Impfstoff-Tod

VLA2001 EU-Kommission lässt offensichtlich europäischen Totimpfstoff sterben

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Viele Menschen haben darauf gewartet. Schätzungen hierzulande gehen davon aus, dass etwa die Hälfte der bislang noch nicht mit einem der bedingt zugelassenen (auf mRNA-, Vektor- oder Proteinbasis beruhenden) Covid-Impfstoffe Geimpften sich aber sehr wohl doch noch mit einem klassischen Totimpfstoff impfen lassen würde.

Der österreichisch-französische Impfstoffspezialist Valenva hat einen solchen in der Pipeline, Name: VLA2001. Die Zulassung durch die EMA wurde für spätestens Anfang des zweiten Quartals 2022 erwartet, die Phase I – III-Studien und das rollierende EMA-Prüfungsverfahren dazu verliefen ohne Probleme und bis dato erfolgreich. In Bahrein, in UK und inzwischen auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der Impfstoff bereits zugelassen.

Gestern (16. Mai) nun teilte die EU-Kommission dem Unternehmen mit, dass sie beabsichtigt, den Vorvertrag über die Lieferung des Impfstoffs zu kündigen. Als Grund hierfür wird die bislang nicht erteilte Zulassung des Impfstoffs durch die EMA angegeben. Kurz davor wurde auch bekannt, dass die EMA das Unternehmen mit immer neuen Fragekatalogen konfrontierte (zuletzt am 25. April) und sich dadurch die beabsichtigte Zulassung, welche bis spätestens 30. April d.J. erfolgen sollte, immer weiter verzögerte.

Valneva hat nun noch eine Galgenfrist bis Mitte Juni, um die von der EMA zugestellten Fragelisten zur Zufriedenheit der Agentur zu beantworten. Sollte diese Frist ergebnislos verstreichen, will Valneva dennoch mit einzelnen EU-Mitgliedsstaaten über eine Lieferung des Impfstoffs verhandeln, da es entsprechende Anfragen gäbe, erklärte Valneva-Chef Thomas Lingelbach in einer Stellungnahme zu den aktuellen Ereignissen.

Valneva ist ein relativ kleines Unternehmen, in dessen Hintergrund kein Pharmariese oder eine Regierung mit Taschen voller Geld steht. Aufgrund der jetzt entstandenen Situation ist auch der Börsenkurs Valnevas stark eingebrochen.

Dass sich damit die Hoffnung Vieler, die auf einen klassischen Totimpfstoff gegen Covid warten, zerschlagen könnte, steht hierbei aber noch einmal auf einem anderen Blatt.

UPDATE 28. Juni 2022:

Der klassische Totimpfstoff von Valneva, VLA2001 ("VLA2001 ist der einzige inaktivierte, adjuvantierte COVID-19-Ganzvirusimpfstoff, der in Europa für die Erstimpfung von Menschen im Alter von 18 bis 50 Jahren zugelassen ist."), wurde nun doch noch in der EU zugelassen.

Allerdings hatte die EU vor etwa einem Monat ihre ursprüngliche Bestellung von 60 Millionen Dosen des Impstoffs storniert. Von einer neuerlichen Bestellung ist bislang nichts bekannt geworden.

Es ist darüber hinaus auch unklar, warum dieser Impfstoff nicht auch für über 50-Jährige zugelassen wurde.

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