Ein posthumes Interview mit Kim Jong-il

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Zum 100. Geburtstag des nordkoreanischen Staatsgründers und «ewigen Präsidenten» Kim Il Sung hier noch einmal das exklusive, posthume Interview von Theatrum Mundi mit seinem Sohn über die Familie Kim.

TM: Sehr geehrter Herr Kim, schön, dass es endlich mit dem Interview geklappt hat. Zu Lebzeiten konnten wir Sie nie zu einem solchen Auftritt gewinnen. Vielen Dank schon einmal, dass Sie sich die Zeit nun genommen haben.

Kim: Bitte, Bitte. Ich bin gerne hier in Deutschland, dem Land mit der großen sozialistischen Vergangenheit. Sie müssen verstehen, dass ich zuvor keine Zeit hatte, um mich um solche Dinge zu kümmern. Ich musste ja mein eigenes, auserwähltes Land in eine glorreiche Zukunft führen. Und das verlangt einfach den vollen körperlichen und zeitlichen Einsatz.

TM: Fangen wir in Ihrer Kindheit an – es war doch sicher schwer einem solch erfolgreichen Vater gerecht zu werden. Der Druck in der Schule und auf der Universität muss immens gewesen sein.

Kim: Nun ja, so schlimm war es nicht. Meine Kindheit und Jugend waren sehr erfüllt. Mein Vater hat dafür gesorgt, dass ich nie Hindernisse im Leben hatte. So eine Familiendynastie hat eben auch Vorteile. Druck habe ich erst später gespürt. 1977 bin ich bei meinem Vater in Ungnade gefallen, weil ich seine goldene Lieblings-Rolex verloren habe. Erst ab 1994 konnte ich dann wieder ganz befreit aufspielen – als er tot war.

TM: Von Ihrem Volk wurden Sie der “liebe Führer” genannt. Ihre Beliebtheitswerte sollen astronomische Höhen erreicht haben. Nach Ihrem Tod weinten Millionen Menschen öffentlich um Sie. Wie haben Sie das geschafft?

Kim: Das Volk hat einfach gespürt, dass ich immer nur sein Wohl im Blick hatte. Anders als in Demokratien, wo Partikularinteressen das Gemeinwohl zerstören, konnte ich den Staat so ausrichten, dass er einzig für das Volk da ist. Nicht umsonst habe ich selbst in armutsähnlichen Verhältnissen gelebt und annähernd mein gesamtes Vermögen gespendet.

TM: Auf der anderen Seite werden Ihnen eine „grausame und unterdrückerische Herrschaft“ und „massive Menschenrechtsverletzungen“ vorgeworfen. Wie stehen Sie zu solchen Anschuldigungen?

Kim: Ich denke meine Beliebtheitswerte sprechen ihre eigene Sprache. Oder hätten die Menschen sonst so um mich getrauert? Ein paar Straflager sind in jedem Staat nötig. Ich würde sie auch eher mit Gefängnissen in ihrem Land vergleichen. Sie sind für Verbrecher gemacht. Gute Bürger haben mit ihnen nichts zu tun.

TM: Kommen wir von der Innenpolitik zur Außenpolitik – Sie haben Ihr Land mit einer strikten Abschottungspolitik völlig isoliert. Wie soll so eine glorreiche Zukunft möglich sein?

Kim: Ich würde nicht von Isolation sprechen. Nordkorea hat viele gute Freunde auf der Welt. Die Volksrepublik China und Russland zum Beispiel stehen uns immer bei. Man muss ja auch nicht mit jedem befreundet sein. Ich habe immer für eine wertorientierte Außenpolitik gestanden. Es gibt eben nicht mehr so viele Idealisten auf der Welt.

TM: Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft – Was erwarten Sie von Ihrem Sohn, Ihrem Nachfolger?

Kim: Nachdem ich meinen Sohn mit meiner unendlichen väterlichen Güte erzogen habe, erwarte ich von ihm, dass er diese Güte auch seinem Volk schenkt. Aber viel besser als ich kann er es ja fast nicht mehr machen.

TM: Herr Kim, wir danken Ihnen für das Interview.

Das Interview führte für Theatrum Mundi unser Mitarbeiter Robert Klausewitz.


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Geschrieben von

MisterManta

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