Alles unter Kontrolle!

Infektionsschutzgesetz Die ungute Sehnsucht nach schnellen Lösungen in Zeiten einer Pandemie

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Beitrag zum Kommentar von Sebastian Puschner zum Infektionsschutzgesetz.

Cartoon

Nach fast über einem Jahr Corona samt Lockdown habe ich mich gewundert, überhaupt noch etwas zu lesen, was von der derzeitigen Führung eine etwas differenzierte Herangehensweise an die Pandemie fordert. Meine eigene Einschätzung der Lage erscheint mir immer mehr wie ein Raumschiff, das von den täglichen Berichten,- wie die Bürger dieses Landes die Politik, den Lockdown, das Virus insgesamt angeblich einschätzen, - abdriftet in ein weit entlegenes Paralleluniversum:

Die Menschen seien insgesamt sehr zufrieden mit den Maßnahmen aus Politik und Wissenschaft. Im Grunde würden viele insgeheim sogar mit noch härteren Maßnahmen sympathisieren. Der Ruf nach einem Dauerlockdown wird laut, für die Wirtschaft und im Privaten sowieso… es gäbe da noch Luft nach oben!

Um ehrlich zu sein, ich weiß nicht, wo die Journalisten unserer Tage diese Informationen herbekommen, aber in meinem gesamten privaten Umfeld liegen die Nerven blank. Eltern, die im Homeoffice und Homeschooling festsitzen. Rentner, die zu Hause schmoren, oder noch schlimmer, in den Altenheimen abgeriegelt und „beschützt“ in der Einsamkeit dümpeln. Menschen, die in den Bereichen der Gastronomie, des Tourismus und der Kultur ums finanzielle Überleben kämpfen. Und sehr viele Menschen, die aufgrund des Lockdowns gesundheitliche Probleme bekommen, - körperlich, geistig und vor allem seelisch.

Allein in meinem privaten Umfeld starben im Jahr 2020 drei Menschen. Nicht an Covid19, sondern an den Folgen des aufgrund der Pandemie verhängten Lockdowns: An Stress, Depression und an versäumten Vorsorgeuntersuchungen. Ein vierter Todesfall hat sich soeben ereignet, weil die notwendige Krebsvorsorge unterlassen wurde.

Das ist harter Tobak.

Und nein, ich bin keine Verschwörungstheoretikerin, noch leugne ich das Corona Virus auf irgendeine Art und Weise. Aber bei allem Respekt: Ich lehne es ab, so zu tun, als wäre Corona die einzig ernstzunehmende Krankheit, die jede andere Art von Problemen in den Schatten stellt.

Wir befinden uns in einer hochdifferenzierten Welt, wo wir es mit hochdifferenzierten Problemen zu tun haben. Jetzt wieder auf preußische Manier mit dem Säbel zu rasseln, um einen Virus zu bekämpfen, ist meiner Ansicht ein Rückschritt in die Vergangenheit. Im Mittelalter gab es Menschen, die aus lauter Angst vor der Pest ganze Dörfer und Landstriche in Schutt und Asche gelegt haben. Sicher, der Pestvirus war danach erledigt, die Menschen aber auch…

Die Maßnahmen eines nicht endend wollenden Lockdowns, ob tagsüber oder nachts, sind für mich ebenso verheerend: Existenzen werden vernichtet, die Wirtschaft ausgeblutet, Grundrechte werden ausgehebelt und an die Gewalt, die sich unter deutschen Dächern abspielt, weil die Menschen z. T. auf engstem Raum über Monate hinweg zusammengepfercht leben, will ich gar nicht erst denken (die Traumatisierung von Kindern, Frauen und Männern wird eine Rechnung sein, die man und noch vorlegen wird, die aber vermutlich die nächste Generation zu zahlen hat).

Verstehen kann ich also das Management dieser Pandemie nicht wirklich. In einer globalisierten Welt so zu tun, als könnte man ein Virus so lange aussperren und die Menschen so lange einsperren, bis kein Virus mehr vorhanden ist - #zero covid, -dagegen sträubt sich mein Verstand. Gleichwohl ist es aber genau das, was offenbar von den Virologen gefordert und von der Politik herbeigesehnt wird: Mit dem Vorschlaghammer durch aerosolgeschwängerte Gassen zu wandern und für Ordnung zu sorgen, damit man irgendwann wieder sicher durch deutsche Straßen gehen kann. Ungute Erinnerung werden gerade in mir wach.

Jedenfalls befinden wir uns bei der Virusjagt, bei der Angstverbreitung und bei den favorisierten Maßnahmen global gesehen in bester Gesellschaft: Panik und Pandemie liegen nämlich etymologisch nicht so weit auseinander, wie wir es gerne hätten und in Krisenzeiten will niemand gerne auf dem schwarzen Peter sitzen bleiben, sodass Aktionismus hoch im Kurs steht.

Wenn die Dinge für mich zu widersprüchlich werden, verlasse ich die Regionen des Intellekts und werde visuell. Der Cartoon „Alles unter Kontrolle!“ ist mein Beitrag die Absurdität unserer Tage in Worte zu fassen.

Humor, als Spiegel in Zeiten einer Pandemie…

mit herzlichen Grüßen aus Heidelberg

Karin Mulawa

www.art-bleu.de

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Mulawa Cartoon Art

Freie Künstlerin - Kreativität auf der Basis von Kunst, Literatur, gesundem Menschenverstand und innerem Erleben

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