Unterscheiden üben

Notiert/Presseschau Drei aktuelle Meinungsbeiträge beleben die Corona-Debatte.

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Auch 14 Monate nach Beginn der Corona-Krise ist es so, dass schwere Verläufe von Covid-19 bei Kindern eine "extreme Seltenheit" sind. Auch ist festzustellen Stand April 2021 , dass Kinder und Jugendliche nur äußerst selten über Langzeitbeschwerden („Long Covid“) klagen. Darauf hat der Infektiologe Johannes Hübner (Universität München) bei ZDFheute hingewiesen. Auch gebe es weiterhin keinerlei Belege, dass Kinder ansteckender seien. Hübner stellt die Frage, ob es Sinn macht Kinder „fremdnützig zu impfen“.

Denn weil Kinder kaum schwere Verläufe haben, nützt die Impfung ihnen selbst wohl wenig.

(Link zum Artikel)

Debattenkultur?

Im Freitag wird in einem klugen sachlichen Beitrag gefragt, wie viel Numerokratie sich eine Demokratie eigentlich leisten kann. Vor allem die Art und Weise, mit der eine freie Meinungsäußerung in vielen Diskussionen schnell diskreditiert wird, sei hoch befremdlich. „Es sollte auch während einer Pandemie möglich sein, sachlich und auch emotional Kritik an kritikwürdigen Entscheidungen, Maßnahmen, Gesetzen und Verfahrensweisen sowie Sorgen über deren Folgen zu äußern.“ Zugleich wird an den Umstand erinnert, dass der „zweite Lockdown eigentlich den November über gelten sollte, und jetzt ist bald Mai.“

Die Alarmstimmung, die in dem Land seit über einem Jahr herrscht, erschwert eine differenzierte Auseinandersetzung“ (Link zum Artikel)

Was ist Inzidenz?

Und im Deutschlandfunk thematisiert der Medizinjournalist Christoph Specht die sogenannte Inzidenz: „Wir reden ja immer von der Inzidenz, vorher hat kein Mensch gewusst, was das eigentlich ist, und ich sage Ihnen, auch heute weiß es eigentlich noch keiner, weil wir verwenden diesen Begriff falsch. Wir nennen Inzidenz, was in Wirklichkeit eine Melderate ist.“ Beim jetzigen Inzidenzwert sei viel vom Zufall abhängig, stattdessen „hätten wir einfach eine Kohorte, eine Stichprobe wie bei einer Wahlvorhersage bilden müssen und die regelmäßig testen, egal was da kommt, dann hätten wir hochgerechnet ein Bild, was in der Bevölkerung wirklich stattfindet.“

Auch einen Effekt von Ausgangssperren sieht der ausgebildete Arzt nur eingeschränkt: Aktuelle Studien z.B. der Uni Gießen bezweifeln deren Nutzen ebenso wie den wirklichen Aussagewert der Inzidenz.

ich weiß auch von den Wissenschaftlern – die sind ja zum Teil sehr versiert beim RKI –, natürlich auch genau wissen, dass das eigentlich keine Inzidenz ist. Es ist der Versuch einer Näherung, aber wenn Sie überlegen, welche Maßnahmen wir darauf fußen, und zwar wirklich nur auf dieser Zahl, auch jetzt gerade wieder mit unserer sogenannten 100er-Inzidenz, dann ist das doch bedenklich, denn in anderen Bereichen der Wissenschaft, da sagen wir ja auch, dass man so nicht arbeiten kann. Und hier vergessen wir jetzt alle diese Definition, alle diese Regeln, das ist sicher nicht gut.“ (Link zum Artikel)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

m.schuetz

Hobby-Intellektueller, angehender Humorist, (jetzt auch Spaßblogger, Aktivist und Bürgerrechtler), twittert hier nicht

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