast 300 Seiten lang, Stunden, sitzen wir fest im Finsterwald der Elizabeth Kiehl, weil Charlotte Roche es so will." Er ist überrascht, wie lange das Buch - das er "manchmal, gar nicht selten Literatur" nennt, im Kopf bleibt.

Charlotte Roches zweiter Streich, DRadio Kultur

Verena Auffermann entdeckt mehr als erfüllte Erwartungen und modernen Durchschnitt: "Weshalb die "Schoßgebete" mehr sind als eine Fortsetzung der "Feuchtgebiete", weshalb sie ein ernst zu nehmendes, heutiges Buch sind, liegt an Charlotte Roches (psychoanalytisch geschulter) Fähigkeit, das eigentliche Drama, das hinter dem Alltagsfilm läuft, einzublenden."


Ratio und Fellatio, der Spiegel

Christian Buß liest einen "funkelnden Sexroman", fühlt sich aber abgestoßen davon, dass Roche ihr persönliches Trauma, den Verlust der Brüder auf dem Weg zu ihrer Hochzeit, über das Buch zu verarbeiten sucht, denn an diesen Stellen "kübelt sie einfach nur ihren seelischen Müll vor dem Leser aus"


Der Roman zur Wertedebatte, RP Online

Philipp Holstein liest Schoßgebete als Parabel auf ein verunsichertes Bürgertum. "Die Hauptfiguren dieser Erzählungen aus der neuen Bürgerlichkeit sind von ihrer eigenen intellektuellen Dynamik desillusioniert." Bestätigt sieht er sich in dem Lärm, den die Veröffentlichung allerorten auslöst.


Trauerspiel statt Sexskandal, Stern

Carsten Heidböhmer meint, dass es in dem Buch nur vordergründig um Sex und Beziehungen geht, denn im Kern dreht sich alles, und zwar "zutiefst berührend" um den Tod:"Doch der Schatten des Vergangenen liegt schwer über diesem Buch, wie er auch über Charlotte Roches Leben liegt."


Hallo Charlotte, Emma

Alice Schwarzer, die im Buch wiederholt als eine Art "feministisches Über-Ich" erwähnt wird, schreibt einen offenen Brief an die Autorin."Eines allerdings wäre fatal: Wenn deine Leserinnen deine verruchte Heimatschnulze über Sex & Liebe für ein Rezept halten würden. Denn du hast nicht die Lösung, du hast das Problem.

Kommt alle zu mir auf die Couch, FAZ

Felicitas von Lovenberg findet Schoßgebete "reifer und anspruchsvoller" als Roches Erstling."Wer geglaubt hat, sie könne nur provozieren, aber nicht schreiben, wird staunen."


Die PornografInnen, Die Welt

Henryk M. Broder sieht Roche als Exhibitionistin, die angetreten ist,"um ihren voll versauten Fantasien freien Lauf zu lassen." Und er ist sicher: das ist auch gut so, "denn die Grenzen des Sagbaren und Darstellbaren müssen immer weiter gezogen werden, wie die Grenzen des Machbaren im Sport, in der Technik und allen anderen menschlichen Disziplinen."

Verlogenheit zwischen den Beinen, Süddeutsche Zeitung

Thomas Steinfeld fragt sich "warum sich, in einer weitgehend libertären Gesellschaft, immer noch so viele Energien auf die Sexualität werfen können" und sieht wenig mehr zur Schau gestellt als Prominenz: "Sie lebt von der Professionalisierung des Laienhaften, von der Lüge, dass einer, dem die Aufmerksamkeit der Massen gilt, nichts anderes sei als einer in der Masse, oder von dem ebenso idiotischen wie unterwürfigen Gedanken, dass einem berühmten Menschen, der öffentlich so tut, als wäre er gewöhnlich, mitsamt Familienleben, Verdauungsschwierigkeiten und Magenkrebskaffee, eine ganz besondere Bewunderung gebührt."

Beziehungsterroristin mit Stuhlwürmern, taz

Dirk Knipphals fühlt sich bei der Lektüre stellenweise an Elfriede Jelinek erinnert. Nachdem das Buch ihn zuerst bei seinen Erwartungshaltungen abholte, die er dank "Feuchtgebiete" und dessen "Fetisch-Charakter" hatte, ist er dann von den traumatischen Ereignissen in der Mitte erschlagen."Sie kriegt das schwere Zeichen auf den letzten hundert Seiten nicht wieder eingefangen."

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Geschrieben von

Sarah Rudolph

neugierig, laut, wirr. // chaotic as usual

Sarah Rudolph

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