Schrei! Lass alles raus

Affekte Gefühlslotung ist en vogue. Liebe und Hass etwa werden ausgiebig öffentlich diskutiert. Neuerdings boomt auch die Zornforschung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2017

Akademie und öffentliche Debatten scheinen gefühlig geworden zu sein in letzter Zeit, vielleicht sogar gefühlsduselig. Emotionen: Von finanziell großzügig geförderten Drittmittelprojekten, die die „Sprache“ unserer Gefühle lesen und sprechen lernen wollen – hier wirkten schon einmal die universitären Königskinder Geistes- und Naturwissenschaften zusammen –, bis zu den aufschlussreichen kulturhermeneutischen Untersuchungen der israelischen Soziologin Eva Illouz, die uns erklärt, wie emotionaler Kapitalismus dazu führte, dass uns die Liebe wehtut, drängen Positionen ins feuilletonistisch-akademische Rampenlicht, die das, was nicht nur auf Rationalität gründet, nicht einfach links liegen lassen wolle